Fürstenwalde (Oder-Spree) - Bio-Betrieb im Endspurt bei der Gänsemast für Sankt Martin
Noch immer gehört der Gänsebraten an Feiertagen traditionell auf den Tisch zahlreicher Familien. Die Verbraucherzentrale rät beim Kauf zum Bio-Siegel. Dem Tierwohl bei der Zucht haben sich auch Viehwirte und Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt verschrieben.
Früh am Morgen öffnet Jörg Weilbach gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Marco Schulze das Tor zu einer Holzscheune. Daraufhin rennen rund 200 Bio-Gänse unter lautem Gegacker hinaus ins Freie auf die 2,3 Hektar große Weide. Als Küken kam das Geflügel im Mai vom Biohof Auguste in Kolkwitz bei Cottbus auf den Kräuter- und Tierhof in Neuendorf im Sande (Oder-Spree).
Viele Kilo in wenigen Wochen
Damit die Tiere bis zur in wenigen Wochen beginnenden Saison an Gewicht zulegen, stehen Kleegras und Getreide aus eigener Ernte auf dem Speiseplan. Antibiotika sind tabu, erklärt Weilbach. "Zum Betrieb gehören 20 Hektar Acker mit dazu. Wir bauen unserer Getreide selber an. Das wird bei uns auf dem Hof gequetscht, zubereitet und gemischt. Das ist dann unser Mastfutter, speziell auch in der jetzigen Phase." Das Mastfutter bestehe dabei aus Hafer, Buchweizen und Triticale - eine Kreuzung aus Roggen und Weizen. Das Idealgewicht der Gänse liege kurz vor der Schlachtung bei rund fünf Kilo. Davon könnten rund sechs Menschen satt werden.
Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderung versorgen Tiere
Betreut werden Gänse nicht nur von Familie Weilbach. So handelt es sich bei dem Hof auch um eine Außenstelle der "format gGmbH", einer anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen in Fürstenwalde [formatweb.de]. Unter Anleitung von Landwirten und einer Sozialarbeiterin betreuen 25 Menschen mit psychischen Erkrankungen oder mit einer Behinderung etwa Schweine, Kaninchen oder eben Geflügel.
Einer von ihnen ist Marco Schulze. Er ist schon seit vielen Jahren für das Wohl und die Fütterung der Gänse zuständig. "Die sind mir gegenüber zutraulich, hören auf mein Wort. Wenn ich sage, dass sie Essen kommen sollen, dann kommen sie und folgen mir, wie eine Katze." Auch wenn der Gänse-Chef zum Baden ruft, kommt das Federvieh angeschnattert. Denn Bio-Wassergeflügel braucht laut EU-Ökoverordnung auch Zugang zu Wasserflächen, in denen auch gebadet werden kann.
Verbraucherzentrale: Fleisch am besten mit Bio-Siegel
Das idyllische Weideleben hat für einige Gänse schon in zwei Wochen ein Ende. Dann werden sie auf dem Hof geschlachtet, damit die Tiere pünktlich zum Sankt Martinstag am 11. November verkaufsbereit sind. Die Vorbereitungen für die Schlachtung sind bereits in Gange. Hofleiter Jörg Weilbach ist dabei wichtig: “Die sollen nicht leiden. Deshalb fangen wir sie auch, wenn immer es möglich ist, im Dunkeln oder Dämmerlicht, dass sie sich nicht aufregen.“ Dann werden die Tiere mit einer Elektrozange betäubt, gestochen und bluten aus. Vorteil bei der Schlachtung auf dem Hof sei zudem, dass es keine Transportwege gebe.
Die ersten Bestellungen sind schon im Januar eingegangen. 18 Euro kostet das Kilo. Zum Vergleich: Import-Gänse sind im Supermarkt teilweise schon für weniger als die Hälfte zu haben. Für den Bio-Braten müssen Verbraucher demnach etwa 80 bis 100 Euro einplanen. Kein Schnäppchen, allerdings rät auch die Verbraucherzentrale [www.verbraucherzentrale.de] zum Kauf von Gänsebraten mit Bio-Siegel oder Freilandhaltung. Damit sei ein Mindestmaß an Bewegungsfreiheit, längere Masthaltung im Vergleich zu konventioneller Haltung garantiert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 28.10.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Felicitas Montag