Verletzte und tote Tiere - Flughafen BER will mit Folie Vögel vor Aufprall schützen

Fr 22.11.24 | 14:11 Uhr
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Archivbild: Glasfassade des BER Flughafens am 04.11.2020. (Quelle: picture alliance/Andreas Franke)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.11.2024 | Werner Schoninger | Bild: picture alliance/Andreas Franke

Am Flughafen BER prallen Vögel gegen Glasfronten, verenden in engen Lichtschächten oder werden durch künstliches Licht gestört. Ein Teil der Glasfassade soll nun mit Schutzfolie beklebt werden - Naturschützer fordern weitere Maßnahmen.

Der Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld (Dahme-Spreewald) soll ab kommendem Montag in Teilen vogelfreundlich umgerüstet werden.

"Insgesamt werden auf der gesamten straßenseitigen Glasfront des Terminal 1 Spezialfolien mit einzelnen Punkten angebracht, die den aktuell höchstmöglichen Schutz zur Vermeidung von Vogelanprall bieten", teilte die Flughafengesellschaft auf DPA-Anfrage am Freitag mit. Zuvor berichtete der "Tagesspiegel" [Bezahlcontent].

Ihre Auswahl sei in enger Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden erfolgt, so die Flughafengesellschaft. Die Betreiber betonten, dass es sich um eine freiwillige Maßnahme handele, um Flora und Fauna besser zu schützen. Grundsätzlich entsprechen das Terminal 1 sowie dessen Glasfassaden demnach auch ohne dieses Vorgehen den baulichen Anforderungen.

BUND fordert weitere Vogelschutz-Prüfung der BER-Flächen

Das Problem des Vogel-Sterbens an der Fassade ist bereits seit der Eröffnung des BER bekannt - noch Ende 2022 lehnte die Flughafengesellschaft aber Maßnahmen ab. Insbesondere Naturschutzorganisationen wie der Nabu oder BUND kritisierten die Flughafengesellschaft dafür, nicht genug gegen Vogelanprall zu unternehmen. Jedes Jahr verenden zahlreiche Vögel an der Glasfassade, weil sie diese nicht als Hindernis wahrgenommen haben.

Claudia Wegworth, Vogelexpertin des BUND Berlin, sagte dazu in einer Mitteilung am Freitag: "Das ist ein guter Anfang, aber eben auch nur ein Fünftel der Glasfläche alleine am Hauptgebäude des Terminals 1." Weitere Außenflächen des Flughafengebäudes sollten von Fachleuten untersucht und begutachtet werden, so Wegworth. So habe das Hauptgebäude von Terminal 1 rund 20.000 Quadratmeter Glasflächen, dazu kommen noch die Flächen der rund 1,5 Kilometer langen Abflugpiere.

Symbolbild: Nachrüstung Vogelschutz auf der Glasfassade des Futuriums in Berlin.(Quelle: C.Wegworth)
Die Glasfassade des Futuriums wurde bereits mit Schutzfolie beklebt. | Bild: C.Wegworth

Hohe Dunkelziffer durch Glasfronten getöteter Wildvögel

Neben den Glasflächen gebe es für Vögel weitere Risikofaktoren wie beispielsweise Lichtschächte, die zur tödlichen Falle würden. Auch das künstliche Licht, das nachts durch die Glasfronten strahle, störe Vögel.

Betroffen seien verschiedene Arten wie Eisvogel, Turmfalke, Waldschnepfe, Haubenlerche, Singdrossel, Mehlschwalbe, Dohle, Blaumeise bis hin zum Waldkauz. Von diesen Tieren seien Federn oder Kadaver gefunden worden. Ebenso zeichneten sich an den Scheiben auch die Umrisse von Vögeln ab, die darauf aufgeprallt sind. Laut Flughafengesellschaft handelte es sich im Jahr 2022 um 40 bis 50 tote Tiere, der BUND schätzt die Zahl auf das Doppelte. Eine genaue Zahl liegt nicht vor.

Laut Schätzungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten kommen alleine in Deutschland jedes Jahr bis zu 100 Millionen Vögeln durch Glaskollision ums Leben.

Schützendes Vogelmuster von Anfang an in Bauvorhaben einplanen

Vögel erkennen laut BUND transparentes Glas nicht als Hindernis und können Spiegelungen der Umgebung nicht als solche erkennen. Helfen können engmaschige und kontrastreiche Muster auf den transparenten Flächen, so der Landesverband. Die Vögel erkennen so bereits aus der Ferne, dass sie nicht dazwischenliegen können und meiden den Bereich.

Umgesetzt wurde dies beispielsweis ein Hamburg bei den U- und S-Bahnhöfen Elbbrücken. Hier schützt ein solches "Vogelmuster" die Tiere vor Aufprall. Das bekannte "Greifvogel-Muster", das noch vielerorts zu finden ist, ist wissenschaftlich als unwirksam widerlegt und schützt Vögel nicht vor einer Kollision.

Wegworth kritisiert, dass Vogelschutz gerade bei modernen Glasbauten nicht von Anfang mitgedacht würde. Die Nachrüstung - wie nun im Fall des BER - sei kostspielig. Auch am Berliner Hauptbahnhof soll laut BUND ab 2025 eine solche Schutzfolie aufgeklebt werden - beide Gebäude wurden auch vom selben Architekturbüro entworfen. Auch das Futurium im Regierungsviertel wurde bereits mit Folie beklebt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2024, 10:40 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Bleiben Sie mal auf dem teppich und verbreiten Sie nicht solche Schauermärchen! Wie alt sind Sie eigentlich, 10?

  2. 23.

    Äh, mmhh, und was sagen Sie nun zur Vogelschutzfolie? Ähm, ich meine, darum geht es.

  3. 22.

    Sie sind wohl nicht ganz knusprig oder wie? Weil der Herr aus der Provinzecke Adlershof das so will, wirds gemacht? Wegen Leuten wie Ihnen, wird das nichts mit der Lärmbekämpfung.

  4. 21.

    Tauben SIND verwilderte Haustiere, z.T. noch mit Beringung. Wildtauben brüten nur 2x im Jahr.
    Zwischen 2013 und 2023 starben 3 ( drei) Menschen an taubeninduzierter Ornithose , zwei davon waren Taubenzüchter( in stetigem Kontakt mit Tauben) - Tauben sind nicht gefährlicher als andere wildlebende Vögel. Und Taubenzecken werden zum Problem f. Menschen an Orten wo Tauben verjagt werden.

  5. 20.

    Der Standort BER ist wichtig und richtig für unsere Monopolregion Berlin Brandenburg. Hier stand immer schon der alte Flughafen Schönefeld. Warum hier die ewig gestrigen hier immer noch gegen den Flughafen anstänkern, zum Glück sehen dass die Nachfrager und anbieter anders: Die Lufthansa-Tochter Eurowings baut zum Sommerflugplan 2025 ihr Berlin-Programm aus. Die angebotene Sitzplatzkapazität werde um etwa zwölf Prozent steigen, teilte die Airline mit. Man erhöhe die Zahl der Direktziele auf 42 und verstärke die Frequenzen zu einigen bestehenden Verbindungen. Künftig gebe es vom Hauptstadtflughafen BER mit mehr als 200 wöchentlichen Flügen das bisher breiteste Europa-Angebot, sagte Airline-Chef Jens Bischof.

  6. 19.

    ja, weg mit dem Nachtflugverbot. Endlich auch mehr internationale Langstreckenangebote am Metropolflughafen BER! Wir sind definitiv dafür und fordern ein Ende der Benachteiligung in der Bundeshauptstadt. Die Bürger in der Metropolregion Berlin und Brandenburg haben ein Recht auf Anschluss an die Welt.

  7. 18.

    Zumal die Abwägung von Umweltbelangen eine Pflicht im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens gewesen ist. Offenbar haben die Flughafengesellschaft und die Genehmigungsbehörden ihre Arbeit nicht korrekt gemacht und trotzdem eine Genehmigung erteilt. Eigentlich ist diese Genehmigung nach diesem Desaster hinfällig. Ein fehlendes Gutachten oder inhaltliche Fehler in Gutachten können keine gültige Genehmigung hervorbringen.

  8. 17.

    Sorry - aber auch gerade bei dieser „offiziellen“ Aussage:
    Geht es hier darum die Vögel vor den Glasfronten zu schützen oder wohl eher darum die Glasscheiben vor „Verschmutzung“ und „Beschädigung“ durch die Vögel?
    Ich bin mir da jetzt absolut unsicher….

  9. 16.

    In Zukunft wird wohl künstliche Intelligenz daran erinnern müssen, was beim Bauen alles beachtet werden muss, denn für ein Bauprojekt des 21.Jhd. scheint der BER überraschend wenig durchdacht zu sein, das haben die vielen verschobenen Fertigstellungstermine bereits bewiesen.

    Die Bereitschaft zum Nachbessern von aktuellen Altlasten sind mit Lernprozeßen verbunden und das ist der Aspekt, der optimistisch stimmt.

  10. 15.

    Ich kann mich Ihnen nur anschließen.
    Seit Jahrzehnten ist das Problem von ,Glaswänden und Vögeln' bekannt.
    Einfach nur absurd jetzt dort - nach ein paar Jahren und ein paar toten Vögeln - Folie anzubringen.

  11. 14.

    "Auch die Abschaffung des Nachtflugverbots mit konstantem Geräuschpegel könnte hier helfen beim Gewöhnungsprozess."
    Es hilft auch dieser Satz nicht. Wie weit wollen Sie die Betroffenen noch "über den Tisch ziehen"? Lesen Sie mal die Flugroutengeschichte...
    Übrigens, Vögel fliegen auch Nachts...Am Tage spiegelt sich aber die Landschaft in den Glasflächen.

  12. 13.

    "Allein in Deutschland kommen jedes Jahr bis zu 100 Millionen Vögel durch Glaskollision ums Leben."

    Das ist wie das Massentöten in Massenviehhaltung. Alles für die Bedürfnisse (echt?!?) der Menschen. Urlaubsflüge, Massenkonsum.

  13. 12.

    "kritisiert, dass Vogelschutz gerade bei modernen Glasbauten nicht von Anfang mitgedacht würde. Die Nachrüstung - wie nun im Fall des BER - sei kostspielig."

  14. 11.

    "Weitere Außenflächen des Flughafengebäudes sollten von Fachleuten untersucht und begutachtet werden" – und wenn man das Geld gleich in Folienbeklebung stecken würde?

  15. 10.

    "Dieser unsinnige Flughafen hätte nie gebaut werden dürfen". Was wissen Sie was andere nicht mal ahnen? Gegen welche Gesetze und Vorschriften verstieß der Bau des Flughafens? War seine Errichtung illegal? Muss der BER nun stillgelegt und abgerissen werden?

  16. 9.

    Dieser unsinnige Flughafen hätte nie gebaut werden dürfen: er ist ein bleibender Schuldenschaden für regionale Wirtschaft, die Umwelt, Lärm- und Schadstoffbelastung und wie sich zeigt für die Natur und Tierwelt. Schande, wo bleibt der Umweltschutz?

  17. 8.

    Das es in diesem Jahrtausend möglich ist, Baugehnemigungen zu bekommen, ohne Vogelschutz einzuplanen, ist ein absoluter Skandal.

  18. 7.

    Folie ist doch prima, vielleicht kann man auch noch akustisch "fernhalten". Auch die Abschaffung des Nachtflugverbots mit konstantem Geräuschpegel könnte hier helfen beim Gewöhnungsprozess.

  19. 6.

    Die Lernfähigkeit von Individuen aller Arten wird durch den Tod sehr abrupt begrenzt. - Und sollten Sie einmal als Mensch in eine der vielen kaum sichtbaren Glastüren rennen, garantiere ich Ihnen, dass Sie das Thema danach komplett anders betrachten werden. Nicht umsonst sieht man immer wieder Glastüren mit Zetteln "Vorsicht, Tür". Und die richten sich nicht an die ach so dummen Vögel, sondern an die Kronen der Schöpfung.

  20. 5.

    Da das Problem nicht nur an deutschen Flughäfen auftauchen sollte. Wie lösen das andere Länder? Könnte man vielleicht eine schon in der Praxis langjährig erprobte Lösung übernehmen?

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