"Brandenburg zeigt Haltung" - Neues Bündnis gegen Rechts will Widerstand in die Fläche bringen
Jeden Tag gehen in Deutschland derzeit Menschen auf die Straße – für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Diesen Protest möchte die neue Initiative "Brandenburg zeigt Haltung" jetzt bündeln. Von Amelie Ernst
Prominente Namen finden sich unter den Erstunterzeichnern von "Brandenburg zeigt Haltung" – so wie Handballtrainer und Sportfunktionär Bob Hanning, der Berliner Erzbischof Heiner Koch und Fernsehmoderator Günther Jauch. Sie waren bei der Vorstellung der Initiative am Dienstag allerdings nicht dabei – dafür ein Dutzend Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, die das Bündnis tragen.
110 seien es bisher, Sportvereine wie der SV Babelsberg 03 ebenso wie Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Forschungseinrichtungen, sagt einer der Initiatoren, Potsdams Ex-Oberbürgermeister Jann Jakobs vom Verein "Neues Potsdamer Toleranzedikt". Viele Menschen seien es inzwischen leid, sich immer wieder mit rechtsextremen Forderungen auseinandersetzen zu müssen, so Jakobs: "Die Leute werden für blöd verkauft, die breite Mehrheit unserer Gesellschaft. Und die zeigt jetzt: 'Wir haben eine andere Auffassung als die AfD oder andere'."
Den öffentlichen Raum verteidigen
Vernetzen, unterstützen, Mut machen - das sind die Ziele von "Brandenburg zeigt Haltung". Und der bisher oft schweigenden Mehrheit eine Stimme geben. Wie wichtig das sei, habe er schon mehrfach erlebt, erzählt Pfarrer Martin Vogel von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Beispielsweise in einem kleinen Dorf in der Uckermark. "Da wollte sich irgend so eine Öko-Nazi-Truppe niederlassen. Da haben die Leute dann einen Verein gegründet und im Oktober ein Demokratiefest organisiert. Und das hat eine solche Resonanz erzeugt, dass den Leuten schon klar ist: Wir können den öffentlichen Raum auch verteidigen". Ein Bündnis wie "Brandenburg zeigt Haltung" stärke solche Initiativen landesweit. Denn dann wüssten die Menschen: Wir sind nicht allein.
Auch Karl-Heinz Hegenbart, der Präsident des Landessportbunds, will mit den rund 3.000 Vereinen für Weltoffenheit und einen respektvollen Umgang stehen. Auf dem Sportplatz sei nun mal kein Platz für Intoleranz und Ausgrenzung, so Hegenbart. Natürlich gebe es auch in den Vereinen AfD-Mitglieder und -Sympathisanten. Aber eben auch Regeln. Nirgendwo könne man die Menschen besser erreichen als in einem Fußball- oder sonstigen Sportverein. "Da muss man nicht viel reden: Man haut den Ball in die Mitte rein und alle kümmern sich um den Sport - egal welche Hautfarbe, egal welche Herkunft."
Nicht das erste Bündnis für Toleranz
Es ist nicht das erste Mal, dass in Brandenburg ein Bündnis für Toleranz und Zusammenhalt wirbt. Doch dieses sei größer als alle bisherigen, so die Initiatorinnen und Initiatoren. Denn gerade auch Vertreterinnen und Vertreter von Wirtschaft, Tourismus und Wissenschaft spürten inzwischen, dass das Image Brandenburgs nach außen vor allem wegen der hohen Umfragewerte für die AfD leide. Nicht nur in den Hotels und Gaststätten sei man wesentlich auf Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen, so Dieter Hütte, der Geschäftsführer der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. "Die können sich nur dann hier wohlfühlen, wenn auch eine Gesellschaft damit klarkommt, dass wir hier vielfältig sind."
Für sie und das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) sei jetzt eine Grenze erreicht, ergänzt deren Vorständin Susanne Buiter. Wissenschaft und Forschung lebten von Freiheit und vom internationalen Austausch.
Ein weiteres Ziel der Initiative: Die Auseinandersetzungen mit dem Thema Rechtsextremismus in die Fläche bringen und dort die Demokratie stärken. Denn gerade in kleineren Orten gehöre oft Mut dazu, Gesicht zu zeigen und gegen Rechts Stellung zu beziehen, betont Bettina Jahnke, die Intendantin des Potsdamer Hans Otto Theaters. "Da kennt jeder jeden." Jahnke plant am Wochenende eine Lesung der "Correctiv"-Recherchen zu einem Treffen von Rechtsextremen – bei freiem Eintritt. Andere Theater in Brandenburg hätten sich der Aktion angeschlossen, beispielsweise die Häuser in Senftenberg, Cottbus und Schwedt. Die Theater böten sich als Orte für Diskussionen und Gespräche an, so Jahnke weiter: "Kirchen und Theater sind ja noch die Orte, wo sich Öffentlichkeit zusammenfindet, unabhängig von Beruf und Geschlecht. Da wollen wir Diskussionsräume anbieten."
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2024, 17 Uhr