Gespräche zur neuen Regierung - Renner will weitermachen
Streit mit dem Ensemble des Berliner Staatsballetts, Streit mit dem der Volksbühne - Tim Renner hat als Kulturstaatssekretär in nur zwei Jahren erlebt, wieviel Gegenwind dieser Job in der Metropole Berlin bedeuten kann. Trotzdem möchte der ehemalige Musikmanager auch in der neuen Regierung weitermachen - wenn der Chef ihn ließe.
Nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus hat der Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) sein Interesse an einer Fortsetzung des Amts bekräftigt. "Auch unter den jetzigen Verhältnissen finde ich die Arbeit für die Kultur Berlins enorm spannend", sagte der 51-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Ich würde gern das Angeschobene auch fertigbringen und an der Umsetzung arbeiten."
Noch allerdings ist es längst nicht soweit: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) führt erst die Sondierungsgespräche für die Regierungsbildung. Von deren Ergebnis hängt ab, ob es künftig wieder ein eigenständiges Kulturressort gibt oder ob Müller das Amt - wie sein Vorgänger Wowereit ab 2006 - behält. "Die Kultur hat ja gute Erfahrungen damit gemacht, eng mit dem Regierenden Bürgermeister zu kooperieren", sagte Renner. "Zudem würde ich mich auch weiterhin auf die Zusammenarbeit mit Michael Müller freuen."
Freie Szene fordert eigenständigen Kultursenator
Kurz vor der Wahl hatte Müller gesagt, er wolle gern Kultursenator bleiben, aber das Amt werde in Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen. "Es gibt zwei gute Möglichkeiten: Die eine ist, dass der Regierende Bürgermeister auch das Kulturressort weiterführt, oder auch dass man eine eigenständige Lösung findet und damit auch ein klares Signal für eine starke Kultur setzt", sagte Müller. Genauer wurde er nicht.
Künstler der freien Szene sprachen sich für einen gesonderten Kultursenator aus, ohne dabei explizit Renner zu nennen. Müller aber sei in diesem Amt nicht sichtbar gewesen, es mangele an Unterstützung. "Wir brauchen einen starken Kultursenator, der das Interesse hat, die Künste zu stärken", sagte Christophe Knoch, der Sprecher der Koalition der Freien Szene am Montag nach der Wahl.
Der frühere Musikmanager Tim Renner war 2014 zum Staatssekretär berufen worden, er kandidierte nicht bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus. Zuletzt wurde er von Mitarbeitern der Volksbühne dafür hart kritisiert, den Belgier Chris Dercon als neuen Intendanten verpflichtet zu haben. Auch die Entscheidung, Sasha Waltz und Johannes Öhman zu den neuen Intendanten des Berliner Staatsballetts zu machen, stieß beim Ensemble auf Widerstand.