Paris 2024 - Die schönsten und traurigsten Olympia-Momente aus Berliner und Brandenburger Sicht

So 11.08.24 | 20:26 Uhr
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Gold-Jubel der deutschen 3x3-Damen (imago images/Steffie Wunderl)
Video. rbb24 Abendschau | 11.08.2024 | Miriam Sinno | Bild: imago images/Steffie Wunderl

Team Deutschland beendet die Olympischen Spiele von Paris auf Medaillenrang zehn. Doch große Momente sind längst nicht immer an Medaillen gekoppelt, wie dieser Rückblick zwischen Tränen und Jubel zeigt. Von Ilja Behnisch

3x3 macht Gold

Eine der größten, deutschen Überraschungen überhaupt bei diesen Olympischen Spielen lieferten die 3x3-Basketballerinnen um die Berlinerin Svenja Brunckhorst ab. Das Team startete stark und ließ einfach nicht nach. Mit Dirk Nowitzki, Deutschlands bestem Basketballer aller Zeiten, als eine Art Glücksbringer am Seitenrand, begeisterte das vier Frauen starke Team mit einer besonders ansteckenden Mischung aus Nervenstärke und Spielfreude. Dass es am Ende tatsächlich zu Gold reichte, war die sehr, sehr süße Kirsche auf einer sehr, sehr fetten Torte.

Überragende Weltmeister und das schwächste Spiel seit zwei Jahren

Auch die Herren-Nationalmannschaft im "regulären" Basketball (fünf gegen fünf) schaute bei den 3x3-Damen vorbei und feuerte an, so es die Zeitpläne zuließen. Aber die amtierenden Weltmeister um die Alba-Spieler Lois Olinde und Johannes Thiemann sowie die gebürtige Berliner und NBA-Stars Moritz und Franz Wagner sorgten auch selbst für Jubelstürme. Zumindest in den Gruppenspielen. Besonders die Galavorstellung gegen Frankreich (85:71) ließ Hoffnungen aufkommen, dass zumindest das Finale drin sein könnte für das Team. Doch als im Halbfinale erneut Frankreich der Gegner war ging, ging plötzlich nichts mehr. Es sei die schlechteste Leistung der Mannschaft seit zwei Jahren gewesen, sagten die Spieler hinterher selbstkritisch. Die dann gegen allerdings sehr starke Serben auch noch das Spiel um Bronze verloren. Dennoch: Deutscher Basketball macht Spaß. Und allein das ist ein Satz, der noch immer nicht selbstverständlich klingt.

Hockey-Drama

Deutlich näher dran an Gold waren die Hockey-Herren mit den (Exil-)Berlinern Martin Zwicker, Thies Prinz und Johannes Große. Doch so dramatisch sich die Mannschaft noch im umkämpften und spät entschiedenen Viertelfinale gegen Argentinien durchsetzen konnte, so dramatisch scheiterte sie im Finale an den Niederlanden. 1:3 nach Penaltyschießen hieß es schließlich. Dennoch: Acht Jahre nach Bronze in Rio nun also Silber für den Weltmeister - das darf durchaus unter Erfolg verbucht werden.

Mit allen Spree-Wassern gewaschen

Die Bilanz der deutschen Schwimmer konnte sich sehen lassen. Zwar gab es "nur" zwei Medaillen, so wie in Tokio 2021. Doch Team Deutschland war gleich in 17 Finalläufen vertreten, in neun mehr also als noch in Tokio. Besonders gut lief es für die gebürtige Berlinerin Isabel Gose. Schon im Finale über 400 Meter Freistil überzeugte die 22-Jährige, holte einen starken fünften Platz und schwamm dabei einen neuen Deutschen Rekord. Über die 1.500 Meter Freistil schließlich der große Coup: Bronze! Und auch das mit neuer deutscher Rekordzeit. Dass es einen "International Happy Gose Day" gibt (jeden 17. November) hat zwar nichts mit Isabel Gose zu tun, sondern mit einer gleichnamigen, obergärigen Biersorte; aber auch Feiertage und ihre Bedeutung befinden sich bekanntlich im steten Wandel.

Die zehn emotionalsten Olympia-Momente von Berliner und Brandenburger Athleten

So, so knapp am Glück vorbei

Sehr knapp, also wirklich sehr, sehr knapp an einer Medaille vorbei geschwommen ist hingegen Angelina Köhler. Wobei das immer so klingt, als hätte sie räumlich falsch gelegen, beim Anschlag zum Beispiel. Dabei fehlten der 23-Jährigen von der SG Neukölln über die 100 Meter Schmetterling lediglich 21 Hundertstelsekunden zur Bronze-Medaille. Was nur knapp über der Dauer eines Wimpernschlags liegt (0,15 Sekunden). Und das ist noch mehr zu beklagen, wenn man bedenkt, dass die Drittplatzierte Zhang Yufei aus China von durchaus schwerwiegenden Doping-Vorwürfen begleitet wird. Oder wie Angelina Köhler selbst sagt: "Es hat natürlich immer einen miesen Beigeschmack, solche Geschichten. Aber erstmal gehört die Medaille ihr und da gibt es nichts auszusetzen." So reden Sieger. Selbst wenn sie Vierte geworden sind.

Hartes Ende

Noch einmal richtig angreifen wollte die gebürtige Berlinerin Laura Ludwig bei ihren fünften Olympischen Spielen. Einmal hatte sie Gold geholt im Beachvolleyball, 2016 in Rio de Janeiro, zusammen mit Kira Walkenhorst. Mit Louis Lippmann, ihrer Partnerin in Paris, reichte es am Ende nicht einmal für einen Satzgewinn bei Olympia 2024. Aus nach drei Niederlagen in der Vorrunde. Die Folge? Das vorher nicht wirklich geplante Karriere-Ende. "Es sind viele Tränen geflossen", sagte die 38-Jährige hinterher. Dass man ihr noch einmal ein Ausrufezeichen anstatt einer kleinen Bruchlandung gewünscht hätte, sagt aber vielleicht auch genug aus darüber, was für eine besondere Karriere Laura Ludwig gelungen ist.

Silberner Sand

Den größten Erfolg ihrer Karriere hingegen feierte das Beachvolleyball-Duo um den gebürtigen Berliner Nils Ehlers und Clemens Wickler. Und auch wenn die beiden im Finale gegen die Weltranglisten-Ersten aus Schweden in beiden Sätzen chancenlos waren (10:21, 13:21), nach kurzem Frust überwog die Freude. Zumal das Duo bei der Siegerehrung mit Sprechchören gefeiert wurde, was nicht mal den Siegern zuteil wurde. Zudem hallte zu Ehren der Deutschen ein Ballermann-Hit ("Johnny Däpp") über den Place de la Concorde in Paris. Muss man auch erstmal schaffen.

Schmerzhaftes Ende

Was man nach einem olympischen Wettkampf unter keinen Umständen zu Protokoll geben will: "Ich hatte das Gefühl, dass, wenn nichts passiert wäre, ich das Spiel relativ klar gewinne." Was die Berliner Tischtennisspielerin Nina Mittelham nach ihrem Match gegen die Nordkoreanerin Pyon Song zu Protokoll geben musste? Eben. Es gehe ihr "beschissen", sagte die 27-Jährige, die als letzte Deutsche im Einzelturnier der Frauen verblieben war, über die leidvolle Niederlage unter schwersten Rückenschmerzen.

Goldenes Wasser

Dass die deutschen Kanuten für ein paar Medaillen gut sein würden, stand durchaus auf dem Planungszettel. Dem Erwartungsdruck so standzuhalten, wie es unter anderem Max Lemke und Jacob Schopf vom KC Potsdam in Paris gelang, ist dann doch immer wieder beeindruckend. Gold im Kajak-Vierer. Gold im Kajak-Zweier. Nimmt man übrigens die Geburtsorte der beiden (Schopf - Berlin, Lemke - Heppenheim) zugrunde und sucht auf dem Weg zwischen diesen beiden Orten nach der goldenen Mitte, also dem perfekten Kanuten, müsste man theoretisch im thüringischen Gangloffsömmern fündig werden. Aber Wasser ist nass und die besten Kanuten kommen aus Brandenburg.

Gina rennt!

Olympia-Bronze für die 4x100-Meter-Staffel der Frauen um die Berlinerin Gina Lückenkemper. Die erste Medaille dieser Art seit der deutschen Wiedervereinigung. "Wir sind alle um unser Leben gerannt. Wir haben unser Herz auf der Bahn gelassen", sagte Lückenkemper anschließend. Die gute Nachricht: Es wurde wiedergefunden. Bei jedem einzelnen Zuschauer.

Ende gut, fast alles gut

Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hieß sie noch Annika Schleu. In Paris nun startete die gebürtige Berlinerin nach Heirat unter dem Namen Zillekens. Und auch sonst änderte sich manches. Und anderes blieb gleich. Der Ärger mit dem Pferd zum Beispiel. In Japan, vor drei Jahren, verzweifelte Zillekens dabei so sehr, dass sie unter Tränen mit der Gerte auf das Pferd schlug. Es folgte eine Welle der Empörung. In Paris nun ist Reiten zum letzten Mal Teil des Fünfkampfs gewesen. Und wieder verweigerte das (zugeloste) Pferd nach Beinahe-Sturz. Und wieder flossen die Tränen. Finale verpasst, alles Mist. Bis die Britin Kate French für das Finale wegen Krankheit zurückziehen musste, Zillekens an ihrer Stelle antreten durfte, einen souveränen Ritt durch den Parcours hinlegte - und im letzten Wettkampf ihrer Karriere Platz 16 holte. Sie gehe mit einem großen Lachen nach Hause, sagte die 34-Jährige anschließend. Und auch so geht ein olympisches Happy End.

Ende gut, alles gut

Die Berlinerin Laura Lindemann holte nicht nur sensationell Gold mit der Mixed-Staffel im Triathlon. Sie wurde auch noch zur deutschen Fahnenträgerin bei der Abschlussfeier bestimmt. Wie viel man aus Olympischen Spielen mit nach Hause bringen will? Laura Lindemann.

Sendung: rbb24 Abendschau, 11.08.2024, 19:30 Uhr

14 Kommentare

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  1. 14.

    Na ausgeschlossen waren offiziell nur die dopenden Russen. Also was soll der Kommentar.
    Es wurden die richtigen ausgeschlossen.

  2. 13.

    Olympia war und ist mir völlig egal. Die Leistungen der Sportler finde ich dagegen toll - egal wo sie herkommen. Besonders toll fand ich "Gina" und die "3x3-Truppe".
    Besonders mies dagegen das Aufwärmen von ollen Kamellen, die Politisierung und so manchen Kommentar von "Hometrainern", "Anstandswächtern" und "Spitzenpolitikern".
    Ende der Durchsage ;-).

  3. 12.

    Ja und selbst wenn es so ist, dann ist das doch völlig in Ordnung, sich auch mal abzulenken oder zu entspannen. Das tut der Seele gut und alles was der Seele guttut, ist auch für den Menschen gut. Das ist doch im Urlaub genau das Gleiche. Manchmal brauche ich so etwas, neben den ganzen Negativnachrichten, die es schon überall gibt. Ich kann daran nichts wirklich negatives entdecken. Wie finden Sie dann eigentlich die ganze Fußballbundesliga? Sehen Sie diese auch so?

  4. 10.

    Ich freue mich auch auf die Paralympics.

    Würde mich allerdings noch mehr freuen, wenn für diese Spiele auch solche Sendezeiten vorgesehen wären.
    Gibt es dazu schon Programm-Hinweise?

    Bitte diese im Voraus öffentlich machen--diese Freude der dort in Paris teilnehmenden Sportler und Sportlerinnen samt Trainern und Trainerinnen, diesen Teamgeist--sollten auch alle miterleben können.

  5. 9.

    "Ich bin froh, dass der ganze Fußball-EM- und Olympia-Scheiß jetzt endlich vorbei ist."

    ......ich nicht. Das waren echt schöne Spiele.

  6. 8.

    Ich bin froh, dass der ganze Fußball-EM- und Olympia-Scheiß jetzt endlich vorbei ist. Es hat lange genug gedauert und ist sowieso nur Geschäft plus Kindergarten.
    Und vom Stand im Olympia-Medaillenspiegel oder in der Torstatistik der EM hat kein Normalbürger was - weder im Guten noch im Schlechten.

  7. 7.

    Freue mich über jede gewonnene Medaille für unsere Sportler, man fiebert oder leidet mit wenns schief geht. Kommentatoren gaben sich große Mühe, immer positiv und gut gelaunt aufzutreten. Nicht wie früher wo nur gemault wurde wenn kein Gold kam... Nun ist alles vorbei, Abschluss Veranstaltung sah ich nur teilweise. Die Paralympics kommen. Dank an alle die hinter den Kulissen 24 Stunden am Tag für einen klasse Ablauf sorgten. Der Ausblick auf Los Angeles mit Darbietungen von Künstlern... nun, es wird bunt wie in Paris, jung und lebensfroh.

  8. 6.

    Ich fand Olympia toll und habe die ganze Zeit einfach nur genossen. Paris war ein unglaublich schöner Austragungsort, es können gerne häufiger solche Städte gewählt werden. Volle Stadien und eine unglaublich einzigartige Stimmung. Auch für die Sportler war das bestimmt ein wunderbares Erlebnis. Möchte ich dabei irgendetwas kritisieren? Nein, das lasse ich an dieser Stelle einfach mal, denn das Positive überstrahlt für mich alles andere. Jetzt freue ich mich schon auf die Paralympics, die werden bestimmt auch toll. Alles andere würde mich wundern ;)

    Danke Paris für diese wundervolle Atmosphäre

  9. 5.

    Erfolg kann nicht durch Bla-Bla-Lobeshymnen und ständig neue Superlative herbeigeredet werden.

    Paris 2024 ist aus und hat mich weder verzaubert, noch von einer besseren Welt träumen lassen und eine "nie dagewesene wunderbare Begeisterung" habe ich auch nicht wahrnehmen können.

  10. 4.

    Dieses Lobhudeln finde ich verlogen. Olympia war von Anfang an eine Farce. Ein Angriff auf Werte, Glauben und Gleichberechtigung für die Olympia eigentlich steht.
    Ein Olympia das etwa Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausschließt und das mit einem Grund, der bei anderen Teilnehmern ignoriert wird ist völlig ohne jede Moral und Ehre.

  11. 2.

    Nö, seh ich nicht so. Die sind schon bezahlt. Und zwar nicht schlecht. Und natürlich auch von unser aller Rundfunkgebühr...

  12. 1.

    Allen, die bei ARD und ZDF die Olympischen Spiele--von der Eröffnungsfeier bis zur Abschlußfeier--von früh morgens bis zur Mitte der Nacht---- kommentiert--erklärt--zum Teil sehr emotional begleitet haben--von Herzen VIELEN DANK!

    Auch das war Höchstleistung.
    Und Freude PUR.

    Von mir-- für alle eine GOLDMEDAILLE!

    Sie Alle sind eigentlich "unbezahlbar"

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