Ausschreitungen vor einem Jahr - Mehr Staatsanwälte zur Silvesternacht in Berlin im Bereitschaftsdienst

Di 19.12.23 | 13:42 Uhr
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Feuerwehrleute löschen in der Silvesternacht am 01.01.2023 an der Sonnenallee im Bezirk Neukölln einen brennenden Bus, der von Randalierern angezündet wurde. (Quelle: dpa-Bildfunk/Paul Zinken)
Audio: Fritz | 19.12.2023 | Hannah Burmeister | Bild: dpa-Bildfunk/Paul Zinken)

Angriffe auf Rettungskräfte und Krawalle in der letzten Silvesternacht veranlassen die Berliner Staatsanwaltschaft dazu, aufzustocken: Es sollen mehr Staatsanwälte im Bereitschaft sein.

  • Vier statt zwei Staatsanwälte in Bereitschaft
  • Drei Personen statt einer in nächtlicher Rufbereitsschaft
  • Juristen sollen auf Jugendstrafrecht geschult sein

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ihren Bereitschaftsdienst für die kommende Silvesternacht aufgestockt. Nach Angaben von Behördenleiter Jörg Raupach werden insgesamt vier Staatsanwältinnen und Staatsanwälte bei dem Bereitschaftsgericht anwesend sein. Das seien zwei mehr als üblich, sagte Raupach der Deutschen Presse-Agentur.

Die nächtliche Rufbereitschaft sei von einer Person auf drei aufgestockt worden. "Wir wissen einfach noch nicht, was passieren wird. Ob beispielsweise der Nahostkonflikt die Situation in der Nacht verschärfen wird." Deswegen sei es wichtig, vorzubeugen, so Raupach.

Jörg Raupach, Leitender Oberstaatsanwalt und Leiter der Staatsanwaltschaft Berlin, steht am 08.12.2023 an einer Treppe im Berliner Landgericht. (Quelle: Picture Alliance/Sebastian Gollnow)
Leiter der Staatsanwaltschaft Berlin, Jörg Raupach | Bild: Picture Alliance/Sebastian Gollnow

Geschult auf Jugendstrafrecht

Im Einsatz seien geschulte Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise auch mit den Besonderheiten des Jugendstrafrechts vertraut seien, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt mit Blick auf die meist jungen Täter in der letzten Silvesternacht. Die Juristen seien zudem erfahren mit Straftaten im Bereich des Landfriedensbruchs, der Brandstiftung oder der Sprengstoff- und Pyrotechnik-Verwendung.

Raupach betonte aber auch, dass sich die Situation deutlich von denen bei Demonstrationen wie etwa dem 1. Mai unterscheide. Bei solchen Großereignissen gebe es Einsatzschwerpunkte und die Polizei könne mit "Festnahmetrupps" sowie dem Einsatz von Videotechnik zügig die für eine Festnahme von Verdächtigen nötige Beweise erfassen. "Da kann auch ein Bereitschaftsstaatsanwalt vor Ort sinnvoll sein", so der Behördenleiter.

Die Situation an Silvester sei aber eine andere. Es sei schwer im Vorfeld zu bestimmen, wo genau der Einsatz solcher "Festnahmetrupps" sinnvoll sei.

2023/2024 deutliche mehr Polizisten im Einsatz

Beim Jahreswechsel 2022/2023 war es bundesweit zu Ausschreitungen gekommen, besonders heftig fielen diese in Berlin aus. Wegen Angriffen und Böllerwürfen auf Polizisten und Rettungskräfte sollen in der kommenden Silvesternacht deutlich mehr Polizisten im Einsatz
sein. Nach den Planungen der Senatsinnenverwaltung sollen mehr als 2.800 Polizistinnen und Polizisten zusätzlich zu den üblichen Besatzungen der Streifenwagen unterwegs sein.

Zudem ist eine zusätzliche sogenannte Böllerverbotszone in Berlin-Neukölln im Bereich Sonnenallee und Hermannplatz geplant. Dort war es vor einem Jahr vermehrt zu Gewalt gekommen, zuletzt führte der Nahost-Krieg dort zu Auseinandersetzungen. Böllerverbote gab es in den vergangenen Jahren in Schöneberg und auf dem Alexanderplatz.

Sendung: Fritz, 19.12.2023, 7 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    ... hoffentlich auch mehr Ärzte im KV-Bereitschaftsdienst bzw Notärzte ...Silvester vor 3 Jahren konnte eine 93 Jahre alte Frau mit nur noch 36 kg, die während der Nacht auffieberte, nicht angemessener Behandlung zugeführt werden. Die FW war mit 11 Menschen, die von einem einzigen Böller getroffen wurden beschäftigt, diese in Krankenhäusern zu versorgen.

    Ein 75-jähriger Arzt am KV-Telefon, sagte, es seien nur 3 Bereitschaftsärzte für ganz Berlin im Einsatz, da hätte keiner Zeit, zu kommen. Und: Ob ich die gute alte Dame nicht lieber zu Hause sterben lassen wolle!?!!..... Wir Pflegekräfte arbeiten FÜR das Leben unserer Patienten, nicht, um per Telefon eine Triage zu erhalten!

  2. 18.

    Ein cdU-Politiker wußte vor 11 Monaten die Ursache für diese Ausschreitungen: Die Vornamen. Also spart euch die Staatsanwälte und Polizisten und gebt den Menschen andere Vornamen! Und schon ist das Problem gelöst.

  3. 16.

    Und Sie glauben wirklich, dass die Gesetzesbrecher vom letzten Jahr in diesem Jahr weiser sind, begriffen haben, dass sie ja in ihrem Leben "vorankommen" wollen, in einem Verständnis, wie ich und Sie es wahrscheinlich wertemäßig teilen und dass sie im letzten Jahr waaaahnsinniges Glück hatten und dieses Jahr deshalb "friedfertig" Böller zünden? Klingt wie eine unglaubliche Weihnachtsgeschichte! Möge sie wahr werden!

  4. 15.

    Träumen sie ruhig weiter!!! Oder haben sie Silvester 2022 schon vergessen????

  5. 14.

    Vergleich zwischen 1.Mai und Silvester? Die einzelnen die entscheiden sollten, sind Feuerwehr und Sanitäter. Damit sollte eine (wie immer) ewig lange Diskussion ein kleines bisschen kürzer ausfallen. Falls Betroffene noch relevant sind...

  6. 13.

    Sie scheinen mehr zu wissen als alle anderen. Erzählen sie doch mal!
    Ich sehe und lese, dass es bei Angriffen und Verstößen zu schnellen Verurteilungen kommen soll.
    Vorbestraft zu sein, ist nicht gut für das Fortkommen im Leben.
    Ich halte die Maßnahmen für heftig und angemessen.

  7. 12.

    Mehr Staatsanwälte? Neue Strategie? Statt Sozialarbeiter?
    Ich erinnere zu gerne an die Vornamendiskussion: „WIR (!!) müssen da rein...“ mit Sozialarbeitern...

  8. 11.

    alternativ könnte man ja auch Böllerzonen schaffen.... dann kommen diejenigen, die das brauchen, auf ihre Kosten....

  9. 10.

    Vielleicht an Ländern orientieren, in denen es auch klappt. Und dann ist alles eine Frage der Gewöhnung.
    Die hiesigen Silvester dienen vielen nur noch als Ventil. Frust, andere Werte, Sinnleere ... in Kombination mit explosiven Mitteln .... ganz schlecht! Dann lieber deutschlandweit kollektiv auf Böller verzichten, statt die mega wichtigen Sanitäter, Ärzte, Feuerwehrleute, Polizisten sinnlos zu verheizen. Abgesehen von den vielen Verletzten.

  10. 9.

    Welche Feste sind verboten? Welche Gefühle lösen bei Ihnen das laute Knallen von Böllern aus? Vielleicht wird es für mich mit meiner empathischen Ader nachvollziehbarer, wenn mir das erklärt wird.

    Ich wünsche mir an Silvester zentrale Feuerwerke. Vielleicht noch Raketen im Privatgebrauch. Gegen den "Rest" spricht einfach alles.

  11. 8.

    ... und wenn alle Stricke reißen sollten, dann "nächtliche Ausgangssperre".

  12. 7.

    Wer sich nicht an unsere Gesetze halten möchte in einem Schnellverfahren ab urteilen weg sperren sowie alle Kosten zahlen lassen. Dazu wer hier kein Aufenthaltrecht ist ab zuschieben in die Herkunfsländer.

  13. 6.

    Ein Verbot rein in Berlin wird kaum was bringen, wenn es in Brandenburg oder Polen auch weiterhin Böller gibt.
    Und nur weil es ein Verbot gibt, werden die Kriminellen nicht einfach drauf verzichten. Für das Durchsetzen des Verbots braucht es halt auch Personal.
    Man sollte vielleicht mal alle Ü18 Straftäter nach Erwachsenenstrafrecht verurteilen. Für Böller (Ü18) reicht der mentale Reifegrad ja, da muss man nicht Jugendstrafrecht urteilen.

  14. 5.

    Welche Feste wollen sie denn noch unsichtbar machen oder verbieten, weil manche ausrasten oder sich diskriminiert fühlen könnten?

  15. 4.

    Unfassbar! Kein Mumm, endlich ein Böllerverbot durchzusetzen. Statt dessen wieder und noch mehr menschliche und materielle Ressourcen verpulvern. Bei so viel Unvermögen kann man, wenn nicht selbst explodieren, nur noch resignieren. Ich schließe mich den vorhergehenden Kommentatoren an.

  16. 3.

    Wieder wird auf dem Rücken der Polizei und der Rettungsdienste eine Silvesterparty ausgetragen. Wieder werden Jugendliche in ihrem Übermut diese Leute angreifen und wieder wird unser Justiz bezüglich der schnellen und drastischen Verurteilung versagt, wie auch in diesem Jahr, und wieder wird die Politik ihre Wundertüte bezüglich der zu ergreifenden Maßnahmen öffnen. Viel mehr als Betroffenheit und Bestürzung kommt auch diesmal nicht heraus. Alle Jahre wieder!!!

  17. 2.

    .......mehr Staatsanwälte in Berlin an Silvester.
    Um dann WAS zu tun?
    Wieder viel "DuDuDu!" und dann Verfahren einstellen?
    Dafür braucht es keine zusätzlichen Staatsanwälte und keine dadurch resultierenden zusätzlichen Kosten!
    Lasst es einfach so laufen wie bisher, wie wir es inzwischen in Berlin gewohnt sind und tut nicht so als ob jetzt mal was passiert.
    Das spart Zeit, Geld und Nerven - denn,
    wir wissen doch alle was dabei rauskommt, eine Pressemeldung, mehr nicht!
    "Jut'n Rutsch!"

  18. 1.

    Haha genau, mehr Staatsanwälte ist die Lösung.

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