Deutsch-polnischer Zugverkehr - Ausbau der Ostbahn kostet bis zu 1,3 Milliarden Euro

Mo 06.11.23 | 19:20 Uhr
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Symbolbild: Die Schienen der Bahn (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.11.2023 | Martina Rolke | Bild: dpa/Paul Zinken

Der Ausbau der Ostbahn von Berlin bis Küstrin-Kietz (Märkisch-Oderland) kostet einem Gutachten für den Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zufolge bis zu 1,3 Milliarden Euro. Die Studie schlägt einen Ausbau in zwei Stufen vor: Bis 2036 solle die Strecke elektrifiziert werden, mehrere zweigleisige Abschnitte sollten eingerichtet werden, teilte der VBB am Montag in Neuenhagen mit.

Ab dann soll für die ganze Strecke Tempo 120 gelten - zwischen Müncheberg und Seelow-Gusow Tempo 160. Ab 2036 sollten die übrigen Abschnitte ausgebaut werden. Berlin und Brandenburg fordern, dass die Strecke zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird.

Finanzierung noch nicht gesichert

Die Strecke wurde nach Angaben des VBB inzwischen in den potenziellen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Die Länder Berlin und Brandenburg sowie der VBB wollten aber weiter auf einen zügigen, vom Bund finanzierten Ausbau der Strecke hinwirken. Die Finanzierung für den Ausbau ist bisher noch nicht gesichert. Die Länder, die Deutsche Bahn AG und der VBB verhandeln nun weiter.

Zwei Züge pro Stunde zwischen Berlin und Müncheberg

Der Ausbau bringt nach Angaben des Verkehrsverbunds für die Fahrgäste deutliche Vorteile: Die Reisezeiten können nach dem Ausbau um bis zu 20 Minuten verkürzt werden. Die Fahrgäste der Regionalbahn RB26 könnten demnächst von Verbesserungen des Angebotes zwischen Berlin und Müncheberg profitieren. Weil im Sommer ein zweites Bahnsteiggleis in Müncheberg reaktiviert wurde, könnten ab Dezember 2024 von Montag bis Freitag ganztägig zwei Züge pro Stunde zwischen Berlin und Müncheberg fahren, damit würden die Kapazitäten erhöht.

Grenzüberschreitender Verkehr wächst

Der Bund hatte die Verbindung bisher als "Nahverkehrsstrecke" gewertet und für die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan eine fehlende Nachfrage gesehen. Die Strecke Berlin - Küstrin-Kietz wird nach Ansicht der Länder und des VBB nicht nur wegen der Ansiedlung des US-Elektroautobauers Tesla wichtiger. Auch wegen des Wachstums des grenzüberschreitenden Verkehrs nach Polen werde die Strecke Berlin - Frankfurt (Oder) allmählich an ihre Kapazitätsgrenze stoßen.

Die Interessengemeinschaft Ostbahn (IGOB) dringt ebenfalls auf einen Ausbau. Polen hatte den Abschnitt Kostrzyn (Küstrin) - Gorzow - Krzyz-Pila in das europäische TEN-T-Netz (Trans-European Network Transport) aufgenommen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.11.2023, 16 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Persönlich finde ich singuläre Himmelsrichtungen bei der Bezeichnung von Bahnlinien oder Straßen eigenartig.
    Je nach Ziel und Blickrichtung ändert sich das ja.
    Aus Sicht des Baltikums ist es ja eher eine Westbahn und irgendwo in der Mitte eine Ost-West Bahn.
    Da sind transsibirische oder Baikal-Amur schon eindeutigere Namen.
    Europaradweg R1 wäre auch ein möglicher geschichtsbefreiter Ansatz für eine Namensfindung zumal es hinreichend geografische Parallelen/Berührungspunkte gibt.

  2. 19.

    "Ob man in Polen weiterhin Ostbahn sagt, würde ich bezweifeln." Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht. Die Strecke ist aber von europäischer Bedeutung - nicht nur für Deutschland - da sie Mitteleuropa mit dem Baltikum verbindet, darum wäre auch aus europäischer Sicht Ostbahn (o.ä.) für die Gesamtstrecke bis ins Baltikum gar keine schlechte Wortwahl.

  3. 18.

    tja so wichtig sind die systemrelevanten Berufspendler aus Polen....

  4. 17.

    Wenn man sich gedanklich nur auf das zweite Gleis reduziert, könnte man von Wiederausbau reden.
    Da aber von Elektrifizierung, neuer Leittechnik und einigen anderen neumodischen "Gimmicks" wie Schallschutz etc. die Rede ist, passt Ausbau doch ziemlich gut. Zumal die genannten Punkte Priorität gegenüber einem durchgehend zweiten Gleis haben.
    Ob man in Polen weiterhin Ostbahn sagt, würde ich bezweifeln.
    Das lässt sich sicher einfach übersetzen oder mit einem neuen Begriff versehen.
    Akzeptieren von geschichtlich bedingten Veränderungen und somit Anpassung im Wortgebrauch ist gar nicht so schwer.

  5. 16.

    " Der Begriff Ostbahn ist auch etwas groß gegriffen, da das nur ein winziger Streckenabschnitt der Ostbahn ist "

    Es ist üblich das eine Bahnstrecke aus mehreren Teilabschnitten besteht egal ob Anhalter , Lehrter , Hamburger oder eben die Ostbahn und auch wenn deren östliches Ende heute in Russland liegt so ist gehört deren westlicher Teil nach wie vor zur Ostbahn. Das nördliche Ende der Stettiner Bahn liegt bekanntlich heute auch in Polen und trotzdem spricht man nach wie vor zu Recht auch für den auf Deutscher Seite liegenden Abschnitt von der Stettiner Bahn .

  6. 15.

    Erst auf Strecken mit einer zugelassenen Geschwindigkeit von mehr als 160 km/h sind Bahnübergänge gemäß EBO §11 unzulässig. Die Zeitenwende böte jedoch auch noch einen anderen Ansatz zur Finanzierung. Schließlich führt die Ostbahn ins Baltikum. Vielleicht könnte Pistorius den Ausbau beschleunigen, indem er Wissing einen Panzer auf die Brust setzt.

  7. 14.

    "Der Ausbau der Ostbahn von Berlin bis Küstrin-Kietz" Richtigerweise müßte es aber heißen Wiederausbau. Der Begriff Ostbahn ist auch etwas groß gegriffen, da das nur ein winziger Streckenabschnitt der Ostbahn ist (die Strecke geht bis Eydtkuhnen (Tschernyschewskoje))

  8. 13.

    >"Eine Reisegeschwindigkeit von 160 km/h bedeutet den Entfall von allen niveaugleichen Bahnkreuzungen und deren Ersatz durch Brücken und Tunnel, was das Projekt weiter verteuert."
    Nein. Bis 160 kmh können niveaugleiche Kreuzungen gebaut werden. Die müssen dann nur eben technisch richtig aufwändig gesichert werden. Erst ab 160kmh darf es keine Bahnübergänge mehr geben.

  9. 12.

    Muss gebaut werden, damit der Siedlungsbau entlang der Strecke als zukünftiges Wachstumsgebiet erfolgen kann. Ohne Bahnanschluss keine Hochhäuser, weil die Menschen ja mit dem ÖPNV zur Arbeit kommen müssen. Ganz klar.

  10. 11.

    Sie geben sich aus den üblichen fadenscheinigen Gründen wieder einmal komplett ahnungslos, wie der Ausbau des SPNV finanziert wird. Dabei gehört das auch zum Verwaltungsrecht, was Sie gerne sonst für sich anzuführen versuchen. Und wenn es mit den Ausbau dann ernst werden würde, kommen Sie garantiert mit blütigen Kommentaren um die Ecke, warum das eigentlich ganz anders gemacht werden müsste.

  11. 10.

    Zwischen Werbig und Frankfurt/Oder (Hauptbahn) galt schon zu DDR-Zeiten 100 km/h, zwischen Eberswalde und Werbig (Nebenbahn) 60 km/h. Geschwindigkeiten >80 km/h bedingen die Sicherung aller Bahnübergänge und Sicherungstechnik wie bei einer Hauptbahn. Das ist ein Kostensprung. Trotzdem bin ich für höhere Geschwindigkeiten auch auf dieser Strecke, damit ein Stundentakt möglich wird mit integralen Taktknoten (Zugtreffen zur Anschlußherstellung) in Frankfurt, Werbig, Wriezen und Eberswalde. @Sven L. 06.11.2023 | 20:34: Ich denke, in der 2. Baustufe wird die Gesamtstrecke ausgebaut. DIe machen eben nicht alles auf einmal.

  12. 9.

    160 km/h soll nicht die Reisegeschwindigkeit, sondern die Höchstgeschwindigkeit der Strecke sein. Die Streckenhöchstgeschwindigkeit darf maximal auf der Strecke gefahren werden. Die Reisegeschwindigkeit ist die Durchschnittsgeschwindigkeit der Züge einschließlich aller Halte, Fahrzeitzuschläge usw. Bahnübergänge sind bis 160 km/h Streckenhöchstgeschwindigkeit zulässig. Erst darüber müsen sie beseitigt werden. @alle: Schlimm ist, daß wir bis 2036 warten müssen, bis die 1. Ausbaustufe in Betrieb ist, während die A100 schon bald begonnen wird. Umgekehrt müßte es sein. Ich bin für die Weiterführung des 2. stündlichen Zuges nach Buckow (Märkische Schweiz) oder nach Müncheberg Stadt. In einigen Jahren können auch 3 Züge/Stunde fahren und beide Ziele anbinden.

  13. 8.

    Wofür gilt das mit Tempo 160?
    Bahn/Straße oder Bahn/Bahn?
    Wenn Bahn/Straße hat man wohl am RE1 reichlich Ausnahmegenehmigungen erteilt.
    Wenn Bahn/Bahn gibt es zwischen Müncheberg und Gusow keine Kreuzung.
    Das Werbiger Kreuz ist nicht niveaugleich und die Brücke wurde vom Durchlass her schon für 2 Gleise auf RB26 ausgebaut.
    Ich würde davon ausgehen, dass man Kreuzungsbauwerke in den 1,3 Mrd. berücksichtigt hat.

  14. 7.

    Das ist mir alles egal. Lasst euch ruhig Zeit, bis 2036 lebe ich garantiert nicht mehr oder bin so krank, dass mir das Laufen sehr schwer fallen wird. Jetzt wäre es ( wenn auch mit Einschränkungen) noch machbar. Schade!

  15. 6.

    Zwischen Gusow und Küstrin fährt man im Oderbruch.
    Könnte mir vorstellen, dass es statisch deutlich aufwändiger ist dort 160km/h zu ermöglichen.
    Ist bei der Bahnstrecke FF-Eberswalde (RB60) ähnlich. Bis Ende 2025 zwischen Werbig und FF (nicht im Bruch) Zieltempo 100 zwischen Werbig und Eberswalde "nur" 80.

  16. 5.

    Warten wir das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsanalyse ab, vielleicht hat sich dann alles wieder erledigt. Eine Reisegeschwindigkeit von 160 km/h bedeutet den Entfall von allen niveaugleichen Bahnkreuzungen und deren Ersatz durch Brücken und Tunnel, was das Projekt weiter verteuert.

  17. 4.

    Der Bau ist längst überfällig und im Vergleich zu den Kosten für den Straßenbau deutlich kostengünstiger.

  18. 3.

    Es währe gut und längst überfällig wenn auch endlich die Ostbahn ausgebaut werden würde aber sollte bei veranschlagten Kosten von mindestens 1,3 Milliarden Euro / Stand Heute nicht wenigstens die gesamte Strecke von Berlin bis Küstrin für 160 km/h ausgebaut werden und nicht nur Abschnittsweise !!??

  19. 2.

    Dann würden hundert Kilometer Hauptbahn ja fast so viel kosten wie fünf Kilometer Autobahn in Berlin? Na, das geht natürlich überhaupt nicht!

  20. 1.

    Aha, der bisherige VM Baermann wollte/hat gehandelt und ausbauen. Nun ist er weg. Und schon kommt das zum tragen was immer in Brandenburg dann passiert: Der Bund muss/soll alles alleine zahlen und dann folgt „Wir haben...“ Es ist der „Brandenburger Weg“, ein Fass ohne Boden, was nicht sein müsste. Wenn sich die Region bis Sperenberg hätte entwickeln können und andere Regionen mit Grundwasser.

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