2. Bundesliga - Hertha braucht nach dem Elversberg-Schock eine Reaktion gegen Schalke

Do 06.03.25 | 15:50 Uhr
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Trainer Stefan Leitl wartet noch auf seinen ersten Sieg mit Hertha BSC. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)
Video: "Der Tag" | 06.03.2025 | Uri Zahavi & Dennis Wiese | Bild: IMAGO / Jan Huebner

Fußball-Zweitligist Hertha BSC steckt nach dem 0:4 gegen Elversberg knietief im Abstiegskampf. Gegen Schalke 04 soll am Samstag ein Befreiungsschlag gelingen - vor beeindruckender Heimkulisse und weitaus weniger Gästefans als zuvor angekündigt.

Fakten zum Spiel

  • Am Samstag kommt es zum 100. Aufeinandertreffen zwischen Hertha und Schalke
  • Schalke hat in der 2. Bundesliga nur einmal - im Oktober 1993 - in Berlin gewinnen können
  • Herthas Jonjoe Kenny, Fabian Reese und Luca Schuler treffen allesamt auf ihren Ex-Klub
  • Die Berliner belegen mit nur acht Punkten in elf Spielen den letzten Platz in der Heimtabelle, am Samstag werden dennoch 70.000 Zuschauer ins Olympiastadion kommen
  • Hertha wartet nach dem 0:0 gegen Nürnberg und dem 0:4 in Elversberg auf den ersten Sieg unter Trainer Stefan Leitl

So läuft es sportlich

Hertha BSC ist mitnichten der einzige große Traditionsverein in der 2. Bundesliga, der eine enttäuschende Saison erlebt. Auch Schalke 04, der Gegner am kommenden Samstag (13 Uhr), hat in der laufenden Spielzeit schon so einiges durchlebt: Fehlstart, Abstiegsangst, Transferflops, Trainerwechsel im September 2024. Doch die Gelsenkirchener konnten sich im Laufe der Saison zumindest etwas stabilisieren und von den Abstiegsrängen fernhalten.

Im neuen Jahr stehen drei Siege, drei Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche. "Wir hoffen auf mehr Konstanz. Woher dieser Wankelmut kommt, ist - wie so vieles auf Schalke - nicht erklärbar", sagt Herbert. Er ist, nur unter seinem Vornamen, Teil des Schalke-Podcast "Blauer Salon", der wöchentlich auf die Geschehnisse in Gelsenkirchen blickt.

Die Einflüsse von außen seien jedenfalls ein Hauptproblem. "Zum Rückrundenbeginn kam auf einmal auf, dass Trainer Kees van Wonderen im vergangenen Jahr seinen Rücktritt angeboten habe. Das sorgte für viel Unruhe, die sich auch auf den Platz übertrug. Nach der positiven Serie zum Hinrundenabschluss kam zudem eine neue Erwartungshaltung auf, man könne nochmal oben angreifen", erinnert sich Herbert.

Jene Hoffnung wurde mit dem Rückrundenbeginn in Braunschweig (0:0) jedoch wieder enttäuscht. "Schon wurde die Kritik am Verein, Trainer wie Kader wieder sehr grundsätzlich." Die Meinung zu Coach Kees van Wonderen ist ohnehin verhalten. "Er lässt der Mannschaft viel Freiraum, es kommt viel aus dem inneren Kern - das ist okay für ihn. So ist er aktuell vielmehr eine Art Moderator, was er aber gut macht", so Herbert. "Fußballerisch ist nicht wirklich eine klare Handschrift zu erkennen. Eine absolute Zeitenwende blieb nach seinem Amtsantritt aus."

Zur Person

Herbert wohnte 2001 der Eröffnung der Schalker Arena bei - und verliebte sich "unsterblich". Der 37-Jährige, der nur unter seinem Vornamen in Erscheinung tritt, hatte eine leichten Weg, konnte mit dem Fahrrad zu den Spielen in Gelsenkirchen fahren. Da er bis heute nicht von seiner Schalke-Liebe "geheilt" wurde, schloss er sich dem Podcast "Blauer Salon" an, der seit 2015 jeden Sonntag über die Ereignisse bei den Gelsenkirchnern spricht.

Das bewegt die Fans

Man könnte es schon beinahe die "alte Leier" nennen: Jedes Mal, wenn sich ein größerer Traditionsverein auf das Auswärtsspiel bei Hertha BSC vorbereitet, geschieht das mit viel Getöse. Ob Köln, Hamburg, Bremen oder Rostock - regelmäßig kündigen sich Zehntausende Gegner-Fans mit dem Vorhaben an, das Berliner Olympiastadion "einzunehmen" und das weite Rund mit ihresgleichen auszufüllen, um es zu einem gefühlten Heimspiel zu verwandeln. Das Wort "Invasion" führt bereits zu einem nervösen Zucken bei Herthanern.

Nicht aber, weil die gegnerischen Fangemeinden ihre Vorstellungen wahr werden lassen, sondern aufgrund der großen Diskrepanz zwischen den angekündigten und tatsächlichen Zahlen. So nun auch beim Schalker Auswärtsauftritt. In Fankreisen kursieren bis heute Zahlen von bis zu 40.000 Anhängern, die angeblich am Samstag ins Olympiastadion strömen. Hertha selbst gibt jedoch offiziell an, dass mit 18.000 bis 20.000 Schalkern zu rechnen ist. Zweifelsohne immer noch eine beeindruckende Zahl, doch weitaus geringer als angekündigt - wie so oft.

Auf diese Spieler sollte Hertha achten

Am vergangenen Wochenende feierte ein großer Name sein Debüt bei S04: Der Ex-Unioner Loris Karius wurde im Winter aus der Vereinslosigkeit geholt und stand gegen Preußen Münster im Tor. Dabei hielt der 31-Jährige direkt die Null fest. "Er hat ein phänomenales erstes Spiel gezeigt", sagt Herbert. "Nun ist die große Frage, ob er die Leistung direkt bestätigen kann. Man wünscht es sich sehr, um endlich wieder eine klare Nummer eins zu haben. Erwischt er wieder einen Sahnetag, wird es Herthas Offensive schwer haben."

Im Feld spielen zwei andere Schalker eine große Rolle. Mit Paul Seguin ist ein weiterer Ex-Unioner Leistungsträger des Teams. "Er lenkt das Spiel als eine Art Quarterback. Mein Geheimtipp wäre, ihn aus dem Spiel zu nehmen, dann lahmt das Schalker Spiel schon sehr", sagt Herbert. Der größte Unterschiedsspieler ist allerdings Kenan Karaman: Kapitän, Lautsprecher und Topscorer der Schalker. "Er wird zwischen den Linien von Mittelfeld und Angriff überall zu finden sein und die Fäden ziehen. Er kann Spieler bedienen, aber auch selbst gefährlich werden", schwärmt Herbert.

Das sagen die Trainer

Stefan Leitl (Hertha BSC): "Wir freuen uns auf diese unglaubliche Kulisse, die aber auch verpflichtet. Schalke hat sich den Saisonverlauf ebenfalls anders vorgestellt, ist individuell aber richtig gut besetzt und ins Punkten gekommen. Das wird ein ganz schweres Spiel für uns. Wir wollen ein gutes Spiel zeigen und Punkte holen."

Kees van Wonderen (Schalke 04): "Bei Hertha wird nach dem 0:4 gegen Elversberg etwas passieren. Sie haben einen guten Kader, die Spieler werden nun besser auf Details achten. Darauf müssen wir uns bestens vorbereiten, um erstmals in dieser Saison zweimal hintereinander zu gewinnen."

So könnte Hertha spielen

"Ich wünsche mir viel Freude und Mut", sagt Herthas Trainer Stefan Leitl. Was in vielen Fällen eine Selbstverständlichkeit wäre, ist bei Hertha schon beinahe das Einfordern des Unmöglichen, denn die Berliner sind nach der 0:4-Blamage gegen die SV Elversberg mental gravierend angeknackst. Hertha hat fünf der letzten sechs Spiele verloren, nur eins der letzten zehn gewonnen - gegen Schalke steht der Tabellenvierzehnte daher massiv unter Druck.

Doch Leitl will vor 70.000 Zuschauern mutig auf Sieg spielen. Dafür stehen ihm mit Luca Schuler und Marten Winkler zwei wiedergenesene Offensivspieler zusätzlich zur Verfügung. Ob Leitl mit Toni Leistner und Diego Demme auf mehr Erfahrung in der Startelf setzt, ließ er offen. Klar ist aber, dass Toptalent Ibrahim Maza trotz Formdelle weiter eine Einsatzgarantie genießt. "Ibo muss spielen, weil er die Qualität hat. Er ist 19 und braucht Stabilität um sich herum. Es sind andere gefragt, die ihm Halt geben müssen", forderte der 47-Jährige.

John Anthony Brooks, Jeremy Dudziak, Bilal Hussein, Kevin Sessa und Smail Prevljak stehen weiterhin nicht zur Verfügung.

Herthas mögliche Startelf: Ernst – Kenny, Leistner, M. Dardai, Zeefuik, Demme, Karbownik – Reese, Maza, Scherhant - Niederlechner

Die Prognose

Der Tipp des Gegner-Experten: "Die ersten 30 Minuten werden aufgrund der jeweils schwachen Abwehrreihen entweder ein absolutes Offensivfeuerwerk oder aber es wird ein absolutes Herumgehacke. Ich tippe auf einen frechen 2:1-Auswärtssieg von Schalke."

Der Redaktions-Tipp: Mit Hertha und Schalke treffen nicht gerade die formstärksten Mannschaften der 2. Liga aufeinander - das wird dem Spiel anzusehen sein. Zwar feiert Hertha den ersten Torerfolg seit drei Wochen, zum ersten Heimsieg seit Oktober 2024 wird es aber nicht reichen. Ein umkämpftes, aber spielerisch sperriges Spiel endet mit 1:1.

Sendung: rbb Der Tag, 06.03.2025, 18 Uhr

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10 Kommentare

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  1. 10.

    Da bin ich voll und ganz bei dir!
    Respekt und Achtung kennt man heute kaum, im Fußball schonmal gar nicht.
    Ich höre jetzt schon das Geschreie wenn man "Westend" sagen würde.....
    HaHoHe

  2. 9.

    Hertha kämpfen, sonst geht es nächste Saison zum Spiel nach Sandhausen blau weisse Grüsse

  3. 8.

    Sorry, bin selbst Mitglied und mache diesen Quatsch nicht mit. Für mich ist es der FC Schalke 04. Wir wollen doch auch, dass unser Verein richtig benannt wird, oder?
    Hat was mit Respekt zu tun.

  4. 7.

    Von schenken hat er nichts geschrieben, ihre Interpretation teilt er also nicht.

    Hertha könnte zugutekommen, daß die Knappen so gut wie im Niemandsland angekommen sind und von daher nicht mehr ganz so motiviert sind, wie eben Hertha, deswegen nur 1:0.

  5. 5.

    Mag ja sein, dass Schalke die drei Punkte nicht mehr braucht, aber sollten sie die dann Hertha BSC schenken? Wie hohl ist das denn?
    Mag sein, dass Sie immernoch glauben, der BCC777 steigt auf, dann sollten Sie Ihre blau-weiße Brille absetzen und der Realität ins Auge blicken: dort, wo Hertha steht, ist schon das Maximum an Leistung, die diese Truppe auf den Rasen bringt.
    Vielleicht steigen die nicht ab und das wäre schon das Wunder, für diese Mannschaft.
    Mag sein, dass die ein Unentschieden "erkämpfen", aber selbst diesen Punkt bekommen sie von Schalke nicht geschenkt.

  6. 4.

    Wer erklärt Herrn Leitl, dass es in Berlin „Gelsenkirchen“ heißt?

  7. 3.

    Hertha bräuchte schon seit Monaten eine Reaktion.
    Aber nichts kommt und die Tabellensituation wir immer brenzliger.
    hahohe geht gar nicht mehr !

  8. 2.

    FC Schalke 04.
    Da steckt mein Tipp drin.

  9. 1.

    Schalke hat sich gut aus der Gefahrenzone rausgezogen und ist damit die akuten Abstiegssorgen los. Die Punkte brauchen sie also gerade nicht wirklich, weil sie seit dem 14. Spieltag 12 Punkte auf Hertha aufgeholt haben und inzwischen 4 Punkte vor ihr liegen. Sie haben jedoch keine Chancen mehr in dieser Saison aufzusteigen und von daher tippe ich ein 1:0 für Hertha.