Ehemaliges Flughafengebäude - Architekt schlägt neuen Messestandort in Berlin-Tempelhof vor
Die Messehallen unter dem Funkturm sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden, das kostet viel. Und der Umbau des Autobahndreiecks wird über Jahre den Weg zur Messe erschweren. Ein Architekt schlägt nun eine Alternative vor.
- Architekt schlägt Vorfeld des ehemaligen Flughafengebäudes in Berlin-Tempelhof als neues Messegelände vor
- Neubau der Hallen soll nach Schätzung etwa 800 Millionen Euro kosten
- Grüne und Linke kritisieren Vorstoß und unterstützen Sanierung der Messe unter dem Funkturm
Sechs helle neue Messehallen könnten auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafengebäudes in Berlin-Tempelhof entstehen. Viele der Messehallen am bisherigen Standort unter dem Funkturm seien sanierungsbedürftig, sagte der Architekt Reinhard Müller. Zudem werde das Areal dort durch die vorgesehene Erneuerung des Autobahndreiecks Funkturm schlechter erreichbar sein.
Nach einer Schätzung der Euref AG, die auch das Schöneberger Gasometer entwickelte, würde der Neubau der Hallen in Tempelhof etwa 800 Millionen Euro kosten. Die neuen Hallen hätten einen Ausstellungsfläche von 200.000 Quadratmetern. Ein Messe-Zugang, Verwaltung und Hotels sollen demnach im ehemaligen Flughafengebäude Tempelhof liegen.
Giffey will sich Konzept ansehen
Die zuständige Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sagte, sie werde sich das Konzept gemeinsam mit Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) ansehen. "In welcher Form sich Tempelhof für Kongresse und Großveranstaltungen eignet und für die Bedarfe der wachsenden Branche Lösungen bieten kann, ist eine spannende Frage."
Giffey betonte zugleich, die Zukunft der Messe werde "weiterhin unter dem Funkturm" sein. Sie sprach von "gut abgestimmten Investitionen in die Infrastruktur der Messe, die notwendig sind und die wir tätigen, um unser Landesunternehmen fit für die Zukunft zu machen".
"Ich finde den Vorschlag erst mal superinteressant", sagt Christian Gräff, Wirtschaftsexperte der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. "Ich glaube, wir brauchen nicht nur eine Idee für Tempelhof – und zwar nicht nur für das Feld, sondern auch für das Bestandsgebäude, das ja sehr groß ist."
Berlin benötige zusätzliche Messekapazitäten, so Gräff. Er begrüßt es daher, dass sich Privatunternehmer Gedanken dazu machen. In die Infrastruktur müsse am jetzigen Messegelände investiert werden, so Gräff. Vorstellbar sei das auch in Tempelhof. Das Land Berlin als Messe-Eigentümer könne die Aufgaben allerdings nicht allein stemmen:
Laut Gräff braucht es dafür neben eigenen Mitteln auch Fremdkapital, um neue Messehallen bauen zu können. "Und das wollen wir als CDU-Fraktion." Schließlich wolle Berlin Messen dazugewinnen.
Christoph Wapler (Grüne) reagierte verhalten auf die Tempelhof-Idee: "Wir haben uns immer für den Standort Messegelände unter dem Funkturm ausgesprochen. Die Idee, die Hallen abzureißen und das Gelände zu verkaufen, um dadurch Gelder zu gewinnen für einen Umbau in Tempelhof, sehe ich durchaus kritisch.", sagte er.
Wapler will am bisherigen Messestandort festhalten. Nicht einleuchtend findet er zudem das Argument, die Messe solle umziehen, weil die nötige Erneuerung des nahen Autobahndreiecks ihre Verkehrsanbindung beeinträchtigen werde. Die Aufgabe des Landes sei vielmehr, dafür zu sorgen, dass die Messe trotzdem beliefert werden kann. Ähnlich argumentiert Sebastian Scheel von der Linken, der sich dafür ausspricht, die bestehenden Messehallen zu sanieren. "Wir bauen ja nicht gerade Solaranlagen auf die Dächer, um sie dann abzureißen. Das ist doch absurd. Wir wollen diese Messe als Standort stärken und dafür müssen wir sie herrichten", so Scheel.
Sowohl die Sanierung der Messe unter dem Funkturm als auch ein möglicher Bau neuer Hallen in Tempelhof dürften eine jahrzehntelange Aufgabe werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.06.2024, 8:00 Uhr