Rund 275.000 Besucher - Messechef zieht durchwachsene Bilanz der Grünen Woche
Der Lokführer-Streik hatte wohl Auswirkungen auf die Grüne Woche. Die Veranstalter haben nach eigenen Angaben weniger Gäste als im Vorjahr gezählt. Allerdings hat die Messe dieses Jahr auch einen unerwarteten Aufmerksamkeitsschub bekommen.
Der Chef der Messe Berlin, Mario Tobias, hat zum Ende der Grünen Woche trotz niedriger Besucherzahlen als im Vorjahr ein optimistisches Fazit gezogen. "Die Grüne Woche war ein starker Auftakt für ein veranstaltungsreiches Jahr", wird Tobias in einer Pressemitteilung der Messe zitiert.
Insgesamt rund 275.000 Besucherinnen und Besucher seien in diesem Jahr zur Grünen Woche gekommen und damit etwas weniger als im Vorjahr (300.000). Dafür machen die Veranstalter vor allem den Streik der Lokführer bei der Bahn in dieser Woche verantwortlich.
Kauffreudige Messegäste und hochrangiger Politikerbesuch
Nach Angaben des Veranstalters gaben die Gäste pro Kopf über 150 Euro auf der Grünen Woche aus, das Kaufinteresse sei damit höher gewesen, als im Vorjahr, heißt es in der bilanzierenden Mitteilung. Unter den Besuchern waren auch 2.000 Medienvertreter und zahlreiche Politiker, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und acht weitere Ministerinnen und Minister seiner Regierung. Inhaltlich hätten insbesondere die internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft und nachaltige Innovationen im Fokus gestanden.
Olaf Scholz habe die Messe auch genutzt, um nach den großflächigen Bauernprotesten im ganzen Land Kontakt zur Landwirtschaft aufzubauen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der ebenfalls zu Gast war, sagte dazu: "Nicht nur innerhalb der Branche und mit der Politik wurde viel diskutiert, auch Verbraucherinnen und Verbraucher sind ins Gespräch gekommen mit den Menschen, die unsere Lebensmittel herstellen und verarbeiten. Darin liegt unsere gemeinsame Chance, dass wir das Verständnis füreinander stärken und im Dialog weiterkommen."
Erste Grüne Woche für neuen Messe-Chef Tobias
Am Freitag hatte Tobias der rbb24 Abendschau noch gesagt, die gesellschaftspolitische Debatte über die Landwirtschaft habe der Messe einen zusätzlichen Schub gegeben. Die ersten Tage seien großartig gewesen, so Tobias, Mitte der Woche seien die Werte noch höher gewesen als bei der letzten Grünen Woche. Danach begann der Streik. Dieser sei besonders bitter für die Ausstellenden gewesen, sie sich das ganze Jahr auf die Grüne Woche vorbereiteten. Auch viele Schulklassen hätten ihre Besuche absagen müssen, so Tobias.
Tobias ist seit Mai 2023 Messechef, für ihn ist es die erste Grüne Woche. Vergangenes Jahr hat die Messe die andere große Publikumsveranstaltung an einen Konkurrenten verloren - die IFA. Für sie ist die Messe nur noch Hallenvermieter. Bei der Messe Berlin hat Tobias im letzten Jahr nach heftigen personellen Turbulenzen begonnen, er muss nun erstens für Ruhe und zweitens für eine stabile Zukunft sorgen. Zehn Tage Messe, das ist eine teure Kraftanstrengung für alle: "Für die Grüne Woche hat ein riesiges Team Wochen und Monate vorgearbeitet", so Tobias.
Die Grüne Woche sei ein wichtiger Anker seit fast 100 Jahren - und soll es auch bleiben. Trotz des Bahnstreiks seien viele Aussteller glücklich darüber gewesen, teilzunehmen, weil sie direkt in Kontakt mit den Kundinnen und Kunden kämen.
Minister Vogel ist zufrieden mit der Brandenburg-Halle
Zufrieden äußerte sich derweil der Brandenburger Agrarminister Axel Vogel (Grüne) mit der Halle seines Landes: "Die Grüne Woche bietet zu Jahresbeginn die Chance, auf Themen, Herausforderungen und Angebote unserer Land- und Ernährungswirtschaft aufmerksam zu machen", wird Vogel am Samstag zitiert, "auch wenn heute noch keine abschließenden Zahlen vorliegen, zeigen die Gespräche mit Ausstellenden und Gästen, dass uns dies in unserer 30. Brandenburg-Halle gut gelungen ist."
Bereits während der Messe seien immer mehr Online-Bestellungen und -Nachfragen eingegangen, die Mehrheit der Aussteller in der Brandenburg-Halle wollten auch im nächsten Jahr wieder dabei sein. In diesem Jahr hatten 250 Anbieter, darunter zumeist klein- und mittelständische Unternehmen, an 70 Ständen vor allem Regionalprodukte angeboten, darunter Spreewaldgurken, Beelitzer Spargel und Wurstspezialitäten.
Grüne Woche endet Sonntag
Die Grüne Woche endet am Sonntagnachmittag. Bei der 88. Ausgabe der Grünen Woche haben sich seit dem 19. Januar rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern präsentiert. Die Messe wurde vor allem zu Beginn von der Debatte über Subventionskürzungen in der Landwirtschaft und die bundesweiten Proteste von Bauern dominiert.
Auch der Temin fürs nächste Jahr steht bereits fest: Die Grüne Woche 2025 wird vom 17. bis 26. Januar gehen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.01.2024, 16:00 Uhr