Kulturverwaltung - Kataster listet 85 Club-Standorte und 325 Live-Musik-Spielstätten in Berlin auf

Di 11.07.23 | 16:31 Uhr
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Symbolbild: Der Club Zur Wilden Renate, neuerdings nur noch Wilde Renate, in Alt-Stralau, Berlin-Friedrichshain, aufgenommen am 23.03.2020. (Quelle: dpa-Zentralbild/Jens Kalaene)
Bild: dpa-Zentralbild/Jens Kalaene

85 Club-Standorte, 325 Live-Musik-Spielstätten und 479 Musik-Spielstätten gab es laut Clubkataster 2021 im Berliner Stadtgebiet. Das geht aus einer Antwort der Kulturverwaltung auf eine Anfrage des Abgeordneten Niklas Schenker (Linke) hervor, die dem rbb vorliegt. Neuere Zahlen sind darin nicht aufgelistet. Der Clubkataster (externer Link) wird durch die Clubcommission Berlin betrieben.

Laut Clubcommission trägt das Tool zur Sensibilisierung bei Verdrängungsprozessen der Clubs bei und bietet eine Übersicht der Clubs, Live-Musik-Spielstätten und Musik-Spielstätten in Berlin. Darüber hinaus ermögliche es einen Überblick über die für die Clubstandorte relevanten Bebauungspläne.

"Um den Bestand von Clubs zu sichern, braucht es Instrumente gegen steigende Preise und Mieten und eine Sicherung der Flächen, auch durch Ankauf durch das Land Berlin", sagte Niklas Schenker, Sprecher für Clubkultur der Linke-Fraktion. Clubs seien ein bedeutender Bestandteil der Berliner Kulturszene und müssen unbedingt vor Verdrängung geschützt werden.

Die bezirklichen Baugenehmigungsbehörden und Stadtplanungsämter nutzten das Kataster, um Konflikte zwischen Clubs und "heranrückender empfindlicher Nutzung" zügig zu identifizieren, hieß es weiter.

Kataster ist nicht rechtsverbindlich

Rechtsverbindlich ist das Kataster aber nicht. Für die rechtsverbindliche Inkraftsetzung "fehlt eine entsprechende Rechtsgrundlage", teilte die Senatsverwaltung weiter mit: "Das Clubkataster stellt keine verbindliche städtebauliche Planung dar."

Teil des Clubkatasters ist auch ein "Frühwarnsystem". Es informiert jeweils die akut betroffenen Clubbetreibenden über anstehende Baumaßnahmen und Planungen in der Nachbarschaft, so dass sie innerhalb der gesetzten Frist Widerspruch einlegen beziehungsweise rechtliche Maßnahmen ergreifen können. Das habe sich bewährt, so die Kulturverwaltung. "Die Baugenehmigungsbehörde oder Stadtplanungsämter sorgen dann für eine Beilegung des Konflikts."

Besonders relevant schätzt die Clubcommission das Frühwarnsystem für die Identifizierung und Verfolgung potenzieller Konflikte und Verdrängungsprozesse aller Clubs ein, die vom geplanten Weiterbau der A100 betroffen wären. "Der Weiterbau der A100 würde ein beispielloses Clubsterben zur Folge haben", sagte Schenker. "Der Senat steht in der Verantwortung, das zu verhindern."

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4 Kommentare

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  1. 4.

    Die Kiezkneipen haben natürlich auch an der Konkurrenz durch die Spätis zu knabbern. Ich sehe das hier in Schöneberg. In den letzten Jahren sind eine Menge Spätis dazugekommen, vor denen abends immer ne Menge Leute stehen und Bier trinken. Das kleine Geschäft wird dann schlimmstenfalls im nächsten Hausflur erledigt. Ich finde es etwas ärgerlich, wenn man bedenkt, welche Auflagen Wirte erfüllen müssen. Aber jeder einzeln kann sich eben schwer dagegen wehren, wie auch gegen steigende Gewerbemieten und keine Verlängerung der Miet- oder Pachtverträge.

  2. 3.

    Das liegt daran, dass sich im Jahr 2001 mehrere Clubs zusammengeschlossen haben und den Verein Berliner Clubkommission e. V. gegründet haben, während die Wirte alle Einzelkämpfer sind. Inzwischen hat die Clubkommission über 300 Mitglieder. So ein Verein kann natürlich mehr bewirken und Dampf machen als jeder Wirt einzeln. Insofern haben sich die Clubs ihre eigene Lobby geschaffen, was die Wirte leider versäumt haben. Es steht aber jedem Bundesbürger frei, einen Verein zur Rettung der Kneipenkultur zu gründen. Bisher scheint nur Osnabrück sowas zu haben.

  3. 2.

    Clubs sind entlang der A100 oft nur Zwischennutzer. Gewerbemietverträge sind typischerweise befristet. Wenn die BAB aus dem FNP gestrichen werden würde, wären die Grundstücke schnell auch für andere Zwecke interessant, die Clubs also ebenfalls in Gefahr.

  4. 1.

    Von den Clubs hört man viel. Leider nicht von den sterbenden Kiezlokalen, aber da verkehren ja nicht die Geld bringenden Touristen, sondern "nur" die ganz normalen Bürger, Arbeitnehmer, Rentner etc.
    Die Menschen halt, die einen Kiez lebenswert machen. Schade, dass es dafür keine Lobby gibt.