Mehr Lohn gefordert - Verdi ruft Erzieher in Berliner Kitas am Donnerstag zu Streik auf

Di 31.10.23 | 12:56 Uhr
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Symbolbild: Teilnehmer der zentralen Kundgebung der Gewerkschaft ver.di (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: rbb 88,8 | 31.10.2023 | Michael Ernst | Bild: dpa/Paul Zinken

Das Personal von Berliner Kitas ist am kommenden Donnerstag zum Warnstreik aufgerufen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi forderte die Beschäftigten im öffentlichen Dienst dazu auf, zur Kundgebung vor dem Kongress-Hotel nach Potsdam zu kommen, wie Gewerkschaftssprecher Kalle Kunkel dem rbb am Dienstag sagte.

Die Gewerkschaft rechnet mit einer hohen Streikbeteiligung und einer Schließung von Einrichtungen.

Letzte Tarifrunde blieb ergebnislos

Hintergrund des Streiks ist die laufende Tarifrunde für den öffentlichen Dienst der Länder. Die erste Verhandlungsrunde am vergangenen Donnerstag war ergebnislos geblieben. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Für Berlin fordert die Gewerkschaft zudem eine Stadtstaatenzulage von 300 Euro und eine Steigerung der Ausbildungsvergütung um mindestens 200 Euro pro Monat.

Während Kitas in anderen Bundesländern den Kommunen unterstehen, für die bereits eine Tarifvereinbarung geschlossen wurde, gehören die Eigenbetriebe in Berlin dem Land an.

Die Tarifgemeinschaft der Länder verweist laut Verdi dagegen auf die angespannte Haushaltslage und die damit eingeengten finanziellen Spielräume. "Der Personalmangel in den Kitas führt dazu, dass wir unserem pädagogischen Auftrag nicht mehr gerecht werden können", sagte dagegen Kita-Leiterin Martina Breitmann. "Um mehr Personal zu gewinnen, brauchen wir jetzt eine deutliche Aufwertung des Berufs. Dafür streiken wir am 2.11."

Sendung: rbb 88,8, 31.10.2023, 9:50 Uhr

30 Kommentare

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  1. 30.

    Für Bildung geben die Länder am wenigsten aus. Also....viel Potential. Selbst Amerika liegt im Verhältnis zum BiP weit über Deutschland.

  2. 29.

    Für mich steht vor allem auch die Frage nach der Finanzierung im Raum. Von den gestiegenen Kosten sind ja bekanntlich nicht nur die Arbeitnehmer betroffen, sondern eben auch die Arbeitgeber - seien es nun gestiegene Stromkosten, höhere Lebensmittelpreise oder auch im Hinblick auf sonstige Anschaffungen, die ja auch weiterhin getätigt werden müssen. Ich halte den Ansatz, stets die Arbeitgeberseite dafür verantwortlich zu machen, dass die Menschen finanziell gut gestellt sind, für viel zu einseitig gedacht. Schließlich macht man so die Arbeitgeber allein zum Sündenbock, wenn es darum geht, staatliche Verfehlungen auszugleichen.

  3. 28.

    Zum Thema Blödsinn sollte man sich dann aber auch die Frage stellen, wie man darauf kommt, dass diese Berufsgruppe die meisten Steuern zahlt? Das bedeutet im Umkehrschluss dann ja auch, dass Erziehende in diesem Land am meisten verdienen, was die genannten Gehaltsverhandlungen dann ja ad absurdum führen würde.
    Und auch die These, dass es eben jene Berufsgruppe ist, die unsere Gesellschaft aufrechterhält, finde ich doch mehr als gewagt. Zumal ich meinerseits nicht gelesen habe, dass über Erziehende im Allgemeinen schlecht gesprochen wird, sondern lediglich die Forderung nach einem höheren Gehalt in Frage gestellt wird. Eine solche Meinung zu äußern halte ich für durchaus legitim. Wie gesagt, ich als Mutter erkenne die Wichtigkeit dieses Berufes mehr als an und bin auch allen dankbar, die diesen ausüben, aber letztlich sollte jeder Job als wichtig erachtet werden, da jeder Arbeitende einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leistet.

  4. 26.

    Ich finde es auch sehr schade dass nicht für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt werden kann. Denn diese hätte der Beruf dringend nötig um mehr Fachkräfte zu bekommen. Und ganz dringend nötig, damit nicht noch diejenigen die diesen Beruf ausüben in einen anderen Beruf flüchten. Was ich gut nachvollziehen kann.
    Aber auch der der finanzielle Bereich ist dringend nötig. Da wir nicht vergessen dürfen dass es die letzten zwei Jahren faktisch "Lohnkürzungen" gab und jeder Erzieher schließlich weniger verdient.

    Ich kann einige Kommentare hier nicht ganz nachvollziehen. Insbesondere von Reinhard.
    Wieviel Frust muss ein Mensch nur in sich tragen um so einen Blödsinn von sich zu geben.
    Wir sprechen hier von der Berufsgruppe die unser Land aufrecht hält und am meisten Steuern bezahlt.
    Daran dürfen wir nicht sparen!!!
    Es ist eben wichtig dass die Eltern auf die Barrikaden gehen. Damit der Senat Handlungsbedarf spürt.
    Sonst wird sich nie etwas ändern.

  5. 25.

    Der Artikel ist vom RBB nicht besonders gut recherchiert. Es ruft nicht nur die Verdi sondern auch die GEW auf. Und aufgerufen sind nicht nur die Erzieher in den Kitas sondern alle Mitarbeiter im Sozial- und Erziehungsdienst im Geltungsbereich des TVL in Berlin.

    Und ja ich bin auch der Meinung, dass Erzieher ähnlich oder sogar genauso bezahlt werden sollten wie Lehrkräfte an Grundschulen. Dies trifft insbesondere auf die vielen Erzieher an Grundschulen zu. Vielen Leuten ist doch gar nicht bekannt, dass an vielen Grundschulen in Berlin fast identisch viele Erzieher wie Lehrkräfte arbeiten. Die machen häufig den gleichen Job wie die Lehrkräfte und sind nicht häufig schon um 12 Uhr aus dem Haus, sondern täglich bis 16 Uhr.

  6. 24.

    Zum Glück erfahre ich als Erzieherin und Leiterin einer Kita von den Eltern viel Solidarität (anders als hier in den Kommentaren). Unser Beruf ist anstrengend. Neben der Betreuung der Kinder ist vieles andere zu erledigen (Putzen, Elterngespräche, Kommunikation mit Schulen oder Therapeuten, Beobachtung, Sprachlerntagebuch, Lerngeschichten, etc.). Dafür bräuchte ich persönlich nicht mehr Geld (glücklicherweise habe ich eine günstige Wohnung und kein Auto) sondern lieber mehr Personal, um mehr Zeit für all diese wichtigen Dinge zu haben. Leider sieht das Streikrecht nicht vor für mehr Personal oder andere Verbesserungen streiken gehen zu dürfen; einzig bei Tarifverhandlungen ist dies gestattet.
    Mit den Eltern zusammen hoffe ich, dass es schnell zu einer guten Einigung kommt. Vielleicht lockt das ja auch mehr Personal in die Kitas. Denn so sehr ich auch Streiks mag, bei Nieselregen, Schnee und Kälte bin ich doch lieber in der Kita als auf der Straße.

  7. 23.

    Erzieher müssten eigentlich genau so viel verdienen wie Grundschullehrer denn die KiTa ist eine Bildungseinrichtung…
    In anderen Ländern ist das schon lange so !!
    Mehr Respekt vor diesem anspruchsvollen Beruf ist überfällig!!
    Und bitte auch Tarif- Bindung -denn die gibt es in Berlin leider bei den wenigsten KiTas!!!

  8. 22.

    Ich sehe es ähnlich wie einige hier. Erziehende müssen sicherlich gerecht für ihre Arbeit entlohnt werden, aber ebenso all die anderen Arbeitenden, die dafür Sorge leisten, dass der Kita-Alltag reibungslos funktioniert. Und insbesondere bei diesen Leuten wird nie über eine Gehaltserhöhung gesprochen. Prämien werden auch lediglich für pädagogisches Personal zur Verfügung gestellt. Nicht aber für all die anderen wichtigen Menschen, ohne die der Kita-Alltag undenkbar wäre. Ich bin der Meinung, man müsse hier ansetzen und nicht die bereits mehr als angemessenen Gehälter der Erziehenden stets erhöhen. Was genau solche bekommen, wurde bereits in den Kommentaren geschrieben und für mich ist das eine völlig angemessene Vergütung. Zudem bin ich als Mutter ebenfalls der Meinung, dass es im Kita-Leben vor allem um die Interaktion zwischen den Kindern geht. Wenn ich teilweise sehe, wie viele Erziehende auf eine kleine Gruppe Kinder aufpasst, frage ich mich schon, ob das nicht zu viel des Guten ist

  9. 21.

    Höhere Löhne bedeuten höhere Kosten. Steuergelder fallen nicht vom Himmel. Letztlich müssen die Mehrkosten aus dem gleichen Bereich gegenfinanziert werden. Also keine kostenfreie Kinderbetreuung mehr und alle Zuschüsse für Träger massiv kürzen.

    Geld, dass man ausgibt, muss an anderer Stelle im Bildungsressort eingespart werden.

    Hier gibt's bisher nicht einen zulässigen und machbaren Vorschlag zur Gegenfinanzierung.

  10. 20.

    In einem Punkt stimme ich Ihnen zu: Jeder Berufstätige hat angemessenen Respekt verdient. Auch meinen Kindern habe ich das beigebracht. Um so mehr schockiert mich, wie wenig Respekt Sie der Berufsgruppe der Erzieherinnen entgegenbringen. Die Arbeit mit Kindern ist herausfordernd und sie ist (ich kenne es aus dem schulischen Bereich) durch gesellschaftliche Entwicklungen schwieriger als noch vor zehn Jahren. Schlagen Sie dem Träger doch vor, auch die anderen Mitarbeiter besser zu bezahlen.

  11. 19.

    Ich verstehe die Forderung, Erziehende in Einrichtungen angemessen zu bezahlen, Nur trifft der Streik die Eltern. Nach Lock downs und regulären Kita-Schliessungen nun ein Streik. Aus meiner Sicht sehr kurzfristig. Grosseltern arbeiten häufig selber noch und können nicht einspringen. Vermutlich sollten die frustrierten Eltern ihre Kinder besser bei der Finanzverwaltung oder wer sonst Verhandlungsgegner von Verdi ist, vorbeibringen, um ihrem Arbeitsrechtsverhältnis nachgehen zu können.

  12. 18.

    Ich lese hier viele interessante Sachen, aber mir würde schon interessieren was bekommt heute eine Erzieherin in Vollzeit für ein Gehalt. Erst dann kann man darüber reden alles andere ist wilde Spekulation. Übrigens die Oma oder der Opa wo die Kindersicherung immer aufhalten wenn die Kita zu hat bekommen nächstes Jahr 3,5 Prozent weil Gewerkschaften immer mehr auf Sonderzahlungen gehen. Die nicht in meine Rente geschweige die der Kinder eingeht.

  13. 17.

    Weniger Studenten, Numerus clausus rauf. Zu viele flüchten vor der Arbeitswelt ins Studium. Wir brauchen Berufsausbildungen, Facharbeiter und Erzieher. Keinen 100.000 Gamedesigner oder Mediengestalter für bunte Bilder.
    Wenn ich so Sätze erinnere wie vor einiger Zeit in einer Abendschau, dass Jugendliche alles Recht hätten sich nach dem Schulabschluss erst mal eine Pause zu gönnen, dann braucht sich niemand mehr über den Verfall der Werte zu wundern.

  14. 16.

    Der Wettbewerb um Erzieher/innen treibt schon jetzt wilde Blüten. Kostenübernahme für den Umzug, den Führerschein, Hilfe bei der Wohnungssuche. Kann nicht jede Kita aus eigener Tasche leisten.
    Eine Erhöhung der Gehälter ist schon lange überfällig, ebenso wie eine bessere Wertschätzung des Berufs. Ohne die engagierten Fachkräfte, könnte die Politik ihre Förderprogramme ersatzlos streichen.

  15. 15.

    Ich kenne mich ganz genau aus , denn ich arbeite bei einem Kitatraeger und weiss genau was abläuft. Genau deshalb schreibe ich genau diese Zeilen. Die Erzieher fühlen sich permanent überfordert und lassen sich dann krankschreiben. Und dann ist wieder zu wenig Personal. Halt ein Kreislauf. Und zum Anderen was ist mit dem Nichtpädagischen Personal wie Küchenkräfte, Reinigumgskräfte, etc. Ob diese Gehälter erhöht werden interessiert auch keinen Erzieher. Und diese Anerkennung sollten die Erzieher auch den Kindern beibringen. Egal welchen Job ein Mensch ausübt, alle Berufe sind gleich wertvoll und werden in der Gesellschaft gebraucht. Aber in der heutigen Zeit interessieren nur noch die Erzieher.

  16. 14.

    Sie kennen die aktuellen Bedingungen nicht. Merkt man an Ihren Ausführungen.

  17. 13.

    Ja, hätte, könnte, sollte. Fakt ist, die Kitas und Schulen MÜSSEN letztendlich auffangen, was im Elternhaus schief gelaufen ist. Und dafür möchte ich gut bezahlte ErzieherInnen, mit mindestens zumutbaren Arbeitsbedingungen...

  18. 12.

    Guten Abend Marcus, ich kann Ihnen da nicht so ganz folgen. Meine These ist immer noch das die Hauptverantwortung der Erziehung bei den Eltern liegt und der Kindergarten sollte zum Interagieren mit anderen Kindern sein. Der Sinn kann doch nicht sein von lauter Erziehern umzingelt zu sein und mit Angeboten totgeschlagen zu werden. Die Kinder sollen spielen und spielerisch lernen. Funktioniert aber heutzutage nicht mehr, weil die Erzieher ja eher damit beschäftigt sind, sich darüber aufzuregen wie schlecht sie bezahlt werden und wie schlecht die Bedingungen sind. Ich bin froh das meine Kinder nicht mehr in die Kita gehen. Ich kenne es nicht das sich Erzieher bei den Eltern ständig über die Bedingungen beschweren.
    Wenn meine Kinder aus dem Kindergarten kam, waren sie zufrieden und glücklich, hatten mit ihren Freunden gespielt und gegessen. Eine Stunde am Tag war Beschäftigung und das bei 1 Erzieherin für 12 Kinder. Warum ging das denn?

  19. 11.

    Sehr geehrter Herr Reinhard,
    Leider bleibt nur die Möglichkeit des Geldes. Gerne würde ich für bessere Rahmenbedingungen auf die Straße gehen, nur gibt es nicht genügend Menschen die diesen Beruf wählen. Ich denke man muss hier auch endlich mal perspektivisch denken. Auf soziales Versagen in der Gesellschaft reagiert man nur noch (jugendknast und Co.), anstatt endlich mal präventiv zu handeln. Die ersten drei lenbensjahre sind so prägend für die weitere Entwicklung der kinder (bspw gesellschaftsfähig zu werden, sie sind die Zukunft und darin sollte investiert werden. Was die anderen Berufsgruppen angeht, bin voll bei Ihnen, aber man sollte nicht das eine Übel gegen das andere ausspielen.

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