Russischer Angriffskrieg - PCK-Raffinerie noch immer geringer ausgelastet als vor der Ukraine-Krise

Di 06.08.24 | 06:26 Uhr
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Technische Anlagen zur Rohölverarbeitung auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH im Juli 2024. Die Raffinerie in Schwedt in der Uckermark im Nordosten von Brandenburg versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff (Quelle: dpa / Patrick Pleul)..
Bild: dpa

Eineinhalb Jahre nach der Abkehr von russischem Öl ist die wichtige ostdeutsche Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt deutlich schwächer ausgelastet als vorher. Lag die Auslastung der Anlage 2021 noch bei 89,8 Prozent, so waren es im ersten Halbjahr 2024 nur 76,2 Prozent. 2023 waren es - auch wegen eines Stillstands zur Wartung - 69 Prozent. Dies teilte die Bundesregierung auf Anfrage des Brandenburger Linken-Abgeordneten Christian Görke mit. Die Antwort liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Die Bundesregierung hatte wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entschieden, ab Anfang 2023 kein Öl aus Russland mehr zu importieren. Die Betreiber stellten um auf andere Bezugsquellen, darunter Tankeröl aus den Häfen Rostock und Danzig sowie kasachisches Öl, das über die Druschba nach Schwedt fließt.

Mehr Öl aus Kasachstan

Die Menge aus Kasachstan hat sich nach Angaben der Bundesregierung gesteigert: Wurden 2023 insgesamt 720.000 Tonnen Rohöl aus Kasachstan bei PCK verarbeitet, so waren es im ersten Halbjahr 2024 bereits 615.000 Tonnen, wie aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Görke betonte, die Menge von perspektivisch 1,2 Millionen Tonnen Rohöl aus Kasachstan in diesem Jahr zeige, wie wichtig diese Bezugsquelle sei. Der Linken-Politiker forderte, den Import rasch vertraglich mit Kasachstan abzusichern.

Das Ministerium nannte die Zahlen zur Auslastung und zu den Ölmengen erst auf eine offizielle Nachfrage des Abgeordneten hin - zuerst hatte es darauf verwiesen, es handele sich um Geschäftsgeheimnisse. Öffentlich hatte die PCK-Geschäftsführung Anfang Juli erklärt, es sei wieder eine Auslastung von gut 80 Prozent erreicht worden. Das bezog sich aber nur auf einzelne Monate - die neue Zahl hingegen auf das ganze erste Halbjahr 2024.

Sendung: Fritz, 06.08.2024, 7 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Wenn grüne volatile Energie gut vernetzt und mit genügend Akku-Kurzeitspeichern unterfüttert wäre, sind Langzeitspeicher, auch ausgelegt als fossile Resuidallastkraftwerke (Gaskraftwerke), vertretbar und klimafreundlich, wenn man 90% des Strombedarfs über‘s Jahr primär regenerativ erzeugt.
    So war eigentlich auch der Plan, im Rahmen unserer Möglichkeiten.

  2. 15.

    Solange H2 nicht grün generiert wurde bzw. mit dem Strommix erzeugt wurde, ist das Konzept sowieso nicht treibhausgaseinsparend.

  3. 14.

    Na ja, aber Norwegen ist wegen seiner Topologie auch bestens für grüne Energie gerüstet und besitzt mittels Wasserkraft enorme Energiespeicher. Wir benötigen hier einen anderen Ansatz und haben leider das Machbare Dank Merkel auch 16 Jahre verschlafen.
    Wir gehen nun einen langen Weg Und Dank Schuldenbremse und gelber „Technologieoffenheit“ fragt sich sowieso jeder denkende Mensch in welchem Maßstab hier überhaupt gehandelt wird.

  4. 13.

    "Es gibt immer mehr Alternativen zum Erdöl." Jedenfalls gibt es jetzt mehr "CO2 Produktion" durch Gas. Es werden neue Gaskraftwerke von Herrn Habeck geplant. Die "Erneuerbaren" haben da gewisse Nachteile und benötigen stets ein Backup, und welche Alternativen gibts noch?

  5. 12.

    Ich glaube, dass sich Wasserstoffbusse ohne massive Subventionen sich schlicht für ein Verkehrsunternehmen nicht rechnen. Da ist doch im Prinzip alles offen.

  6. 11.

    Es gibt, im Moment, eben noch keine ausreichenden Alternativen für Erdöl und das wird auch noch in einigen Jahren so sein.

  7. 10.

    In den norwegischen Großstädten kam es auch schon zum Stopp für E-Autos, da die Infrastruktur nicht mehr ausreichte.
    Und durch den Klimawandel und Handelsverträge mit z.Bsp. Europa sind die Kosten für Strom in den letzten Jahren dort enorm gestiegen. Die Talsperren für Wasserkraftwerke führen durch den fehlenden Niederschlag im Winter nicht mehr ausreichend Wasser und Lieferverträge mit auch uns führten zu Verknappung und damit zu steigenden Strompreisen.
    Und bei alternativen Kraftstoffen aus z.Bsp. pflanzlichen Rohstoffen bedeuten in der Regel Rodung und Abbau von landwirtschaftlichen Flächen für die Nahrungsmittelindustrie.

  8. 9.

    Alles schön und gut. Aber seit Einstellung der E-Auto Förderung ist der Absatz eingebrochen. Unter dem Motto der Markt (die Kunden) werden es richten überdenken die ersten Autohersteller ihre E-Strategie und verlängern die "Verbrenner Phase". Die "Strafzölle" auf Asien Importe treffen vor allem die Kunden und dämpfen die Kauflust weiter. Schließlich öffnet sich Brüssel für alle alternativen Antriebe. Elektro ist nicht mehr der Königsweg.

  9. 8.

    Früher war das petrochemische Kombinat (PCK) Schwedt ja auch von Freunden umgeben und Rostock diente nur als Notnagel bei Ausfall der Pipeline.
    Jetzt,da es gute und böse und je nach Laune gutböse Länder ( z.B.Polen) gibt,ist die Angelegenheit nicht mehr so einfach.
    Damals durfte und konnte Schwedt übrigens auch Westberlin mit aus UdSSR Öl gewonnenen Endprodukten versorgen. So ändern sich die Zeiten.

  10. 7.

    Ihnen ist schon bewußt, daß es bei der Erdölraffination nicht nur um Treibstoffe geht?

  11. 6.

    Die Auslastung ist eingentlich egal, wenn mit der Auslastung und den erzielten Verkaufspreisen in Relation zum EInkaufspreis genügend Profit erwirtschaftet werden kann. Interessanter wäre deshalb die Veröffentlichung der wirtschaftlichen Rechnung.

  12. 5.

    "Mehr Öl aus Kasachstan" Soweit ich weiß, kommt nahezu der gesamte Bedarf über Rostock. Könnte man die Mengen über Rostock, Danzig und aus Kasachstan mal direkt gegenüberstellen in der Menge und im Preis pro Barrel?

  13. 4.

    Wer braucht H2-Tankstellen, wenn es ein zunehmend dichteres Netz an Ladestationen gibt und selbst die Mineralölkonzernen in H2-PKW keine Zukunft sehen? In Norwegen geht der Absatz fossiler Kraftstoffe bereits seit Jahren zurück, weil Batterieautos den Verbrennern den Rang abgelaufen haben. Die jährliche Fahrleistung ist dabei dort nur wenig geringer als in Deutschland.

  14. 3.

    ...und trotzdem sinkt der Benzinpreis, obwohl Urlaubssaison ist.

  15. 2.

    Leider nein.
    Schauen Sie sich doch mal das Tankstellennetz führ H2 an. Dann sehen Sie, wie es mit Alternativen ausschaut.

  16. 1.

    Ich verstehe die Menschen noch immer nicht. Die Nutzung von Erdöl schädigt in den meisten Bereichen unseren Lebensraum. Es gibt immer mehr Alternativen zum Erdöl.
    Es muss somit als Ziel die Abkehr vom Erdöl für ein lohnenswertes Überleben geben. Raffinerien sollten langfristig überflüssig werden.
    Arbeitsplätze gibt es in anderen Bereichen genug.

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