Rund 100 Initiativen betroffen - Berlins Bildungsverwaltung kürzt bei Antisemitismusbekämpfung und Urania

Do 20.02.25 | 20:43 Uhr
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Archivbild: Die Urania, An der Urania, in Berlin Schöneberg. (Quelle: dpa/Schoening)
Video: rbb24 Abendschau | 21.02.2025 | Anja Meyer | Bild: dpa/Schoening

Bildungssenatorin Günther-Wünsch muss Geld sparen, dafür will sie auch bei Projekten zur Demokratieförderung den Rotstift ansetzen. Abgesprochen seien die Entscheidungen mit dem Koalitionspartner nicht, kritisiert die SPD.

Berlins Bildungsverwaltung muss in diesem Jahr noch 39 Millionen Euro einsparen. Nun streicht sie unter anderem Förderungen für Projekte im Bereich der Antisemitismusbekämpfung und Demokratieförderung. Auch die Urania Berlin ist betroffen.

Im Zuge der Sparmaßnahmen des Berliner Senats hat die Bildungsverwaltung weitere Kürzungen bekanntgegeben. Diesmal trifft es rund 100 Projektinitiativen und Teilprojekte. Einige davon erhalten ab dem 1. April gar keine Zuschüsse mehr.

Darunter ist beispielsweise die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga). Sie berät Lehrkräfte an Berliner Schulen, wie sie mit antisemitischen Äußerungen umgehen können. Die Anfragen seien aktuell so hoch wie nie, sagt die Initiative. Nun streicht die Bildungsverwaltung zum 1. April alle Mittel. Das Projekt könne nicht fortgesetzt werden, so der Vorstandsvorsitzende Dervis Hizarci.

Entscheidungen ein "gewisser Kulturkampf"

Ihm wurde 2024 der Landesverdienstorden für sein Engagement gegen Antisemitismus verliehen. Nun äußerte Hizarci gegenüber dem rbb die Befürchtung, dass hinter den Entscheidungen ein "gewisser Kulturkampf" stecken könnte: "Es passt einigen nicht, dass es Organisationen gibt, die einen progressiven Ansatz haben und Kinder und Jugendliche auch aus muslimisch, migrantischen Milieus nicht kriminalisieren und stigmatisieren, sondern ihnen Angebote machen." Doch nur so sei Antisemitismusbekämpfung möglich, so Hizarci.

Auch ähnlichen Projekten wird ein Großteil der Mittel gestrichen. Etwa der muslimisch-jüdischen Initiative "meet2respect". Außerdem fällt eine Fachstelle für queere Bildung komplett weg, was insbesondere die Linke kritisiert. Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus fordern, die Kürzungen sofort zurückzunehmen. Aber auch innerhalb der schwarz-roten Koaltion rumort es.

Laut SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasic seien die Entscheidungen der Bildungsverwaltung nicht mit dem Koalitionspartner SPD abgesprochen. Es entstehe der Eindruck, dass an dieser Stelle nicht aus fachlicher Überlegung heraus, sondern politisch gekürzt werde. Ihre Fraktion verurteile das.

Auch betroffen: Die Urania Berlin

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch wehrte sich im Bildungsausschuss gegen die Vorwürfe. Sie habe zwölf Cluster bekanntgegeben, in denen zu ähnlichen Anteilen gespart werde. Von politisch motivierten Entscheidungen zu sprechen sei vermessen.

Auch einer der größten gemeinnützigen Vereine Berlins ist von den Kürzungen für das laufende Jahr betroffen: Die Urania Berlin. Sie steht für leicht zugängliche Demokratievermittlung. Das sei nun nicht mehr möglich, denn die Mittel werden ab April vorerst ausgesetzt, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits halbiert wurden, so Direktorin Johanna Sprondel. Auch bei der Sanierung des Hauses der Urania in Schöneberg gehe das Land wohl nicht mehr mit. Ob der Bund bei einer Co-Finanzierung des Vorhabens mit anderen Geldgebern dabei ist, müsse sich noch zeigen. Die Bildungsverwaltung verwies auf die Zeit nach der Bundestagswahl.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch sagte am Donnerstag, dass auch zukünftig wieder im Bereich der Projektförderung gekürzt werden müsse. Insgesamt muss die Bildungsverwaltung im laufenden Jahr 39 Millionen Euro einsparen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.02.2025, 19:30 Uhr

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30 Kommentare

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  1. 30.

    Echte Fakten? Gibt es auch falsche Fakten?

    Ach wissen sie, das Geseier haben sie mir schon so oft vorgeworfen, das stumpft einfach irgendwann ab.

    Lassen sie sich doch mal was Neues einfallen. Was mit Argumenten zum Beispiel.

  2. 29.

    Erstaunlich, dass in dem Artikel nirgendwo die cdu direkt erwähnt wird. Wer den Artikel überfliegt, bleibt nur an anderen Parteien hängen. Absicht?

  3. 28.

    Ja, die Zahlen erschrecken schon, will man aber nicht sehen und wissen. Aber da hängen noch Tröger, Vereine, Behörden, Schulen, Kita, Gesundheitswesen usw mit dran. Diese Kosten sind einige Milliarden/Jahr allein für Berlin. Da ist dann irgendwann kein Geld für andere wichtige Dinge mehr da. Da kann Verdi auch 365 Tage streiken, egal. Die Linken und Grünen werden es weiter verschärfen.

  4. 27.

    Echte Fakten sind anscheinend immer Rechts bei Ihnen. Und dann holen wir noch den deutschen Kaiser aus der Mottenkiste. Kennt man schon, schuld sind immer die anderen die nicht in der Verantwortung waren. Passt aber irgendwie nicht zur Realität. Die Verursacher sind nun mal alle Altparteien. Aber - weiter so.

  5. 25.

    "Trotz aller Wehklage ist es nun mal so, wenn kein Geld da ist muß gespart werden."

    Das passiert ja nicht nur in Deutschland, auch andere EU Länder müssen sparen!
    Die Niederlande kürzen ihre Entwicklungshilfe um jährlich 2,4 Milliarden Euro!

  6. 24.

    Wenn man nichts an der unkontrollierten Einwanderung ändern will, fehlt das dafür benötigte Geld eben woanders.
    In dem Fall trifft es ja sogar mal den richtigen Bereich.

  7. 23.

    Trotz aller Wehklage ist es nun mal so, wenn kein Geld da ist muß gespart werden. In den letzten Jahren gab es auch eine inflationäre Entwicklung bei „ Initiativen“. Nun muß die „Spreu vom Weizen“ getrennt werden - nicht jede Initiative ist förderwürdig. Auch nicht, wer am lautesten schreit,
    darf keinen Vorteil gegenüber anderen haben. 100 Initiativen müssen nicht sein - wenn es weniger sind, ist die Demokratie auch nicht gefährdet.












  8. 22.

    Das Verhältnis zwischen Investitionen, den erzielten Vorteilen daraus und den Folgekosten, die das alles nach sich zieht, nimmt mittlerweile ein paradoxes Verhältnis an. "Großes führt zu Großes" scheint mittlerweile die Devise zu sein und dabei ist das nichts anderes als der Wunsch der Vater des Gedankens.

    U-Bahn-Strecken werden in sinnloserweise geplant wie bspw. von Rudow zum B E R, obwohl der Flughafen bestens per RE und S-Bahn angebunden ist und so groß der Anteil der (Süd-)Neuköllner nicht ist, der zum Flughafen will. Dass schon bei den bestehenden U-Bahnhöfen die Folgekosten nicht mit eingeplant wurden, lässt sich gerade anhand der U 7 erkennen.

    Wer sich unfähig macht, zu angemesseren - ggf. auch mal kleineren - Größen zu kommen und die Folgekosten mit zu berücksichtigen, wird früher oder später nichts anderes als eine schiefe Kassenlage ernten.

    Oben bleiben, anstatt Menschen zu Maulwürfen zu machen.

  9. 21.

    "Ganz simple Mathematik."

    Von und für ganz simple rechte Gemüter, kennen wir schon.

    "Von allen anderen Folgen wie Wohnungsmarkt und Innere Sicherheit rede ich noch nicht mal. "

    Das ist rechte Polemik, weil es von den wahren Gründen ablenken sollen. Die innere Sicherheit ist durch Flüchtende nicht gefährdet, das wollen uns die Neofaschisten der AfD aber einreden.

    Der Wohnungsmarkt war schon immmer so wie er ist und Folge von neoliberaler Politik die unter Kohl mochmals verschärft wurde.

    Unter Rechtsextremen ist es natürlich beliebt, um mal stark zu untertreiben, alles auf Flüchtlinge abzuschieben.

    Hatten wir '33 auch schon, nur waren es da keine Flüchtlinge. Man sucht sich wieder einen Sündenbock.

  10. 20.

    Ihr Argument, dass festgefügte Haltungen so nicht aufzulösen sind, lässt sich auf alles anwenden. Damit lässt sich nicht nur politische Bildung einsparen, sondern ganze Wahlkämpfe dazu auch noch. Gegen vorherrschende Trends sind Plakatschlachten sowieso sinnlos. Ohne das zu bedauern, hatte es schon 2010 ff die FDP erwischt. Trotz der größten aller Plakate beim seinerzeitigen OB-Wahlkampf schafft es deren Kandidierende nur aur den letzten Platz.

    Ich würde daraus den Schluss ziehen, dass nur ein Teil der Menschen ansprechbar ist; das aber ist keineswegs sinnlos, sondern erfordert nur Überlegungen wo, wie und in welchem Maße das geschieht, anstatt mit der Gleichung anzukommen, dass Großes im Einsatz schon Großes als Ergebnis "produzieren (!)" würde.

  11. 19.

    Durch die meisten dieser Sparmaßnahmen wird Berlin ein großer Schaden zugefügt, der wahrscheinlich nicht mehr reparabel ist.
    Wenn ich als Privatmensch nicht mehr sparen kann, dann muss ich sehen, wie zusätzlich Einnahmen generiert werden können. Das geschieht hier offensichtlich nicht. Es wird lieber an politischer Bildung gespart als z.B. die Autofahrer stärker zur Kasse zu bitten. Ich habe selbst lange zentral gewohnt und fand die 20€ für das Anwohnerparken lächerlich günstig. Ich hätte gerne mehr bezahlt.

    Außerdem macht man sich unglaubwürdig wenn man nur bei anderen spart und nie bei sich selbst. Es gibt sicher auch Möglichkeiten, beim Senat selbst Geld einzusparen. Aber davon hört man nichts. Das wird nicht mal in Erwägung gezogen.
    Am Nachwuchs und an der Bildung zu sparen ist entweder sehr dumm oder Kalkül.

  12. 18.

    "Ich bin Fassungslos sowie Sprachlos. Bei Antisemitismusbekämpfung den Rotstift ansetzen."
    Ist verständlich - aber was meinen Sie denn, wieviele überzeugte Antisemiten von diesen Organisationen letztlich bekehrt werden?
    Denen brauchen Sie mit "meet2respect" oder ähnlichen Dingen nicht zu kommen, das erreicht nur diejenigen, die sowieso schon die Ziele der Vereine teilen.
    Von daher würde ich die Folgen für nicht so schwerwiegend halten - aber was weiß ich schon... :-)

  13. 17.

    Vielleicht braucht die Bildungssenatorin die Gelder ja für die Antisemitismusbekämpfung bei den Unis oder der Berlinale? Wäre bestimmt besser angelegt.

  14. 16.

    Das wird n.m.M. erst der Anfang sein.
    Es gibt nur noch 4 Geber- und 12 Nehmerländer, davon bekommt Berlin am meisten.
    Sollten auch Geberländer durch die wirtschaftliche Lage Probleme bekommen wird noch an ganz anderen Punkten gespart werden müssen, denn dann würden Berlin ca. 3,9 Milliarden Euro fehlen.

  15. 15.

    Also sollen nur Leute von beispielsweise SPD / Grüne / Linke gegen Antisemitismus vorgehen? Die sehen Antisemitismus doch nur bei der deutschen Bevölkerung. Deshalb kann man die doch nicht ernst nehmen.

  16. 14.

    Eine Entscheidung einer Politikerin ist immer politisch!
    Wer das Gegenteil aussagt...

  17. 13.

    „Es handelt sich um wichtige Kultur- und Sozialeinrichtungen.“

    Nennen Sie mal ein unsinniges Projekt unter sozialem Deckmantel.

    Sie werden garantiert keines finden.

  18. 12.

    In wohlfeilen Reden und Talkshows die aktuelle Gefährdung der Demokratie beklagen und zugleich die Mittel für Demokratieförderung zusammenstreichen - das ist Zynismus pur! Ich könnte k...

  19. 11.

    Eine RBB-Arikel weiter steht es bereits. Die Kosten von Unterbringung der Zuwanderer explodieren, man muss weitere Tausende Plätze schaffen. Allein Tegel kostet täglich 1 Mill.€, Westend neu, fast 1 Mill €/Mon (Miete), Landsberger Hotel wird mit weit über 1 Mrd € in der Laufzeit gerechnet. Alle die gegen die regulierte Zuwanderung und Stop jedes Wochenende auflaufen haben diese Zahlen dabei nicht im Kopf, man beschwert sich aber über die finanziellen Folgen und nötigen Einsparungen. Ganz simple Mathematik. Eine weitere Notlage ist bereits eingeplant dafür - wir schaffen das anscheinend „nicht“. Von allen anderen Folgen wie Wohnungsmarkt und Innere Sicherheit rede ich noch nicht mal. Aber - Fakten scheinen immer Rechts zu sein um die Realität zu leugnen und zu diskreditieren. Hilft aber am Ende niemanden.