Babelsberg-Trainer Ronny Ermel - "Das ist schon ein kleiner Traum"

Ronny Ermel ist der Nachfolger von André Meyer als Trainer des SV Babelsberg. Unter Markus Zschiesche war Ermel bereits zwei Jahre lang Co-Trainer der Potsdamer, zuletzt agierte er als Scout bei den Würzburger Kickers. Ein Gespräch über seine Rückkehr.
rbb|24: Herzlichen Glückwunsch zum noch neuen Job. Wie geht es Ihnen? Wie viel ist in den letzten Wochen auf Sie eingeprasselt?
Ronny Ermel: Es war sehr intensiv. Das lag aber auch an den Englischen Wochen, die haben es noch intensiver gemacht. Aber es geht mir sehr gut und ich wurde sehr gut aufgenommen.
Als Babelsberg erstmals Kontakt zu Ihnen aufnahm, waren sie ja noch in Würzburg. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie bei dem Angebot nicht lange überlegt haben. Wie war es tatsächlich?
Ich habe einen Anruf von Paul Bachmeyer (Vorstandsmitglied Babelsberg 03; Anm. d. Red.) erhalten. Wir haben über meine Situation in Würzburg und die Situation in Babelsberg gesprochen und er hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Da brauchte ich nicht lange überlegen. Ich habe ihm gesagt: Das würde ich gerne machen. Dann musste ich natürlich noch mit Würzburg sprechen, aber das lief sehr reibungslos.
Um es direkt mal ganz pathetisch zu formulieren, geht da für Sie gerade ein Traum in Erfüllung?
Dass meine erste Chef-Trainer-Position jetzt ausgerechnet in Babelsberg ist, ist schon ein kleiner Traum, muss man ganz klar sagen. Babelsberg hat so einen Wohlfühlfaktor für mich. Und ich freue mich auch, wieder im Nordosten zu sein.
Sie haben Babelsberg zusammen mit Markus Zschiesche zwei Jahre lang trainiert - waren sportlich auch erfolgreich. Im vergangenen Sommer trennten sich dann die Wege. Ein eher schmerzhafter Abschied? Steht da noch irgendwas zwischen Ihnen und den Klub-Verantwortlichen?
Nein, gar nicht. Wir hatten natürlich den Plan zu bleiben. Aber der Verein oder die Funktionäre damals hatten einen anderen Plan. Da konnte man sich nicht einigen, aber es gab kein böses Blut. Wir hatten eben zwei unterschiedliche Auffassungen. Es ist ja im Fußball oft so, dass man verschiedene Gedanken dazu hat, wie es weitergeht. Und die waren damals eben nicht einstimmig. Aber jetzt bin ich wieder da.
Sie sind wieder da und erstmals als Chef-Trainer angestellt. Zuvor waren sie bei mehreren Vereinen als Co-Trainer aktiv. Wie fällt ihr Fazit der ersten zwei Wochen aus?
Man hat natürlich mehr Verantwortung in allen Bereichen. Auch medial und was die Kaderplanung und die Zukunft angeht. Als Co-Trainer bereitet man eher das Training und die Spiele vor, arbeitet auf dem Platz. Jetzt ist mehr drumherum zu tun, man muss auch seinen Staff dirigieren. Man trägt einfach mehr Verantwortung.
Und wie fühlen Sie sich damit?
Ich gewöhne mich langsam dran. Nach und nach. Aber die Leute hier machen es mir sehr einfach. Die Mitarbeiter im Verein und die Mannschaft. Das ist alles ein Geben und Nehmen.
Die Trennung von Babelsberg und ihrem Vorgänger André Meyer war ja nicht unbedingt sportlich bedingt, es sollen Unstimmigkeiten über die Ausrichtung des Vereins bestanden haben. Haben Sie auch in der Mannschaft eine Unsicherheit gespürt?
Ich habe nichts mitbekommen. Wir haben den Fokus direkt auf das Erfurt-Spiel gelegt, weil wir nur eine sehr kurze Zeit für die Vorbereitung hatten. Ich habe in den zwei Tagen versucht, den Jungs meine Spielideen ein bisschen einzuprügeln (lacht) und da hat man gemerkt: Die Jungs waren aufgeschlossen und haben sofort versucht, das umzusetzen.
Eine Niederlage und zwei Unentschieden: So die Bilanz der ersten drei Spiele mit Ihnen an der Seitenlinie. Vor allem bei den Remis wäre vielleicht auch mehr drin gewesen. Aber Sie wirkten zufrieden, ist das der richtige Eindruck?
Wir hätten gegen Altglienicke gewinnen können, sie hätten gewinnen können. Deswegen war das Unentschieden dann schon gerecht (1:1-Endergebnis; Anm. d. Red.). Da ging es mir mehr darum, wie die Jungs die neue Idee annehmen. Das haben sie wirklich überragend gemacht. Und das Spiel gestern gegen Chemnitz war dann spielerisch schon eine Steigerung. Da ärgere ich mich, dass die Jungs sich selbst nicht belohnt haben (0:0-Endergebnis; Anm. d. Red.).
Hatten Sie eigentlich Kontakt zu André Meyer? Hat er Ihnen noch ein, zwei Sachen mit auf den Weg gegeben?
Ich hatte keinen Kontakt zu André Meyer, auch nicht zwecks der Mannschaft. Das war dann eher ein klarer Cut.
Man hat schon gesehen: Ballbesitz ist bei ihnen ein großes Thema, auch intensives Pressing. Für welchen Fußball stehen Sie – in ihren eigenen Worten?
Der Spielstil, den Markus Zschiesche und ich als sein Co-Trainer gespielt haben, der kommt dem am nächsten, was ich auch gerne spielen möchte. Also sehr intensiv und dominant. Und dominant ist man ja nicht nur mit Ball, sondern auch gegen den Ball. Ich will den Gegner beschäftigen, weit von unserem Tor weghalten, um selber schnell in den Ballbesitz zu kommen, damit wir Fußball spielen können.
Und was funktioniert aus Ihrer Sicht schon gut? Was ist noch ausbaufähig?
Das Spiel gegen den Ball ist schon sehr ordentlich. Dafür, dass wir erst zwei Wochen zusammenarbeiten, setzen sie das schon sehr gut um. Jetzt müssen wir die letzten Bälle und die Laufwege noch besser abstimmen. Aber ich kann nicht alles auf einmal machen. Wir arbeiten sukzessiv.
André Meyer hat vor der Saison gesagt, dass das Ziel eine sorgenfreie Saison sei und sich vom Abstiegskampf ferngehalten werden soll. Sie stehen aktuell auf Platz 11. Ein zweistelliger Tabellenplatz ist wahrscheinlich trotzdem nicht so richtig zufriedenstellend, oder?
Mir geht es erstmal darum, dass die Jungs die neue Spielidee verinnerlichen und dass sie sich dadurch weiterentwickeln. Und natürlich ist das Saisonziel dann ein einstelliger Tabellenplatz. Aber mir geht es darum, dass sie eine Entwicklung mitmachen und dass sie sich für ihren Aufwand belohnen. Das steht im Vordergrund. Wenn es am Ende Platz 10 oder 11 ist, dann ist es so.
Ihr Vertrag läuft erstmal nur bis zum Ende der Saison. Wie sind da die Abstimmungen? Wovon ist abhängig, wie es weitergeht?
Wir schauen, wie die Arbeit als Team ist, wie die Mannschaft das aufnimmt und wie die Idee fruchtet. Man sollte eine Entwicklung sehen. Dann glaube ich, wird es vielleicht auf eine Vertragsverlängerung hinauslaufen. Aber das liegt nicht nur in meiner Hand. Das müssen andere Leute entscheiden. Aber ich gebe mein Bestes. Und dann gucken wir, was am Ende dabei rauskommt.
Am Samstag steht das Heimspiel gegen Lokomotive Leipzig an. Herr Ermel, sehen wir da den ersten Babelsberg-Sieg unter Ihnen?
Ich hoffe es wirklich sehr. Weil sie viel dafür tun, viel aufnehmen und viel umsetzen. Ich würde es den Jungs auf jeden Fall gönnen. Nicht mir, sondern eher den Jungs.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview wurde geführt von Antonia Hennigs.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.03.2025, 21:15 Uhr
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