Personalmangel bei der BVG - "Schichtdienste sind eine besondere Herausforderung"
Mit einer Kampagne wird gerade nach Fahrern für Bus, Tram und Bahn gesucht. Mehr als 300 Stellen sind unbesetzt. Eine spürbare Folge: Kürzungen bei der Bus-Taktung in diesem Winter. Die harten Arbeitszeiten erschweren die Suche nach Nachwuchs.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stehen unter Druck. Ihr Streckennetz in der Hauptstadt soll ausgebaut werden - und das in einer Zeit, in der mehr Menschen als zuvor ihre Jobs wechseln, in Rente gehen und Auszubildende rar geworden sind. Die Auswirkungen werden Fahrgäste in Berlin bereits in diesem Winter spüren: Ab Sonntag dünnt sie die Fahrpläne wegen Personalmangels für 44 Berliner Buslinien deutlich aus.
Konkret streicht das Unternehmen sechs Prozent seines Busangebots. Es sollen dann weniger Busse in größeren Abständen fahren, betroffen ist etwa auch die von Touristen viel genutzte Linie 100.
BVG will 10.000 neue Mitarbeiter einstellen
Damit sich so etwas nicht wiederholt, will die BVG in den nächsten Jahren 10.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen - die Hälfte davon als Fahrerinnen und Fahrer. Es ist kein Geheimnis, dass wer Bus, Bahn und Tram fahren will, auch bereit sein muss, im Schichtdienst zu arbeiten. Dass das bei der jungen Generation Z nicht besonders gut ankommen mag, ahnt die BVG offenbar.
"Man muss hier ganz ehrlich sein: Gerade der Beruf unserer Fahrerinnen und Fahrer ist ein 24/7-Job. Schichtdienste sind eine besondere Herausforderung für Menschen", sagt Jenny Zeller, Personalvorständin der BVG im Gespräch mit rbb|24. "Das kommunizieren wir auch im Rahmen der Bewerbungsprozesse von Anfang an." Künftig wolle die BVG deshalb flexiblere Schichtdienste anbieten, sodass etwa bei der Anzahl an Schichtantritten hintereinander ausgewählt werden könne.
Luft nach oben beim Grundgehalt
Aktuell schreibt die BVG Stellen als Busfahrerinnen und Busfahrer mit einem Grundgehalt von 2.770 Euro brutto aus. Wer an Wochenenden oder nachts arbeitet, kriegt jedoch Zuschläge. "Mit den Zuschlägen kriegt man schon eine schöne Summe raus", sagt Jonny Nestorovic, der selbst Bus fährt und in einer BVG-Werbekampagne mitmacht.
Er habe sich an die Frühschichten gewöhnt. Er müsse um 3 Uhr nachts aufstehen, "damit ich um 4 Uhr den Dienst beginnen kann", sagt er.
Weniger Angriffe auf BVG-Fahrer
In den vergangenen zehn Jahren hatte die BVG nach eigenene Angaben im Schnitt 409 Auszubildende pro Jahr. Nur ein Bruchteil davon habe die Ausbildung vorzeitig abgebrochen. Allerdings käme es vor, dass die Fahrerinnen und Fahrer den Job erst später hinschmeissen würden. "Sie sagen dann, dass Schichtdienste 'doch anders sind, als ich es mir vorgestellt habe'", sagt Personalvorständin Zeller. Aktuell fehlen der BVG rund 350 Busfahrerinnen und Busfahrer.
Wer so große Fahrzeuge wie eine Tram oder einen Bus bewegen möchte, hat auch einige Verantwortung beim Fahren - und eine wichtige Funktion für viele Menschen, die er oder sie befördert. Doch wie Rettungskräfte während ihrer Einsätze von Leuten angegriffen werden, werden auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BVG mitunter attackiert. In den vergangenen Jahren sind es aber weniger Fälle geworden. Im Jahr 2014 wurden 661 Fälle registriert, 2018 waren es 497 Fälle, im vergangenen Jahr waren es noch 338 Angriffe.
Sendung: rbb24, 09.12.2023, 18:00 Uhr