Überragender Saisonstart - Unions Frauenabteilung: Durch Professionalisierung zu Berlins Nummer 1

Mi 18.10.23 | 18:19 Uhr
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Die Spielerinnen von Union Berlin feiern einen Sieg. Quelle: imago images/Matthias Koch
Bild: imago images/Matthias Koch

Im Sommer gab Union Berlin die Professionalisierung seiner Frauen-Mannschaft bekannt. Die Spielerinnen arbeiten und verdienen ihren Lebensunterhalt bei den Eisernen. Dieser Schritt scheint sich bereits früh in der Saison auszuzahlen.

Die Form und der Lauf der Fußballerinnen von Union Berlin in der Regionalliga Nordost ist beeindruckend. Nach sieben Spieltagen stehen die Köpenickerinnen ungeschlagen und ohne Punktverlust mit bereits sechs Zählern Vorsprung auf Viktoria Berlin auf dem ersten Platz. Auch das Torverhältnis von 39:1-Treffern ist herausragend.

Der rapide Aufstieg der Eisernen in dieser Form ist durchaus überraschend. Dennoch lässt sich der Erfolg des 1. FC Union in der Frauenabteilung erklären. Im Sommer erklärte der Klub, die Strukturen seiner Frauen- und Mädchenabteilung weiterentwickeln zu wollen und die Spielerinnen zu Profis zu machen. "Sie üben ihren Beruf aus bei uns", sagte Vereinspräsident Zingler damals. Dieser fraglos bedeutende Schritt zahlt sich offenbar innerhalb kürzester Zeit aus.

Das Nonplusultra der Hauptstadt abgelöst

"Gerechnet haben wir mit einem solch starken Saisonstart nicht unbedingt, man wünscht sich das natürlich", gibt Kapitänin Lisa Heiseler im Gespräch mit rbb|24 zu. Heiseler ist bereits seit 2012 bei Union und spielt seit fünf Jahren für die erste Mannschaft. Die 25-Jährige hat den rapiden Wandel der Frauenabteilung also hautnah miterlebt.

"Seit dem Sommer hat sich bei uns natürlich viel verändert", sagt Heiseler. "Wir können alle vom Fußball leben, es ist unser Job. Dementsprechend trainieren wir jetzt manchmal auch zweimal am Tag. Das war vorher nicht möglich", beschreibt sie den Wandel in den letzten Monaten.

Durch die voranschreitende Professionalisierung scheint sich Union innerhalb kürzester Zeit einen Vorsprung im Berliner Frauenfußball erarbeitet zu haben. Viktoria Berlin, bislang das Nonplusultra in der Hauptstadt, hat man in der Tabelle nach dem Saisonstart bereits deutlich abgehängt und das direkte Duell gegen Viktoria gewonnen. "Wir können uns jetzt ganz anders auf unsere Ziele konzentrieren", sagt Heiseler. "Wir haben mehr Möglichkeiten für die Analysen oder in der medizinischen Abteilung. Auch in diesem Rahmen hat sich viel geändert", erklärt sie weiter.

Trainerteam hat sich stark vergrößert

Beim Personal hat der Verein zuletzt ebenfalls stark aufgestockt. Das Trainerteam aus Cheftrainerin und Co-Trainer wurde durch einen Athletiktrainer und eine Torwarttrainerin ergänzt. Außerdem gibt es zwei Physiotherapeuten, die für das Team zuständig sind. "Das sind gute Grundbausteine, die für uns gelegt werden", sagt Heiseler. Letztendlich müsse aber immer noch die Mannschaft auf dem Feld für den Erfolg sorgen.

Für die Zusammenstellung dieser Mannschaft ist bei Union seit Anfang des Jahres Jennifer Zietz verantwortlich. Die ehemalige Profi-Spielerin ist als sportliche Leiterin der Frauenmannschaft tätig. Dank der Professionalisierung der Abteilung konnte sie Spielerinnen in die Mannschaft bringen, die bereit Erst- oder Zweitliga-Erfahrung haben. "Es ist wichtig, dass die neuen Spielerinnen in das Mannschaftsgefüge passen und alle Spielerinnen und Trainerinnen das Profidasein annehmen und das Beste rausholen. Natürlich war es eine Umstellung, den ganzen Tag das Thema Fußball im Kopf zu haben", sagt sie.

Vorfreude, Tatendrang, Bodenständigkeit

Nach eigenen Angaben hat Zietz bei Union von Anfang an Vorfreude, Tatendrang, aber auch Bodenständigkeit beim Thema Frauenfußball vorgefunden. Der Klub sei eine ganz andere Hausnummer als zum Beispiel Turbine Potsdam, für die Zietz in der Vergangenheit gespielt und gearbeitet hat. "Es sind alle mit Herzblut dabei. Es lässt niemand um 15 Uhr den Stift fallen, wenn es darum geht, am Wochenende einen Teil dazu beizutragen, dass eine Unioner Mannschaft auf dem Platz steht und gewinnt – egal ob es Männer, Frauen oder der Nachwuchs ist", sagt Zietz.

Zietz und Heiseler sind sich einig, dass der Weg von Union weiter nach oben gehen soll. "Professionalisieren, um in der Regionalliga zu spielen, ist nicht unser Anspruch", sagt Zietz bestimmt. Nach dem überragenden Saisonstart ist der Grundstein für einen Aufstieg in dieser Saison gelegt. Die dann erreichte zweite Liga soll aber auch nur eine Zwischenstation sein – auf dem Weg nach ganz oben, in die Bundesliga.

2 Kommentare

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  1. 2.

    Zietz ist eine Sportlerin, die nicht durch respektvollen Konformismus, der immer prüft, woher der Wind weht, Erfolg hatte, sondern sie symbolisiert und repräsentiert mit ihrem Charakter die gefühlte Arbeitswelt der kleinen Leute, so wie ihr ehemaliger Förderer, der das Steigerlied so liebte. Ja, Jennifer Zietz hat sich sichtlich verliebt in das Projekt Union.

    Sie besitzt ein Talent zum Unternehmerischen: "Es sind alle mit Herzblut dabei. Es lässt niemand um 15 Uhr den Stift fallen, wenn es darum geht, am Wochenende einen Teil dazu beizutragen, dass eine Unioner Mannschaft auf dem Platz steht und gewinnt – egal ob es Männer, Frauen oder der Nachwuchs ist." Und die jungen Spielerinnen verehren sie. Natürlich lockt die Marke Union und das schafft Energie und Tatendrang. Weiter so.

  2. 1.

    Der erfolgreiche Saisonstart der Union Frauen ist keine sonderliche Überraschung, denn in Berlin Köpenick weht ein anderer Wind als in Berlin-Lichterfelde. Mit dem Einstieg von Jennifer Zietz ins Management gelang Dirk Zingler zum richtigen Zeitpunkt ein maßgeschneiderter personeller Volltreffer.

    Jene 14 auf dem Turbine-Dress stand immer für Verlässlichkeit. Jennifer Zietz war Arbeiterin auf dem Feld, Anführerin und das stets bleibende Gesicht des Teams. Sechs deutsche Meisterschaften, drei DFB-Pokaltriumphe sowie zwei Europapokaltitel holte sie mit Potsdam.

    Im Gegensatz zum viktorianischen Nonplusultra des gehobenen Bürgertums verfügen die Eisernen Ladies über einen eindeutig stärkeren Resonanzboden durch die rote Marke aus der Welt des Männer.

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