Berlin und Brandenburg - Deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als in den Vorjahren

So 10.12.23 | 08:07 Uhr | Von Julian von Bülow
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Symbolbild: Eine Frau schaut auf ihr Fieberthermometer. (Quelle: dpa/Christin Klose)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.12.2023 | Carsten Krippahl | Bild: dpa/Christin Klose

Es ist gerade Erkältungssaison: Schnupfen, Husten, Atemwegserkrankungen. Aktuelle Daten zeigen: Menschen in Brandenburg und Berlin sind in diesem Jahr deutlich häufiger krank als in den Vorjahren. Von Julian von Bülow

Von einem "Höchststand an Krankmeldungen" hat die Brandenburger Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) Anfang der Woche im rbb gesprochen. "Die Krankenkassen sagen: So viele Krankmeldungen wie im Moment haben wir lange nicht gehabt."

Dem rbb liegen aktuelle Daten zu Krankmeldungen vor. Sie stützen die Aussage, bezogen auf die vergangenen beiden Jahre. So sind etwa bei der DAK, bei der insgesamt rund 220.000 Erwerbstätige in Berlin und Brandenburg versichert sind, seit der letzten Oktober- bis zur letzten Novemberwoche deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als 2021 und 2022.

Ende November 2021 waren es in Berlin insgesamt etwa 2.900 Krankschreibungen, nun zum gleichen Zeitpunkt etwa 6.450, also mehr als doppelt so viele. In Brandenburg waren es vor zwei Jahren rund 4.500 Krankschreibungen, in diesem Jahr etwa 6.600.

Als Hauptgrund für die seit Wochen ansteigenden Krankmeldungszahlen sieht die DAK vor allem Husten, Schnupfen und andere Atemwegserkrankungen, die mit der Winterzeit wieder häufiger auftreten. Bei diesen habe es zwischen Ende Oktober und Ende November einen Anstieg um 54 Prozent gegeben. Hinzu käme die starke Zunahme an Corona-Fällen. Deren Zahl habe sich zwischen dem 23. Oktober und 20. November fast verdreifacht, von 111 auf 308 Erkrankungen innerhalb einer Woche. Die absolute Anzahl an kranken Menschen wird höher sein, da Nicht-Erwerbstätige wie Kinder, Rentner oder ein Teil der Studierenden in dieser Statistik nicht erfasst werden.

Die AOK Nordost verglich die Krankmeldungen von Versicherten in Brandenburg von Mitte November 2022 und 2023 und stellte einen Anstieg um elf Prozent fest. Dabei haben insbesondere Atemwegserkrankungen und aktute Bronchitis um knapp 30 Prozent zugenommen, so die Versicherung. Auch die Barmer verzeichnete einen deutlichen Anstieg der Krankmeldungen unter ihren 873.000 Versicherten in Berlin und Brandenburg.

Versicherungen: mehr als 20 Fehltage pro Beschäftigte

Die großen deutschen Versicherer meldeten bereits Ende November, dass 2023 die Menschen deutschlandweit überdurchschnittlich häufig beziehungsweise lang krank waren. "Aufgrund unserer Analyse gehen wir davon aus, dass wir 2023 zum ersten Mal seit vielen Jahren insgesamt auf deutlich über 20 Fehltage pro Beschäftigte und Jahr kommen werden", sagte der Vorstand der DAK Gesundheit, Andreas Storm.

Ähnlich äußerte sich der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas: Der Krankenstand bei den dort versicherten Erwerbstätigen in den ersten zehn Monaten des Jahres sei "überdurchschnittlich hoch". Er liege zwar leicht unter dem Wert des Vorjahreszeitraums, sei aber "deutlich höher als vor Corona", so Baas.

Ausfälle bislang jahreszeitentypisch

Trotz der vielen Krankmeldungen sind die Auswirkungen und Ausfälle in der Infrastruktur für die Jahreszeit bisher üblich. So sprachen die S-Bahn und Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf rbb-Anfrage nur "punktuell" von Fahrten, die ausfallen, wenn sich jemand krankmelde und niemand einspringen könne. Auch die Berliner Stadtreinigung sowie Paket- und Postzusteller wie DHL und Deutsche Post sind nach eigenen Angaben wie zu dieser Jahreszeit üblich aufgestellt.

Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung teilte auf rbb-Anfrage mit, Infektionsgeschehen und Krankheitsstand erschienen jahreszeitentypisch. Markus Hanisch, Berliner Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte hingegen: "Die vielen krankheitsbedingten Ausfälle verschärfen die ohnehin schon prekären Personalengpässe zusätzlich." Jeder Krankenfall zeige, dass das System überlastet sei. "An jeder Kita und jeder Schule fehlt Personal. Das ist auch schon ohne Krankheiten so. Krankheitswellen sind da schlicht nicht vorgesehen", so Hanisch. Ausfälle würden aber wiederum die Arbeitsbelastung der verbleibenden Mitarbeitenden erhöhen, so dass die Wahrscheinlichkeit steige, dass jene auch ausfielen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 11:30 Uhr

Beitrag von Julian von Bülow

44 Kommentare

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  1. 44.

    "Im Übrigen antworte ich direkt auf Antworten, wenn ich die Zitierfunktion, wie hier, nutze, gerne auch mit einem Zitat am Anfang." Ich auch

  2. 43.

    Die saisonalen Krankheiten lassen sich nicht austricksen.
    Während der Pandemie und der Zeit des Masketragens waren viele Leute erstaunt, dass sie so gesund waren.
    Seit Ende der Pandemie kommen alle Krankheiten, denen man dachte aus dem Weg gegangen zu sein, doch noch mal zurück.
    Die Natur lässt sich nicht austricksen. Erreger jeder Art leben in Symbiose mit dem Menschen. Das sind Nahrungskreisläufe und der Mensch als Wirt spielt eine außerordentlich wichtige Rolle in diesem Gefüge.
    Ich kann bestätigen, dass ich seit Ende der Pandemie wesentlich intensiver und mit höherer Dichte krank bin und oder war. Das gilt auch für meine Kinder.

  3. 42.

    Ich sag's ja:
    Mehr Homeoffice!
    Menschen, die zuhause bleiben, stellen eine Hürde für ansteckende Krankheiten dar.
    Mit Schaudern denke ich da nur an ein Bild aus dem U-Bahnhof Mitte, das letzte Woche in den Medien die Runde machte (und ziehe dabei sogar die Leute ab, die gar nicht hätten fahren MÜSSEN).

  4. 41.

    "noch nie was von "Doc Holiday" gehört?" - nein. Wo ist denn der?
    Im Übrigen antworte ich direkt auf Antworten, wenn ich die Zitierfunktion, wie hier, nutze, gerne auch mit einem Zitat am Anfang. Ansonste ist es eine Info an die Allgemeinheit....

  5. 40.

    Antwort auf "Eberhard Voss " vom Samstag, 09.12.2023 | 10:31 Uhr
    "Nachdem die telefonische Krankschreibung nun unbefristet wieder eingeführt ist...." die gab es schon immer, nur nicht offiziell, noch nie was von "Doc Holiday" gehört?

  6. 39.

    "....deutlich mehr Menschen krankgeschrieben als 2021 und 2022." Was ist denn das für ein unsinniger Vergleich? 2021/22 musste sich kaum jemand krankschreiben lassen, der Corona- Test hat gereicht. Die wenigen Nicht-Coronakranken der Vorjahre werden mit der aktuellen, auch jahreszeitlich bedingten Erkältungswelle verglichen?

  7. 38.

    Antwort auf "Wir haben es vergessen" vom Samstag, 09.12.2023 | 12:53 Uhr
    "Wer krank wird kann Abwehrstoffe entwickeln. Es braucht keine Impfung denn die Natur hat alles...." Schwere Krankheiten wie einen Schnupfen "kennt" das Immunsystem und wird auch ohne Alibi-Schnaps nach einer Woche damit fertig. Viren dagegen erfinden sich jedes Jahr neu, daher tut man gut daran, das Immunsystem zu stärken, ggf. auch durch Impfungen. Ihre Schnaps-Therapie hilft gläubigen Menschen vielleicht bei Schnupfen, dafür haben Sie irgendwann ne kaputte Leber - muss Jede:r für sich entscheiden....

  8. 37.

    Antwort auf "Bones" vom Samstag, 09.12.2023 | 12:06 Uhr
    "Es ist auch viel einfacher, nur den Arzt anzurufen, als sich dort hinzusetzen und zu warten - ..." Ja, natürlich ist es das! Und wenn man mal andere Krankheiten (ja, die gibt es tatsächlich) als Grippe und Corona bedenkt, macht die telefonische AU durchaus Sinn! Wenn ich vor Kopfschmerzen nicht aus den Augen gucken kann, möchte ich nicht am Straßenverkehr teilnehmen und manchmal ist es hilfreich, sich nicht zu weit von der Toi zu entfernen....

  9. 35.

    Noch mal langsam zum Mitlesen: telefonisch krankschreiben lassen geht erst seit ein paar Tagen wieder. Die aufgeführten Zahlen sind älter. In der Realität sind sogar viel mehr Menschen krank, nur müssen sie nicht zum Arzt, keine Krankschreibung. Sie heißen Hausfrauen, Rentner, Selbständige, Kinder. Und die, die ihre Schicht tauschen können. Oder Überstunden abbummeln.
    Geht mal raus in die Realität - in Läden steht kaum Personal. Die Kundschaft hustet und schnoddert. Mahlzeit.

  10. 34.

    Können sie dann auch erklären warum in China (wo bekanntlich immer und überall überwiegend Maske getragen wird) die Infektionsrate und die Zahl der stationär zu behandelnden Patienten explodierte, als man auf die permanenten Lockdowns und das einsperren von ganzen Häuserblocks verzichtete.

  11. 33.

    Solch einen Kommentar liebe ich. Auf seinen Hausarzt herumtrampeln u.so tun als sei die 5. Impfung gegen COVID das Nonplusultra. Wenn mir in diesem Jahr mein Hausarzt sagt es sei nur die Grippeschutzimpfung notwendig, nachdem ich alle notwendigen Impfungen gegen COVID-19 erhalten hatte, dann weiß er was er sagt u.als sein langjähriger Patient höre ich auch drauf.

  12. 31.

    Man muss ja nur anrufen. Oder man testet sich krank. Lauterbach legt ja schon wieder mit seiner Panik-Masche los, um von anderen Dingen abzulenken. Insbesondere von den Zuständen in Bezug auf Kinder und deren Gesundheit. Irre.

  13. 30.

    Antwort auf Gerdi bitte vor Beitrag schreiben informieren :ein Arzt bekommt nur Geld für AU Schreibung bei Privatpatienten

  14. 29.

    Ich dachte eigentlich, dass das hier das Forum des rbb ist und nicht der Berliner Verallgemeinernden.

  15. 28.

    Ich denke leider auch, dass viele sich einfach online krank schreiben lassen. Das ist so einfach wie nie. Man darf auch nicht vergessen, dass trotz Inflation viele keine Lohnerhöhung erhalten haben und sich somit zumindest mehr Urlaub gönnen und sich natürlich bei sinkendem Reallohn nicht mehr den A**** aufreißen. Für wen und warum denn auch? Jobs gibt es überall.

  16. 27.

    Das Immunsystem vieler Menschen ist nicht up-to-date. Prof. Dr. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) sagt zum Thema Atemwegsinfekte: "Da bin ich alle paar Jahre wieder fällig. Und wenn ich mir dann diese Infektion nicht abhole und meine Immunität auffrische, dann bin ich immer noch fällig." Die Maske und auch die Isolation haben kommende Infekte offenbar aufgestaut. Die Folgen spüren wir jetzt.

  17. 26.

    „ Man geht locker mit Corona und Grippe zum Job. Folge: bei uns fehlen 20 % der Mannschaft“
    Erstaunlich was sie alles über ihre Kollegen wissen … oder vielleicht besser gesagt wissen zu glauben. Und die 20% können sich natürlich nur auf Arbeit mit was auch immer (die Diagnosen werden ihnen vermutlich nicht mitgeteilt) angesteckt haben.
    Die Vermutung einer Annahme ist keine Diagnose.

  18. 25.

    Die Ärzte bekommen Geld für jede Krankschreibung - da zählt selbst jeder Simulant... die meisten sind überhaupt nicht wirklich krank. Da wär ich im Schichtdienst schon tot. Krank ist relativ. Die Leute halten immer weniger aus... und trotzdem krank.

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