Starkregen im Winter - Grenzfluss Oder erholt sich laut Experten schneller als erwartet

Fr 19.01.24 | 19:21 Uhr
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Symbolbild: Ein Flusshecht, am Ufer eines Moorsees; Unterwasseraufnahme. (Quelle: dpa/Hartl)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 19.01.2024 | R. Schwaß | Bild: dpa/Hartl

Die hohen Pegelstände der Oder tun dem Fluss gut: Schädliche Salze werden verdünnt, für die Fische gibt es ordentlich Nahrung. Anderthalb Jahren nach dem Fischsterben an der Oder erholt sich der Grenzfluss langsam.

Die hohen Pegelstände zahlreicher Flüsse in Brandenburg haben im Fall der Oder eine positive Seite: Die schädlichen Salze, die im Sommer 2022 zum massenhaften Fischsterben beitrugen, werden verdünnt, wenn der Fluss mehr Wasser trägt. "Wenn die Oder wenig Wasser hat, dann bringt eine Tonne Salz wesentlich mehr als jetzt", sagte Klaus Piesker, Vizepräsident des Landesanglerverbandes, dem rbb. Dieser "Verdünnungseffekt" sei gut für die Fische.

Werte für Salzgehalt halb so hoch wie im vergangenen Sommer

Im August 2022 verbreitete sich eine für Fische giftige Goldalge im Fluss aus. Grund dafür waren laut einem Expertenbericht der hohe Salzgehalt in Kombination mit Niedrigwasser und Hitze. Ein Bericht von Greenpeace machte Salzeinleitungen aus dem polnischen Bergbau verantwortlich für das Fischsterben in der Oder. Der Fischbestand im Fluss ging laut Angaben des Leibnitz-Instituts für Gewässerökologie an einigen Abschnitten bis zu zwei Drittel zurück.

Laut Messungen war der Salzgehalt der Oder in den vergangenen anderthalb Jahren regelmäßig zu hoch. Derzeit hat der Fluss nach Daten der Messtation des Landesamtes für Umwelt in Frankfurt (Oder) einen normalen Salzgehalt: Die Werte für die elektrische Leitfähigkeit – und damit für den Salzgehalt – liegen bei etwa 1.000 Mikrosiemens pro Zentimeter und sind damit halb so hoch wie im vergangenen Sommer.

Fischer werden in diesem Jahr wieder fischen

Die hohen Pegelstände machen nun den Berufsfischern Hoffnung. Peter Schneider, Fischer aus Brieskow-Finkenheerd (Oder-Spree), berichtet von einer langsamen Erholung der Oder. Durch das hohe Wasser hätten die Fische genug Nahrung. "Die Frühjahrslaicher und auch die Winterlaicher können jetzt schon auf die Wiesen", so Schneider. So fange zum Beispiel der Hecht bald zu laichen an. "Wenn dieses Wasser so bleibt, dann haben wir hervorragende Bedingungen für diese Fischarten."

Im vergangenen Jahr verzichteten die Oderfischer freiwillig auf Fischfang. Dieses Jahr sieht es anders aus: "Wir werden in diesem Jahr verhalten fischen", sagte Fischer Schneider. "Wir werden zu bestimmten Zeiten die Laichfische wieder zurücksetzen, wir werden schon noch Obacht geben. Das müssen wir tun."

"Wenn das Salz weiterläuft, ist es immer ein Risiko"

Laut Fischer und Gewässerexperten erholt sich die Oder schneller als erwartet, der Fluss bleibe trotzdem verwundbar: "Erholt ist immer so eine Frage. Wenn das Salz weiterläuft, ist es immer ein Risiko", sagte Klaus Piesker. Der Vizepräsident des Landesanglerverbands hoffe deswegen, dass unter der neuen polnischen Regierung die Salzeinleitungen endlich gestoppt oder zumindest reguliert werden.

Mit Material von Robert Schwaß

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 19.01.2024, 19:30 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Wer sind denn die in der Überschrift genannten Experten? Der Vizepräsident des Anglerverbands?
    Leitfähigkeit von 1000 Mikrosiemens/cm trotz viel Wasser in der Oder (1 Meter über Mittelwasser) ist definitiv kein Normalwert. Der polnische Grenzwert liegt bei 850, normal wären ca. 400. Beim nächsten Niedrigwasser sind extreme Salzgehalte weiterhin vorprogrammiert. Also nur Atempause, aber keine Entwarnung.

  2. 13.

    „Schön anzusehen, die Bachforelle in so klarem Wasser.“

    Von welcher Bachforelle reden Sie? ???

  3. 11.

    Die wesentlichsten Punkte/Gründe wurden schon genannt. Aber wichtig bei dieser Katastrophe war, dass die Uferlinien auf deutscher Seite und dann auch im Unterlauf auf polnischer Seite vielgestaltiger waren und damit auch "länger" - und somit so manchem Fisch(lein) eine Überlebensunterschlupf bieten konnte. Für mich ein eindeutiger Hinweis dafür, dass man die Oder weder kanalisieren/begradigen noch massiv ausbauen sollte (was ja mit einer Vertiefung einhergeht).
    Vielleicht ist da wirklich mit Herrn Tusk etwas hinzukriegen, denn das wäre dann ein EU-Modellprojekt 'weitgehend unverbauter Fluss in Mitteleuropa'. Würde mich als Oderfreund sehr freuen! Denn wir wissen alle nicht, wie es in den kommenden Sommern aussieht, dann können sich u.U. ähnliche Dramen wiederholen, Das muss aber nicht sein!
    Und man kann nur hoffen, dass in dem Zuführungskanal ob. Mittellauf- endlich MN ergriffen wurden, die Palette gibt da schon was her!

  4. 10.

    Okay, sah ähnlich aus, sieht aber trotzdem schön aus. Hab bei Kuhbrücke mal den größten Wels aus der Oder gesehen: 2,25 m, 75 kg und ca. 40 Jahre alt! Endete leider wg. Fischereigesetz in nem Hotelrestaurant in FfO für 8 €/kg. :-(

  5. 9.

    Es geht um das Ständig in einer Koalitionsregierung. Wenn ein Minister in einem wichtigen umweltpolitischen Thema so daneben liegt, hätte ich auch Probleme, wie Herr Woidke sie offensichtlich hat, anderweitig dem grünen Herrn Vogel beim Geldausgeben zu folgen.

  6. 8.

    Ich würde die "Bachforelle" aber als Hecht bezeichnen.
    Ansonsten tat es dem Fluss und den Wiesen sicher richtig gut mal wieder ordentlich durchströmt worden zu sein.
    Hoffentlich hat es nicht all zu viel menschlichen Müll weggespült.

  7. 7.

    @rbb
    Ich hoffe es sind keine 1.000 Mikrosieverts/cm. Wüsste auch nicht wie man die radioaktive Strahlendosis auf cm normiert.
    Also vielleicht in Mikrosiemens/cm ändern, dann passt es auch zur Leitfähigkeit die auf den Salzgehalt hindeutet.

  8. 6.

    Häh - was hat das eine mit dem anderen zu tun? Lesen Se mal nach, worums in dem Klimaplan geht!

  9. 5.

    Schön anzusehen, die Bachforelle in so klarem Wasser.
    „Im vergangenen Jahr verzichteten die Oderfischer freiwillig auf Fischfang.“ Da wird’s ja wohl noch nicht viel zu fischen gegeben haben. Und „verhalten fischen“ ist ja wohl das Mindeste bis sich der Fischbestand komplett erholt hat.

  10. 4.

    Schön anzusehen, die Bachforelle in so klarem Wasser.
    „Im vergangenen Jahr verzichteten die Oderfischer freiwillig auf Fischfang.“ Da wird’s ja wohl noch nicht viel zu fischen gegeben haben. Und „verhalten fischen“ ist ja wohl das Mindeste bis sich der Fischbestand komplett erholt hat.

  11. 3.

    Da habe ich aber jüngst einen anderen aktuellen wissenschaftlen Befund nach bisheriger Beprobung über die Oder-Biosphäre gehört. Klar gibt es kleine Fortschritte und das hohe Wasserstände und niedrigere Temperaturen der unveränderten Salzlakeverklappung positiv entgegenwirken ist eine Binsenweisheit.
    Allerdings kann man vielleicht mit Tusk endlich eine vernünftige Oderpolitik anvisieren?

  12. 2.

    Das klang vom grünen Umweltminister Vogel noch vor wenigen Monaten ganz anders. Ob er jetzt deswegen bei seinem Chef Woidke die teuren "Umweltschutzpläne" nicht mehr finanziert bekommt?

  13. 1.

    Warum müssen die Fischer gleich wieder Zugängen?Lasst doch der Natur Zeit zum Erholen.

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