Starkregen im Winter - Grenzfluss Oder erholt sich laut Experten schneller als erwartet
Die hohen Pegelstände der Oder tun dem Fluss gut: Schädliche Salze werden verdünnt, für die Fische gibt es ordentlich Nahrung. Anderthalb Jahren nach dem Fischsterben an der Oder erholt sich der Grenzfluss langsam.
Die hohen Pegelstände zahlreicher Flüsse in Brandenburg haben im Fall der Oder eine positive Seite: Die schädlichen Salze, die im Sommer 2022 zum massenhaften Fischsterben beitrugen, werden verdünnt, wenn der Fluss mehr Wasser trägt. "Wenn die Oder wenig Wasser hat, dann bringt eine Tonne Salz wesentlich mehr als jetzt", sagte Klaus Piesker, Vizepräsident des Landesanglerverbandes, dem rbb. Dieser "Verdünnungseffekt" sei gut für die Fische.
Werte für Salzgehalt halb so hoch wie im vergangenen Sommer
Im August 2022 verbreitete sich eine für Fische giftige Goldalge im Fluss aus. Grund dafür waren laut einem Expertenbericht der hohe Salzgehalt in Kombination mit Niedrigwasser und Hitze. Ein Bericht von Greenpeace machte Salzeinleitungen aus dem polnischen Bergbau verantwortlich für das Fischsterben in der Oder. Der Fischbestand im Fluss ging laut Angaben des Leibnitz-Instituts für Gewässerökologie an einigen Abschnitten bis zu zwei Drittel zurück.
Laut Messungen war der Salzgehalt der Oder in den vergangenen anderthalb Jahren regelmäßig zu hoch. Derzeit hat der Fluss nach Daten der Messtation des Landesamtes für Umwelt in Frankfurt (Oder) einen normalen Salzgehalt: Die Werte für die elektrische Leitfähigkeit – und damit für den Salzgehalt – liegen bei etwa 1.000 Mikrosiemens pro Zentimeter und sind damit halb so hoch wie im vergangenen Sommer.
Fischer werden in diesem Jahr wieder fischen
Die hohen Pegelstände machen nun den Berufsfischern Hoffnung. Peter Schneider, Fischer aus Brieskow-Finkenheerd (Oder-Spree), berichtet von einer langsamen Erholung der Oder. Durch das hohe Wasser hätten die Fische genug Nahrung. "Die Frühjahrslaicher und auch die Winterlaicher können jetzt schon auf die Wiesen", so Schneider. So fange zum Beispiel der Hecht bald zu laichen an. "Wenn dieses Wasser so bleibt, dann haben wir hervorragende Bedingungen für diese Fischarten."
Im vergangenen Jahr verzichteten die Oderfischer freiwillig auf Fischfang. Dieses Jahr sieht es anders aus: "Wir werden in diesem Jahr verhalten fischen", sagte Fischer Schneider. "Wir werden zu bestimmten Zeiten die Laichfische wieder zurücksetzen, wir werden schon noch Obacht geben. Das müssen wir tun."
"Wenn das Salz weiterläuft, ist es immer ein Risiko"
Laut Fischer und Gewässerexperten erholt sich die Oder schneller als erwartet, der Fluss bleibe trotzdem verwundbar: "Erholt ist immer so eine Frage. Wenn das Salz weiterläuft, ist es immer ein Risiko", sagte Klaus Piesker. Der Vizepräsident des Landesanglerverbands hoffe deswegen, dass unter der neuen polnischen Regierung die Salzeinleitungen endlich gestoppt oder zumindest reguliert werden.
Mit Material von Robert Schwaß
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 19.01.2024, 19:30 Uhr