Konzertkritik | National Youth Orchestra Jazz - Das Konzerthaus bebt

Das Jazz-Jugendorchester der USA rockt Berlin. Das National Youth Orchestra Jazz aus Amerika war zu Gast bei "Young Euro Classic" - zusammen mit einer Soul-Legende. Von Maria Ossowski
Sie sind enthusiastisch, voller Energie und Power und Lust am Jazz, diese 22 Musikerinnen und Musiker aus zwölf Bundesstaaten der USA. Sie besuchen noch die Highschool, sind zwischen 16 und 19 Jahre jung und absolut professionelle Jazzer. Das National Youth Orchestra Jazz, von der Carnegie Hall in New York gegründet, beweist seit fünf Jahren: Jazz muss nicht historisch sein, auch Duke Ellington, Dizzie Gillespie oder Roy Hargrove passen zu Hip-Hop und Soul.
In roten Hosen, schwarzen Blazern und mit Sneakers tanzen sie auf die Bühne. Sie sind People of Colour oder weiß, jüdisch, asiatisch, divers - und ein Beweis, wie sehr die Vielfalt einer Einwanderungsgesellschaft diese uramerikanische Musikform belebt. Jede und jeder spielt Soli mit Posaune, Trompete, Saxophon, Bass, Schlagzeug, Klavier. Sie werden bejubelt im ausverkauften Berliner Konzerthaus, selbst die Botschafterin der Vereinigten Staaten hält es nicht auf dem Platz: Amy Gutmann springt auf und tanzt mit.
Der Trompeter, Komponist und Lehrer Sean Jones moderiert, dirigiert und spielt sein Instrument virtuos. Schließlich, nach der Pause, tritt sie auf, die Legende: Dee Dee Bridgewater trägt goldene Sandalen, ein ärmelloses grünes Kleid mit passendem Turban und eine dunkle Brille - sie könnte es optisch locker mit jedem Instagram-Teenie aufnehmen. Zu diesem Wunder, sie ist 73, gesellt sich das noch größere: ihre Stimme, so warm und soulig, so kraftvoll und mitreißend.
"Ich dachte früher, Jazz sei Musik für ältere Leute mit Hornbrille", so die Patin des Abends, Marion Brasch. Nein, Jazz ist jung und hat die Power, das altehrwürdige Konzerthaus am Gendarmenmarkt beben zu lassen. "Young Euro Classic" sei Dank.
Sendung: rbb24 Inforadio, 07.08.23, 07:10 Uhr