Frost im Frühjahr - Historisch schlechte Apfelernte in Brandenburg erwartet

Do 15.08.24 | 17:26 Uhr
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Symbolbild: Roter Apfel (Malus domestica) hängt reif am Baum, Brandenburg, Deutschland. (Quelle: dpa/Martin Grimm)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 15.08.2024 | Theresa Majerowitsch | Bild: dpa/Martin Grimm

Wegen Spätfrost im April werden dieses Jahr nur wenige Äpfel in Brandenburg geerntet. Die Statistikämter gehen von einem Ernteverlust von 80 Prozent aus, deutlich mehr als in anderen Bundesländern. Auch bei anderen Obstsorten gab es große Verluste.

Äpfel aus Brandenburg werden dieses Jahr im Supermarkt wohl schwerer zu finden sein: Das Statistikamt Berlin-Brandenburg geht von Ertragsausfällen von über 80 Prozent der Apfelernte in Brandenburg aus, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Demnach wird mit einer Erntemenge von 3.200 Tonnen Äpfeln und gleichzeitig mit dem niedrigsten Ertrag pro Hektar seit 1991 gerechnet. Im vergangenen Jahr waren es 18.000 Tonnen.

Grund für die schlechte Apfelernte in Brandenburg ist nach Angaben des Statistikamtes der Spätfrost Ende April, weil sich die Bäume mitten in der Blütenphase befanden. Auch Hagel und Starkregen beeinträchtigten die Erträge. Im vergangenen Mai war der Leiter der Obstbau-Versuchsstation in Müncheberg (Märkisch-Oderland) von einem "nahezu Totalausfall" ausgegangen, wie er damals dem rbb sagte.

Thomas Bröcker, Obstbauer aus Frankfurt und Vizepräsident vom Brandenburger Gartenbauverband, macht die frühe Blüte der Obstbäume verantwortlich. Der Frost Ende April sei nichts ungewöhnliches, sagte Bröcker gegenüber dem rbb, nur seien die Bäume schon zu weit gewesen: "Es waren keine Blüten mehr, es waren im wesentlichen kleine Früchte, die erfroren sind."

Brandenburg deutlich schlechter als der deutsche Durchschnitt

Die Ernteverluste fallen in Brandenburg deutlich größer aus als in anderen Teilen der Republik. Das Statistische Bundesamt (Destatis) geht nach einer ersten Einschätzung davon aus, dass deutschlandweit 22 Prozent weniger Äpfel geerntet werden als im Vorjahr, das bereits unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahren lag.

Trotz der sehr niedrigen Ernteerwartungen bleiben Äpfel sowohl in Deutschland als auch in Brandenburg das am meisten geerntete Baumobst. Spitzenreiter ist dabei Baden-Württemberg mit 11.600 Hektar, gefolgt von Niedersachsen mit 8.400 Hektar, was an den klimatischen Voraussetzungen und den Böden liegt. In Brandenburg werden Äpfel auf einer Fläche von nur 771 Hektar angebaut – die Hauptanbaugebiete bilden Potsdam-Mittelmark, Märkisch-Oderland und Frankfurt (Oder). Damit steht der Apfelproduktion an erste Stelle beim Brandenburger Obstanbau. Im Vergleich zu anderen Kulturen ist die Anbaufläche aber winzig. Zum Vergleich: Getreide wird nach Angaben des Statistikamtes auf etwa 480.000 Hektar in der Mark geerntet.

Berliner Markt kann nur mit Brandenburger Äpfeln nicht bedient werden

Dabei sind die Böden und klimatischen Bedingungen in Brandenburg durchaus für den Apfelanbau geeignet. Größte Herausforderung: Die sandigen Böden in Kombination mit dem relativ trockenen Klima Brandenburgs können zu Wassermangel führen. In manchen Jahren führt die Trockenheit dazu, dass zwar viele, aber kleinere Früchte geerntet werden.

Die Herausforderungen liegen aber eher in den jährlichen Wetterschwankungen und wirtschaftlichen Faktoren als in der grundsätzlichen Bodenqualität. Der Berliner Markt, als größter potenzieller Abnehmer in der Region, wird größtenteils durch Äpfel aus anderen Anbaugebieten und Importen versorgt. Das erschwert es den lokalen Produzenten, sich am Markt zu etablieren. Denn Brandenburger Betriebe sind vergleichsweise klein, große Anbieter aus anderen Regionen können günstigere Preise und überhaupt die nötigen Absatzmengen anbieten. Der allgemeine Trend zu größeren, spezialisierten Betrieben hat dazu geführt, dass die Apfelproduktion sich in den Hauptanbaugebieten Deutschlands konzentriert hat.

Pflaumenernte fällt fast komplett aus

Dieses Jahr sieht es nicht nur für die Apfelernte schlecht aus: Auch bei den Pflaumen geht das Statistikamt Berlin-Brandenburg von einem geringen Ertrag von nur 184 Tonnen aus. Damit wird der Negativrekord von 1996 um fast 60 Prozent unterschritten. Bei den Erdbeeren meldete die Behörde im Juli einen Ernterückgang um ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr. Bei der Kirsche sind ebenfalls Ernteverluste von etwa 80 Prozent zu verzeichnen.

Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne) hatte im Juni den Obstbauern etwa drei Millionen Euro Hilfsgelder wegen der Frostschäden zugesagt. Der Gartenbauverband schätzt die durch den Spätfrost entstandenen Schäden auf insgesamt zehn bis 14 Millionen Euro. "Wir brauchen Wasserbecken. Wir brauchen Brunnen für Wasser, das wir im Frühjahr Wasser haben. Man kann das nämlich mit Wasser mit einer ordentlichen Beregnung verhindern, dass das so stark erfriert, wie dieses Jahr", sagte Bröcker vom Gartenbauverband. Da diese vorbeugenden Maßnahmen sehr teuer sind, stellte Vogel weitere Hilfsgelder im kommenden Jahr in Aussicht.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 15.08.2024, 19:30 Uhr

40 Kommentare

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  1. 40.

    Ja, da haben Sie vollkommen recht: Wo einWilli ist, ist immer auch ein Weg.
    In Lienz gibts ne Apfelmosterei, gleich dasneben befindet sich eine Apfelbaumplantage, also keine Streuobstwiese, sondern die Bäume in Reih und Glied, und zwischen den Reihen verlaufen längs oberhalb der Baumkronen Metallstangen, an denen dann die Planen gespannt werden. Dann gibts noch die Möglichkeit, sowas wie diese riesengroßen Sonnen-/Regenschirme ausm Biergarten, die aufgespannt werden. Beides schützt vor Hagel und das Heizen gegen Frost.
    Ich musste bei Brandenburg nur an die Schafhalter denken, die aus Kostengründen keinen Herdenschutz praktizieren, aber lautstark jammern: "Der Wolf muss weg, Der Wolf muss weg!", wo uns andere Länder was vormachen.

  2. 39.

    Ich nehme sehr gerne die krummen und schiefen Äpfel.

  3. 38.

    Ihre Zeilen entsprechen sensibler Beobachtung. Ich teile ihre aufmerksam vermerkte Meinung.
    Habe zwei große Alt-Gärten mit überwiegend Apfel besetzt. Elstar Totalausfall. Ontario überraschend gute Früchte, Quitten, Pflaumen, mirabelle.. abgeworfen. Aronia kaum Beeren.

  4. 37.

    Ui alle Bauernhasser wieder versammelt. Ist ja hier nichts Neues. Selber nichts auf die Kette kriegen und sich dann beschweren. Irgendwie immer das gleiche, wenn andere mehr verdienen. Versucht es doch mal mit Arbeit. Wenn ihr über eure prekären Arbeitsverhältnisse nicht hinauskommt, dann heult auch nicht rum.

  5. 36.

    Also da mache ich mir, was die Apfelernte und die Preise für die selbigen angeht, keine allzu große Sorgen.
    Merkwürdig ist nur das bei meinem Gartennachbarn im Garten immer weniger Äpfel am Baum sind!?

  6. 34.

    Also gehört/gelesen habe ich das auch schon einmal. Und, was hält unsere Apfelbauern davon ab? Klar kann man nicht komplette Fläche überspannen, aber partieweise? - Ich meine, gerade die Landwirtschaft in den Alpengebieten erfolgt doch unter erschwerten bis naturgegeben restriktiven Bedingungen.
    Also sollte man versuchen, probate Erfahrungen zu übernehmen. Dann muss sich zur Finanzierung eine öffentl. Gruppe oder Verein zusammenschließen oder man stattet jährl. ausgewählte Betriebe schrittweise damit aus! Ich bin kein Ökonom, aber ich würde schon nach Lösungen suchen. Nächste Gelegenheit: Grüne Woche, wenn z.B. die Schweiz wieder mitmacht. Denn nicht zum Probieren u.Anstoßen ist diese Messe gedacht, sondern zu solchen Aktivitäten! Warum tun wir uns immer so schwer? Im Osten? In D?Crowdfundigaction starten oder so? Es muss doch möglich sein, partieweise Planen zur Überspannung zu erwerben.

  7. 33.

    Das ist der Unterschied zwischen einem natürlichen Anbau und einer präzise festgelegten, alle "störenden Einflussfaktoren" ausschließenden industriellen Produktion.

    Danke für die Prognose, der Obstsalat wird dadurch etwas anderes gemischt werden.

  8. 32.

    Nein, das liegt am schlechtem Wassermanagement! Wie in Grünheide!

  9. 31.

    Sie sind scheinbar der Einzige, der mental überfordert ist. In Osttirol z. B. passiert das den Äppelbauern nicht. Die spannen Planen über die blühenden Appelbäume oder heizen mit Totholzfeuer in Eisengitterkörben damit die Blüten nicht erfrieren.

  10. 30.

    Verbitte mir Deine Unterstellung! Ich bin selber Großgrundbesitzer und kaufe demnächst noch mal ein Stück Land an der Havel für den Canabis-Anbau!

  11. 29.

    Das Forum verdeutlicht, dass die Frosteinbrüche nahezu an allen bekannten Orten des gewerblichen Obstanbaus passierten. MMn wurde das auch korrekt beobachtet, dass leider die Nachtfröste in dem schon ziemlich vorangeschrittenen Blühgeschehen passierten. Neben dem lobenswerten Bemühugen, den gewerblichen 'An'bauern eine Entschädigung zu zahlen, ist aber mE eine Tagung zum Best-of notwendig, was die Erfahrendsten sehen, wie man durch Sortendifferenzierung dem Naturgeschehen begegnen könnte. Denn Erfahrungen gibt es ja. Machen wir uns nichts vor, in Brandenburg haben wir wieder einmal 'vorgeführt' bekommen, was es heißen kann, "dass kontinentale Klimaeinflüsse nach Westen ausgreifen können".(Allgemeine Bezeichnung: Gemäßigtes Klima mit kontinentalen Einflüssen gelegtl. auch benannt kontinentale Einschläge). Ich schätze, dass wir mit sehr hohen Apfelpreisen über den Winter kommen müssen. Es bleibt die Hoffnung, dass es Bbg nicht ständig derart trifft.

  12. 26.

    Wenn es auch an den Böden liegt, die kann/muß man verbessern, indem man Humus aufbaut und die Böden z.B. mit dick Stroh oder Mulch abdeckt. Dann bleibt auch der Boden länger feucht. Spätfröste kann man nicht beeinflussen, aber so ist das Risiko. Meine beiden Apfelbäume haben gut getragen, besonders mein Klarapfel war so voll, dass sich die Äste schwer nach unten bogen. Sehr lecker :-)

  13. 25.

    Neidisch? Wenn es Ihnen so lukrativ erscheint, warum führen Sie dann nicht selbst einen Landwirtschaftsbetrieb? Aber Vorsicht! Möglicherweise müssten Sie dann arbeiten!

  14. 24.

    Bei mir tummelte sich der Spätfrost im Garten. Aber auch jede Menge Bienen und Hummeln. Trotz der Insekten gabs einen Totalausfall beim Obst.

  15. 23.

    Das nennt man Bauernschlau. Erst die Kartoffeln, jetzt die Äpfel.... Die armen Bauern-kein Wetter ist das Richtige.

  16. 22.

    "Keine Panik, bei meinem Lidl um die Ecke gobts immer Äppel. Sogar Bioäpfel!"

    Die wachsen direkt im Laden hinter der Kasse und zum Thema Bio, das Märchen vom makellosen Apfel, der vollkommen frei von Pestiziden ist, gibt es höchstens auf Omas Streuobstwiese, nicht im Laden. Mich lässt diese Situation nicht so sorglos zurück, ich habe es noch nie erlebt, dass so gar nichts trägt, nicht ein Baum, dass Fruchtansätze komplett schwarz werden, weil Bäume viel zu früh trieben, weil es zu warm war, dann der Frost und alles war tot. das sorgt mich schon.

  17. 21.

    Also ich denke, diese Vorsorge hätte in diesem Jahr nichts bewirken können, die Wochen vorher waren zu warm und das hat mit dem veränderten Klima zu tun. Eigentlich eine Katastrophe.

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