Koalitionsbeschluss - Berliner Senatsverwaltungen sollen künftig zehn Prozent einsparen

Mo 03.06.24 | 21:41 Uhr
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Franziska Giffey (l, SPD), Berliner Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, und Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, nehmen an der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses teil. (Quelle: dpa/Carsten Koall)
Audio: rbb24 Inforadio | 03.06.2024 | Jan Menzel | Bild: dpa/Carsten Koall

Der Berliner Senat kämpft mit einem gewaltigen Haushaltsdefizit. Fast 560 Millionen Euro müssen in diesem Jahr eingespart werden. Doch die Lage könnte sich noch verschärfen. Auf einige Verwaltungen kommen wohl enorme Einsparungen zu.

Die Spitzen von CDU und SPD haben sich auf einen Zeitplan verständigt, wie das Berliner Haushaltsdefizit in Milliardenhöhe in den nächsten Jahren aufgelöst werden soll.

Ein wichtiger Schritt dabei: Alle Senatsverwaltungen sollen Vorschläge machen, wie in ihren jeweiligen Etats dauerhaft zehn Prozent gekürzt werden können. Das geht aus einem Beschlusspapier der Koalition hervor, das dem rbb vorliegt. Die neue Sparrunde zielt demnach auf die Jahre 2025 und folgende ab. Koalitionsintern wird davon ausgegangen, dass dann ein jährlicher Konsolidierungsbedarf von 2,5 Milliarden Euro besteht.

Am Wochenende hatte sich eine Spitzenrunde mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zunächst verständigt, wie das Haushaltsloch in diesem Jahr gestopft werden kann. Dazu müssen alle Senatsverwaltungen zwei Prozent aus ihren jeweiligen Etats herauskürzen. Zunächst hatte die "Berliner Morgenpost" [Bezahlinhalt] berichtet.

Sparvorgaben werden wohl nicht gleichmäßig verteilt

Diese Vorschläge für das Zehn-Prozent-Ziel sollen als Arbeitsgrundlage bis zum Treffen einer Spitzengruppe der Koalition am 17. Juli vorliegen. An dieser Runde nehmen neben Wegner auch Finanzsenator Stefan Evers (CDU), der SPD-Fraktionsvorsitzende Raed Saleh und die beiden SPD-Landesvorsitzenden Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel teil. Zusätzlich wird eine sechsköpfige Arbeitsgruppe zum Haushalt eingesetzt, die regelmäßig zusammenkommt. Die endgültige Entscheidung soll in der Spitzenrunde mit dem Regierenden Bürgermeister Ende Oktober fallen.

Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass am Ende nicht jede Senatsverwaltung die gleiche Sparvorgabe bekommt. Stattdessen wird die Koalition nicht umhinkommen, politische Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich ist, dass große Häuser wie die Verkehrs-, Bildungs- oder die Bauverwaltung auch prozentual mehr einsparen müssen als kleine wie etwa die Justizverwaltung. Auch die Bezirke mussten bislang keinen Sparbeitrag vergleichbar mit dem der Senatsverwaltungen leisten. Bleibt es bei dieser Linie, muss an anderer Stelle entsprechend stärker gestrichen werden.

Das hieße, dass die Senatsverwaltungen mehr als die bisher vorgegeben zwei Prozent einsparen müssten. Diese Sparauflage für 2024 hätten alle Verwaltungen erfüllt, teilte CDU-Fraktionschef Dirk Stettner dem rbb mit. Die Listen mit den konkreten Sparplänen sollen zeitnah ans Parlament weitergeleitet werden.

Kommt das 29-Euro-Ticket auf den Prüfstand?

Angesicht der Größe des Haushaltslochs werden auch Wahlversprechen, kostenintensive Vorhaben und Zusagen auf den Prüfstand kommen. Dazu zählt das 29-Euro-Ticket, das zum 1. Juli eingeführt wird. Fraglich ist zudem, ob die angekündigte Angleichung der Beamtenbesoldung an das Bundesniveau vor dem Hintergrund der dramatischen Haushaltslage vertretbar ist.

Sorgen bereitet den Koalitionspolitikern, dass sich die ohnehin schon angespannte Kassenlage noch einmal verschärfen könnte. In den nächsten Wochen werden aktuelle Zensus-Zahlen erwartet. Sollte die Bevölkerungszählung dazu führen, dass die Einwohnerzahl Berlins nach unten korrigiert werden muss, wirkt sich das unmittelbar auf die Verteilung der Umsatzsteuer aus. Der Senat müsste dann auch für dieses Jahr noch einmal den Rotstift zücken.

"Keine Senatsverwaltung kann jetzt Pause machen"

Zuletzt hatte Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU) noch argumentiert, sie könne wegen der Fülle ihrer gesetzlich vorgegebenen Ausgaben nicht mehr als 1,5 Prozent einsparen. Insgesamt müssen im laufenden Jahr Kürzungen in Höhe von 557 Millionen Euro realisiert werden.

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) etwa hatte angekündigt, unter anderem die Beschaffung von Fahrzeugen für Polizei und Feuerwehr zu verschieben und beim Sportstättensanierungsprogramm zu sparen. SPD-Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe will neben anderen Projekten den Opferentschädigungsfonds einkürzen.

Mit Blick auf 2025 betonte Stettner: "Keine Senatsverwaltung kann jetzt Pause machen." Vereinbart sei, dass alle Häuser "potentielle Leistungsveränderungen und Effizienzgewinne identifizieren und auch fachlich priorisieren". Zum weiteren Zeitplan sagt Stettner, "im Sommer" solle inhaltlich über die notwendigen Umbauten im Haushalt diskutiert werden, damit im Herbst die Entscheidungen in Senat und Parlament umgesetzt werden können.

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.06.2024, 9:30 Uhr

108 Kommentare

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  1. 108.

    Die Zinsen, die für Schulden der sechs landeseigenen Wohnungsunternehmen aufzubringen sind, sind enorm. Laut Finanzverwaltung haben diese „Verpflichtungen“ in Höhe von 25,8 Milliarden Euro. Kann jeman man 4 bzw. 5 % berechnen, bitte? Hier sollte man regeln, dssd Spielräume bei den landeseigenen Wohnungsunternehmen geprüft werden müssen, um die eigene Einnahmenseite zu verbessern, z.B. durch Nutzung der bestehenden Spielräume.Dadurch könnten Schulden und in der folgen Zinsaufwendungen reduziert werden.

  2. 107.

    Ja, gebt den Leuten Arbeit und unterstützt Hilfe zur Selbsthilfe statt immer mehr Alimentierung.

  3. 106.

    Berlin hat kein Einnahmenproblem. Sondern bei den Ausgaben und Investitionen müssen Schwerpunkte gesetzt werden!

  4. 105.

    Ja, ich stimme Ihnen zu. Die Basis der Einkommensbezieher muss breiter werden. Mehr Menschen müssen arbeiten.

  5. 104.

    Also sollten auch niedrige Einkommen und Bürgergeldempfänger Steuern zahlen - prima, das könnte man über höhere Verbrauchssteuern in Berlin erreichen. Steuergerecht kann auch sein, dass alle den gleichen Prozentsatz zahlen.

  6. 103.

    Es ist das erste Mal, daß ich Ihnen zustimmen kann. Es ist kein Einnahmenproblem, sondern ein Ausgabenproblem in Deutschland und in Berlin. Wir haben im europäischen Vergleich eine der höchsten Steuer- und Abgabenquoten. Das muss geändert werden.

  7. 102.

    Ja, ich finde die Idee gut. Musikschullehrer sollten nicht fest eingestellt, sondern wirkliche Selbständige sein. Spart Kosten und steigert Kreativität sowie Arbeitsmoral.

  8. 101.

    Man sollte den Fokus auf das bereits bestehende Thema "KI in der Verwaltung" legen. Je mehr stellen nicht neu geschaffen werden müssen, desto mehr Kosten können zukünftig eingespart werden. Also bitte an dem Thema dran bleiben.

  9. 100.

    Dann hat er sich aber ganz schlecht informiert, denn Organisator der Fanmeile ist Kulturprojekte eine landeseigene GmbH, also weder UEFA, DFB oder irgendwelche Sponsoren.

  10. 99.

    Nee, da irren Sie. Ich schreibe nicht das Kfz-Kennzeichen. BE ist lt. ISO-3166-2-Code die Abkürzung für Berlin und für Deutschland DE.
    In Kfz-Kennzeichen denken meistens nur Männer. Ihr Irtum sei Ihnen daher verziehen.

  11. 98.

    Kurzer Hinweis, da Ihnen der Fehler entweder konstant interläuft oder Sie vielleicht im Forum eines unpassenden Mediums Posten:

    BE ist das amtliche Kfz der Stadt Beckum im Münsterland.

    Sollten Sie aber Stadt und/oder Land Berlin meinen, wäre B das korrekte Kürzel.

    Gern geschehen!

  12. 97.

    Sie schreiben doch sonst gern auch Richtung Leitkultur etc

    Aber Literatur und Musik gehören für Sie nicht dazu.

    Was ist es denn dann so, wenn es Goethe, Schiller, Beethoven Brahms etc nicht sein sollen?

  13. 96.

    Antworten sie jetzt für andere oder kommen sie mit ihren Zweitnicks durcheinander?

  14. 94.

    Meinen Sie das mit dem Netzverlauf ernst?

    Hatten wir schon mal. Haben Sie das und die Folgen vergessen?

    Spannend, wer hier alles ohne Hintergrund postet ...

  15. 93.

    Da sich Rigel aus öffentlich sehr leicht zugänglichen Quellen informiert hat, bevor er postet.

    Würde ich Ihnen und einigen anderen Floristen auch empfehlen.

    Oder man blamiert sich eben ganz einfach mit der eigenen digitalen Mediennutzungsinkompetenz. Kann man halten, wie man will, darf sich ggf.aber nicht wundern, wenn man als Diskurspartner nicht wirklich ernst genommen wird...

  16. 92.

    Sie haben den Bericht nicht gelesen, wieviel die Stadt jährlich für illegal entsorgten Sperrmüll zahlen muss, gelle? Dann holen Sie das gefälligst nach, bevor Sie mir mit dämlichen "Blockwartsträumen" dämlich kommen!

  17. 91.

    Endlich mit hoheitlicher Befugnis die Nachbarn und Ihren Müll ausspionieren.

    Schöne feuchte Blockwartsträume, die Sie da hegen ...

  18. 90.

    Im Berliner Senat geht es nicht um den Bundeshaushalt, sondern um den der Stadt Berlin. Verrückt, gelle?

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