Berlin-Mitte - Wohngebäude in der Habersaathstraße darf nicht geräumt werden

Do 17.08.23 | 15:45 Uhr
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Archivbild: Banner und Schriften an der Fassade - Räumung des Hauses Habersaathstrasse 48 - in Berlin am 9. August 2023. (Quelle: imago images/E. Contini)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.08.2023 | Nachrichten | Bild: imago images/E. Contini

Das Amtsgericht hat die Klage der Eigentümerfirma abgelehnt: Der Wohnblock in der Berliner Habersaathstraße darf vorerst nicht geräumt werden. Eine endgültige Entscheidung ist das Urteil jedoch nicht.

Im jahrelangen Streit um ein weitgehend leerstehendes Wohngebäude in der Habersaathstraße in Berlin-Mitte ist die Eigentümerfirma mit einer Räumungsklage gescheitert. Das Amtsgericht Mitte gab einem der verbliebenen Mieter am Donnerstag recht, der sich nach der Kündigung weigerte, seine Wohnung zu räumen.

Die Begründung für die Kündigungen reichte aus Sicht der zuständigen Richterin jedoch nicht aus, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Die Eigentümerfirma Arcadia Estates GmbH habe nicht ausreichend dargelegt, dass es keine andere wirtschaftliche Möglichkeit gebe als einen Abriss.

"Eine Wohnung ist kein Aktienpaket"

"Eine Wohnung ist kein Aktienpaket", sagte Richterin Paula Oberndorfer. Das Unternehmen habe beim Kauf des Gebäudes von den bestehenden Mietverträgen gewusst und den Zustand des Hauses gekannt.

Der Berliner Mieterverein freute sich über die klaren Worte der Juristin und wertete das Urteil als ein "wichtiges Signal an alle renditegetriebenen Grundstücksverwerterinnen und -verwerter".

Der Sprecher der Linksfraktion für Mieten und Wohnen, Niklas Schenker, fordert den Senat und den Bezirk auf, schnell zu handeln. So sollten die Wohnungen aufgekauft werden, um die Mieter vor "Verdrängung" zu schützen. Parallel dazu sollte auch die Enteignung geprüft werden, um Gefahren von den Bewohnern abzuwenden.

Neubau geplant

Der Eigentümer will den Wohnblock abreißen lassen und plant einen Neubau mit doppelt so viel Wohnfläche. Die verbliebenen Bewohner erhielten daher Kündigungen. In dem Gebäude mit drei Aufgängen leben derzeit noch sechs Bestandsmieter. Zudem sind dutzende Obdachlose in leerstehende Wohnungen eingezogen.

Schlösser wurden getauscht, Fenster gingen zu Bruch

Erst am Mittwoch vergangener Woche eskalierte der Streit um das Wohngebäude in Berlin-Mitte. Im Auftrag der Arcadia Estates GmbH tauschten Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma Schlösser in den Hauseingängen aus und versiegelten Wohnungen.

Bewohner des Wohnblocks berichteten, dass dabei Wohnungen beschädigt wurden. Auch das Bezirksamt Mitte schaltete sich ein und forderte den Eigentümer auf, die Vorgänge aufzuklären. Bei einer Begehung am Mittwoch stellten Mitarbeiter des Bezirksamtes Schäden, wie herausgerissene Fenster und zerstörte Waschbecken fest.

Die Entscheidung des Amtsgerichts Mitte ist nicht rechtskräftig. Die Eigentümerfirma kann dagegen Berufung beim Landgericht Berlin einlegen. Nach Angaben der Sprecherin liegen dem Gericht etwa ein halbes Dutzend ähnlicher Verfahren vor.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.08.2023, 15:11 Uhr

65 Kommentare

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  1. 65.

    Kein Wunder, dass immer mehr Eigentümer ihre Wohnungen leer stehen lassen.

    Politik und Bürger hacken auf privaten Vermietern und auf Investoren rum und sind aber gleichzeitig auf sie angewiesen.

    Durch immer höhere Löhne werden Baumaterial und Bauleistungen teurer. Also steigt dadurch auch die miete.

  2. 63.

    Quatsch, belegen Sie seriös anhand Ihrer eigenen, wissenschaftlichen Ansprüche das Gegenteil. Eine derartig von Ihnen verwendete, offene Gegenfrage wird dem Anspruch nicht gerecht, soll sie nur bloßstellen.

    Es stehen auf den gängigen Plattformen viele Wohnungen zur Vermietung frei.

    Ob die eigenen Ansprüchen und Vorgaben genügen, fraglich.

    Aber die Wohnungen sind da, ein Wohnungsproblem im engeren Sinne haben wir also nicht.

    Was bedeutet überhaupt Wohnungsproblem? Feuchte Wände?

    Fragen über Fragen.

  3. 62.

    Zeichen gehobener Qualität ist die Angabe einer Quelle einer so tiefgreifenden Behauptung. Zeichen gehobener Qualität ist es hingegen nicht, Worte zu verdrehen und mit einer Beleidigung zu enden. Also genau die Qualität missen zu lassen, deren Abwesenheit Sie anderen unterstellen. Das wäre auch ein Zeichen von Nettiquette.

  4. 61.

    „Flexibilität fehlt halt oft.“

    Ich habe als Zugezogener selbst alte Mieter verdrängt und gehöre damit zu den Gentrifizierern. So ist das Leben. Sicherheit ist relativ. Für persönliche Individualschicksale im zumutbaren Rahmen (Umzug, Jobwechsel, Verkleinerung, Weiterbildung, Vermögensaufbau uw) ist nicht die Allgemeinheit zuständig, Leistung muss sich wieder lohnen! Egal ob für Mieter oder Eigentümer!

  5. 59.

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    Es gibt zu viele „schwafelnde, besserwisserische Theoretiker in der Gesellschaft“, also selbstinzenierte Opfer.

    Kaufen? Geht, s. o.
    Kompromisse? Muss man eingehen.
    Will ich nicht? Pech und Anspruchsdenken gepaart.
    Mein soziales Umfeld? Überbewertet, oft nicht existent oder oberflächlich vorhanden.
    Bin dort groß geworden! Recht der gnädigen Geburt?
    Weiter weg als jetzige Wohnung? Zumutbar
    Teurer, aber bezahlbar? Zumutbar, ggf. mehr arbeiten

  6. 58.

    Diese Beispiele machen doch eines immer wieder klar. Wohnraum gehört nicht in private Hand, außer zum Eigenbedarf.

  7. 57.

    Ich habe als Vermieter schon 3 mal eine Verwertungskündigung aussprechen müssen, da zwischen Mietertrag und kosten ein Defizit von über 50% bestand. Alle Verfahren habe ich in der 2. Instanz gewonnen. Ab einem Verlust von über 50% ist es dem Vermieter nicht zuzumuten, dass Mietverhältnis aufrechtzuerhalten.

    Alle 3 Urteile sind rechtskräftig. Kosten mussten von den Mietern getragen werden

  8. 56.

    Das auch die Kosten der Vermieter massiv gestiegen sind, lassen Sie unbeachtet. Baumaterial wird immer teurer, Bauleistungen auch. Von steigenden Zinsen reden wir nicht.

    Letztlich sollten Sie sich an die Entwicklung gewöhnen. Besser wird es nicht.

    Meine Mieter zahlen auch 14 -15 Eur netto kalt. Das deckt gerade mal die Kosten.

  9. 55.

    In Zeiten steigender Löhne, steigender Baukosten und Materialkosten kann niemand mehr günstig bauen. Selbst Mieten unter 9 Eur netto kalt sind kaum noch realisierbar.

    Sie sollten sich an die Entwicklung gewöhnen. Die Lage wird nicht besser. Nur das Senken der Baukosten würde helfen. Aber das bedeutet auch weniger Lohn für Bauarbeiter, Handwerker ect. Das will aber auch niemand. Auch die landeseigenen müssen zumindest kostenneutral bauen. Können die kaum noch.

  10. 54.

    So nennt man es, wenn Urteile in der nächsten Instanz aufgehoben werden. Gerade die Kollegin ist sehr links und ihre Urteile wurden sehr oft aufgehoben.

  11. 53.

    Bitte Qualität ein wenig heben. Wie soll der Beweis geführt werden? Mit Verweis auf Immobilienbörsen? Lächerlich!

  12. 51.

    So wie ich das sehe spielen die Obdachlosen dem Eigentümer in die Hände.
    Die TAZ berichtet, dass Strom für die Bestandsmieter inzwischen hergestellt ist. Nicht aber für die Obdachlosen („Wohnprojekt“), dass keine Miete bezahlen. Die Richterin argumentiert, dass das Gebäude in keinem so schlechten Zustand sei und u. a. deswegen nicht abgerissen werden kann. Erwartungsgemäß verschlimmert aber das wohnen von Obdachlosen in einem Haus den Objektzustand sehr schnell, teilweise in der Haabersaath bereits offensichtlich. Die Zeit ist daher für den Eigentümer, bis zur Berufung befindet sich das Haus sicherlich nicht mehr in dem jetzigen Ist-Zustand, z. B. fehlender Strom für die Besetzer. Das wird wohl mal wieder mittelfristig ein linkes Eigentor werden, zu Lasten der seriösen Bestandsmieter.

    https://taz.de/Spekulativer-Leerstand/!5950293/

  13. 50.

    „Eigentum verpflichtet!1

    Ja, zu was?

    Und „Vogelfreiheit“ verpflichtet zu nichts.

    Geil, ne?

  14. 49.

    Die Arcadia Estates hat sich vorführen lassen. Richtige Profis hätten die Obdachlosen mit vagen Versprechungen und Abreden mit dem Bezirk nicht dort wohnen lassen. Das Ergebnismist bekannt. Fehlende Mieten, keine Räumungen - und das entgegen der Verabredungen. Dankbarkeit ? Fehlananzeige. Der Berliner linksgrünen Politik ist in keinem Fall zu trauen. Der Sachverhalt bestätigt dies in beeindruckender Weise. Auf die Worte von Sozialarbeitern, Supportern und Obdachlosen ist auch wenig Wert zu legen, da diese Leute regelmäßig „vogelfrei“ sind.

  15. 48.

    Die Kirche verliert Mitglieder und das ist gut so. Manche Todsünde ist längst keine mehr. Und das Grundgesetz ist keine Bibel.

  16. 47.

    „Sie dürfen ihr Eigentum nur nicht vernichten.“

    Wo steht das? Das ist mir neu. Ich darf jetzt meine Sonnenbrille nicht mehr vernichten? Auch dann nicht, wenn ich mich um Ersatz kümmere ?

    Traurig. Machen Sie mich doch wieder glücklicher. Darf ich meine Sonnenbrille (Besitzer und Eigentümer) vielleicht doch vernichten? Ich mag die nämlich nicht.

  17. 46.

    Bei allem Respekt für Ihren Job, der keiner Ausbildung bedarf. bilden Sie sich weiter oder wechseln sie den Arbeitgeber.

    Sie vergessen bei ihrer Nettoangabe oft das 13. und 14. Gehalt.

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