Kaum Sozialwohnungen bewilligt - Landeseigener Wohnungsbau in Berlin ist weiter rückläufig

Di 19.09.23 | 14:21 Uhr
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Symbolbild:Baustelle in Berlin.(Quelle:imago images/S.Glanze)
Bild: imago images/S.Glanze

Dass der Senat seine ambitionierten Wohnungsbauziele nicht schaffen wird, steht schon fest. Nun zeigen aktuelle Zahlen, wie weit man von den Ansprüchen entfernt ist. Auch beim Sozialwohnungsbau geht es kaum voran.

Der Wohnungsbau in Berlin kommt weiterhin kaum voran. Das zeigen aktuelle Zahlen, die der Senat auf Anfrage der Linken im Abgeordnetenhaus mitgeteilt hat. Demnach wurden durch die landeseigenen Immobilienunternehmen von Januar bis Juni erst 624 neue Wohnungen fertiggestellt, die meisten davon in Pankow und Marzahn-Hellersdorf. Wie viele neue Wohnungen durch private Investoren entstanden sind, ist unklar, da konkrete Zahlen dazu nur jährlich erhoben werden.

Landeseigene revidieren Prognose

Derweil revidieren die landeseigenen Wohnungsunternehmen laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ihre eigenen Neubauprognosen: Demnach würden bis 2026 nun 1.400 Wohnungen weniger fertiggestellt als bisher geplant. Die Gründe seien "ungeplante Investitionskosten, nicht ausreichende Baukapazitäten, umfangreiche Ausschreibungsanforderungen, Lieferengpässe, unbefriedigende Rückläufe bei Ausschreibungen, sowie fehlende Unterlagen oder Verzögerungen bei Festsetzung des Planrechts". Insgesamt wollten die sechs landeseigenen Gesellschaften bis 2026 rund 29.000 neue Wohnungen bauen. Allein in diesem Jahr sollen 50 Projekte starten.

Kaum neue Sozialwohnungen bewilligt

Auch bei den Bewilligungen neuer Sozialwohnungen geht es nur schleppend voran. Demnach wurde bis Anfang September für lediglich 151 die Wohnungen die entsprechende Förderung genehmigt. Insgesamt 80 Wohnungen sollen durch die landeseigenen Gesellschaften gebaut werden, 32 durch einen privaten Investor in Charlottenburg-Wilmersdorf, 14 durch eine Genossenschaft in Lichtenberg und 26 durch gemeinnützige Unternehmen in Pankow und Treptow-Köpenick.

Senat reagiert mit Ausweitung der Förderung

"Aus meiner Sicht schlagen diese Zahlen wirklich Alarm", sagte Niklas Schenker, der wohnungspolitische Sprecher der Linken. Der Senat müsse umgehend den Sozialwohnungsbau ankurbeln, etwa durch ein direkt finanziertes, kommunales Bauprogramm.

CDU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, bis 2026 jährlich 20.000 neue Wohnungen zu bauen, davon bis zu 5.000 als Sozialwohnungen. Im August hatte Bausenator Christian Gaebler (SPD) allerdings schon eingeräumt, dass man diese Ziele zumindest 2023 verfehlen werde. Die schwarz-rote Koalition hatte zuletzt die Wohnungsbauförderung ausgeweitet, um weitere Anreize für private Investoren zu bieten. Eine parlamentarische Anfrage der Linken im Juni hatte ergeben, dass seit Wiederaufnahme der Wohnungsbauförderung 2014 private Investoren nur knapp fünf Prozent der seitdem gebauten Sozialwohnungen errichtet haben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.09.2023, 18 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Nun, ich habe damals, 2000, meine Wohnung gekauft, wenn man es heute so sieht, ist sie das vier- bis fünffache wert, wie ich sie damals kaufte. Am Kollwitzplatz, wo sich die grün-woke Hafermilchfraktion breit macht. In soweit interessiert mich die Wohnungsnot nicht. Wenn aber für Flüchtlinge und Asy anten Wohnungen von den Wohnungsgesellschaften gebaut werden, kann die Wohnungsnot in Berlin nicht so groß sein.

  2. 22.

    Dann muss das Land Brandenburg halt Grundstücke gegen 100 Jahre Erbpacht zur Verfügung stellen. Dann würde es schon gehen.

  3. 21.

    Stimmt doch. Und was die Mieter immer vergessen ist, dass wenn eine 60 qm Wohnung in Citylage 250.000 EUR kosten, dann sind das allein bei 4% Zins und 2% Tilgung schlappe 15.000 EUR pro Jahr, die man an die Bank zahlen muss. Also monatlich 1.250 EUR und da wurde dann noch kein Cent im Sparschein angesammelt für Instandhaltung und Co.

  4. 20.

    Auch im Speckgürtel kann niemand mehr Sozialwohnungen bauen. Und so viel günstiger sind die Grundstücke im Speckgürtel auch nicht.

  5. 19.

    Das die privaten zu wenig Sozialwohnungen bauen, liegt an den viel zu starken Mieterrechten. Wenn es mal nicht mehr passt zwischen Vermieter und Mieter, ist es echt schwer, sich zu trennen, wenn sich dann eine Partei quer stellt. Da ist sogar das Scheiden einer Ehe in Deutschland einfacher im Vergleich.

  6. 18.

    Daseinsvorsorge, aber nicht mitten in der Bundeshauptstadt. Niemand hat ein Recht, eine Wohnung innerhalb des S-Bahn-Rings geschenkt zu bekommen. Und Mieter verschließen immer die Augen, wenn es um die Höhe der Handwerkerrechnungen geht oder wie hoch der aktuelle Zinssatz zur Refinanzierung des Wohnraums aktuell sind. Gehen Sie mal mit offenen Augen durch einen Baumarkt oder lassen Sie mal einen Handwerker kommen oder nutzen Sie ein Vergleichsportal, um mal zu sehen, was Sie für eine Immobilienfinanzierung aktuell auf den Tisch legen müssten. Gar nicht anfangen möchte ich von den politischen Unsicherheiten (CO2-Preis-Aufteilung, Heizungsgesetz etc.).
    Bitte öffnen Sie die Augen, dann sehen Sie, warum Projektentwickler Pleite gehen und Wohnungen nicht fertig gestellt werden können oder warum andere Anbieter aktuell alle Bauaktivitäten auf unbestimmte Zeit verschieben. Es ist nun einmal so, dass jeder Einzelne und der Staat in einer Volkswirtschaft mit seinen Mitteln haushalten müssen.

  7. 17.

    Da kommt ja der neue Volksentscheid-Entwurf "Deutsche Wohnen enteignen" gerade recht. Dann bauen die großen Wohnungsgesellschaften wenigstens gar nicht mehr in Berlin. Das wird dann sicher helfen.

  8. 16.

    Sie machen eine falsche Grundannahme. 18-20 EUR/qm sind bei 40 qm 800 EUR/Monat, bei 50 qm 1000 EUR/Monat, bei 60 qm 1200 EUR/Monat. Das können sich Paare durchaus leisten, sind nur 600 EUR pro Person und Monat. Doch sind die Ansprüche in Berlin zu, da möchte man alleine auf 80, 90 oder 100 qm leben - Das geht natürlich nur mit einem entsprechenden Einkommen oder man muss in den Rand nach Berlin oder ins Umland ziehen.

  9. 15.

    Das ist schön für Sie, Glückwunsch, ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass alle Vermieter kein Gewissen haben, aber es wurde eben teilweise versucht, die Lage auszunutzen. Ich habe irgendwann auch eine Wohnung in toller Lage gefunden, nur musste ich eben länger suchen und habe sie dann letztendlich durch "Beziehungen" bekommen. Genau dieses "mehr für meinen Wohnraum zu zahlen" können eben viele nicht. Im dem Artikel steht "Auch beim Sozialwohnungsbau geht es kaum voran" und das ist ein riesiges Problem, wofür ich nicht zuständig sein möchte.

  10. 14.

    Und weiter: Es besteht in Berlin kein Mangel an Hochpreis-Mietwohnungen. Was Sie euphemistisch als "Bereitschaft" bezeichnen, 18-20 /qm zu bezahlen, ist in Wahrheit ein sehr einfacher Sachverhalt: Wirtschaft wie Regierung kann sich die Bevölkerung nicht aussuchen die sie hat. Und die kann mehrheitlich einfach keine 18-20 /qm leisten. In Wahrheit sind diese Zahlen nämlich wurscht. Worauf es ankommt ist, in welchem Verhältnis sie zu einem unteren und mittleren Einkommen stehen. Und dies wiederum im Verhältnis zu sonstigen Lebenshaltungskosten. Wer sich hier nicht Ideologie und Interessen-Marketing hingibt weiss: Seit vielen Jahrzehnten werden die unteren Einkommensgruppen faktisch ärmer. Während wenige immer reicher werden. Das sind die nackten Zahlen und nicht das Parteiprogramm einer Partei.
    Fakt ist auch: Noch immer wird Büroraum gebaut, obwohl Wohnraum benötigt wird. Der Bedarf an Büroraum sogar zurück geht.

  11. 13.

    Tja so kann man Volkswirtschaft selbstverständlich von ihrem eigentlichen Sinn trennen. Und dann die irrationalste Argumentation als rational ausgeben.
    Sinn der Volkswirtschaft ist, der Daseinsvorsorge, dem Menschen zu dienen. Nicht umgekehrt. Will ich 18-20 Euro /qm Miete erlösen, muss ich z.B. auch dem Bauarbeiter einen Lohn zahlen, der ihn nicht zwingt mehr als 1/3 seines Monatsnettos für Miete auszugeben. Will ich, dass der nicht vermehrbare Grund und Boden durch Spekulation und seine naturgemässe Knappheit nicht immer teurer wird, muss ich als demokratische Vertretung und Grundordnung dafür sorgen, dass mit der Existenzgrundlage Grund und Boden, Erdkruste nicht derart destruktiv spekuliert werden kann.
    Halte ich einen Mindestlohn von 12 Euro für normal, kann ich nicht mehr Miete erwarten.
    Und: Niemals in der Geschichte war der soziale Wohnungsbau, die bezahlbare Miete gemessen am unteren Durchschnitt, Arbeitsergebnis privater Immobilienwirtschaft. Nie.

  12. 12.

    Warum kann man denn nicht den Sozialwohnungsbau in einer Kooperation mit dem Land Brandenburg im Speckgürtel ansiedeln? Da sind die Grundstückspreise geringer, z.B: am die Grenze zu Marzahn-Hellersdorf, Spandau, Woltersdorf oder Karolinenhof. Auch rund um den BER könnte viel geförderter Wohnraum entstehen, wobei man dann den FEX aufpreispflichtig machen sollte, damit die Anwohner vermehrt die S-Bahn nutzen und nicht auch noch den Flughafen Express verstopfen.

  13. 11.

    Also ich habe einen sehr gewissenhaften Vermieter gefunden. Die Wohnung ist top-saniert worden. Er hat vorher anhand von Unterlagen eine handvoll Bewerber ausgewählt, denen er die Wohnung gezeigt hat. Am Ende hat diejenige Person von den 5 "Bewerbern" den Mietvertrag geschlossen, die diesen am schnellsten unterschrieben zurück gesendet hat. Die Lage und Ausstattung der Wohnung ist top, der Vermieter fair, hat alle getätigten Investitionen offengelegt, weshalb dann auch die Miethöhe nachvollziehbar und gerechtfertigt war. Ich wollte eine Wohngegend mit Park in der Nähe, gut erreichbar in der Umgebung Cafes, Restaurant, Supermärkte und auch Nachbarn, die ein gewisses Niveau haben. Für alle diese Benefits bin ich gern bereit, mehr für meinen Wohnraum zu zahlen. Die Wohnung ist ein Superfang, weil in der Lage und Ausstattung eine echte Rarität, was mir Besucher jedes Mal bestätigen.

  14. 10.

    Es wird Zeit zu verstehen, dass alle Anbieter von Wohnraum mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben.... Hohe Baustoffpreise, hohe Löhne am Bau, überbordende Bürokratie, hohe Bauanforderungen und hohe Kosten für Grundstücke sowie hohe Zinsen. Also muss die Kaltmiete bei 18-20 Euro pro qm liegen. Da aktuell die Zahlungsbereitschaft in Berlin aber oft geringer ist, wird nicht gebaut.

  15. 9.

    Selbst wenn jährlich 50000 Wohnungen gebaut werden wird das nicht reichen. Muss immer alles größer und mehr werden? Berlin wird so bestimmt nicht besser und Lebenswerter. Übrigens sind Legebatterien aus einem guten Grund verboten.

  16. 8.

    Da kann ich Ihnen nur zustimmen, denn ich habe in der Zeit selber eine Wohnung gesucht und möchte eigentlich nicht mehr darüber nachdenken:
    1. Wie voll es bei einem Wohnungsbesichtigungstermin war
    2. Was für Wohnungen da z.T. angeboten wurden
    Das war teilweise wirklich gruselig.

  17. 7.

    Ja, im Osten weil dort die Leute nach dem Westen abgehauen sind, den Jobs und der DM hinterher.

    In Westberlin gab es keine freien Wohnungen, im Gegenteil.

  18. 6.

    Sehr gut Baustop am besten!!!

  19. 5.

    In den 90'er. Und Anfang der 2000'er. Da wurden sogar ganze Wohnblöcke abgerissen

  20. 4.

    Die ambitionierten Wohnungsbauziele des Senats sind Wunschträume, die natürlich mit dem gut gemeinten Ziel festgelegt wurde, die Wohnungsnot zu lindern. Leider werden Wohnungen nicht mit spitzem Bleistift und Taschenrechner gebaut, sondern man braucht dazu Geld, Material Arbeitskräfte und Standorte. Und bei jeder dieser Voraussetzungen gibt es Schwierigkeiten. Es liegt also nicht an mangelnden Rechenkünsten. Ein derart rasanter Einwohnerzuwachs, wie er zur Zeit in Berlin stattfindet, würde eine Stadt selbst bei besten Bedingungen überfordern.

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