Welttag der Patientensicherheit - Krankenhaus Eberswalde testet den digitalen Risiko-Score

Di 17.09.24 | 15:43 Uhr
Archivbild: Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberswalde. (Quelle: imago images/Herrmann)
Video: Brandenburg Aktuell | 16.09.2024 | Robert Schwaß | Bild: imago images/Herrmann

Das Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberwalde testet ein digitales Frühwarnsystem zur Erkennung von Krankheiten. Ein besonderes Potential besteht darin, rechtzeitiger auf Anzeichen einer Blutvergiftung reagieren zu können.

Am Dienstag ist Welttag der Patientensicherheit, Schutz von Leib und Leben der Menschen in medizinscher Obhut steht dabei im Zentrum. Dies ist bei einer Blutvergiftung - auch Sepsis genannt - selbst in Deutschland nicht immer leicht, denn die Symptome sind unspezifisch - Fieber und Schüttelfrost gehören zu den häufigsten. Im Werner-Forßmann-Krankenhaus in Eberswalde (Barnim) wird seit dem vergangenem Jahr ein neues Frühwarnsystem in Form eines digitalen Risiko Scores getestet. Dabei werden Atemfrequenz, Puls und Blutdruck gemessen, die Werte digital abgespeichert und mit Daten aus den Vortagen verglichen. So kann das Erkrankungsrisiko der Patienten rechtzeitig errechnet werden.

Früherkennung für mehr Patientensicherheit

Bis zu 300.000 Menschen erkranken jährlich an Sepsis, etwa jede fünfte Person stirbt daran. Wunden sind dabei nicht ausschließlich der Auslöser, sondern auch Tröpfcheninfektionen mit Meningkokken-Bakterien. So kann es zum Beispiel durch Sprechen, Husten, Niesen oder Küssen zur Blutvergiftung kommen. Sepsis und auch Herz-Kreislauferkrankungen sollen durch die digitale Beobachtung weniger gefährlich für Patienten sein, sagte Erik Lange, Qualitätsmanager des Eberswalder Krankenhauses: "Unser neuer Frühwarn-Score wird mindestens einmal täglich und dann je nach Ergebnis sogar öfter berechnet, wodurch wir frühzeitig auf sich verändernde Paramater anhand festgelegter Handlungsanweisungen, sowohl für den Pflegedienst als auch für den ärztlichen Dienst, reagieren können."

Risiko auf einer Skala von 0-10

Das Gerät zur Ermittlung der Vitalwerte von Patienten auf Station 6 in Eberswalde verfügt über Messtechnik, an die Patienten angeschlossen werden. Dabei wird eine Zahl zwischen null und zehn angezeigt. Liegt diese über eins, wird weiter beobachtet und eine halbe Stunde später nochmal gemessen. Bei einem besonders hohen Wert wird unverzüglich der Stationsarzt alarmiert. Leiter des Projekts ist Dr. Thomas Ihmann, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. Er erklärte gegenüber dem rbb, wie die klare Zuordnung des Gesundheitszustands durch Zahlen Prozesse auch in Sachen Kommunikation beschleunigen soll: "Dass man eben zu dem Arzt nicht sagt: 'Der Patient ist irgendwie komisch', sondern angeben kann: 'Der Patient hat einen Early Warning Score von x'. Dann wissen alle, was damit gemeint ist. Auch der Arzt, der vielleicht erst einmal nur telefonisch erreichbar ist, kann das sofort einschätzen." Die Digitalsierung in Krankenhäusern nimmt laut Kai Laurisch vom Zentralbereich Informations- und Medizintechnik immer mehr zu und stellt dabei hohe Anforderungen an Fachkräfte in der Software-Programmierung.

Jede Minute zählt

Thomas Ihmann weiß, wie sehr Patienten, die an einer Blutvergiftung erkrankt sind, von einer frühzeitigen und adäquaten Behandlung profitieren - und auch, dass es hierbei im Zweifel auf jede Minute ankommt. Auch den Patienten gibt die digitale Überwachung ihrer Vitalwerte ein gutes Gefühl. Patientin Kerstin Schlüter sagte dem rbb: "Wenn der Chefarzt oder die Schwestern gleich reagieren können, wenn wirklich irgendwas ist, also da fühle ich mich schon sicherer."

Bis zum Jahresende sollen alle Stationen des Eberswalder Forßmann Klinikums mit der Risiko Score-Technologie ausgestattet werden. Auch am Sana Klinikum in Berlin-Lichtenberg wird das Frühwarnsystem getestet.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 16.09.2024, 19:30 Uhr

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