Proteste gegen AfD auch in Brandenburg - Rund 100.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen Rechtsextremismus
Etwa 100.000 Menschen haben sich am Sonntag vor dem Bundestag in Berlin zum Protest gegen die AfD und gegen Rechtsextremismus eingefunden. Auch in Brandenburg gingen in zahlreichen Städten Menschen auf die Straße.
- 100.000 Teilnehmer bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus in Berlin am Sonntag
- Brandenburgs Ministerpräsident Woidke besuchte eine Demonstration mit 3.500 Teilnehmern in Cottbus
- auch in zahlreichen weiteren Städten in Brandenburg gingen Menschen auf die Straße, etwa in Fürstenwalde, Strausberg und Templin
Rund 100.000 Menschen haben am Sonntag vor dem Bundestag in Berlin gegen Rechtsextremismus und die AfD demonstriert. Zu Beginn der Veranstaltung um 16 Uhr seien 30.000 Teilnehmende vor Ort gewesen, wie die Polizei meldete, innerhalb einer Stunde sei die Teilnehmerzahl auf bis zu 100.000 gestiegen. Die Polizei versuche, die Anzahl der Menschen noch konkreter zu erfassen, hieß es. Die Veranstalter sprachen von 350.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das hielt die Polizei für zu hoch.
Gegen 18 Uhr sei die Veranstaltung von den Veranstaltern planmäßig beendet worden, Zwischenfälle hat es keine gegeben, wie eine Sprecherin der Polizei rbb|24 sagte.
Ein breites Bündnis aus Parteien, Fridays for Future und Gewerkschaften hatte zu einem Protest am Brandenburger Tor unter dem Motto "Demokratie verteidigen: Zusammen gegen Rechts" aufgerufen. Von den Veranstaltern angekündigt wurden 1.000 Teilnehmer. Gegendemosntrationen hat es nach Polizeiangaben in Berlin keine gegeben.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) begrüße es sehr, "wenn möglichst viele Menschen zeigen, dass es in Berlin keinen Platz für rechte Hetze oder Hass gibt", erklärte Senatssprecherin Christine Richter. Wegner selbst könne leider wegen anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen: Am Sonntagnachmittag wird im Olympiastadion in Berlin vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf des verstorbenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein gedacht.
Woidke auf Demonstration in Cottbus
Tausende Menschen hatten sich bereits am Sonntagvormittag in Cottbus versammelt, um gegen Rechtsextremismus und für Demokratie zu demonstrieren. Veranstalter schätzten die Zahl der Teilnehmer auf 5.000 Menschen, laut Polizei waren es 3.500.
Bei der Kundgebung sprach auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Er habe Tränen in den Augen, sagte Woidke. Es sei "unglaublich, was hier heute passiert". Die Lausitz stehe auf für Demokratie und gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Keiner könne heute mehr sagen, er hätte nicht gewusst, was Extremisten mit Menschen vorhaben, die eine andere Herkunft, ein andere Religion oder eine andere Meinung haben, sagte Woidke - offenbar mit Blick auf das vergangene Woche vom Medienhaus correctiv aufgedeckte Treffen von Rechtsextremisten im November 2023 in einer Potsdamer Villa.
Demnach sollen nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssen, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln, die ihnen nicht passen. "Wehret den Anfangen - Nie wieder ist jetzt" sagte Woidke weiter.
Demos auch in weiteren Städten in Brandenburg
Die Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Gesine Grande, rief zu Vielfalt und Offenheit auf. "Wir haben fast 3.000 Studierende bei uns, die aus aller Welt kommen, weil sie sich eine Zukunft erhoffen", sagte Grande. "Sie sind unsere Zukunft - und dafür müssen wir alles tun." Auf Plakaten stand: "Keine Toleranz für Intolerante" und "Herz statt Hass". Cottbus gilt als eine Hochburg des Rechtsextremismus in Brandenburg, eine Gegendemonstration hatte es genau wie in Berlin auch hier laut Polizeiangaben nicht gegeben.
In Strausberg gingen laut Polizei 2.500 Menschen auf die Straße, in Templin waren es nach Angaben der Polizei bis zu 500 Menschen, die dem Aufruf des Bündnisses "Zusammen gegen Rechts" gefolgt sind.
Auch in Beeskow (Oder-Spree) hatten sich am Nachmittag nach Einschätzung eines rbb-Reporters vor Ort rund 200 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus zusammengefunden.
In Fürstenwalde versammelten sich den Angaben zufolge etwa 500 Menschen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen, in Perleberg waren es 350. In Luckenwalde demonstrierten laut der Polizei bereits am Samstag 600 Menschen, in Spremberg waren es demnach etwa 300.
Aktionen im gesamten Bundesgebiet auch am Sonntag
In ganz Deutschland kam es am vergangenen Wochenende zu Demonstrationen. Laut Polizei gingen bundesweit etwa 910.600 Menschen auf die Straßen. In München kamen so viele Menschen zusammen, dass die Demonstration wegen Sicherheitsbedenken abgebrochen werden musste [br24.de]. Die Polizei sprach von 100.000 Teilnehmenden, Veranstalter von 250.000 Menschen. Rund 40.000 Menschen versammelten sich am Sonntagmittag in Bremen, mehrere Zehntausend kamen zur gleichen Zeit in Köln zusammen. Vielerorts war der Andrang zu den Demonstrationen deutlich größer als von den Veranstaltern erwartet. In Frankfurt am Main etwa, wo die Polizei am Samstag rund 35.000 Menschen zählte, musste der Bereich der Kundgebung vom Marktplatz Römer auf die umliegenden Straßen und Plätze ausgeweitet werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.01.24, 7 Uhr