Barnim - Lauterbach wirbt in Eberswalder Klinik für Krankenhausreform

Do 15.08.24 | 15:06 Uhr
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15.08.2024, Brandenburg, Eberswalde: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besucht das GLG Werner-Forßmann-Klinikum. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 15.08.2024 | Ismahan Alboga | Bild: dpa/Jens Kalaene

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine umstrittene Krankenhausreform gegen Bedenken verteidigt und dem Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde (Barnim) bei einem Besuch am Donnerstag Unterstützung zugesagt. Das spezialisierte Krankenhaus sei wie gemacht für die Reform, sagte der SPD-Politiker in Eberswalde. Wichtig sei aber, dass das Klinikum, das ein Defizit einfährt, bis zur Reform auch überleben könne. "Wir werden dieses Haus nicht untergehen lassen", so Lauterbach. In einer Übergangsphase würden Krankenhäusern Mittel bereitgestellt. "Dafür wird möglicherweise sogar der Beitragssatz der Krankenkassen noch einmal steigen müssen."

Das Werner Forßmann Klinikum in Eberswalde habe eine riesige Bedeutung für die Flächenversorgung in der Region, gerade etwa im Bereich der Tumor- und Unfallversorgung und bei Schlaganfällen, so Lauterbach. Das Krankenhaus mit rund 450 Betten versorgt nach eigenen Angaben Patientinnen und Patienten der Landkreise Barnim und Uckermark sowie zum Teil des Landkreises Märkisch-Oderland.

Reform soll finanzielle Situation der Krankenhäuser verbessern

Das Haus mache sehr gute Arbeit, bekomme aber zu wenige Fälle, weil diese zum Teil in umliegenden Häusern noch gemacht würden, sagte Lauterbach. Hochspezialisierte Leistungen könnten in Spezialkliniken besser gemacht werden. Kleine Häuser werden dem Minister zufolge künftig für die ambulante Versorgung geöffnet.

"Jeder, der die Reform blockiert oder aufhält, geht ins Risiko, dass Krankenhäuser in die Insolvenz gehen", sagte Lauterbach. Je schneller die Reform umgesetzt werde, desto mehr Häuser könnten überleben.

Die Gesetzespläne sollen finanziellen Druck mindern und einheitliche Qualitätsregeln verankern. Dafür soll die Vergütung mit Pauschalen für Behandlungsfälle geändert werden. Künftig sollen Kliniken 60 Prozent der Vergütung schon für das Vorhalten bestimmter Angebote bekommen. Grundlage der Finanzierung durch die Krankenkassen sollen genauer definierte "Leistungsgruppen" sein, die auch Mindestvoraussetzungen festlegen.

Gesetzesentwürfe lösen Bedenken aus

"Wir freuen uns über den Besuch des Ministers, da er uns zeigt, dass die GLG-Unternehmensgruppe ganz offensichtlich als interessantes Beispiel für den Wandel im Rahmen der Krankenhausreform wahrgenommen wird", sagte Unternehmenssprecher Andreas Gericke dem rbb. Es sei wichtig, die wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich im Rahmen der Reform ergeben, darzustellen und über die Bewältigungsstrategien zu sprechen, so Gericke.

"Ich schaue schon mit großen Sorgenfalten auf 2025", sagte dagegen der Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft, Michael Jacob, zum Reformvorhaben. Bereits im Mai hatte sich Detlef Troppens, Vorstandsvorsitzender der Landeskrankenhausgesellschaft von den Gesetzesentwürfe enttäuscht gezeigt und eine Gefahr für die ländliche Versorgung ausgemacht. "Keines der selbstpostulierten Ziele – Entbürokratisierung, Entökonomisierung, Versorgungssicherheit - wird mit dem aktuellen Reform-Entwurf erreicht," sagte Troppens damals.

In Brandenburg gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 54 Krankenhäuser an 66 Standorten. 1990 waren es 73 Krankenhäuser.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.08.2024, 19:30Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Danke für ihren Beitrag. Genau so ist es und da wundern sich die Führungskräfte über die schlechte Stimmung der Steuerzahlenden Arbeitnehmer.

  2. 7.

    Am Ende hauen den kleinen Häusern die Ärzte ab. So kann man dann auch Personal einsparen, wenn nichts zu tun ist und die können dann ihren Beruf gar nicht mehr ausüben. Was soll das? Wenn nur Spezialkrankenhäuser entstehen sollen.
    Ich sehe das kritisch. Denn der Patient wird nicht mehr ganzheitlich gesehen, sondern nur seine bestimmte Krankheit ohne das andere mit Ursachen einbezogen werden.

  3. 6.

    Mannomann, Lauterbach dreht denen ja das Wort um, wie er es gerne hätte.
    Hat er nicht gesagt, die Krankenhäuser sollen sich auf ein spezialisieren? Und nun das?
    Ja was denn nun?

  4. 5.

    Berechtigte Frage, auch ich finde den komischen Teil nicht.
    Ich schlage jor, dass die Krankenkassen verpflichtet werden, die genaue Anzahl ihrer Versicherten zu benennen, aufgeschlüsselt in Rentner, Berufstätige, mitversicherte Kinder und Ehepartner von Rentnern und Berufstätigen, Arbeitslosen und zwar unterteilt in Alg1 und Alg2., Leistungen an Asylbewerber. Welche Ausgaben verursachen alle Versicherten und welche Ausgaben entfallen auf Versicherte, die Alg2 oder Asylleistungen haben. Vielleicht erfahre auch ich dann endlich, was mit meinen Beiträgen passiert und warum ich als Beitragszahler schon wieder zur Kasse gebeten werde, neben Zusatzbeiträgen. Ich soll meine Brille selbst zahlen und wenn ich höre, wer hier gratis z.B. neue Zähne kriegt, will ich die Brille nicht, wenn ich das sehe, wird mir schlecht.

  5. 4.

    Interessant, dass immer die Beiträge steigen müssen. Kann mich nicht erinnern, dass die mal gesunken sind. Reform hin oder her. Herr Lauterbach versucht jetzt gut zu machen was er damals selbst mit versaut hat. Wir wohnen ebenfalls ländlich und es wäre schön wenn hier die Versorgung bleiben würde. Was die Finanzierung angeht ... Wenn wir in unserem Land nicht die gesamte Welt als unsere "Gäste" einladen, die allesamt kostenfrei krankenversichert sind (wir, die Arbeiten, bezahlen alle mit), müssten die Beiträge nicht nur nicht steigen, wir könnten sie eventuell sogar senken.
    Und ganz nebenbei ... Wenn wir weniger "Gäste" hätten, gäbe es vielleicht sogar weniger für Krankenhäuser zu tun, um Stichverletzungen zu behandeln. Nur so nebenbei.
    Die Politik weiß genau was los ist, möchte aber nichts wirklich ändern. Natürlich mit Ausnahme den arbeitenden Leuten immer mehr vom Lohn abzuziehen.

  6. 3.

    Was ist denn genau lächerlich?

    Also, wenn sie etwas lächerlich finden, müssen Sie auch ausführen was?

    Sie sind bestimmt ein Fachmann. Ich bin schon gespannt auf Ihre Antwort.

  7. 2.

    Das wird doch auch bloß eine Chaos-Reform.
    Aber schön, dass man gleich wieder die Erhöhung von Krankenkassenbeiträgen erwähnt.

  8. 1.

    Lächerlich….und die Beiträge steigen wieder….unfassbar

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