Die Weihnachtszeit wird häufig als besinnlich bezeichnet. Doch worauf und wie soll man sich eigentlich besinnen? Eine Antwort auf diese Frage können die sogenannten Rauhnächte liefern, die zwischen Weihnachten und Neujahr begannen werden. Der Brauch stammt etwa aus der frühen Neuzeit und wird erstmals Anfang des 16. Jahrhunderts erwähnt.

Die Rauhnächte gehen vom 24. Dezember bis 5. Januar und dienen dazu, das vergangene Jahr abzuschließen und das kommende Jahr vorzubereiten. Sie sollen aber auch dabei helfen, den Fokus auf sich selbst zu legen.

Ursprünglich dienten sie auch dazu, böse Geister zu vertreiben. Heutzutage verspüren viele Menschen wieder den Wunsch, sich mehr mit der Natur zu verbinden und berufen sich daher auf alte Bräuche wie die Rauhnächte.

Auch auf sozialen Plattformen wie Instagram oder TikTok gibt es zahlreiche Anleitungen, wie man die Rauhnächte zelebriert. Sie reichen von Räuchern und Spaziergängen über Meditation, bis hin zum Legen von Tarotkarten oder Verbrennen von Altlasten.

In den Rauhnächsten gibt es aber auch Dinge, die man dringend unterlassen sollte. Also bitte keine Wäsche waschen, damit böse Geister nicht beim Trocknen im Freien hineinfahren und den Tragenden anschließend verfluchen können. In manchen Überlieferungen gilt dies nur für weiße Wäsche, aus denen dann ein Leichentuch entsteht. Es ist aber so oder so eine gute Ausrede, um den Wäschekorb einfach mal stehen zu lassen.

Jede der zwölf Rauhnächte ist einem Monat des Jahres gewidmet und hat ein eigenes Motto: An Tag eins, der für den Januar steht, geht es darum, Altes loszulassen. Der Februar dient dazu, zur Ruhe zur kommen. Im März soll man sich für Neues öffnen. Der April widmet sich dem Selbstvertrauen. Im Mai geht es darum, sich Gutes zu tun. Der Juni dient dem Verzeihen. Im August werden Pläne gemacht. Im September geht es um das Sortieren. Der Oktober dient dem Wahrnehmen des Ist-Zustandes. Der November widmet sich dem Dank für das Bestehende und am letzten 12.Tag besinnt man sich auf die gewonnen Erkenntnisse.

In jeder dieser Nächte kann man unterstützend zu den Themen mit Kräutern oder Hölzern sie Wohnräume räuchern. Jeder Duft steht dabei für ein anderes Motto. Genutzt werden unter anderem Salbei, Weihrauch, Zedernholz oder Wacholder. Der Rauch soll das Negative aus den Räumen treiben und Positives aus dem Nebel entstehen lassen.

Dazu können Feuerrituale durchgeführt werden, bei denen man beispielsweise Wünsche oder negative Gedanken auf Papier schreibt und sie verbrennt. Manche Menschen legen sich auch Tarotkarten, um Ereignisse im kommenden Jahr voraussagen zu wollen.

Spätestens an Silvester dürften sich dann aber auch Ungläubige gewissermaßen an dem Brauch beteiligen. Denn das Knallen und Böllern zum Jahreswechsel diente ursprünglich ebenfalls dazu, böse Geister zu vertreiben, die die sogenannte Zeit zwischen den Jahren nutzen, um in menschlicher Gestalt ihr Unwesen zu treiben.

Auch das traditionelle Blei- oder Wachsgießen an Silvester dient dazu, die Zukunft vorherzusagen und ist Teil des Rauhnachtbrauches.

Ob und wie intensiv man die Rauhnächte begeht, bleibt jedem selbst überlassen. Dem Wunsch nach innerer Einkehr und Ruhe dürften jedoch viele nach den Anstrengungen von 2024 nicht abgeneigt sein. Von Caroline Winkler und Lisa Schwesig