Höhere Regelsätze - Bürgergeld steigt 2024 deutlich an

Di 29.08.23 | 11:27 Uhr
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Symbolbild:Der Eingang zum Jobcenter Tempelhof-Schöneberg.(Quelle:picture alliance/dpa/J.Kalaene)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.08.2023 | Lars Fuchs | Bild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Anfang 2023 löste das "Bürgergeld" die Hartz-Gelder ab, auch um schneller auf höhere Lebenshaltungspreise reagieren zu können. Angesichts der nach wie vor hohen Inflation sollen die Sozialgelder nun spürbar aufgestockt werden.

Bezieherinnen und Bezieher von Bürgergeld sollen im nächsten Jahr spürbar höhere Leistungen erhalten. So soll der Satz für Alleinstehende Anfang 2024 von 502 auf 563 Euro im Monat steigen, wie Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag in Berlin mitteilte.

Er sprach von einem erheblichen Schritt. Insgesamt handele es sich um eine Erhöhung von gut 12 Prozent, sagte der SPD-Politiker. "Gerade in der Krise und in Krisenzeiten und Umbrüchen muss man sich auf den Sozialstaat verlassen können."

Knapp 600.000 Bezieher in Berlin und Brandenburg

Mit der zu Jahresbeginn in Kraft getretenen Bürgergeld-Reform sollten die Sätze schneller als in der Vergangenheit an die Inflation angepasst werden. Für Jugendliche vom 15. Lebensjahr bis unter 18 Jahre sollen künftig 471 statt 420 Euro fließen. Für Kinder vom Beginn des siebten bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres werden 390 statt 348 Euro gezahlt. Für Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres sollen 357 statt 318 Euro fließen.

Anspruch auf das Bürgergeld hat, wer zuvor Anspruch auf Arbeitslosengeld II (ALG II) oder Sozialgeld hatte. Derzeit beziehen bundesweit 5,5 Millionen Bedürftige Bürgergeld, darunter 1,68 Millionen Arbeitslose. In Berlin waren es Ende 2022 etwa 468.000 Menschen, in Brandenburg 110.000. Im Januar hatte das Bürgergeld als zentrale Sozialreform der Ampel-Regierung Hartz IV in seiner früheren Form abgelöst. Die Regelsätze waren bereits zu Jahresbeginn um rund 50 Euro gestiegen.

Durch die Reform wird die Höhe der Leistungen schneller als früher an die Preisentwicklung angepasst. Zuvor war die Inflation nur sehr zeitverzögert berücksichtigt worden. Nun wird das Lohn- und Inflationsniveau für die Regelsätze des Folgejahres bis zum zweiten Quartal des aktuellen Jahres berücksichtigt.

Sozialverband sieht "gutes Signal"

Das Bürgergeld war nach monatelangen Verhandlungen in der Ampel-Koalition eingeführt worden. Seit Anfang des Jahres gilt eine 12-monatige Karenzzeit: Während dieser Karenzzeit werden die bisherigen Kosten der Wohnung übernommen und das Vermögen wird nur berücksichtigt wird, wenn es bestimmte Schwellen übersteigt. Auch Freibeträge für Erwerbstätige wurden inzwischen verbessert. Kernziele der Bürgergeld-Reform sind die Stärkung der individuellen Betreuung von Betroffenen im Jobcenter - und mehr Weiterbildung und Qualifizierung für Jobs.

Der Sozialverband Deutschland (SoVD) nannte die Regelsatzanpassung "ein gutes Signal", wie die Verbandsvorsitzende Michaela Engelmeier der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte. Sie wies darauf hin, dass die Erhöhung auch Hunderttausenden weiteren Menschen helfe. Denn auch die Sätze bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung steigen entsprechend.

Der Paritätische Gesamtverband hatte das Bürgergeld wiederholt als nicht ausreichend kritisiert. Auch 2023 decke der Satz bei Bürgergeld, Altersgrundsicherung und bei Erwerbsminderung den Mindestbedarf nicht, heißt es im Armutsbericht des Verbandes. Dafür müsste er bei 725 Euro liegen, wie der Verband unter Berufung auf eigene Berechnungen mitteilte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.08.2023, 11:30 Uhr

119 Kommentare

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  1. 119.

    Und wo ist jetzt der Widerspruch zwischen meinem platten 'nichts zu verschenken' bzw. 'es muss sich rechnen' und dem "richtig guten Handwerksmeister, die noch ausbilden, gehen da andes ran, die denken langfristig und ziehen sich ihren Nachwuchs langfristig heran, behandeln die jungen Menschen mit Wohlwollen und > lehren < sie den Beruf."?

    Der Handwerksmeister bildet wohl auch nicht aus "reiner Großzügigkeit" und ganz uneigennützig aus, oder?

  2. 118.

    > Erhöhung der Grundsicherung für Rentner < geschieht immer gleichzeitig mit Erhöhung des Bürgergeldes. Sozialleistung über SGB XII und folgt dem gleichen Regelsatz und KdU. Einige Punkte sind aber anders geregelt.

  3. 117.

    In Abhängigkeit von der Höhe des GesamtHaushaltseinkommens greift die Härtefallregelung. Hartz4 (zumindest so lange es so hieß ) und Grundsicherungsempfänger zahlen für Zahnbehandlungen und Zahnersatz nichts.

  4. 116.

    Suuuper !!!
    Dann lohnt das Arbeiten gehen ja wirklich nicht mehr.
    Und Nichts zutun wird weiter gefördert....natürlich Generationsübergreifend.
    Danke Deutschland für Nichts.

  5. 115.

    Höre ich da einen klugen Wessi ?
    Woraus schließen Sie, dass Brigitte - die nach meiner Meinung vollkommen Recht hat - von den 49 Jahren die meiste Zeit in der DDR gearbeitet hat? Weil Frauen im Westen selten auf diese hohe Zahl an Arbeitsjahren kommen? Auch rein rechnerisch schwierig (man kennt ja Brigittes Alter nicht) - aber wenn sie beispielsweise noch nicht sehr lange Rentner ist, dann reichen für Ihre These 49 Jahre nicht.
    Übrigens: Auch DDR Bürger haben Sozialversicherungsbeiträge gezahlt. Arbeitslosengeld gab es nicht.

  6. 113.

    Warum geht man noch arbeiten?

  7. 112.

    Das weiß ich alles, habe das schon mal gemacht.
    Mit dem Geld kam ich locker aus. Hab mich dann wieder für Arbeit entschieden. Jetzt ist aber Schluss.

  8. 111.

    Falsch!
    Es gibt lediglich den doppelten Zuschuss von der Krankenkasse, den Rest muss auch ein Bürgergeld Bezieher zahlen.
    Weiß ich aus Erfahrung

  9. 110.

    Typisch den das Geld geben und uns Rentner die 50 Jahre gearbeitet haben müssen noch Steuern zahlen. Ich frage mich warum habe ich solange gearbeitet Ich habe die Schnauze voll es wird Zeit das wir die Regierung vertreiben. Habe immer die SPD gewählt werde jetzt die AFD wählen.

  10. 109.

    Wieder dieser Blödsinn in der USA hätten sie Recht. Da haben wir ein kapitalfinanziertes Rentensystem. Da wirdüber Jahrzehnte zurückgestellt und gespart. In Deut. haben wir ein umlagefinanziertes Rentensystem was diesen Monat reingeht geht nächsten komplett raus. Das war nie anders in der BRD. Es gab nie eine Kasse in die ein Wessi von vor 89 für nach 89 eingezahlt hat. Somit hat auch nie ein Westdeutscher für einen Ossi die Rente angelegt. Völliger Unsinn. Ganz im Gegenteil hat der Ostdeutsche eine weitaus höhere Kinderpuote mitgebracht die heut im wesentlichen die westdeutschen Renten bezahlt. Meine Eltern haben 3 Kinder mitgebracht Mindestbildung heute Abitur bis Ingen. Bruder Ingenieur, Schwester Unternehmerin, ich Pfleger ges. mehrere hunderttausende rentenbeitragspflichtiges Einkommen pro Jahr Unsere Eltern müssten 12 tsd. Euro Monatsrente bekommen bei dem was wir 3 Geschwister einzahlen. Wo bleiben die restlichen 10000 bitte. Nicht bei den alten Ossis. Die haben kaum was.??????

  11. 108.

    Ich denke nicht - jedenfalls habe ich von einer Erhöhung der Grundsicherung für Rentner noch nichts gehört. Im Gegenteil - jede Rentenerhöhung wird auf die Grundsicherung angerechnet, so das die Betreffenden unter dem Strich das Gleiche bekommen wie vor der Erhöhung :-(

  12. 107.

    Warum verspotten Sie diejenigen, die ihr Bürgergeld erwirtschaften?

  13. 106.

    Es ist ein völlig falscher Anreiz, die Regelsätze zu erhöhen. Vielmehr sollten die Bezieher der Leistung in Arbeit gebracht werden. Im Gegenteil. Junge Leute, die sich weigern, eine Ausbildung zu machen, sollten noch Geld abgezogen bekommen. Auch wer mehrmals eine Arbeit ablehnt, sollte Abzüge bekommen. Es kann nicht sein, dass hier auf Kosten der Steuerzahler gelebt wird und das manchmal über Jahre und Jahrzehnte. Das geht gar nicht.

  14. 105.

    Die Regelsatzanpassung ist einfach Spitze! Arbeit darf sich nicht mehr lohnen.

  15. 104.

    Super, bin gelernter Krankenpfleger, meine Frau Altenpflegehelferin 45 Stunden und 35 Stunden Realarbeitszeit die Woche, 3 Kinder. Haben gerade errechnet dass wir mit dem kommenden Bürgergeld 140 Euro mehr im Monat zur Verfügung haben als wenn wir uns die Nächte um die Ohren schlagen unter brutalsten Arbeitsbedingungen und nicht mal heilig Abend frei etc. uns kaputtschuften. Nach fast 30 Jahren im Beruf und bei unseren jahrzehntelangen Minigehältern kaum erwartbarer Rente haben wir gestern beschlossen unseren Beruf aufzugeben, Gründe wie Psyche zerdroschene Knochen gibt's genug. Ab sofort nicht mehr arbeiten, dafür mehr Geld und mal endlich Zeit für die Kinder. Die 20 Jahre bis zur Rente kriegen wir damit noch hin. Kinder sind noch klein. Chefin weiss schon Bescheid. 40 Prozent des Teams hat das vor. Für die Helfer lohnt sich das richtig. Mega. Ab übernächsten Monat könnt ihr euch auf meiner Station selbst versorgen. Haben schon vorher kaum Personal gefunden. Nie wieder pflegen, mega.

  16. 103.

    Interessant, wie viele fleißige Berufstätige den lieben langen Tag Zeit haben, sich hier über die Faulenzer zu beschweren...

  17. 102.

    Da ich viele Jahrzehnte Einblick in den Bereich Ausbildung hatte, kann ich versichern, daß es sich nur noch rechnen muß. Daß eine umfassende Berufs-Ausbildung erst einmal eine teure Investition ist mit langfristigen Ertragsaussichten können Sie den meisten Ausbildern kaum noch vermitteln. So platte Antworten wie "nichts zu verschenken" habe ich nur von Leuten gehört, die eigentlich schon fertig ausgebildete und 100% passgenaue Lehrlinge und Azubis wollten. Was unrealistisch ist - und die mühselige, langwierige, geduldige Begleitung eines Jugendlichen auf dem Weg ins Berufsleben war gar nicht gewollt. Meine Güte, die erwarteten von 16-, 17jährigen frisch von der Schule Sachen, die sie selbst erst später im Berufsleben gelernt hatten. Die richtig guten Handwerksmeister, die noch ausbilden, gehen da andes ran, die denken langfristig und ziehen sich ihren Nachwuchs langfristig heran, behandeln die jungen Menschen mit Wohlwollen und > lehren < sie den Beruf.

  18. 101.

    Auch "eine Erhöhung von gut 12 Prozent" ist angesichts der Preisentwicklung für Waren des täglichen Bedarfs eine Kürzung der Grundsicherung.

  19. 100.

    "... Übrigens liegt die Verantwortung für den Unterhalt während der Erstausbildung bei den Eltern. ..."
    Da habe ich wohl den Sinn von Bafög-Zahlungen immer falsch verstanden?!
    Sollten nicht diejenigen Bafög erhalten, bei denen z.B. die Eltern kein Studium finanzieren können - Chancengleichheit?

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