Städtische Eigenbetriebe - Neuer Kita-Streik in Berlin am kommenden Donnerstag

Fr 14.06.24 | 15:40 Uhr
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Symbolbild: Ein Betreuerin läuft mit mehreren Kleinkindern über einen Bürgersteig. (Quelle: dpa/Kneffel)
Audio: rbb 88.8 | 14.06.2024 | Ricardo Westphal | Bild: dpa/Kneffel

Verdi will auch in der kommenden Woche Berliner Kitas in kommunaler Hand bestreiken. Die Gewerkschaft fordert bessere Betreuungsschlüssel und mehr Fachkräfte. Viele Eltern könnte es hart treffen: Parallel streiken auch die Lehrer.

Die Gewerkschaft Verdi setzt ihre Warnstreiks für bessere Arbeitsbedingungen an Kitas in der kommenden Woche fort. Für Donnerstag (20. Juni) rief sie zu einer neuen Arbeitsniederlegung in den 282 kommunalen Kitas auf. Dort betreuen etwa 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte rund 35.000 Kinder. Geplant ist auch eine Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus.

Verdi dementierte damit Gerüchte, wonach erneut mehrere Tage oder sogar die ganze Woche gestreikt werden sollte. Streiks, insbesondere über mehrere Tage, würden frühzeitig angekündigt, damit sich Eltern darauf vorbereiten können, hieß es. Zuvor hatte mindestens eine Kita die Eltern darüber informiert, dass "in der kommenden Woche durchgängig gestreikt werden" könnte.

Verdi fordert kleinere Gruppen und bessere Ausbildung

Bereits in dieser wurden die kommunalen Kitas in Berlin für drei Tage bestreikt, in der Woche davor gab es einen Warnstreik. Die Einrichtungen der kommunalen Eigenbetriebe machen etwa ein Zehntel aller Berliner Kitas aus. Laut Verdi beteiligten sich zuletzt etwa 3.000 Beschäftigte am Ausstand. Etliche Kitas schlossen komplett. Viele Eltern mussten sich Alternativen überlegen - das gilt nun auch für kommenden Donnerstag.

Verdi wie auch die Gewerkschaft GEW fordern einen Tarifvertrag, der die pädagogische Qualität in den vielfach von Personalmangel geprägten kommunalen Kitas sichert und Entlastung schafft. Unter anderem sollen dort Regelungen zur Gruppengröße, zum Ausgleich von Belastungen und für eine bessere Ausbildung festgehalten werden. Der Berliner Senat verweist darauf, dass Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) sei und hier keinen Alleingang vollziehen könne.

Neben Kita-Warnstreik auch Ausstand an Berliner Schulen

In Berlin gibt es laut Bildungsverwaltung rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Etwa 165.000 Kinder werden dort betreut.

Parallel zum Warnstreik an den kommunalen Kitas in Berlin soll am Donnerstag auch wieder an den Schulen der Hauptstadt gestreikt werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will damit ihrer Forderung nach kleineren Klassen Nachdruck verleihen.

Der Senat lehnt in beiden Fällen Gespräche bisher ab und verweist darauf, dass Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft deutscher Länder sei und deshalb keinen Alleingang vollziehen könne.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.06.2024, 09.00 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Liebe Reja, es gibt kein vorher ansetzen mehr, weil bereits diverse "Vorhers" probiert wurden. UND der reale Vor-Ort-Personalschlüssel ist ja eben Teil der Forderungen von Verdi - es kann nicht sein, das akut abwesende Erzieher eingerechnet werden oder genauso schlimm Auszubildende ab Start! Eine Auszubildende, jeder weiss, dass sie selbst noch Anleitung brauchen usw. Ich habe mir die Berechnungen von unserer Kita-Leitung erklären lassen und bin entsetzt, so könnte kein normaler Betrieb der zB eine stabile qualitative Produktion sicherstellen muss, arbeiten!

    Es gibt die Elterninitiative "Einhorn sucht Bildung", die hat vor einem Jahr eine Postkartenaktion ggü der Bildungssenatorin gestartet, es gab eine Petition mit 32.000 Unterschriften und auch Verdi hat bereits einiges versucht um sich Gehör zu verschaffen. Es hat nichts gebracht, die Statistiken zum Zustand der Fachkräfte werden immer schlimmer. Streik ist das allerletzte Mittel - aber offensichtlich das einzige was gehört wird.

  2. 20.

    Bedenkt bitte das Erzieher nicht nur in Kitas tätig sind,
    Nein auch an den Grundschulen leisten sie ihren Beitrag zur Gesellschaft ..

  3. 19.

    @Nancy: Kita sollte kein Aufbewahrungsort sein und ich kann mir nicht vorstellen das es in Ihrem Interesse liegt, das Ihr Kind von Pädagogen betreut wird, die schon lange an ihre Grenzen kommen weil das System so nicht mehr funktioniert. Immer größere Gruppen, immer weniger Personal, immer höhere Anforderungen. Ihnen ist schon bewusst was das am Ende bedeutet oder? Wir Pädagogen arbeiten am absoluten Limit und können kaum noch eine qualitative Arbeit am Kind leisten!

  4. 18.

    Ich denke, man sollte einen Schritt vorher ansetzen, in dem man für eine realistische Berechnung des Erzieherschlüssels eintritt, ergo Dauerkranke und andere nicht betreuende Erzieherzeiten rausrechnet Vielleicht steigert die dann fehlende Refinanzierung das Interesse an der Gesundheit der Erzieher. Kehrseite der Medaille wäre natürlich, dass es weniger Plätze gäbe und deren Verteilung rückt wieder in den Fokus. Dauerkranke zählen wohl noch 1,5 Jahre mit.

  5. 17.

    Ich habe als Erzieherin Teilzeit gearbeitet.
    Doch selbst das hat mich nicht davor bewahrt, den Job aufgeben, besser gesagt hinschmeissen, zu müssen.
    Wenn dauerhaft nur die Hälfte des Personals oder weniger da ist, dann geht man kaputt.

    Ich rede hier gar nicht mehr von einem Bildungsauftrag. Da geht es dann nur noch darum, den Tag zu überstehen.

    Natürlich haben meine ehemaligen Kolleginnen nun noch mehr Stress (Ersatz gibt es ja nicht, will ja keiner machen), aber ich konnte nicht mehr und war komplett nervlich am Ende.

  6. 16.

    Soso - das erwarten Sie.
    Ist ja hübsch.
    Ist nur völlig belanglos was Sie erwarten. In der allgemeinen Lieferando-Mentalität.

    Die informelle Männerquote seit vielen Hundert Jahren hat halt zur allgemeinen Unbildung geführt, welchen Umfang, welche Energie und welche Anstrengung Kinderbetreuung im Besonderen, Care-Arbeit im Allgemeinen bedeutet.

    Der "riesige Gehaltszuwachs" landet übrigens bei Wohnungseigentümern und den drei-vier Lebensmittelkonzernen die den Markt beherrschen. Zudem glaubt die informelle Männerquote noch immer, es stehe einem besonders viel Gehalt zu, steht man virtuell grossen Geldmengen als Leitung vor.

    Da muss man halt mal nicht irgendwas erwarten. Man muss Volkswirtschaft auf der Basis von gesellschaftlicher Realität organisieren.
    Vielleicht sollten kinderlose Männer einfach keine Finanzminister sein. Da fehlt es einfach an Kompetenz.
    Und am Ende halten sie Panzer und Haubitzen für eine gute Wette auf die Zukunft.

  7. 15.

    Wenn Erzieher keine Teilzeit bekommen, gehen sie dorthin, wo es Teilzeit gibt. Es ist ein Arbeitnehmermarkt geworden.

  8. 14.

    Und warum sind die Erzieherinnen in Teilzeit?
    Wenn schon Analyse dann richtig. Ich kann dir sagen, warum sie bei uns in Teilzeit sind, ich spreche mit ihnen:
    - Arbeitsstress so hoch
    - eigene Kinder fallen sonst "hinten runter"
    - selbst reduzierte Betreuungsinfrastrukturen in Kita und Schule (die dauerhaften Betreuungsausfälle treffen auch Erzieher und deren Kinder, Home-Office ist bekanntlich schlecht in der Kita)
    - körperliche Einschränkungen (gibt auch viele ältere Kolleginnen, die einfach durch sind - logischerweise körperlich anstrengender Job)

    Und? Immer noch sicher, dass bessere Rahmenbedingungen in Kitas nicht in unserem Sinne als Eltern wären? Schön auch, dass die Kinder kaum Beachtung finden - die müssen doch täglich mehr oder weniger betreut in solchen Kitas gross werden. Mit Bildung hat das ja leider nicht mehr viel zu tun - auch wenn auch die Erzieherinnen oft noch ein Bein ausreißen.

    Das verantwortet der Berliner Senat!

  9. 13.

    Irrtum: Die Kita Eigenbetriebe sind keine Privatunternehmen sondern landeseigene. Ergo öffentlich. Steht übrigens auch drin.

  10. 12.

    Dann wende dich bitte mit genau dieser Aussage an den Senat. Wir streiken um die Bedingungen für die Kinder zu verbessern und den Eltern eine verlässliche Betreuung zu bieten

  11. 11.

    Also ich als Opa habe mich immer über solche Aktionen gefreut, da waren die Enkel bei mir und wir haben uns einen richtig schönen Tag gemacht.

  12. 10.

    Der Personalschlüssel wird sich aber auf lange Sicht nicht bessern, im Gegenteil. Ein Grund dafür, der schon genannt wurde, ist die sehr weit verbreitete Teilzeitarbeit unter Erziehern. Da sollte man ansetzen.

  13. 9.

    Ich kann dich gut verstehen, ich bin auch erschöpft und die instabile Betreuung ohne Streik ist schon schlimm genug... Wenigstens geht es hier um eine Verbesserung der Situation die errungen werden soll. Ich habe Angst, dass es immer schlimmer wird, so wie seit drei Jahren. Fast die ganze Erkältungssaison nur eine Erzieherin in Vollzeit bei uns und ab und an eine in Teilzeit, die dritte Erzieherin ist mit Burnout krank geschrieben... Vom Träger hörte ich, ja ist leider so - der Personalschlüssel berechnet auch die Anwesenden ein!

    Am Ende und wenn auch diesen Beruf keiner mehr machen will, wer passt dann auf unsere Kinder auf bzw. wer bildet sie in den Kitas?! Das ist ja nicht irgendein Beruf, hier geht es um den Grundstein unserer Gesellschaft.

    Verantwortlich für die Kitakrise sind doch nicht die Erzieherinnen, die sind auch erschöpft, sondern die Politiker. Dort muss unsere Wut und Verzweiflung hin! Aber man kann es natürlich auch weiter aussitzen, Bus es richtig teuer wird..

  14. 8.

    Hast du dich mit der Thematik auseinander gesetzt? Es wird kein Geld gefordert, dass war im letzten Herbst und auch dringend nötig. Schau dir die Löhne mal an bei den Mietpreisen..

    Jetzt geht es um bessere Personalschlüssel, eine Ausbildungsoffensive und standardisierte Logiken für Ausgleichszeiten - denn Geld hält die Fachkräfte offensichtlich auch nicht allein. In unserer Gruppe ist wiederholt im Winter nur eine Erzieherin da gewesen, auf 20 Kinder! Erschreckend. Das will ich für mein Kind nicht und nicht für die Erzieherinnen. Bildung Fehlanzeige und dann noch ein Integrationskind, wie soll das gehen?! Die Zustände sind schlimm. Aber ignoriere das ruhig weiter. Ich als Mutter bin echt erschüttert. Ich hoffe, dass die Bildung endlich zur Chefsache wird. Regional und national - es gibt so viele bundesweite Kita-Elterninitiativen, weil es nicht mehr zum Aushalten ist.

  15. 7.

    Hast du dich mit der Thematik auseinander gesetzt? Es wird kein Geld gefordert, dass war im letzten Herbst und auch dringend nötig. Schau dir die Löhne mal an bei den Mietpreisen..

    Jetzt geht es um bessere Personalschlüssel, eine Ausbildungsoffensive und standardisierte Logiken für Ausgleichszeiten - denn Geld hält die Fachkräfte offensichtlich auch nicht allein. In unserer Gruppe ist wiederholt im Winter nur eine Erzieherin da gewesen, auf 20 Kinder! Erschreckend. Das will ich für mein Kind nicht und nicht für die Erzieherinnen. Bildung Fehlanzeige und dann noch ein Integrationskind, wie soll das gehen?! Die Zustände sind schlimm. Aber ignoriere das ruhig weiter. Ich als Mutter bin echt erschüttert. Ich hoffe, dass die Bildung endlich zur Chefsache wird. Regional und national - es gibt so viele bundesweite Kita-Elterninitiativen, weil es nicht mehr zum Aushalten ist.

  16. 6.

    In diesem Streil geht es aber gar nicht um mehr Gehalt. Es geht um einen Tarifvertrag,in dem verbindliche Personalschlüssel festgehalten werden, Gruppen mit weniger Kindern. Es geht um die Qualität in der frühkindlichen Bildung und eine bessere Ausbildung. Also im Grunde um die Verbesserung der Bedingungen in Kitas,die ja vor allem auch den Kindern zu Gute kommen und auch den Eltern...wir streiken für die Kinder!! Damit sie bessere Chancen und eine bessere Betreuung haben. Schade,wenn das nicht im Interesse der Eltern ist. Mehr Geld springt dabei nicht für uns raus!!

  17. 5.

    Also vielen Dank , ich habe soviel Stress auf Arbeit dadurch . Ich weiß nicht wohin mit mein Sohn ! Es reicht doch jetzt endlich mal . Ich kann das nicht mehr !

  18. 4.

    Grundsätzlich betrachtet handelt es sich bei den genannten Einrichtungen um knallharte private Unternehmen, welche die Kita-Sparte für sich entdeckt haben. Dass diese etwas anders ticken als öffentliche Einrichtungen des Landes ,ergibt sich daher von selbst.

  19. 3.

    Also ich finde, irgendwann muss das aufhören: ich finde richtig, dass die Erzieher jetzt vor kurzem einen riesigen Gehaltszuwachs bekommen haben. Aber ich erwarte, dass dies auch geschätzt wird und jetzt endlich mal Ruhe ist mit den Streiks auf dem Rücken der Eltern. Sonst werden die Erzieherinnen Erzieher in Kürze nicht mehr als verantwortungsvolle Gesprächspartner akzeptiert werden.

  20. 2.

    Ich bin Mama eines Kitakindes und unterstütze die Verdi Streiks ausdrücklich. Dass ein einzelner Träger einfach solche Falschbehauptungen verschickt, finde ich skandalös. Es gibt zum Glück eine WhatsApp Chat-Gruppe in der Verdi Eltern direkt informiert, wenn Streiks geplant werden. Das ist offensichtlich
    verlässlicher...

    Unmögliche Aktion. Ich verstehe nicht, wieso die Geschäftsleitung, die auch ein Interesse an besseren Kitas und gesunden Angestellten haben sollte, sich so verhält...

  21. 1.

    Der letzte Absatz ist der entscheidende Aspekt.
    Das wollen ver.di und GEW nicht Wahr haben.
    Um die Ego-Forderungen der Funktionäre durchzusetzen, werden die Kinder (!!), die Eltern und nicht zuletzt die Erzieherinnen massiv gefordert.
    Alle Eltern sollten vielleicht einmal eruieren, wie viele Erzieherinnen nur in Teilzeit tätig sind.
    Und lebensältere Erzieherinnen, die in Vollzeit arbeiten, werden ausgeblutet.
    So herum wird ein Schuh draus.

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