Rückkauf des Fernwärmenetzes -
Das Land Berlin ist seit Anfang Mai wieder Eigentümer der Fernwärme in der Hauptstadt. Das neue Landesunternehmen trägt den Namen Berliner Energie und Wärme AG (BEW).
Mit einem Festakt im Heizkraftwerk Mitte wurde der Rückkauf der Fernwärme gefeiert, teilte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe am Freitag mit. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, CDU, sprach von einem "historischen Tag". Die Fernwärme kehre in den Kreis der Landesunternehmen zurück. "Willkommen zu Hause", so der Regierende Bürgermeister. Zu Gästen zählten neben Wegner auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Finanzsenator Stefan Evers (CDU).
Wegner sagte dazu: "Die Fernwärme ist eine zentrale Säule bei der Wärmeversorgung der Berlinerinnen und Berliner und hat darüber hinaus auch eine strategische Bedeutung für die Transformation der Energieversorgung in unserer Stadt. Mit der Rückkehr der Fernwärme in die Unternehmensfamilie des Landes Berlin gewährleisten wir eine sichere, effiziente und nachhaltige Energieversorgung zu fairen Preisen und sichern rund 2.000 Arbeitsplätze in unserem Landesunternehmen BEW."
Franziska Giffey sagte, mit dem Rückkauf der Fernwärme sei die größte energiepolitische Weichenstellung dieses Jahrzehnts gelungen: "Wir haben die Wärme nach Hause geholt. Diese politische Entscheidung und die darauffolgenden erfolgreichen Verhandlungen führen dazu, dass die wichtigsten Güter zur Versorgung der Grundbedürfnisse unserer 3,9 Millionen-Metropole – Strom, Wasser und Wärme - nun alle in öffentlicher Hand sind. [...] Das Land Berlin hat die Chance ergriffen, in Zukunft selbst für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Fernwärmeversorgung für die Berlinerinnen und Berliner zu sorgen und damit einen wichtigen Beitrag für eine klimaneutrale und zukunftsfähige Metropole zu leisten."
Berlin hatte rund zwei Jahre mit dem schwedischen Vattenfall-Konzern über die Rekommunalisierung der Fernwärme verhandelt. Im Dezember letzten Jahres war der Kaufvertrag unterzeichnet worden. Berlin hat für die Fernwärme 1,39 Milliarden Euro bezahlt. Finanzsenator Stefan Evers, CDU, nannte den Kaufpreis ein "faires Verhandlungsergebnis, das mit "gutem Augenmaß" erzielt worden sei.
Energieexperte: "Umbau der Fernwärme anspruchsvoll"
Der Umbau des Fernwärmenetzes in der Hauptstadt wird aus Sicht eines Energieexperten anspruchsvoll. "Die Herausforderungen bei diesem Umbau der Fernwärme ist, dass man auf sehr viele unterschiedliche Quellen der Wärmeerzeugung setzen muss", sagte der Energiespezialist Felix Matthes vom Öko-Institut in Freiburg am Freitag im RBB-Inforadio.
"Das heißt, das Fernwärmenetz, was heute im Kern die Funktion hat, von großen Kraftwerken Wärme zu den Verbrauchern zu bringen, wird auch in Zukunft noch ein paar große Kraftwerke haben", sagte Matthes. Allerdings werde man zusätzlich auch auf viele kleine Anbieter setzen und unterschiedliche Wärmquellen nutzen. Genutzt werden könne etwa Abwärme aus Industriebetrieben. Aber auch Flusswasser, Abwasser oder die Abfallverbrennung könnten künftig als Wärmequelle dienen. "Und es wird natürlich einen Teil geben, der auch mit Holz oder Biogas und auch mit Wasserstoff gemacht werden muss. Das sind aber unter allen Optionen wahrscheinlich die teuersten und die knappsten."
Fernwärme ist dem Experten zufolge nach wie vor ein Monopol. "Da kann man auch viel Unfug betreiben." Etwa in dem man versuche, hohe Gewinne auf Kosten der Berlinerinnen und Berliner zu machen. Dass der Umbauprozess unter öffentlicher Kontrolle stattfinden wird, findet der Ökonom daher richtig. "Es ist total wichtig, dass Berlin der Eigentümer ist, weil das ein Riesen-Umbauprojekt wird, wo ganz viel technisch und auch ganz viel regulatorisch geändert werden muss."
Der Kauf des Fernwärmenetzes wurde Mitte Dezember zwischen dem Land Berlin und dem schwedischen Energieversorger Vattenfall vereinbart. Nach Angaben von Vattenfall hat das Wärmenetz eine Gesamtlänge von etwa 2.000 Kilometern. Teil der Übernahme sind zudem zehn große Heizkraftwerke sowie 105 kleinere Blockheizkraftwerke und verschiedene weitere Anlagen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.05.2024, 9 Uhr