4. Dezember 1948: Ernst Reuter eröffnet den Festakt zur Gründung der Freien Universität. Für den SPD-Politiker ist die Uni in Dahlem ein Zeichen an den politischen Gegner. Berlin ist in Sektoren geteilt, besetzt von den Allierten. Die Berliner Universität (später Humboldt-Universität) befindet sich im Sowjetsektor. Reuter möchte eine Hochschule, auf die die SED keinen Einfluss hat. Drei Tage später wird Ernst Reuter von den Bewohnern der westlichen Sektoren zum Oberbürgermeister gewählt.

Offizieller Vorlesungsbeginn war bereits am 15. November 1948. Im ersten Semester nach der Gründung waren bereits 2.140 Studierende an der Freien Universität eingeschrieben. Für Orientierung sorgt das Schwarze Brett.

An der Gründung der Universität waren die Studierenden maßgeblich selbst beteiligt. Die "Berliner Universität" im Osten der Stadt unterstand der SED und wurde zum Schauplatz von Auseinandersetzungen über die künftige kommunistische Richtung. Die Ablehnung dagegen war groß. Es kam zu Protesten, Verhaftungen, Lehrverboten und Zwangs-Exmatrikulationen wurden ausgesprochen. Innerhalb weniger Monate wurde die neue Uni auf den Weg gebracht. Anfangs passte sie in eine Villa in Dahlem.

Kippe, Füße auf dem Ofen und in die Lehre vertieft: Berliner Studentenleben anno 1948.

Lange muss die Freie Universität nicht in gemieteten Gebäuden unterkommen. 1954 erhält sie ein zentrales Hörsaalgebäude. Weite Hallen, viel Licht - die Architektur wirkt modern und offen.

Am 26. Juni 1963 drängen sich 20.000 Menschen auf dem Campus. Sie wollen John F. Kennedy sehen. Der US-amerikanische Präsident bekommt hier die Ehrenbürgerwürde der Stadt Berlin verliehen. Rechts im Bild: Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt und Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Im Herbst 1967 wird an der FU die sogenannte "Kritische Universität" gegründet. Rudi Dutschke, marxistischer Soziologe und Studentenführer, hofft, dass eine Art Gegenuniversität entsteht mit basisdemokratischer Lehre. Hier spricht er am 27. November des Jahres. An diesem Tag beginnt das Gerichtsverfahren gegen den Studenten Fritz Teufel, der bei Anti-Schah-Demonstrationen festgenommen worden war.

Krieg in Vietnam, schleppende Aufarbeitung der NS-Verbrechen, Emanzipationsbewegungen von Frauen und Homosexuellen, massive Ablehnung der BRD-Notstandsgesetze und schließlich das Attentat auf Dutschke - im Frühjahr 1968 protestieren die Studierenden auf den Straßen und besetzen Hochschuleinrichtungen. Am 15. Mai spricht Sigrid Fronius, Vorsitzende des Allgemeinen Studenten Ausschusses (Asta), im Auditorium der FU.

Die Stimmung brodelt. Im Juli besetzen Studierende des Rektorat der Universität. Nach drei Stunden wird gewaltsam geräumt. Das Bild zeigt, wie die Asta-Vorsitzende Fronius von der Polizei abgeführt wird.

Architektonisch hat die FU einiges mitgemacht in den letzten Jahrzehnten. Auf luftige Moderne folgt Beton-Brutalismus par excellence: die 1981 eröffneten Zentralen Tierlaboratorien. Daher der Name "Mäusebunker". Von der Charité später als Forschungseinrichtung für Experimentelle Medizin genutzt, ist das Gebäude seit 2019 nicht mehr in Betrieb. Nach einer Debatte um seinen Abriss steht der "Mäusebunker" seit Mai 2023 unter Denkmalschutz. Ein Modellverfahren soll seine zukünftige Nutzung eruieren.

Die FU nutzt stattdessen eine Rostlaube.

4. Dezember 1988: Die FU feiert ihr 40-jähriges Bestehen und einige Polizisten, die die Veranstaltung bewachen sollen, bekommen einen Haufen Schneebälle ab. 4.000 Studierende haben den Festakt genutzt, um gegen unzumutbare Lern- und Lebensbedingungen zu protestieren. Der sogenannte "UniMut"-Streik breitet sich im Wintersemester von Berlin über die gesamte Bundesrepublik aus.

Doch nicht alle sind von dem Streik überzeugt. Sie streiken nicht, wollen lieber lernen. Am 9. Januar 1989 kommen die "Streikbrecher" nur unter Polizeischutz ins Seminar.

Forschung auf Weltniveau gelingt an der Uni auch. 1986 erhält Ernst Ruska (l.) vom schwedischen König den Nobelpreis in Physik für die Erfindung des Elektronenmikroskops. Er lehrte ab 1949 an der FU. Zwei weitere Professoren der Universität werden Nobelpreisträger: Volkswirt und Mathematiker Reinhard Selten sowie der Physiker und Oberflächenchemiker Gerhard Ertl.

23. März 2023: Bei einer öffentlichen Trauerfeier auf dem Waldfriedhof Dahlem werden menschliche Knochen beigesetzt, die bei Grabungen auf dem Universitätsgelände freigelegt wurden. Sie stammen insbesondere aus Sammlungen des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Einige der menschlichen Überreste stammen von Opfern von NS-Verbrechen.

Rund 41.500 Studierende sind an der Freien Universität Berlin aktuell eingeschrieben. Damit ist sie eine der größten im Land.

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