Fürstenwalde (Oder-Spree) - Strom aus erneuerbarer Energie kann durch Netzausbau besser genutzt werden

Mi 09.10.24 | 09:01 Uhr
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Ein Solarpark bei Buckow in Brandenburg. (Quelle: dpa/Rainer Keuenhof)
dpa/Rainer Keuenhof
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.10.2024 | Michael Lietz | Bild: dpa/Rainer Keuenhof

In Brandenburg entsteht mit Wind- und Solarparks erneuerbare Energie für Haushalte auch über die Region hinaus. Um diese wirklich nutzbar machen zu können, fehlt es derzeit noch an Verteilnetzen.

Der Ausbau erneuerbarer Energien geht in Brandenburg voran – so gut, dass die Verteilnetze kaum mithalten können. Nach Angaben des Netzbetreiber E.DIS in Fürstenwalde (Oder-Spree), zuständig für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wird derzeit Strom mit einer Leistung von 14 Gigawatt erzeugt. Das ist etwa sechs Mal so viel wie in beiden Ländern zu Spitzenzeiten verbraucht wurde.

Kathrin Goldammer, Expertin für Energiewirtschaft vom Reiner Lemoine Institut Berlin, fordert einen raschen Ausbau der Stromnetze. Laut ihr kann ein großer Teil der Projekte für erneuerbare Energie derzeit nicht abgeschlossen werden. Sie sieht dies als verschenkte Chance. "Wir können mit einem Netz, das sich zukünftig digitalisiert, deutlich mehr solcher Projekte in kürzerer Zeit schaffen. Netzbetreiber stehen vor ziemlichen Herausforderungen", sagte sie dem rbb.

Laut Goldammer beginnt dies schon beim Ortsnetz, wo Haushalte ohne Speicher ihren überschüssigen Strom einspeisen können. Für jede neue Anlage müsse auch eine Umspannstation vorhanden sein, um Strom abzutransportieren, ins Netz zu geben und so in andere Regionen zu verteilen.

Strommenge abhängig vom Wetter

Im Solarpark zwischen Frankfurt (Oder) und Müncheberg (Märlisch-Oderland) sollen jährlich bald 70 Millionen Kilowattstunden erneuerbare Energie zusätzlich entstehen. Damit könnten 23.000 Haushalte versorgt werden.

Windparkplaner Heinrich Lohmann sagte dem rbb, dass es ausreichend Strom gebe – zumindest zu bestimmten Zeiten: "Wenn es sehr windig ist, haben wir Windstrom-Überfluss. In den Mittagsspitzen der Sommerzeit haben wir zu viel Solarstrom", so Lohmann.

Behinderung des Netzausbaus durch langwierige Genehmigungsverfahren

Dieser Strom wird laut Wolfram Axthelm vom Bundesverband Erneuerbare Energie gebraucht. Der Ausbau der Erneuerbaren sei notwendig, um steigende Strombedarfe zu decken - etwa um Wärmepumpen zu betreiben, Rechenzentren zu bauen oder Wasserstoff zu erzeugen. Axthelm springt den Netzbetreibern zur Seite. Sie müssten entlastet werden.

Axthelm sagte dem rbb: "Wenn ich in einer bestehenden Trasse das Kabel erneuern möchte, um dort mehr Strom durchzuleiten, darf es nicht zu einem Genehmigungsverfahren kommen, das so komplex ist, als ob ich dort eine neue Trasse bauen würde." Laut ihm muss eine Anzeige gegenüber den örtlichen Behörden ausreichen. Die Netzbetreiber seien nicht diejenigen, die der Energiewende im Weg stünden.

Da der Netzausbau derzeit laut Investoren wie Heinrich Lohmann nicht Schritt halten kann, wird er selbst aktiv. Er übernehme teilweise die Arbeit der Netzbetreiber, baue eigene Umspannwerke und sorge selbst dafür, dass Wind- und Solarparks ans Netz angeschlossen werden.

Stromrechnung für Brandenburger könnte 2025 sinken

Allerdings: Menschen in Brandenburg könnten von dem Energieüberschuss durch Erneuerbare ab kommendem Jahr auch profitieren. Grund ist eine neue Kostenverteilung des Stromnetz-Ausbaus, die die Bundesnetzagentur vorschreibt. Die Entgelte für die Privatkunden und Unternehmen sollen geringer ausfallen, um die finanziellen Lasten des milliardenschweren Umbaus der Energienetze fairer zu verteilen.

Die in Brandenburg tätige E.DIS Netz GmbH reduziert die Entgelte um 20 Prozent. Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es zehn Prozent günstiger.

Der Energiekonzern Eon teilte auf Anfrage mit, dass seine Verteilnetz-Töchter alle Netzentgelte teilweise deutlich absenken. Diese Firmen decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab und damit circa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes. Netzentgelte werden von Gas- und Stromlieferanten als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber gezahlt und an die Verbraucher weitergeleitet. Auch die Kosten für den Stromnetzausbau werden auf die Netzentgelte umgelegt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.10.2024, 19:40 Uhr

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11 Kommentare

  1. 11.

    Ich frage mich nur warum die ganze Welt auch auf (die klimaneutrale) Atomkraft als Teil der Energiewende setzt...nur wir Deutschen nicht.
    Was wissen wir, was alllllle anderen nicht wissen?

  2. 10.

    Ein AKW war noch nie eine “Absicherung” - sie können nur Dauerlauf weil sie nicht kurzfristig hoch- oder runter gefahren werden können. Zudem sind sie immens teuer in Bau und Wartung - von der Sicherheit gar nicht zu reden.

    Strom aus Windkraft oder Solar kann gespeichert werden - entweder wie bisher schon in Pumpspeicherwerken oder indem neue Speicher gebaut werden. Zukünftig auch durch die Umwandlung in Wasserstoff.

    Und nein, perfekt ist auch die bisherige erneuerbare Energie nicht,

  3. 9.

    Verteilnetze sind gut und schön um den aktuell erzeugten Strom zum Kunden zu bringen.

    Aber das Kernproblem der volatilen erneuerbaren Energieen ist doch die zeitlich auseinanderfallende Erzeugung vom Verbrauch, sprich Speicher. Neue Verteilnetze nutzen morgens und abends nichts und schon gar nicht im Winter.

    Wenn alles auf Wasserstoff umgestellt werden soll, werden hauptsächlich ortsnahe Elektrolyseanlagen benötigt. Keine Ahnung wer das dann aber alles bezahlen soll. Die Industrie beantwortet diese Frage für sich schon und sucht das Weite.

  4. 8.

    Grüne Schönfärberei hilft niemanden wenn Energiequellen Wetterabhängig sind und nicht speicherbar. Kommt zu viel Energie ins Netz schaltet man ab (am Strompreis ändert sich nichts), kommt zu wenig kauft man dazu in der EU aus Kohle, Gas und AKW. Gut das man sich im Normalfall darauf noch verlassen kann. Ein Winter wie 1979 würde uns jetzt erhebliche Probleme machen. Der Osten war mit AKW-Rheinsberg noch gebietsweise abgesichert, Kohle war schon eng. Von Solar-Windkraft erwarte ich da nichts

  5. 7.

    Einseitiges Betrachten eines komplexen Verbundsystems, welches der Strommarkt nun mal darstellt, ist allerdings auch keine Lösung. Oder was bringt uns Ihre isolierte Betrachtung ?

  6. 6.

    Vielleicht kann der rbb24 hierzu nachhaken, nicht dass wir Ihre Angaben noch als unbelegte Behauptung einordnen müssen. Was sie derzeit ist.

  7. 5.

    Seid dem es Strom gibt, werden die Menschen in diesem Land zuverlässig damit versorgt. Ich bin mir sicher das es weiterhin so sein wird.

  8. 4.

    Und wieviel müssen Brandenburger dann noch mehr für ihren Strom zahlen, damit andere Bundesländer den ÖKO-Strom geliefert bekommen können? Ich hoffe die Verwaltung lässt sich vieeel Zeit, bis die Kostenverteilung geändert ist und nicht nur die Haushalte trifft in deren Bundesland ÖKO-Strom produziert wird.

  9. 3.

    Mehrfach im Jahr sind Stromausfälle in vielen Regionen an der Tagesordnung. Schon kleine Planungsfehler führen dann zum Blackout. So wie vorgestern zwischen Bernau und Biesenthal. Da waren mehrere Ortschaften mit tausenden Einwohnern stundenlang ohne Strom, genau zwischen Solarfeldern und mehreren Windparks. Das ist E.DIS nicht einmal mehr eine Meldung wert.

  10. 2.

    Die Verteilnetze fehlen nicht derzeit, sondern langfristig, weil sie extrem teuer (und überhaupt nicht ressourcenschonend) sind. Und sie nutzen zudem auch nichts, wenn Dunkelflaute ist, also weder Sonne noch Wind Strom liefern. Das ist im Schnitt an 20 Tagen im Jahr so und zwar bevorzugt in der Jahreszeit, in der besonders viel Energie benötigt wird.

  11. 1.

    Eine schöne Ergänzung aber nicht DIE Lösung in unserer Region. Im Winter, als die Sonne schien und etwas Schnee lag - da waren auch diese Felder schneebedeckt (fahr da öfter vorbei). Die dunkle Jahreszeit ist hier eher unterversorgt mit dieser Solarabhängigkeit. Schönreden von Miximalleistungen sind keine Dauerzustände

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