Gruppenvergewaltigung im Görlitzer Park - Verteidiger sieht Angeklagte durch Handy-Video entlastet
Ein Ehepaar soll im Juni letzten Jahres ausgeraubt und die Frau mehrfach vergewaltigt worden sein. Am Donnerstag startete der Prozess am Berliner Landgericht mit einer Überraschung.
Unter großem öffentlichen Interesse hat rund sieben Monate nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung im Görlitzer Park in Kreuzberg der Prozess vor dem Landgericht Berlin begonnen. Überraschend gab der Vorsitzende Richter Thilo Bartl am Donnerstag bekannt, dass es ein neues Beweismittel gibt.
Es geht um eine siebensekündiges Handy-Video, aus Sicht der Verteidigung stellt sie eine Wende in dem Verfahren dar. Auf dem Film sehe man möglicherweise anderes, als bislang aktenkundig sei, sagte Anwalt Eckart Fleischmann. Er sprach davon, dass sexuelle Handlungen möglicherweise freiwillig erfolgt sein könnten.
Ehepaar zuvor überfallen und ausgeraubt
Die Angeklagten mit somalischer und guineischer Staatsangehörigkeit sollen am 21. Juni 2023 ein Ehepaar in dem Park überfallen, ausgeraubt und die Frau mehrfach vergewaltigt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den 22- und 23-Jährigen besonders schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und besonders schweren Raub vor.
Der Verteidiger eines 23-Jährigen erklärte zum Auftakt der Verhandlung, sein Mandant sei unschuldig. Die Anklage der Staatsanwaltschaft beruhe auf lückenhaften Ermittlungen und teils falschen Zeugenaussagen. Der Prozess soll am 23. Januar fortgesetzt werden mit Aussagen der Angeklagten.
Mutmaßliches Vergewaltigungsopfer als Nebenklägerin
Das zur Tatzeit 27 Jahre mutmaßliche Vergewaltigungsopfer tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Nach Angaben ihres Anwalts Roland Weber sind auf der kurzen Filmsequenz keine Gesichter zu sehen. Er räumte am Rande des Prozesses ein, dass aber auch keine Gewalt zu erkennen sei. Weber will nun mit seiner Mandantin über die Aufnahme sprechen. Nach seinen Angaben hält sich die Georgierin wieder in der Heimat auf. Sie sei aber zur Aussage in Berlin bereit, sagte er am Rande des Prozesses.
Asylanträge der Angeklagten abgelehnt
Die Videosequenz soll von dem angeklagten 23-jährigen Guineer gemacht worden sein und bei einem Haftprüfungstermin Ende vergangenen Jahres erstmals von dessen Anwalt dem Gericht vorgelegt worden sein. Der Angeklagte befindet sich gleichwohl weiter in Untersuchungshaft. Auch die beiden Mitangeklagten somalischer und guineischer Staatsangehörigkeit sind seit ihrer Festnahme im vergangenen Juli und August im Gefängnis.
Die Angeklagten sind alle ledig und zwei haben keinen festen Wohnsitz in Berlin. Asylanträge der Männer wurden abgelehnt, für einen der 23-Jährigen besteht eine Residenzpflicht in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern. Der Mann verbüßt derzeit eine Haftstrafe wegen Drogenhandels. Laut Ermittlungen ist auch der andere 23-Jährige wegen Drogenhandels aufgefallen.
Sicherheitsmaßnahmen für Park geplant
Der Fall hatte erneut eine Diskussion über Sicherheitsmaßnahmen im Görlitzer Park ausgelöst, der vor allem wegen des Drogenhandels zu den Kriminalitätsschwerpunkten in Berlin gehört. Ein Zaun um die Anlage soll helfen, dies zu ändern. Allerdings kommt dieser später als zunächst von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) angekündigt. Zuletzt hieß es, Baubeginn solle im ersten Quartal 2024 sein.
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht dem Projekt ablehnend gegenüber. Am kommenden Dienstag (23. Januar) soll es eine gemeinsame Sitzung des schwarz-roten Senats mit dem Bezirksamt geben. Dabei ist nach Senatsangaben auch ein Besuch des Parks geplant.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.01.2024, 13:40 Uhr