SPD stimmt Koalitionsvertrag mit BSW zu - Weg frei für Rot-Lila-Bündnis in Brandenburg

Fr 06.12.24 | 21:08 Uhr
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06.12.2024, Brandenburg, Potsdam: Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident des Landtages Brandenburg.
Audio: rbb24 Inforadio | 06.12.2024 | Miriam Berger | Bild: dpa/Michael Bahlo

In Brandenburg haben am Abend die SPD und das Bündnis Sahra Wagenknecht auf ihren Landesparteitagen der Koalitionsvereinbarung zugestimmt. Damit kann sich nun Dietmar Woidke am 11. Dezember zum Ministerpräsidenten wählen lassen.

Der Weg für das erste rot-lila Bündnis in Deutschland ist frei. Auf Parteitagen in Potsdam haben die SPD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Brandenburg jeweils dem gemeinsam ausgehandelten Koalitionsvertrag zugestimmt. Bei der SPD stimmten 108 Parteimitglieder für den Vertrag, es gab eine Enthaltung und keine Gegenstimmen. Beim BSW stimmten alle 32 Stimmberechtigten für den Vertrag.

Somit ist die bundesweit erste Koalition aus SPD und BSW in Brandenburg beschlossen. Nach dem einstimmigen Votum des BSW entschied auch ein SPD-Landesparteitag nahezu einhellig für den Koalitionsvertrag.

Es gibt auch Kritik bei der SPD

"Es waren schwere Verhandlungen, es waren harte Verhandlungen", sagte SPD-Landeschef Woidke beim Landesparteitag. Er nannte das Thema Ukraine-Krieg als Beispiel. Die SPD habe Unterschiede nach hinten gestellt. "Wir haben es auch geschafft, diese schwierigen Situationen gemeinsam zu meistern", sagte Woidke. Es gebe nach der Landtagswahl nur eine Option ohne die AfD - und das sei die Koalition mit dem BSW.

Nicht alle Genossen zeigten sich zufrieden. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Polen, Wolfram Meyer zu Uptrup, warnte vor Verunsicherung der polnischen Nachbarn und vor russischem Imperialismus: "Wenn Frieden in Wirklichkeit Unterwerfung bedeutet, dann ist es kein Frieden." Juso-Landeschef Leonel Richy Andicene kritisierte die Stärkung von Grenzkontrollen, lobte aber die Arbeits- und Jugendpolitik. Juso-Vorstand Maximilian Henningsen lehnt die Bezahlkarte ab: "Die Bezahlkarte drückt Misstrauen gegenüber Menschen aus, die vor Krieg und Vertreibung fliehen müssen."

BSW will Ukraine-Krieg mit diplomatischen Mitteln beenden

"Das ist ein überwältigender Vertrauensvorschuss, den ihr uns gebt. Wir werden liefern", rief der BSW-Landesvorsitzende Robert Crumbach. Die Bevölkerung dürfe nicht im Regen stehen gelassen werden. Er räumte ein: "Es gab in diesen Sondierungsverhandlungen sehr, sehr schwierige Situationen, wo ich gedacht habe: Okay, das wird nicht funktionieren."

Aus der Sicht der Bundesvorsitzenden Sahra Wagenknecht hat das BSW im Koalitionsvertrag mit der SPD wichtige Weichen für eine andere Politik gestellt. Es sei wichtig, dass das BSW verankert habe, dass der Ukraine-Krieg mit diplomatischen Mitteln beendet werden müsse, sagte sie beim Parteitag. "Wir haben die Debatte über Krieg und Frieden (...) verändert in diesem Land."

Auch die Kabinettszusammensetzung soll bereits feststehen

Auch die Besetzung der Ministerposten in der künftigen Brandenburger Landesregierung ist nun klar. Für die SPD soll der bisherige Landtagsfraktionschef Daniel Keller Wirtschaftsminister werden. Den Posten des Justizministers bekommt der bisherige Staatssekretär in der Staatskanzlei, Benjamin Grimm. Agrarministerin wird die Landtagsabgeordnete und Landwirtin Hanka Mittelstädt. Weiter Bildungsminister bleiben soll Steffen Freiberg. Manja Schüle behält ihr Amt als Wissenschaftsministerin, Kathrin Schneider bleibt Staatskanzleichefin. Ministerpräsident bleibt Dietmar Woidke.

Auch wer beim BSW künftig Ministerposten bekommt, wurde offiziell. So wird Parteichef Robert Crumbach Europa- und Finanzmister, die frühere SPD-Landtagsabgeordnete Britta Müller soll das Ressort Gesundheit und Soziales übernehmen. Das Amt des Infrastrukturministers soll der bisherige Bürgermeister der Brandenburger Stadt Templin, Detlef Tabbert, bekommen. Den Koalitionsvertrag, den die Parteitage nun absegneten, stellten Woidke und Crumbach in der vergangenen Woche vor.Inzwischen ist auch bekannt, wer welchen Ministerposten übernehmen soll. Bei der SPD ist Fraktionschef Keller als Wirtschaftsminister vorgesehen. Die bisherige Finanzministerin Lange soll Innenministerin werden. Beim BSW soll Landeschef Crumbach das Finanzressort übernehmen.

Am nächsten Mittwoch will Ministerpräsident Woidke von der SPD sich wiederwählen lassen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2024, 19:30 Uhr

35 Kommentare

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  1. 35.

    Das setzt voraus, dass AfD und BSW überhaupt irgendetwas für die unteren Einkommensklassen zuwegebringen. Um sich vom Gegenteil zu überzeugen reicht bei der AfD schon ein Blick ins Wahlprogramm, bei dem BSW muss man zusätzlich etwas DENKEN weil das Geschwurbel sehr allgemein gehalten ist. Ich denke das diejenigen, die die ganze Zeit auf demokratische Parteien einprügeln, überhaupt noch nicht verstanden haben, wie gut es ihnen eigentlich wirklich geht und was sie erwartet, wenn ihre Populisten tatsächlich an die Macht kämen.

  2. 34.

    Gutverdienende wählen halt das was das Gutverdienen auch (noch) weiter fördert.
    Und allem Anschein nach sind es auch die meisten Wähler.
    Selbst wenn man die AfD-Orientierten raus nimmt.
    Sozial und demokratisch steh so oder so auf der Kippe.

  3. 32.

    Nun ja, Sie uminterpretieren "Druck ausüben" zum "Rat geben", ihren Personenkult, der bei "Faschos" üblich ist, der ist für Sie ein freiheitlichdemokratisches Gebahren.
    Ich gehe davon aus, dass für Sie, was das freiheitlich demokratisches Verständnis betrifft, auch die AfD dem BSW ebenbürdig ist.

  4. 30.

    Sie haben nur in so fern Recht, man muss leieder auch mit der AfD leben!!

  5. 29.

    Da muss sich Herr Voitke warm anziehen.

  6. 28.

    Mir sind keine Äußerungen von Sahra Wagenknecht bekannt, die Zweifel an ihrer Verfassungstreue aufkommen lassen. Alles, was Sie apodiktisch behaupten, lässt sich nicht belegen und spricht nur für Ihre intolerante Haltung, die ihren Ausdruck in einer maßlosen Diffamierung Andersdenkender findet.

  7. 27.

    Nun, die Gegenkandidaten wurden von noch weniger Wählern unterstützt. Da es nun eine parlamentarische Mehrheit mit dem BSW gibt, ist es nur folgerichtig, wenn Dietmar Woidke wieder Ministerpräsident wird.

  8. 26.

    Keine Ahnung, liegt’s am Gehör oder den Augen? Oder fehlst am Verstand?
    Oder woher nehmen sie hier ihre Erkenntnisse und Schlussfolgerungen?!

  9. 25.

    Die Auswirkungen jahrzehntelanger konservativ-liberaler Politik sind jedenfalls katastrophal und treffen all die, die nicht zu den Gutberdienern gehören. Im übrigen gehe ich davon aus, das Sahra Wagenknecht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht, auch wenn ihre intoleranten Gegner sie in jeder nur möglichen Weise diffamieren.

  10. 24.

    Du hast da was nicht verstanden. Wie sich eine Partei aufstellt, ist ihr überlassen. Der Wähler kann ja entscheiden, ob er das gut findet. Wenn es dazu führt, dass eine Partei ihre Prinzipien beibehält, kann ich damit jedenfalls leben.

    Danke für den sachlichen Artikel.

  11. 23.

    Deshalb steht Brandenburg dort wo es steht. An vorletzter Stelle aller Bundesländer im Bildungsstand noch hinter Berlin. Das will schon was heißen, Bildungsminiterium in Händen der SPD zum Glück nichtmehr in Berlin. Lebt überwiegend vom Speckgürtel um Berlin. Also dann weiter so. Übrigens 70 % der Wähler wollten Woidke nicht und das zu Recht denn wer jegliche Eingaben anderer Parteien im Landrat ablehnen will, Aussage Woidke, sollte mal über sein wirken nachdenken.

  12. 22.

    Oh da geht noch mehr. Das Geschäftsmodell der AfD klappt doch hervorragend. Die brauchen nicht regieren. Die brauchen einfach nur da sein. Mit den erreichten Wahlergebnissen gelingt es, naive Politiker in absurdeste Koalitionen, oder Minderheitskonstrukte zu treiben. Dann braucht man nur abwarten. Die Demokratie zeigt dann ihre absurde Seite. Es sind keine Kompromisse mehr angezeigt, sondern es wird mit offenen Erpressungen gearbeitet. Der schwache, wie z. B. Woidke, Voigt, oder Kretschmer kuscht dann. Die Saat ist ausgebracht. Erst recht geht sie auf, wenn dann noch krampfhaft Strohhalme ergriffen werden, wie Verbotsverfahren, oder ähnliche Verzweiflungstaten. So jedenfalls löst man kein Problem.

  13. 21.

    Armes Brandenburg!
    Immer wenn man denkt es kann nicht schlimmer kommen……

  14. 20.

    Genau; alles LUPENREINE Demokraten. Besonders Sahra Wagenknecht. Das sieht doch nun wirklich jeder Blinde mit dem Krückstock.

    Nur nicht wundern, wenn’s dann irgendwann nach hinten losgeht und die Auswirkungen einen selber betreffen.

  15. 19.

    Dass eine Parteivorsitzende sich auch zu landespolitischen Fragen äußert, ist nun nicht unzulässig und kommt auch in anderen demokratischen Parteien vor.. Entscheidend ist, dass die Landesverbände hieran nicht gebunden sind und im Zweifel den Rat der Vorsitzenden nicht befolgen müssen. Ob sie das dann freiwillig tun, ist deren Entscheidung, verpflichtet sind sie hierzu nicht.

  16. 18.

    Beispielsweise, unsere freihetlich demokratische Grundordnung sieht ein föderales System vor, heist, es gibt 16 Bundesländer mit weitreichenden Kompetenzen, dies gilt auch für die Ebene der jeweiligen Landesvebände aller politischen Parteien, aber das respektiert Frau Wagenknecht.nachweislich nicht.
    Eine Frau gründet eine Partei die ihren vollen Namenträgt, schart um sich Fans, und als Bundesvorsitzende ist sie nicht gewillt den Landesvebänden ihre Kompetenzen zuzugestehen.
    Fazit: An diesm Beispiel wird deutlich, dass das BSW die hiesige freiheitliche demokratische Grundordnung nicht ernst nimmt.
    Wer glaubt, dass die Frau Wagenknecht gar das GG ernst nimmt, der kann es ebenso gut der AfD glauben.

  17. 17.

    Was hat die SPD oder auch der Ministerpräsident Woidke in Brandenburg, falsch gemacht ???
    Alles was gemacht wurde und wird in Brandenburg, ist von den Bürgern: innen, genau So gewollt !!!
    Die SPD und Herr MP Woidke führen nur das aus, was der Bürger/die Bürgerinnen wollen.
    Der Strukturwandel in der Lausitz, der uns in Brandenburg seit Jahrzehnten schon Milliarden kostet und weitere unendliche Milliarden kosten wird, ist vom Bürger gewollt.
    Das dann, keine Millionen für andere Regionen für andere Projekte in Brandenburg mehr vorhanden sind, hat der Brandenburger Bürger, zu verantworten.
    Und das, sollte erstmal klar sein !!!
    Eine Demokratisch gewählte Landesregierung, führt nur den Willen der Bürger:innen aus und das, mach die SPD seit Jahrzehnten in Brandenburg - Punkt

  18. 16.

    Das hat die Wählerschaft in Brandenburg offensichtlich anders gesehen. Sie sollten das akzeptieren, auch wenn es Ihnen nicht gefällt.

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