Barnim -
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine umstrittene Krankenhausreform gegen Bedenken verteidigt und dem Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde (Barnim) bei einem Besuch am Donnerstag Unterstützung zugesagt. Das spezialisierte Krankenhaus sei wie gemacht für die Reform, sagte der SPD-Politiker in Eberswalde. Wichtig sei aber, dass das Klinikum, das ein Defizit einfährt, bis zur Reform auch überleben könne. "Wir werden dieses Haus nicht untergehen lassen", so Lauterbach. In einer Übergangsphase würden Krankenhäusern Mittel bereitgestellt. "Dafür wird möglicherweise sogar der Beitragssatz der Krankenkassen noch einmal steigen müssen."
Das Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde habe eine riesige Bedeutung für die Flächenversorgung in der Region, gerade etwa im Bereich der Tumor- und Unfallversorgung und bei Schlaganfällen, so Lauterbach. Das Krankenhaus mit rund 450 Betten versorgt nach eigenen Angaben Patientinnen und Patienten der Landkreise Barnim und Uckermark sowie zum Teil des Landkreises Märkisch-Oderland.
Reform soll finanzielle Situation der Krankenhäuser verbessern
Das Haus mache sehr gute Arbeit, bekomme aber zu wenige Fälle, weil diese zum Teil in umliegenden Häusern noch gemacht würden, sagte Lauterbach. Hochspezialisierte Leistungen könnten in Spezialkliniken besser gemacht werden. Kleine Häuser werden dem Minister zufolge künftig für die ambulante Versorgung geöffnet.
"Jeder, der die Reform blockiert oder aufhält, geht ins Risiko, dass Krankenhäuser in die Insolvenz gehen", sagte Lauterbach. Je schneller die Reform umgesetzt werde, desto mehr Häuser könnten überleben.
Die Gesetzespläne sollen finanziellen Druck mindern und einheitliche Qualitätsregeln verankern. Dafür soll die Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen genauer definierte "Leistungsgruppen" sein, die auch Mindestvoraussetzungen festlegen.
Gesetzesentwürfe lösen Bedenken aus
"Wir freuen uns über den Besuch des Ministers, da er uns zeigt, dass die GLG-Unternehmensgruppe ganz offensichtlich als interessantes Beispiel für den Wandel im Rahmen der Krankenhausreform wahrgenommen wird", sagte Unternehmenssprecher Andreas Gericke dem rbb. Es sei wichtig, die wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich im Rahmen der Reform ergeben, darzustellen und über die Bewältigungsstrategien zu sprechen, so Gericke.
"Ich schaue schon mit großen Sorgenfalten auf 2025", sagte dagegen der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob, zum Reformvorhaben. Bereits im Mai hatte sich Detlef Troppens, Vorstandsvorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft von den Gesetzesentwürfe enttäuscht gezeigt und eine Gefahr für die ländliche Versorgung ausgemacht. "Keines der selbstpostulierten Ziele – Entbürokratisierung, Entökonomisierung, Versorgungssicherheit - wird mit dem aktuellen Reform-Entwurf erreicht," sagte Troppens damals.
In Brandenburg gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 54 Krankenhäuser an 66 Standorten. 1990 waren es 73 Krankenhäuser.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.08.2024, 19:30Uhr