Angespannte Haushaltslage - Rock Tech in Guben bekommt keine 200 Millionen Euro vom Bund

Di 07.05.24 | 16:47 Uhr
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Blick über das Baugelände für eine Lithiumfabrik des kanadischen Unternehmens Rock Tech am südlichen Rand von Guben (Foto: dpa/Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 07.05.2024 | A. Rausch/D. Schneider/A. Opitz | Studiogast: Andreas Rausch | Bild: dpa

Seit Monaten wartet Rock Tech Lithium in Guben auf Fördermittel vom Bund. Das Unternehmen will Europas ersten Lithium-Konverter bauen. Nun steht fest: 200 Millionen Euro vom Bund werden nicht kommen. Das Land sichert Unterstützung zu.

Ein großes Lausitzer Strukturwandelprojekt hat einen empfindlichen Dämpfer bekommen: Das Unternehmen Rock Tech Lithium wird für den Bau des ersten europäischen Lithiumhydroxid-Konverters keine 200 Millionen Euro aus einem Förderprogramm des Bundes bekommen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Grund ist demnach die angespannte Haushaltslage. Die Gesamtkosten für den Konverter liegen bei etwa 800 Millionen Euro.

Der geplante Konverter soll nach Fertigstellung ab 2026 jährlich rund 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid produzieren. Der Grundstoff wird unter anderem bei der Produktion von Autobatterien und Energiespeichern benötigt.

Brandenburg sichert Unterstützung zu

Laut Rock Tech habe das Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt, dass es keine Mittel aus der Förderrichtlinie "Resilienz und Nachhaltigkeit des Ökosystems der Batteriezellenfertigung" (TCTF) geben werde. Das Unternehmen hatte auf bis zu 200 Millionen Euro aus dem Programm gehofft. Diese Summe wäre maximal möglich gewesen.

Das Land Brandenburg habe im gleichen Zuge hingegen seine volle finanzielle Unterstützung zugesagt. Es werde nun geprüft, wie die Anlage "substanziell unterstützt" werden kann, heißt es in der Mitteilung. Zudem hätten weitere Förderanträge auf Bundesebene weiter Bestand. Das Unternehmen bemüht sich darum, keine Zweifel an der Umsetzung des Vorhabens aufkommen zu lassen: "Es bestehen weiterhin also ausreichend Förderoptionen", heißt es etwa in der Mitteilung. Dennoch bedauere Rock Tech die Entscheidung des Ministeriums.

"Große Frustration" wegen Verfahrensdauer

In der Mitteilung erklärt Geschäftsführer Dirk Harbecke aber auch, dass die Fördermittel elementar wichtig für die Umsetzung des Vorhabens seien. Die Dauer des Förderverfahrens habe bei allen Beteiligten zu großer Frustration geführt. Man verspreche sich nun auf Landesebene ein zügigeres Verfahren, damit schnellstmöglich eine "finale Investitionsentscheidung" getroffen werden könne.

"Natürlich fühlen wir uns der Lausitz und vor allem der Stadt Guben sehr verbunden und wollen unseren Lithium-Konverter hier bauen", versicherte Harbecke. Er lobte zudem das Engagement von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) und Gubens Bürgermeister Fred Mahro (CDU).

Mahro bezeichnete die Entscheidung am Dienstag gegenüber dem rbb als nicht nachvollziehbar. Er sei "erschrocken und entsetzt" und frage sich, wie Investoren im Bereich Energiewende Vertrauen in die Bundesregierung haben sollen. Man habe in Guben alles unternommen, um dem Investor die besten Bedingungen zu bieten, es sei eine Leistung gewesen, das Unternehmen nach Deutschland und Brandenburg zu locken. "Wir reden über den ersten Konverter für Lithium in ganz Europa, deshalb bin ich so erschrocken", so Mahro. Er fühle sich im Stich gelassen. Mit der Produktion von eigenem Lithium könne sich Europa unabhängiger vom Ausland machen.

Land dämpft Erwartungen

Brandenburgs Wirtschaftsminister Steinbach erklärte am Dienstag, dass das Land die nun entstandene Lücke nicht vollständig schließen könne: "200 Millionen aus dem eigenen Haushalt sind definitiv nicht stemmbar." Der Minister bestätigte aber eine enge Abstimmung mit dem Unternehmen und erklärte, dass nun beispielsweise ein älterer Förderantrag von Rock Tech, der wegen der Hoffnung auf Bundesmittel bislang ruhte, wieder aufleben soll.

Für das Unternehmen werde es nun schwieriger, er gehe aber wegen der bisherigen Investitionen davon aus, "dass Rock Tech uns treu bleiben wird", so Steinbach. Es könne nun aber länger dauern, bis die Anlage tatsächlich errichtet ist. Weil derzeit alle Bundesländer unter den eingeschränkten Förderbedingungen leiden würden, müsse in der Bundesregierung über eine Neugestaltung der Schuldenbremse nachgedacht werden, so Steinbach weiter. Andernfalls seien notwendige Investitionen nicht mehr möglich.

Die Strukturmittel von Bund und Land für die Lausitz können bei Rock Tech nicht eingesetzt werden, die sind ausschließlich für Infrastruktur und nicht direkt für Unternehmen gedacht.

Planungen für Anlage weit fortgeschritten

Trotz der nun geplatzten Förderung durch den Bund sind die Planungen für die Anlage bereits weit fortgeschritten. Mit Mercedes Benz sei ein Hauptkunde gefunden worden, der jährlich 10.000 Tonnen batteriefähiges Lithiumhydroxid abnehmen wolle.

Die Versorgung der Anlage mit Rohstoffen sei ebenfalls gesichert. Die Grundmaterialien für den Konverter sollen demnach aus Australien, Brasilien und Afrika kommen - ab 2030 soll die Anlage zur Hälfte mit Recyclingmaterial betrieben werden.

Die Planungen der Raffinerie seien abgeschlossen und 40 Millionen Euro bereits investiert worden. Die finale Genehmigung für Bau und Betrieb der Anlage stehe kurz bevor. Laut Kerstin Wedemann, Chefjuristin bei Rock Tech, soll es noch im Mai soweit sein.

Sendung: rbb24, 07.05.2024, 13:00 Uhr

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75 Kommentare

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  1. 75.

    Ich muss Ihnen da widersprechen. Der Fördertopf war a) nicht plötzlich leer u b) hat das mit dem Urteil des BVerfG nichts zu tun: Hier wurde der Umwidmung von Haushaltstiteln höchstrichterlich widersprochen. Zweifellos werden Sie zur Kenntnis genommen haben, dass meine Einlassungen direkte Repliken auf die unsubstantiierten Behauptungen eines Kommentierenden waren.
    N schönen Abend noch,
    Rajko Peter Petrow

  2. 74.

    Ein Startup mit einer Vision. Muss man haben, ohne Frage. Darauf eine Argumentation aufzubauen, die offenbar komplett die dafür notwendigen Technologiefortschritte ausblendet, ebenso wie die zeitgleich anzunehmenden Fortschritte bei anderen Speichermethoden, die damit immer noch um Faktoren höhere Effizienz des elektrischen Direktantriebs [1], das ist sehr dünn. (Neudeutsch heißt das ja "technogieoffen").

    [1] Diskussionspapier eFuels der Agora Verkehrswende 08.2023

  3. 73.

    Flüchtlinge und Ukraine sind eben wichtiger.

  4. 72.

    Er hat auch gemeinsam mit Herrn Hubertus Heil--SPD das deutsche Lieferkettensorgfaltsgesetz eingefädelt und im Bundestag durchgebracht.

    Ich wußte davon gar nichts. Dann habe ich zuföllig eine Bundestagsdebatte angeschaltet und sehe die Herren Heil und Müller hüpfen --wie kleine Kinder.
    Erst dann habe ich erfahren, dass sie sich über ihrdeutsches Vorreiter- Lieferkettensorgfaltsgesetz freuen.

    Deshalb ist es auch besser, die CDU stellt mit Herrn Merz den zukünftigen Bundeskanzler. Ich denke, Herr Söder hat das mittlerweile eingesehen...Bei Herrn Scholz bin ich mir nicht sicher....

  5. 71.

    "Biokraftstoffe für Schiffe und Flugzeuge" Zuerst reden Sie vom ganzen Verkehr, dann von Schiffen und Flugzeugen. Hat wohl die Mehrheit nicht, mag nützlich dafür sein, aber nicht für alle Autos. Und genau, das sagen Sie nicht.
    "Was nicht gewollt ist--darf nicht sein--denn..das sagen doch auch alle Wissenschaftler...." Was denn nun, ich dachte Sie glauben der Wissenschaft nicht sagten SIE oder nur bestimmten von ihnen ausgesuchten ?
    "kann man denn nicht einmal--einmal--einmal-- vernünftig Argumente austauschen?"
    Wie denn ? Wenn die Argumente auf was genau beruhen ? Wissenschaft kann es ja nicht sein.
    Zu ihrer eFuel-Zeugs:
    "Aktuell geht man von Produktionskosten in den Pilotanlagen von etwa 8,00 € / Liter aus. Dies könnte jedoch durch eine industrielle Produktion auf etwa 3,50 € / Liter gesenkt werden."
    Kaufen Sie sich doch eFuels, Porsche investiert ! Für seine Kunden ? Seien Sie dabei, verkaufen Sie es aber nicht als beste Lösung, vor allem nicht ohne wissenschaftliche Belege.

  6. 70.

    Weil man gegen links und gegen ökogesetzesbrecher einfach zu lasch reagiert. Behörden sin auch oft auf dem linken Auge
    "blind."

  7. 69.

    Quelle:
    airliners Interview Leonie Radtke

    "Ein Euro pro Liter SAF ist unser Ziel"

  8. 68.

    Funfact 2: Söder von der CSU hat sich dafür eingesetzt, dass die vorhandenen Kernkraftwerke bis 2022 hätten abgeschaltet werden sollen. Acht wurde sofort abgeschaltet, sechs weitere in den Folgejahren. Mit Regierungsübernahme fand die Ampel drei AKW vor, deren Betriebsgenehmigung ein paar Tage später erlosch und drei, bei denen die Betreiber sich zunächst gesperrt haben, die nennenswert länger zu betreiben.
    Gerade weil die E-Fuels für Schiffe und Flugzeuge benötigt werden, ist es Unsinn, die in neu zugelassene PKW zu verbrennen. Das wissen auch führende Manager von Autoherstellern wie Blume von Porsche. Der weiß aus erster Hand, welche Schwierigkeiten es bei der Herstellung von E-Fuels gibt. In Chile dreht sich bisher nur ein Windrad für die Fabrik, DAC funktioniert auch noch nicht.

  9. 67.

    Sie wählen jetzt grün, weil der Osten keine Subvention bekommt? Cool!

  10. 66.

    Funfact: CSU-Bundesminister Müller hat u.a. die Finanzierung von grünen Kühlschränke in Kolumbien, ÖPNV in Lateinamerika, Fahrradwege in Peru, gendersensitive Dorfentwicklung in Bangladesch und den Schutz bäuerlicher Kultur in China eingefädelt.

  11. 65.

    Die EU hat bereits beschlossen, dass Kerosin bis 2030 mit 2% e-fuel oder Bio-Sprit gemischt werden muss. Auch für Schiiffe gilt das ab 2034.
    Bis 2050 müssen dann 80% beigemischt werden.--Für Deutschland gilt das ab 2045, weil wir ja immer Vorreiter sind.

    Wieviel würde eine Tankfüllung für einen Flug kosten, würde e-fuel 10 Euro pro Liter kosten (Zur Zeit kostet er ca 4o bis 60 Cent.

    Wann sollte man mit den Planungen für e-fuel beginnen?

    Selbst grüne Experten sprechen von e-fuel und Biokraftstoffe für Schiffe und Flugzeuge. Nur setzen einige in ihren Parteiprogrammen halt eher auf e-Autos, Pedale und den öffentlichen Nahverkehr.
    Es ist wie mit den Atomkraftwerken. Was nicht gewollt ist--darf nicht sein--denn..das sagen doch auch alle Wissenschaftler....

    Oh ich muss mir "Quatsch" und "Blödsinn" --und dass ich "am rechten Rand" fische nachsagen lassen---ich habe es so satt--kann man denn nicht einmal--einmal--einmal-- vernünftig Argumente austauschen?

  12. 64.

    China wird hoffentlich mindestens einen Präsentkorb an Lindner schicken, wenn nicht gar einen an jedes Mitglied des FDP-Präsidiums.

  13. 63.

    Der Fördertopf war plötzlich leer, weil das Bundesverfassungsgericht die Praxis, "Sondervermögen" aus der Coronazeit in diesen Topf--und anderswohin -- zu geben, als verfassungswidrig eingestuft hatte.

    Und obwohl Herr Lindner Bedenken gegenüber dieser Praxis hatte--wurde der Topf gefüllt.Herr Habeck hat die Bremse dabei wohl mit dem Gaspedal verwechselt.

    Ähnliches droht jetzt wohl auch Rock Tech in Guben. Wer bitte kann denn dieser Wirtschaftspolitik noch vertrauen?
    Mich wundert, dass die 10 Milliarden für Intel scheinbar fix bleiben können.

  14. 62.

    Sie glauben der Wissenschaft nicht, ok. Ist Ihr hier zur Schau gestelltes Wissen dann also nur Glauben? Oder irgendwie untermauerbar?

  15. 61.

    "Also braucht man diesen Treibstoff--und MAN wird ihn dann auch bezahlen können. Man rechnet doch bereits mit 1 Euro pro Liter."
    Ich denke "Sie" rechnen damit bzw. sagen das. Ansonsten ist es Quatsch. Nehmen Sie es mal 10 dann wird ein Schuh draus.

    Oder erwartet der "MAN" russisches Geld ? Bei den dreisten Sachen, die Sie behaupten würde es passen

  16. 60.

    Nun - mit Verlaub - Teile dieses Kommentares sind Blödsinn. Nicht "Herr Habeck" hat hier gestrichen- sondern es war ein Fördertopf mit einer Fördersumme X gefüllt worden. Und dieser Betrag wurde ausgeholfen. Punkt. II. Ü. werde ich den Kauf eines E-Autos nicht von Finanzgeschenken auf Kosten des Steuerzahlers abhängig machen, zu denen auch ich gehöre.
    Rajko Peter Petrow

  17. 59.

    „um nicht in ein paar Jahren tatsächlich Krieg gegen Russland führen zu müssen“
    Haben Sie denn Hinweise darauf, dass Russland mit Deutschland Krieg führen will? Und was hat das mit dem Thema zu tun?

  18. 58.

    Wie lange muss man elektrisch fahren, bis es "billiger" wird?

    Wer erst einmal beim Kauf viele tausend Euro mehr fürs Auto zahlen muss, muss lange fahren, bis sich der preiswerte "Sprit" auszahlt.

    Könnten sich alle ein E-Auto leisten,und wäre das alles tatsächlich "billiger"-- wäre der Markt nicht eingebrochen, nachdem Herr Habeck die Subventionen für e-Autos gestrichen hat.

    Wärmepumpen sind auch billiger--nur muss man vor dem Betrieb 100.000 Euro+ in neue Fenster, Fassadendämmung, neues Dach und eine neue Heizung investieren.

  19. 57.

    Stimmt! Also jetzt mal abgesehen von den über 4.000.000.000.000,00 € die jetzt seit knapp 35 Jahren von West nach Ost geflossen sind - für die man sich ja auch immer so herzlich bedankt.

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