Tomislav Piplica und Sohn Zak Paulo bei Lok Leipzig - Das Projekt "Aufstieg" ist nun Familienangelegenheit
Bundesliga-Legende Tomislav Piplica ist neuer Torwarttrainer bei Lokomotive Leipzig - wo er auf seinen Sohn Zak Paulo trifft. Der hat sich bei den Sachsen mittlerweile einen Namen gemacht. Wie fühlt es sich an, das Scheinwerferlicht wieder dem Vater überlassen zu müssen?
Vater und Sohn tragen sogar denselben Spitznamen: "Pipi". Mit der Verpflichtung des Seniors Tomislav als Torwarttrainer steht nun der zweite Piplica unter Vertrag beim Fußball-Regionalligisten 1. FC Lokomotive Leipzig. Sohn Zak Paulo hatte sich den Sachsen bereits drei Jahre zuvor angeschlossen. "Heute beim Training gab es eine Situation, bei der ich mich umgedreht habe, obwohl mein Vater gemeint war", sagt Zak Paulo mit einem Kichern. Gemeinsam mit seinem Vater ist er rbb|24 telefonisch zugeschaltet.
"Pipi" Piplica und "Pipi" Piplica bei Lokomotive - Vater und Sohn im selben Team. Kann das gut gehen?
Anfang Juni verkündete der Klub die Nachricht, die sowohl in Leipzig wie auch bei Fußballromantikern über Sachsen hinaus die Herzen höherschlagen ließ: "Tomislav heuert beim FCL an", lautete die Vereinsmitteilung des Viertplatzierten der abgelaufenen Regionalliga-Saison. Seit elf Jahren wohnen die Piplicas schon in Leipzig. Seit rund drei Wochen bilden sie nun eine Fahrgemeinschaft zum Trainingsgelände.
Das entscheidende Puzzleteil?
"Zak ist hier schon lange Stammspieler", betont Tomislav Piplica, der zuletzt beim Drittligisten Erzgebirge Aue die Schlussmänner coachte. "Er hat seinen Weg alleine gefunden, ohne die Hilfe vom Papa. Das hat es mir einfach gemacht zu sagen, dass ich dazukomme."
Seit Zak Paulo bei den Leipzigern aktiv ist, habe auch Tomislav immer wieder Anfrage von Lok-Verantwortlichen erhalten: "Wann kommst du zu uns?" Mal im Spaß, mal mit mehr Ernst. Zuletzt habe Cheftrainer Almedin Civa um ihn geworben. Dann sei man sich schnell einig geworden, berichtet der 54-Jährige.
Lokomotive blickt zurück auf drei erfolgreiche Saisons im oberen Tabellendrittel. Nun wird der Aufstieg in die 3. Liga angepeilt. Auf einen Zeitpunkt habe man sich aber nicht festgelegt. "Ob dieses Jahr oder nächstes Jahr oder in drei Jahren", sagt Tomislav Piplica.
Vielleicht ist er für das Projekt ein wichtiges Puzzleteil. "Die Erfahrung, die er mitbringt, die hat uns gefehlt", sagt sein 21 Jahre alter Sohn. "Seine Art, so, wie er einfach ist - da kommt manchmal ein Spruch, dann gibt es einen Lacher, das tut der Mannschaft gut."
Die Last des Namens
Der Fokus von Tomislav Piplica liegt als Torwarttrainer indes zwischen den Pfosten. Dort könnte es in der kommenden Saison zum heißen Konkurrenzkampf zwischen den beiden Nachwuchshoffnungen Isa Dogan und Niclas Müller kommen. "Beide sind sehr junge, aber talentierte Torhüter. Sie brauchen Erfahrung, sie brauchen Training und Druck", sagt der einstige Schlussmann. Er sehe es als Aufgabe, "beide besser zu machen" und "sie stark zu machen, damit sie die Jungs vor sich auf dem Feld noch besser führen können."
Doch natürlich strahlt der große Name Tomislav Piplica auch über die Torhüterposition hinaus: Piplica, der 1987 mit der jugoslawischen U20-Auswahl sensationell Weltmeister wurde. Piplica, der mit Energie Cottbus zweimal in die Fußball-Bundesliga aufsteigen konnte und dort unter anderem einen von Oliver Kahn getretenen Strafstoß parierte. Piplica, der der Fußballgeschichte eines ihrer kuriosesten Eigentore hinterließ.
"Ich kenne das schon mein ganzes Leben lang, dass ich immer der 'Sohn von' war und dann erst ich selber", sagt Zak Paulo. "Aber ich glaube, dass ich mir in den letzten Jahren meinen eigenen Namen gemacht habe bei Lok."
"Will auch gegen Cottbus gewinnen"
Tatsächlich ist Zak Paulo Piplica unter Trainer Civa in der Startelf gesetzt und zieht die Strippen im defensiven Mittelfeld. Tore erzielt er dabei eher selten - aber wenn, dann sind es die ganz wichtigen. Im Halbfinale des Sachsenpokals sorgte der 21-Jährige gegen den favorisierten FSV Zwickau für den Siegtreffer - per Hackentor. Der Treffer ebnete den Weg ins Finale, das Lokomotive ebenfalls für sich entschied und sich damit zum Sachsenpokalsieger krönte.
Oder ein Jahr zuvor: Ausgerechnet in seiner Geburtsstadt Cottbus schießt der Mittelfeldspieler das erste Regionalligator seiner Karriere, im Stadion der Freundschaft, wo einst sein Vater gefeiert wurde. Wenig später musste er verletzt ausgewechselt werden – unter frenetischen "Piplica"-Sprechchören des Cottbuser Anhangs. In der Lausitz ist der Name "Piplica" immer noch größer als flüchtige Klub-Animositäten.
Für Tomislav Piplica sei Energie Cottbus natürlich immer noch der Herzensverein. "Die Zeit dort vergesse ich nie", sagt der einstige Schlussmann der bosnisch-herzegowinischen Nationalelf. Doch er stellt klar: "Ich bin jetzt bei Lok, ich will auch gegen Cottbus gewinnen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.06.2023, 21:15 Uhr