Berlin-Lichtenberg - Lage in Domicil-Pflegeheim laut Aufsichtsbehörde stabilisiert

Mo 13.05.24 | 14:24 Uhr
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Nachdem im "Domicil Seniorenpflegeheim" in Berlin-Lichtenberg das nötige Pflegepersonal für die Nacht fehlte, rief am 16.04.2024 eine Pflegerin die Polizei und Feuerwehr zur Hilfe. (Quelle: dpa-Bildfunk/Christophe Gateau)
Video: rbb|24 Abendschau | 13.05.2024 | Agnes Sundermeyer | Bild: dpa-Bildfunk/Christophe Gateau

Der Fall machte im April bundesweit Schlagzeilen: Nachts alarmierte die Beschäftigte eines Berliner Pflegeheims Polizei und Feuerwehr, weil kein Fachpersonal da war. Laut Heimaufsicht hat die Einrichtung die richtigen Konsequenzen gezogen.

Nach dem nächtlichen Notruf einer Pflegeeinrichtung in Berlin-Lichtenberg wegen Personalmangels hat sich die Lage dort wieder stabilisiert. Zu dieser Einschätzung kam am Montag die Leiterin der Berliner Heimaufsicht, Bettina Jonas, im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Der Träger, die Domicil-Gruppe, habe die Heimleitung ausgetauscht und stehe in regelmäßigem Kontakt mit der Aufsichtsbehörde. Nach einer Prüfung habe man Anforderungen formuliert, denen der Träger "umgehend nachgekommen ist", so Jonas. Zudem seien bereits weitere Verbesserungsmaßnahmen in der Pflegeeinrichtung "Am Schloss Friedrichsfelde" geplant. "Es läuft gut, der Träger zeigt sich sehr kooperativ", sagte Jonas.

Domicil-Vertreter nicht im Ausschuss anwesend

Vorausgegangen war ein Vorfall in der Nacht vom 15 auf den 16. April. Damals alarmierte eine Pflegekraft des Heims Polizei und Feuerwehr, weil keine ausgebildete Fachkraft im Dienst war. Die anwesenden Pflegeassistenten seien zum Beispiel nicht befugt gewesen, Medikamente zu verabreichen.

Grund für das fehlende Personal sei ein Problem mit der digitalen Dienstplanung gewesen, so Jonas: In der fraglichen Nacht sei "versehentlich keine Pflegefachkraft" eingeplant gewesen. "Nach Ansicht der Heimaufsicht handelte es sich wirklich um eine Verkettung unglücklicher Umstände", sagte Jonas. "Es ist nachweislich ein Einzelfall gewesen."

Allerdings hatte das Unternehmen trotz vorheriger Zusage keine Vertreter zur Anhörung ins Abgeordnetenhaus geschickt. Die Domicil-Unternehmensgruppe hatte die Teilnahme am Pflegeausschuss mit Verweis auf eine rechtliche Prüfung abgesagt. Das löste Unmut bei einigen Abgeordneten aus. "Das ist misslich und eine vertane Chance", sagte der SPD-Abgeordnete Lars Düsterhöft.

Heimaufsicht kann kein Versäumnis erkennen

Kritik der Abgeordneten an der Heimaufsicht wies Jonas derweil zurück. Die Behörde habe nach einem Rückgang der Kontrollen während der Corona-Pandemie inzwischen wieder eine Prüfquote "von über 90 Prozent". Demnach wurden 2023 knapp 570 Kontrollen in Berliner Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Die Aufsicht sei zudem rund 540 Beschwerden nachgegangen.

Probleme würden allerdings nur in sehr wenigen Einrichtungen gemeldet, so Jonas. "Von 266 stationären Pflegeeinrichtungen in Berlin weisen 15 eine erhöhte Beschwerdelast auf."

In der fraglichen Einrichtung habe es im Jahr 2023 insgesamt sieben Beschwerden gegeben - zwei von Bewohnern, fünf weitere anonym. Einer pauschalen negativen Bewertung des Trägers wollte sich die Heimleitung aber nicht anschließen.

Vermehrte Beschwerden gehen aus Sicht der Heimleitung und auch des Medizinischen Dienstes Berlin-Brandenburg oft einher mit einem hohen Anteil an Leiharbeitskräften. Diese seien mit den Gegebenheiten vor Ort und den Bedürfnissen der Bewohner nicht vertraut, sagte Aufsichtschefin Jonas. Teils seien sie nur unzureichend eingewiesen. Dies habe Folgen für die Pflegequalität und das Betriebsklima. Auch eine instabile Leitungsebene führe erfahrungsgemäß zu mehr Beschwerden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.05.2024, 19:35 Uhr

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19 Kommentare

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  1. 19.

    Verhöhnen Sie gerade Pflegekräfte oder war das Satire?

    Dachte ich doch bisher immer, Sie hätten etwas für arbeitenden Menschen übrig.

    Haben Sie nicht Lust in der Pflege zu helfen? Wäre doch ein Anfang, nach diesem Kommentar. Dort braucht man jede kostengünstige Hand, die rund um die Uhr hilft.

  2. 18.

    Leider ja: mein Geburtsland Schweden. Pflegekräfte, die in einer ! Schicht ...also zumeist 6 Stunden...angelernt werden und dann eigenverantwortlich arbeiten müssen. Plegekräfte ohne schwedische Sprachkenntnisse ( ständiges Thema in der Regionalpresse), nicht einmal Vorlage eines Führungszeugnisses ( die Frage danach wird als Kränkung bewertet). Manche Kommunalverantwortliche würden dies gerne als Mindeststandard sehen,dürfen aber nicht fragen. Während der Pandemie sind überproportional viele alte Menschen in Heimen und im hemtjänst(Pflege zuhause durch Personal) verstorben , weil niemand sich adäquat kümmern konnte. In den kleinen Städten nördlich ab Stockholm sieht man das Elend der Alten überall. Infoquelle: der staatliche Fernsehsender svt , die Tageszeitungen oder eben selbst dort sein. 1 Person als Nachtdienst in einer Einrichtung mit 25 z.T. bettlägerigen Bewohnern ...davon träumt man dort.

  3. 17.

    Nicht nur ich als Ehrenamtliche fühle mich in besagter Einrichtung in Prenzlauer Berg wohl. Wenn eine Pflegeeinrichtung gleich mehrfach hintereinander als guter Arbeitgeber ausgezeichnet wird und sich die dort Wohnenden und Tätigen wohl fühlen, sagt das sehr wohl etwas aus. Nämlich, dass man dort offenbar etwas anders macht als in anderen Pflegeeinrichtungen. Negatives muss man anprangern, aber von den Guten kann man lernen.

  4. 16.

    @SuVali: Ganz ehrlich schön für Sie, wenn Sie sich in "Ihrem" Pflegeheim als Ehrenamtliche wohlfühlen. Diese Nachricht löst aber kein Problem. Es braucht radikale Veränderung im Ansatz! PFLEGEHEIM hat ausgedient. DAS muss die eigentliche Botschaft sein. Alles andere führt in die Sackgasse.

  5. 15.

    Die Work-Life-Balance-Anhänger pflegen Angehörige vor und nach der Arbeit oder kümmern sich ab 16 Uhr um ihre Kinder. Bitte einmal nachdenken, bevor sie Menschen verurteilen, die nicht 40 Stunden arbeiten (können).

  6. 14.

    Es werden mehr Pflegekräfte gebraucht und eine gute, stabile Finanzierung. Holt endlich die unrealistischen Work - life Balance Anhänger/innen aus ihren Träumereien . Sie werden schließlich auch alt und werden Hilfe brauchen.
    Wir sollten uns wirklich schämen, wie man in diesem Land mit alten Menschen und deren Lebensleistung, umgeht.

  7. 13.

    Verdrängen und Schönreden der Situationen in fast allen Pflegeheimen, hilft den Pflegebedürftigen nicht.
    Gibt es eigentlich noch ein Land in der EU, in dem man mit seinen alten Menschen so unwürdig umgeht?

  8. 12.

    Ja, es gibt Pflegeeinrichtungen, die diesen Namen nicht verdienen und sofort geschlossen werden sollten. Es gibt die unwürdigen Zustände, die angeprangert werden. Aber - und das ist mein Einwurf - es gibt auch andere, in denen alles gut funktioniert. Warum berichtet man nicht auch mal über das Positive und zeigt, dass es auch Pflegeeinrichtungen gibt, die es besser können? An diesen Einrichtungen sollte man sich orientieren. Es bringt nun mal nichts, immer nur über das Negative zu berichten. Wer was ändern will, soll sich bitte sehr am Guten orientieren. Dazu müsste man aber doch auch mal sehen, wie das Gute aussieht, nicht wahr?
    Ich bin übrigens besser mit der Materie vertraut, als Sie glauben. Wir brauchen Pflegekräfte. Wer soll diesen Beruf denn noch ergreifen, wenn ausschließlich über die negativen Seiten berichtet wird?

  9. 11.

    "SPD-Abgeordneter Lars Düsterhöft (42) gab im Ausschuss Aussagen eines ehemaligen Pflegers wieder: „Die interne Notrufnummer soll seit über einem Jahr nicht erreichbar gewesen sein“, sagte er. Der Heim-Betreiber hatte dagegen behauptet, in der Katastrophen-Nacht hätte sich bei dem Vorgesetzten lediglich der Akku verabschiedet."

    Das kann man ja nicht schönreden, oder?

  10. 10.

    Sie sind mit der Materie leider wenig vertraut, da kann man sich auch nicht vorstellen, was da in den Heimen tatsächlich passiert. Und solange Menschen sich das wegleugnen, wird sich da auch nichts ändern. Nur das Mitgefühl und der Verstand mit anderen kann uns dazu bewegen, Situationen für Betroffene zu ändern, denn in diesem Domicil gibt es bereits den nächsten Skandal, demente Klienten wurden mit einem Zahlenschloss an der Tür weggesperrt.

    Freiheitsberaubung nennt man das und hat mich Pflege nichts mehr zu tun.
    Was nützt es, wenn man lächelt, aber überfordert ist? Was nützt ein lächelnder Pfleger, der allein gelassen wird? Was hat das Lächeln mit den Zuständen zu tun? Lächele und alles ist gut?

  11. 9.

    Das gewiss nachvollziehbare Grundproblem zwischen Pflegern und Gepflegten ist genau jenes, dass Notfälle sich nicht vorher ankündigen, sondern nachvollziehbarerweise spontan und unverhofft kommen. Genau darauf ist die Personalplanung nicht "geeicht". So bedeutet jeder Notfall Stress und eine Häufung von Notfällen einen ungeheuren, dann lang anhaltenden Stress. Zu pflegende Menschen sind nun mal keine Maschinen. ;-

    Ansonsten teile ich die Auffassung, dass eine Ankündigung von Kontrollen 24 Stunden vorher nicht ausreicht, strukturelle und substanzielle Mängel zu kaschieren. Vielmehr bedeuten Kontrollen immer eine Beeinträchtigung der Arbeitsabläufe, hier: eine mehrfach größere Beeinträchtigung der Arbeitsabläufe ggü. den unverhofft auftretenden Notfällen ohnehin.

    Ohne ein sukzessiv anders gewordenes Menschenbild wird nichts zu verändern sein.

  12. 8.

    Die sollten auch mal andere Heime überprüfen. "Domicil" ist überall ...

  13. 7.

    Ich hatte vor Jahren mit dem besagten Betreiber in einem anderen Stadtteil viele Probleme bei der Betreuung meiner Mutter. Es ging sogar bis zu schlagen meiner Mutter, weil sie die Klingel zu oft drückte! Dabei wollte sie nur nachts auf die Toilette.
    Es ist nachts viel zu wenig Personal für die Pflegebedürftigen vorhanden!

  14. 6.

    Sie zeichnen hier ein sehr negatives Bild, weil Sie selbst sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie unterstreichen damit den Eindruck, der durch die Medien vermittelt wird, nämlich dass alle Pflegeheime fragwürdige Einrichtungen und damit schlecht für die zu Pflegenden sind. Das stimmt zwar in einigen Fällen, aber eben nicht generell. Ich bin ehrenamtlich in einem Pflegeheim tätig, das wiederholt als vorbildlicher Arbeitgeber ausgezeichnet wurde. Die dort Tätigen sind nicht gerade sehr erfreut, dass ihr Beruf und ihr Tun immer nur negativ dargestellt werden. Dadurch begeistert man keinen für diesen Beruf. In der Einrichtung herrscht trotz aller Probleme, die es dort natürlich auch gibt, immer eine freundliche und herzliche Atmosphäre. Bewohner wie Mitarbeiter fühlen sich dort wohl. Ich gebe gerne Kontaktdaten an die Medien weiter, damit diese mal zeigen können, dass es auch anders geht.

  15. 5.

    Und von wegen, man kann eine Beschwerde an die Heimaufsicht richten! Nur als Bewohner oder Angehöriger kann dieses in Anspruch nehmen. Und von wegen anonym ! Nur mit vollem Namen und Adresse wird eine Beschwerde angenommen. Der Arbeitgeber oder die betreffende Einrichtung wird sofort kontaktiert, der Beschwerdeträger bloßgestellt. Es ist einfach nur noch zum kotzen.

  16. 4.

    Nein. Die Skandale aufgrund der Kommerzialisierung des Gesundheitswesen sind garantiert kein Sommerloch, sondern ein Dauerbrenner.

  17. 3.

    Ups, da sind wir wohl schon in ein Sommerloch gefallen …

  18. 2.

    Ich kann nur jedem raten, diesen Beruf nicht zu erlernen, denn er lässt Pflegende früh voraltern und verschleißen, Berufskrankheiten gibt es fast nicht mehr, die rechtzeitig anerkannt werden. Dieser Beruf lässt gute Fachkräfte frühzeitig flüchten, dorthin, wo die Rahmenbedingungen stimmen und ich kann auch nur allen empfehlen, wer seine Angehörigen wirklich lieb hat und selbst in der Lage ist, sich häuslich um sie zu kümmern, der sollte das auch tun.
    Man kann nur so gut Pflegen, wie mit Pflegenden umgegangen wird und kein Geld der Welt macht diesen Raubbau am Körper wett. Dividenden sind wichtiger als das Wohl des Pflegepersonals und das wird überall praktiziert, weil Gesetze das zulassen. Gute Kräfte sind längst abgewandert, dorthin, wo Pflegende respektiert werden. Nur Sklaven müssen rund um die Uhr erreichbar und abrufbar sein. Aber Pflegende müssen über Wochen mit kurzem Wechsel durcharbeiten, immer abrufbar. Rahmenbedingungen =Katastrophe. Klingt provokant, ist aber Alltag.

  19. 1.

    Nunja, bleibt erstmal abzuwarten.

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