Zehn-Punkte-Plan - Brandenburg will verstärkt Lehrkräfte ausbilden
Der Lehrermangel bleibt in Brandenburg ein Problem, auch im nächsten Schuljahr müssen Stellen neu besetzt werden. Die Landesregierung will nun mit einem Zehn-Punkte-Plan gegensteuern - vor allem bei der Ausbildung.
- Im kommenden Schuljahr mindestens 1.800 neue Lehrkräfte nötig
- Neue Ausbildungsstätte in Senftenberg geplant
- Geringere Stundenzahl soll ältere Lehrkräfte bei der Stange halten
Die Brandenburger Landesregierung will die Lehrerausbildung wegen des großen Lehrkräftemangels verstärken und bundesweit Vorreiter werden. Geplant sind unter anderem ein duales Lehramtsstudium in Senftenberg, Lehrerinnen und -Lehrer mit nur einem Fach sowie eine bessere Verzahnung von Schulen und Unis.
"Der Lehrkräftemangel ist die größte bildungspolitische Herausforderung der kommenden Jahre", sagte Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) am Freitag in Potsdam. Bundesweit fehlten bis 2026 zwischen 30.000 und 45.000 Lehrkräfte. In Brandenburg ist für das kommende Schuljahr laut Bildungsministerium die Neueinstellung von mindestens 1.800 Lehrkräften nötig. Deshalb ist ein Zehn-Punkte-Programm geplant.
Leichterer Zugang, bessere Qualität des Studiums
Das neue Programm sieht unter anderem den Aufbau eines zusätzlichen Lehramtsstandorts vor: Neben der Universität Potsdam sollen Lehrer in Senftenberg an der Brandenburgischen Technischen Universität ausgebildet werden. Dort starten nach Angaben der SPD-Landtagsfraktion 50 Studentinnen und Studenten in diesem Jahr ihr Lehramtsstudium. Ein duales Masterangebot soll dort ab 2026/27 den Praxisbezug im Studium steigern.
Zugangsbeschränkungen zu Lehramtsstudiengängen sollen die Ausnahme werden, aktuell gibt es sie etwa für Mathematik in Potsdam. Geplant ist auch, die Quote von Abbrechern zu senken und die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Zudem sollen verbeamtete Lehrer für fünf Jahre an die Uni Potsdam oder Senftenberg, um sich weiterzuqualifizieren, zu forschen und zu lehren. Auch Unterrichten in nur einem Fach statt in der Regel in zwei Fächern soll möglich sein. Die Zahl der ausgebildeten Sozialarbeiter soll zudem steigen.
"Wir lassen nichts unversucht"
Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) bezeichnete die Lehrerausbildung als einen Baustein, um den Mangel an Lehrkräften zu lindern. "Wir sind in einer Notsituation", sagte Freiberg. "Wir lassen nichts unversucht."
Deshalb will Freiberg unter anderem Lehrer ab dem 63. Lebensjahr mit reduzierten Unterrichtsstunden verlocken, nicht vorzeitig in Rente zu gehen. Bislang gehen laut Freiberg rund 80 Prozent der Lehrkräfte vorzeitig in den Ruhestand. Die Resonanz sei so gut, dass mit einem Modellprojekt gestartet werde, sagte der Minister. Sie sei aber nicht so gut, dass dies in wesentlichen Teilen reiche, den Bedarf für die Unterrichtsversorgung zu decken. Die volle Wirkung werde sich erst nach zwei oder drei Jahren zeigen. Das Land wirbt zudem mit Anzeigen, Plakaten und in sozialen Medien für Lehrkräfte.
GEW-Vorsitzender: Lehrerberuf muss attraktiver werden
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die geplante Stärkung der Lehrerausbildung für richtig, sieht aber noch viele Baustellen - darunter die Zeit. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, er kommt fast zu spät", sagte der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs in Potsdam. "Das löst unsere Probleme aber in diesem und dem nächsten Jahr und die nächsten vier Jahre nicht."
Der GEW-Vorsitzende verlangte, die Ausbildung an den richtigen Stellen auszubauen. "Wir müssen so ausbilden, dass die Bedarfe an der Schule gedeckt werden", sagte Fuchs. Als Beispiele bei den Schularten nannte er Grundschulen und bei den Fächern Naturwissenschaften. Nötig sei auch, den Lehrerberuf attraktiv zu machen, weil Brandenburg in Konkurrenz zu anderen Bundesländern stehe. Die Absolventen müssten in Brandenburg bleiben, sagte er. Fuchs hält mehr Studienseminare für nötig - derzeit gibt es drei in Bernau, Cottbus und Potsdam.
Sendung: rbb|24, 30.06.2023, 13 Uhr