"Brandenburg zeigt Haltung" - Neues Bündnis gegen Rechts will Widerstand in die Fläche bringen

Di 23.01.24 | 17:52 Uhr | Von Amelie Ernst
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Am 23.01.2024 wurde in Potsdam sas Bündnis "Brandenburg zeigt Haltung" präsentiert. (Quelle: dpa/Britta Pedersen)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 23.01.2024 | Hanno Christ | Bild: dpa/Britta Pedersen

Jeden Tag gehen in Deutschland derzeit Menschen auf die Straße – für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Diesen Protest möchte die neue Initiative "Brandenburg zeigt Haltung" jetzt bündeln. Von Amelie Ernst

Prominente Namen finden sich unter den Erstunterzeichnern von "Brandenburg zeigt Haltung" – so wie Handballtrainer und Sportfunktionär Bob Hanning, der Berliner Erzbischof Heiner Koch und Fernsehmoderator Günther Jauch. Sie waren bei der Vorstellung der Initiative am Dienstag allerdings nicht dabei – dafür ein Dutzend Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, die das Bündnis tragen.

110 seien es bisher, Sportvereine wie der SV Babelsberg 03 ebenso wie Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Forschungseinrichtungen, sagt einer der Initiatoren, Potsdams Ex-Oberbürgermeister Jann Jakobs vom Verein "Neues Potsdamer Toleranzedikt". Viele Menschen seien es inzwischen leid, sich immer wieder mit rechtsextremen Forderungen auseinandersetzen zu müssen, so Jakobs: "Die Leute werden für blöd verkauft, die breite Mehrheit unserer Gesellschaft. Und die zeigt jetzt: 'Wir haben eine andere Auffassung als die AfD oder andere'."

Den öffentlichen Raum verteidigen

Vernetzen, unterstützen, Mut machen - das sind die Ziele von "Brandenburg zeigt Haltung". Und der bisher oft schweigenden Mehrheit eine Stimme geben. Wie wichtig das sei, habe er schon mehrfach erlebt, erzählt Pfarrer Martin Vogel von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Beispielsweise in einem kleinen Dorf in der Uckermark. "Da wollte sich irgend so eine Öko-Nazi-Truppe niederlassen. Da haben die Leute dann einen Verein gegründet und im Oktober ein Demokratiefest organisiert. Und das hat eine solche Resonanz erzeugt, dass den Leuten schon klar ist: Wir können den öffentlichen Raum auch verteidigen". Ein Bündnis wie "Brandenburg zeigt Haltung" stärke solche Initiativen landesweit. Denn dann wüssten die Menschen: Wir sind nicht allein.

Auch Karl-Heinz Hegenbart, der Präsident des Landessportbunds, will mit den rund 3.000 Vereinen für Weltoffenheit und einen respektvollen Umgang stehen. Auf dem Sportplatz sei nun mal kein Platz für Intoleranz und Ausgrenzung, so Hegenbart. Natürlich gebe es auch in den Vereinen AfD-Mitglieder und -Sympathisanten. Aber eben auch Regeln. Nirgendwo könne man die Menschen besser erreichen als in einem Fußball- oder sonstigen Sportverein. "Da muss man nicht viel reden: Man haut den Ball in die Mitte rein und alle kümmern sich um den Sport - egal welche Hautfarbe, egal welche Herkunft."

Nicht das erste Bündnis für Toleranz

Es ist nicht das erste Mal, dass in Brandenburg ein Bündnis für Toleranz und Zusammenhalt wirbt. Doch dieses sei größer als alle bisherigen, so die Initiatorinnen und Initiatoren. Denn gerade auch Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Tourismus und Wissenschaft spürten inzwischen, dass das Image Brandenburgs nach außen vor allem wegen der hohen Umfragewerte für die AfD leide. Nicht nur in den Hotels und Gaststätten sei man wesentlich auf Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, so Dieter Hütte, der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. "Die können sich nur dann hier wohlfühlen, wenn auch eine Gesellschaft damit klarkommt, dass wir hier vielfältig sind."

Für sie und das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) sei jetzt eine Grenze erreicht, ergänzt deren Vorständin Susanne Buiter. Wissenschaft und Forschung lebten von Freiheit und vom internationalen Austausch.

Ein weiteres Ziel der Initiative: Die Auseinandersetzungen mit dem Thema Rechtsextremismus in die Fläche bringen und dort die Demokratie stärken. Denn gerade in kleineren Orten gehöre oft Mut dazu, Gesicht zu zeigen und gegen Rechts Stellung zu beziehen, betont Bettina Jahnke, die Intendantin des Potsdamer Hans Otto Theaters. "Da kennt jeder jeden." Jahnke plant am Wochenende eine Lesung der "Correctiv"-Recherchen zu einem Treffen von Rechtsextremen – bei freiem Eintritt. Andere Theater in Brandenburg hätten sich der Aktion angeschlossen, beispielsweise die Häuser in Senftenberg, Cottbus und Schwedt. Die Theater böten sich als Orte für Diskussionen und Gespräche an, so Jahnke weiter: "Kirchen und Theater sind ja noch die Orte, wo sich Öffentlichkeit zusammenfindet, unabhängig von Beruf und Geschlecht. Da wollen wir Diskussionsräume anbieten."

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2024, 17 Uhr

Beitrag von Amelie Ernst

73 Kommentare

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  1. 73.
    Antwort auf [Ansgar] vom 24.01.2024 um 18:33

    Bitte komplett und nicht verkürzt lesen: Ich halte dagegen, dass jede Chancengleichheit statt Chancenungleichheit Extremisten keine Chance bietet.... Der erhobene Zeigefinger nutzt gar nichts. Im Gegenteil. Der erhobene Zeigefinger ist in diesem Fall die Anzahl der „Moralartikel“ in den Medien. Es ist und bleibt wahr.

  2. 72.

    "Die Wirtschaft" ist als Sammelsurium aller möglicher Aktivitäten sowieso ein Phantom. Es existiert eine ganze Bandbreite von solidem Wirtschaften mit langfristiger Perspektive angefangen - leider die allerwenigsten - bis hin zu einem hemdsärmligen Wirtschaften, bei dem anschauungslose Entscheidungen zwischen Tür und Angel getroffen werden, allein des Rausches der hohen Zahl wegen.

    Es erscheint mit typisch für die heutige Zeit, dass zuallererst nicht das Gespräch gesucht wird, sondern im Handumdrehen rumgelärmt wird. Wer da nicht mithält, gilt als Leisetreter, als Loser.

  3. 71.

    "Gleich aller Parteien" ist nicht nur bezogen auf die aktuelle Legislaturperiode. Mit den Tendenzen in der Medienlandschaft meine ich die letzten zwei Jahrzehnte. Es ist m. E. fast zweitrangig, was eine jeweilige Regierung da nun macht oder nicht macht, unter solchen genannten Aspekten - Auch wenn Olaf Scholz das Bundeskanzleramt mit einem BVerfG-Senat verwechselt, dergestalt, dass nur etwas verkündet werden braucht. ;-

  4. 69.

    Jedoch ein Problem, was übersehen wird. "In der Fläche" sitzt schon die AfD, sie ist dort stärkste politische Kraft und die SPD "in der Fläche" in Sachsen wird auf drei Prozent taxiert.

  5. 67.

    Ach kommen Sie...

    Am besten Demokratie abschaffen und die Wirtschaft das Land oder gleich die Welt regieren lassen.

    Mit den großen Digitalunternehmen gehts eh in die Richtung.

  6. 66.

    Zumal die AFD Abgeordneten auch bekennende Gewalttäter und Rechtsextremisten im Bundestag anstellen.

    Da sagt selbst Chrupalla er würde den nicht anstellen. Ja was denn nun er ist Parteichef, angeblich darf man nicht in AFD und IB sein, aber als AFD Abgeordneter IB Rechtsextreme als Angestellte anstellen ist dann vollkommen in Ordnung?

  7. 65.

    Es ist der Arbeitgeberpräsident.

    Was erwarten Sie? Der hätte am liebsten rechtlose Billiglöhner. Mindestlohn war immer des Teufels, Arbeitsschutz sollte am besten auch weg...

    Hätte er mal Beispiele gebracht. Natürlich ist ihm ein Arbeitgebernaher Merz (Hallo Blackrock) viel lieber.

    PS: hab beruflich sogar mit Arbeitgeberverbänden zu tun, immer wieder lustig...

  8. 64.

    Ihnen ist aber die Struktur, der Aufbau und auch die Geschichte des Grundgesetzes in diesem Land bekannt?
    Exakt aus dem Grund der Gefahren des "mal machen lassen" in der Weimarer Zeit wurde da ausgezeichnete Vorsorge getroffen und ich bin guter Dinge, das angesichts der Geschichte dieses Landes es keine Wiederholung geben wird und auch nicht geben kann. Selbst die "Macht" in Ausschüssen ist "Ipso jure" eng begrenzt. Daran werden sich auch Rechtsausleger gewöhnen müssen.
    Beispielsweise die "Remigrationsdebatte" - ursächlich nur ein interner Vereinsvorgang. Sie wurde, völlig zu Recht, vollständig zerpflückt. Wenn man sich nun das Rumgeiere dieser Klientel in den Medien dazu ansieht, kommt das Winden und Drehen doch einem Aal gleich und hat durch die nun endlich breitere Öffentlichkeit dem Verein eher geschadet als genützt. So in der Richtung ginge noch viel mehr.

  9. 63.

    Hr Krüger, vielleicht hat er es hinter den Türen schon versucht ,ist aber auf taube Ohren gestoßen ,weil man als Regierung immer noch denkt man macht alles richtig.
    Und natürlich muss er als Präsident des Arbeitgeberverbandes auf Missstände aufmerksam machen,denn nur eine gut funktionierende Wirtschaft hält unser Land am laufen und finanziert einen großen Teil des Hokuspokus den die Regierung vorhat. Ohne die Wirtschaft bekommt usere Regierung nicht's auf die Reihe und da sollte man ihre Bedenken schon etwas ernst nehmen .

  10. 62.

    "Was "die Politik" - gleich aller Parteien - bislang versäumt hat: Zu sagen, dass es so bezeichnete Zielkonflikte gibt." Die Kommunikation der aktuellen Bundesregierung ist n.m.M. von Anfang an sehr schlecht gewesen - unabhängig davon, was man nun politisch vom aktuellen Regierungsprogramm hält.

  11. 61.

    "Hm, na das hat doch mit der NSDAP schon nicht geklappt, dieses "Entzaubern"..." Nochmal ganz genau die Vorgänge 1932 (Reichstagswahl) - Jan. 33 (NSDAP in Koalition) - Mär. 33 (Reichstagswahl) durchlesen und warum die NSDAP da in die Koalition genommen wurde (nicht gewählt, genommen); es ging nicht um das Entzaubern.
    "Wer Nazis wählt, muss sich gefallen lassen selbst als Nazi betitelt zu werden." Die Verwendung von linksextremistischen Kampfbegriffen fördert nicht gerade die Diskussionskultur. Oder sehen Sie Straßenkämpfe zwischen Rotfrontkämperbund und SA zurück?

  12. 60.

    Ich halte dagegen, dass jede Chancengleichheit statt Chancenungleichheit Extremisten keine Chance bietet.... Der erhobene Zeigefinger nutzt gar nichts. Im Gegenteil. Der erhobene Zeigefinger ist in diesem Fall die Anzahl der „Moralartikel“ in den Medien.

  13. 59.

    "Klappern" gehört verbandsgeleitet immer zum Handwerk. Dafür wird der gute Mann bezahlt und täte er es nicht, würden ihn die Mitglieder der Inaktivität geißeln. Früher wurden solche Kassandra-Rufe "hinter den Kulissen" abgehandelt, per Telefon, heute werden dazu Pressekonferenzen einberufen. Das ist der Unterschied.

    Wenn etwas in der Natur so ist, dass etwas mal mehr und mal weniger wird und wir als Menschen ja nun einmal unwiederbringlich Teil der Natur sind: Warum soll ein Rückgang eine Katastrophe sein, wobei das ja alles wahllos aufsummierte Werte sind? Einzelne Branchen prospieren, andere nehmen zahlenmäßig ab; schon die bloße unterschiedslose Aufsummierung von Waren und Dienstleistungen ist fragwürdig, damit auch die Aussagekraft des BSP / BIP. Dass bislang kein anderer Bewertungsmaßstab gefunden wurde, erhöht die Aussagekraft nicht.

  14. 58.

    Was "die Politik" - gleich aller Parteien - bislang versäumt hat: Zu sagen, dass es so bezeichnete Zielkonflikte gibt. Vielleicht klingt das ja in den Ohren von Einigen technokratisch; damit ist aber gemeint, dass sich zwei Ziele nicht bruchlos miteinander vereinbaren lassen, weil sich die äußeren Umstände im Vergleich zur Wahl verändert haben.

    Folglich muss gewichtet werden: das eine beibehalten, das andere weniger stark umgesetzt, teils sogar kurzzeitig fast das glatte Gegenteil davon getan.

    Allerdings herrscht eine Medienlandschaft, die jede klitzekleine Abweichung sofort als Niederlage wertet und angreift und solche Vorgehensweisen augenblicklich in der Luft zerreisst: Negative Schlagzeilen haben höhere Zugriffszahlen als positive Nachrichten, dann, wenn etwas genau so umgesetzt wird, wie angekündigt. Das ist ja schließlich langweilig und lockt niemanden hinter dem Ofen hervor.

    Wohl noch nie waren die besagten Zielkonflikte so offenkundig wie zurzeit, bspw. LNG.

  15. 57.

    Hm, na das hat doch mit der NSDAP schon nicht geklappt, dieses "Entzaubern"...
    Ich glaube, dass "Entzaubern" durch "mal machen lassen" echt super gefährlich ist. Weil, selbst, wenn die in keinem Regierungsbündnis sind, bekommen sie Macht in Ausschüssen oder ähnlich. Und dann werden die uns viel lieb gewonnene Freiheiten auf dem einen oder anderen Terrain vermiesen. Ich glaube, noch ist Hopfen und Malz nicht bei allen verloren, die im Moment noch AfD wählen würden. Wer Nazis wählt, muss sich gefallen lassen selbst als Nazi betitelt zu werden. Und das wollen bestimmt nicht alle mit sich machen lassen.

  16. 56.

    Der Arbeitgeberpräsident R. Dulger in einem Interview er bescheinigt der Ampel eine völlig falsche Wirtschaftspolitik.
    Er:" es tut mir weh wie tief DE in den letzten 2 Jahren gesunken ist. " weiter sagte er "ich kann mehr und mehr jeden Wutbürger verstehen, wir müssen aufpassen, dass wir vom Motor der EU, nicht zum Wohlstandsmuseum werden. Viele Unternehmen haben das Vertrauen in die Regierung verloren. Das Land bekomme teilweise ideologische Parteipolitik zu spüren. Weiter sagte er "der Vollkaskostaat ist nicht mehr umfassend finanzierbar, der Sozialstaat gerate gerade an seine Grenzen. "
    Sagt einer der etwas mehr Ahnung von der Materie hat als Dominik und gleich werden Sie kommen stimmt nicht vorher will der das alles wissen .
    Es läuft einiges schief und das sollte man langsam mal zugeben.

  17. 55.

    "ich habe fue keiner schon so oft versucht zu verlinken der RBB hat wohl was dagegen" Auch schon bemerkt. Argumentativ wäre es oft besser, wenn man die Originalquelle einfach verlinken kann im Kommentar, damit jeder weiß, worauf man sich bezieht in den Argumenten. Links mitposten ging aber früher häufiger.

  18. 54.

    Rechtsextremisten entlarven sich durch ihre Wortwahl?
    Da müssen Sie ja eine tolle Bildung mit umfassendem Sprachschatz haben. Und unsere Nationalhymne kennen Sie dann auch?

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