Volleyball-Kooperation - BR Volleys sind für Frauen-Zweitligist BBSC Berlin "wie ein Sechser im Lotto"

Do 07.03.24 | 06:26 Uhr | Von Lynn Kraemer
  1
BR Volleys-Spieler Cody Kessel klatscht mit Fans ab (Bild: Imago Images/Andreas Gora)
Bild: Imago Images/Andreas Gora

Im Volleyball der Männer kann den BR Volleys niemand so schnell etwas vormachen. Im Frauenbereich sieht es anders aus. Deswegen will der Rekordmeister künftig den Köpenicker BBSC aus der 2. Bundesliga der Frauen unterstützen. Von Lynn Kraemer

Ob Hertha, Union, die BR Volleys, Eisbären, Füchse oder Alba Berlin: Im Profisport der Hauptstadt dominieren vor allem die Männerteams. Nachdem die Klubs inzwischen fast alle entweder ihre eigenen Frauen-Mannschaften verstärkt fördern oder Kooperationen eingegangen sind, ziehen auch die BR Volleys mit. Der Männer-Erstligist tut sich mit dem Frauen-Zweitligisten BBSC Berlin zusammen. Der Volleyball-Verein aus Köpenick zählt rund 300 Spielerinnen.

"Wir haben inzwischen eine gewisse Reichweite für die Männer erreicht und auch ein Netzwerk aufgebaut. Dieses Netzwerk wollen wir auch der Sichtbarkeit des Frauen-Volleyballs in Berlin zur Verfügung stellen", sagt Volleys-Geschäftsführer Kaweh Niroomand.

Die Kooperation ist schon seit ein paar Monaten in Arbeit: "Im November sind sie auf uns zugekommen und haben gefragt, ob sie uns nicht unterstützen können. Das war für uns wie ein Sechser im Lotto", berichtet Mareike Luther, die Schriftführerin beim Berlin Brandenburger Sportclub ist. Der Verein soll weiter selbstständig bleiben, aber Starthilfe auf dem Weg zur Professionalisierung bekommen.

Eine Frage des Geldes

Dass die Volleys nicht einfach selbst ein eigenes Frauen-Team hochziehen, hat einen einfachen Grund: "Selbst gründen wäre zu viel. Wir dürfen uns da auch nicht übernehmen. Wir dürfen auch das Projekt BR Volleys nicht kannibalisieren", sagt Niroomand.

Die Berliner sind zwar finanziell deutlich besser aufgestellt als viele andere Volleyball-Standorte, aber zwei Erstliga-Teams können auch sie nicht stemmen. Aktuell gibt es keinen Volleyball-Klub in Deutschland, der in beiden Ligen vertreten ist. Wer in der 1. Liga einigermaßen mithalten will, braucht rund eine halbe Million Euro. In der 2. Liga reichen bereits unter 100.000 Euro für einen funktionierenden Spielbetrieb aus.

Die Volleyballerinnen vom BBSC spielen aktuell in der 2. Bundesliga Nord, die - und jetzt wird es etwas verwirrend - nur die dritthöchste Spielklasse bei den Frauen ist. Weil der Abstand zwischen der ersten und zweiten Liga inzwischen so groß ist, dass die eigentlichen Aufsteigerinnen regelmäßig darauf verzichten in die höchste Spielklasse zu wechseln, wurde 2023 eine Zwischenliga eingeführt.

Die 2. Volleyball-Bundesliga Pro soll die Lücke zwischen den beiden Ligen schließen [deutschlandfunk.de]. Auch der BBSC Berlin strebt perspektivisch den Aufstieg in die Pro an. Wenn es für die derzeit Viertplatzierten sportlich gut läuft, vielleicht auch schon zum Ende der aktuellen Saison.

BR Volleys wollen mit Kontakten helfen

Dafür müssen sich die Vereinsstrukturen allerdings grundlegend verändern. Die meisten Sponsoren kommen aktuell aus dem persönlichen Umfeld, und der Vorstand arbeitet komplett ehrenamtlich. So steckt Mareike Luther neben ihrem 40-Stunden-Job als Anwältin weitere 20 Stunden pro Woche in die Vereinsarbeit.

An dieser Stelle kommen die BR Volleys ins Spiel, die für den BBSC ihr Adressbuch öffnen. "Wir wollen versuchen, dass wir Sponsoren finden, damit eine Summe zusammenkommt, mit der man eine hauptamtliche Stelle am Anfang finanzieren kann", so Niroomand. Bei einem Netzwerktreffen Anfang Februar präsentierten die beiden Vereine den bestehenden Volleys-Sponsoren das Kooperationskonzept.

Auch bei der Vermarktung der Spieltage wollen die Volleys ihr Know-how zur Verfügung stellen: "Es fängt damit an, dass wir in Zukunft auch ihre Spiele bewerben und bei der Organisation der Spieltage ein bisschen helfen wollen, weil wir dort professionell aufgestellt sind." So sollen mehr Zuschauende in die Ballsporthalle Köpenick kommen. "Wichtig ist, dass wir in Berlin als Bundesliga-Verein sichtbarer werden", sagt Luther. Dass es in Köpenick nicht nur Union, sondern auch einen Volleyball-Bundesligisten gebe, sei bei vielen noch nicht so präsent.

Nachhaltige Förderung im Mädchenbereich

Die Zusammenarbeit beider Vereine ist erstmal für zwei Jahre angedacht. Auf lange Sicht wollen sie die Nachwuchsförderung in Berlin auch für Mädchen besser abdecken. Dazu werden Gespräche mit dem Volleyball-Verband Berlin geführt. Das schon erfolgreiche Konzept der BR Volleys für den männlichen Nachwuchs soll übernommen werden. "Ich denke, das ist einfach eine gesellschaftliche Verantwortung. Es ist schade, wenn es so ein Volleyball-Pflänzchen in der Stadt gibt, das aber nicht genug Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit hat", so BRV-Geschäftsführer Niroomand.

Die Kooperation mit dem BBSC Berlin ist nicht die einzige Anstrengung der BR Volleys im Frauenbereich. Zu Jahresbeginn verkündete der 13-fache Deutsche Meister bereits, dass Beachvolleyballerin Louisa Lippmann künftig für den Verein antreten und dessen Botschafterin sein wird. Lippmann soll, so heißt es in der Pressemitteilung des Vereins, "dem Frauen- und Mädchensport in Berlin und darüber hinaus mehr Sichtbarkeit geben." Nachdem es in den ersten beiden Monaten der Zusammenarbeit eher ruhig blieb, soll die Beachvolleyballerin, die sich mit ihrer Partnerin Laura Ludwig für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren will, demnächst öfter auf den sozialen Kanälen der BR Volleys auftauchen.

Sendung: rbb24, 07.03.2024, 21:45 Uhr

Beitrag von Lynn Kraemer

1 Kommentar

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 1.

    Man kann es nicht oft genug sagen. Danke, Kaweh Niroomand! Sein Engagement für diesen Sport ist einfach großartig. Volleyball, egal ob in der Halle oder im Sand beim Beachvolleyball ist eine fantastische Sportart. Geht in die Max- Schmeling- Halle zu den Heimspielen der Br Volleys. Man wird es nicht bereuen. Großartiger Sport und eine Mega Stimmung sind garantiert. Für alle Vorhaben wünsche ich dem Verein viel Glück.

Nächster Artikel