Berlin-Lichtenberg - Lage in Domicil-Pflegeheim laut Aufsichtsbehörde stabilisiert
Der Fall machte im April bundesweit Schlagzeilen: Nachts alarmierte die Beschäftigte eines Berliner Pflegeheims Polizei und Feuerwehr, weil kein Fachpersonal da war. Laut Heimaufsicht hat die Einrichtung die richtigen Konsequenzen gezogen.
Nach dem nächtlichen Notruf einer Pflegeeinrichtung in Berlin-Lichtenberg wegen Personalmangels hat sich die Lage dort wieder stabilisiert. Zu dieser Einschätzung kam am Montag die Leiterin der Berliner Heimaufsicht, Bettina Jonas, im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Der Träger, die Domicil-Gruppe, habe die Heimleitung ausgetauscht und stehe in regelmäßigem Kontakt mit der Aufsichtsbehörde. Nach einer Prüfung habe man Anforderungen formuliert, denen der Träger "umgehend nachgekommen ist", so Jonas. Zudem seien bereits weitere Verbesserungsmaßnahmen in der Pflegeeinrichtung "Am Schloss Friedrichsfelde" geplant. "Es läuft gut, der Träger zeigt sich sehr kooperativ", sagte Jonas.
Domicil-Vertreter nicht im Ausschuss anwesend
Vorausgegangen war ein Vorfall in der Nacht vom 15 auf den 16. April. Damals alarmierte eine Pflegekraft des Heims Polizei und Feuerwehr, weil keine ausgebildete Fachkraft im Dienst war. Die anwesenden Pflegeassistenten seien zum Beispiel nicht befugt gewesen, Medikamente zu verabreichen.
Grund für das fehlende Personal sei ein Problem mit der digitalen Dienstplanung gewesen, so Jonas: In der fraglichen Nacht sei "versehentlich keine Pflegefachkraft" eingeplant gewesen. "Nach Ansicht der Heimaufsicht handelte es sich wirklich um eine Verkettung unglücklicher Umstände", sagte Jonas. "Es ist nachweislich ein Einzelfall gewesen."
Allerdings hatte das Unternehmen trotz vorheriger Zusage keine Vertreter zur Anhörung ins Abgeordnetenhaus geschickt. Die Domicil-Unternehmensgruppe hatte die Teilnahme am Pflegeausschuss mit Verweis auf eine rechtliche Prüfung abgesagt. Das löste Unmut bei einigen Abgeordneten aus. "Das ist misslich und eine vertane Chance", sagte der SPD-Abgeordnete Lars Düsterhöft.
Heimaufsicht kann kein Versäumnis erkennen
Kritik der Abgeordneten an der Heimaufsicht wies Jonas derweil zurück. Die Behörde habe nach einem Rückgang der Kontrollen während der Corona-Pandemie inzwischen wieder eine Prüfquote "von über 90 Prozent". Demnach wurden 2023 knapp 570 Kontrollen in Berliner Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Die Aufsicht sei zudem rund 540 Beschwerden nachgegangen.
Probleme würden allerdings nur in sehr wenigen Einrichtungen gemeldet, so Jonas. "Von 266 stationären Pflegeeinrichtungen in Berlin weisen 15 eine erhöhte Beschwerdelast auf."
In der fraglichen Einrichtung habe es im Jahr 2023 insgesamt sieben Beschwerden gegeben - zwei von Bewohnern, fünf weitere anonym. Einer pauschalen negativen Bewertung des Trägers wollte sich die Heimleitung aber nicht anschließen.
Vermehrte Beschwerden gehen aus Sicht der Heimleitung und auch des Medizinischen Dienstes Berlin-Brandenburg oft einher mit einem hohen Anteil an Leiharbeitskräften. Diese seien mit den Gegebenheiten vor Ort und den Bedürfnissen der Bewohner nicht vertraut, sagte Aufsichtschefin Jonas. Teils seien sie nur unzureichend eingewiesen. Dies habe Folgen für die Pflegequalität und das Betriebsklima. Auch eine instabile Leitungsebene führe erfahrungsgemäß zu mehr Beschwerden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.05.2024, 19:35 Uhr
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