Ehemaliges Flughafengebäude - Architekt schlägt neuen Messestandort in Berlin-Tempelhof vor

Fr 21.06.24 | 16:19 Uhr
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Symbolbild: Blick auf den Tempelhofer Feld. (Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.06.2024 | Kirsten Buchmann | Bild: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Messehallen unter dem Funkturm sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden, das kostet viel. Und der Umbau des Autobahndreiecks wird über Jahre den Weg zur Messe erschweren. Ein Architekt schlägt nun eine Alternative vor.

  • Architekt schlägt Vorfeld des ehemaligen Flughafengebäudes in Berlin-Tempelhof als neues Messegelände vor
  • Neubau der Hallen soll nach Schätzung etwa 800 Millionen Euro kosten
  • Grüne und Linke kritisieren Vorstoß und unterstützen Sanierung der Messe unter dem Funkturm

Sechs helle neue Messehallen könnten auf dem Vorfeld des ehemaligen Flughafengebäudes in Berlin-Tempelhof entstehen. Viele der Messehallen am bisherigen Standort unter dem Funkturm seien sanierungsbedürftig, sagte der Architekt Reinhard Müller. Zudem werde das Areal dort durch die vorgesehene Erneuerung des Autobahndreiecks Funkturm schlechter erreichbar sein.

Nach einer Schätzung der Euref AG, die auch das Schöneberger Gasometer entwickelte, würde der Neubau der Hallen in Tempelhof etwa 800 Millionen Euro kosten. Die neuen Hallen hätten einen Ausstellungsfläche von 200.000 Quadratmetern. Ein Messe-Zugang, Verwaltung und Hotels sollen demnach im ehemaligen Flughafengebäude Tempelhof liegen.

Giffey will sich Konzept ansehen

Die zuständige Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sagte, sie werde sich das Konzept gemeinsam mit Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) ansehen. "In welcher Form sich Tempelhof für Kongresse und Großveranstaltungen eignet und für die Bedarfe der wachsenden Branche Lösungen bieten kann, ist eine spannende Frage."

Giffey betonte zugleich, die Zukunft der Messe werde "weiterhin unter dem Funkturm" sein. Sie sprach von "gut abgestimmten Investitionen in die Infrastruktur der Messe, die notwendig sind und die wir tätigen, um unser Landesunternehmen fit für die Zukunft zu machen".

"Ich finde den Vorschlag erst mal superinteressant", sagt Christian Gräff, Wirtschaftsexperte der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. "Ich glaube, wir brauchen nicht nur eine Idee für Tempelhof – und zwar nicht nur für das Feld, sondern auch für das Bestandsgebäude, das ja sehr groß ist."

Berlin benötige zusätzliche Messekapazitäten, so Gräff. Er begrüßt es daher, dass sich Privatunternehmer Gedanken dazu machen. In die Infrastruktur müsse am jetzigen Messegelände investiert werden, so Gräff. Vorstellbar sei das auch in Tempelhof. Das Land Berlin als Messe-Eigentümer könne die Aufgaben allerdings nicht allein stemmen:

Laut Gräff braucht es dafür neben eigenen Mitteln auch Fremdkapital, um neue Messehallen bauen zu können. "Und das wollen wir als CDU-Fraktion." Schließlich wolle Berlin Messen dazugewinnen.

Christoph Wapler (Grüne) reagierte verhalten auf die Tempelhof-Idee: "Wir haben uns immer für den Standort Messegelände unter dem Funkturm ausgesprochen. Die Idee, die Hallen abzureißen und das Gelände zu verkaufen, um dadurch Gelder zu gewinnen für einen Umbau in Tempelhof, sehe ich durchaus kritisch.", sagte er.

Wapler will am bisherigen Messestandort festhalten. Nicht einleuchtend findet er zudem das Argument, die Messe solle umziehen, weil die nötige Erneuerung des nahen Autobahndreiecks ihre Verkehrsanbindung beeinträchtigen werde. Die Aufgabe des Landes sei vielmehr, dafür zu sorgen, dass die Messe trotzdem beliefert werden kann. Ähnlich argumentiert Sebastian Scheel von der Linken, der sich dafür ausspricht, die bestehenden Messehallen zu sanieren. "Wir bauen ja nicht gerade Solaranlagen auf die Dächer, um sie dann abzureißen. Das ist doch absurd. Wir wollen diese Messe als Standort stärken und dafür müssen wir sie herrichten", so Scheel.

Sowohl die Sanierung der Messe unter dem Funkturm als auch ein möglicher Bau neuer Hallen in Tempelhof dürften eine jahrzehntelange Aufgabe werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.06.2024, 8:00 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Für was braucht ne künftige Drittliga Mannschaft ein neues Stadion. Das Momsenstadion wird grad saniert, sollte reichen.

  2. 27.

    Das ist doch wieder so eine Architekten-Selbsdarstellungs Etüde! Das lehnen wir absolut ab! Dafür gibts andere Orte.

  3. 25.

    Keine Messe. Wir wollen das Hertha-Stadion.

  4. 24.

    Sport & Messechaos sollten da bleiben, wo die größeren Profiteure wohnen, der Lärm der Fussballspiele & Verkehr dieser Orte liegen dank ausgleichender Gerechtigkeit dort, wo in Berlin die Wohlhabenden wohnen, lasst Tempelhof in Ruhe.

  5. 23.

    @13 hat schon Recht. Dass die Messe eine Anlieferzone braucht, die eigentlich wesentlich verbessert werden müsste, ist jetzt schon klar. Dennoch gerät gerade diese sowie die Wege zu den Toren u. die Wege über das Messegelände durch die Großbaumaßnahme Ausbau/Umbau des Autobahndreieckes am Funkturm ganz schön unter Druck! Wenn die Messe so wichtig ist, und der Meinung bin ich schon, denn von außen muss Geld in die Stadt kommen, auch durch das Messegeschäft bitte sehr! Wollten wir nicht Sozialwohnungen finanzieren??? Also braucht es gute Bedingungen auf dem Messegelände. Hier muss der Senat wirklich ein scharfes Auge draufrichten, denn die Flächenbegierigkeiten sind sehr hoch! Es braucht wirkl. ein sehr kluges Management, den vorh.Standort dort zügigst modern zu bewirtschaften. Die Aussteller kommen, wenn sie sich präsentieren können. Und wir brauchen mehr Messen mit internationaler Beteiligung. --Wer Dorf haben will, muss ins Dorf ziehen! Das hier ist Großstadt (mit zu viel priv.Blech).

  6. 22.

    Absolut richtig. Wenn meine Ohren mich nicht täuschen, braucht Hertha BSC ein eigenes Fußball-Stadion.

    Messehallen gibt es genug. ICC und Berlin Cube.
    Ach ja, das ICC hat wohl Asbest. Das sollte eh entfernt werden.

    Hinweis: Neu ist nicht immer besser.

  7. 21.

    Messehallen neu Bauen,so ein Schwachsinn....wir haben genug Messehallen einfach Sanieren. Berlin braucht ganz dringend Wohnungen und keine neuen Messehallen. Die Politiker haben ja alle ihre schönen Wohnungen und müssen sich keine Gedanken machen um bezahlbaren Wohnraum.

  8. 20.

    Danke für den Hinweis. Wir haben das alte Bild durch ein aktuelleres ersetzt.

  9. 19.

    Eine Messe in der Innenstadt ist doch quatsch. Der Verkehr ist doch eh schon aus- bzw. überlastet. Wenn da auch noch Messebesucher und Messe Lieferanten/-aussteller dazukommen ist die Infrastruktur dafür gar nicht ausgelegt.

  10. 18.

    Lieber rbb,
    das verwendete Foto ist sehr alt. Darauf sind weder die Containerunterkünfte, noch das Cabuwazi-Zirkusgelände, noch die urbanen Gärten zu sehen.

  11. 16.

    Natürlich wird das irgendwann bebaut aber nicht aus sozialromantischer Sicht, sondern, weil das Gelände ein Haufen Geld wert ist. Nicht umsonst kommt dauernd ein neuer Vorschlag.
    PS gerade die "Randbebauung" mit Wohnungen finde ich immer lustig. Wer will schon an der der S-Bahn Strecke und Autobahn wohnen. Finde das in Schöneberg immer befremdlich, wenn man den Leuten von der Autobahn aus das Salz reichen könnte.

  12. 15.

    Es gibt ein Messegelände bereits und viele Messen gibt es schon nicht mehr. Der könnte auch ein zweites Brandenburger Tor fordern - selbe Logik. Aber Wohnungen wären wesentlich wichtiger.

  13. 14.

    Danke, das sehe ich genau so. Lange schon nicht mehr einen so sinnfreien, noch dazu ernst gemeinten, Vorschlag gehört. (Rand-)bebauung des Tempelhofer Feldes gerne, aber bitte nicht mit Messehallen! Wohnraum herzustellen wäre hier wohl deutlich angemessener…

  14. 13.

    Es wurde ja extra an der Jaffestrasse eine neue doppelstöckige Messehalle gebaut, damit während der Sanierung der alten Hallen ausreichend Platz bei den großen Messen vorhanden ist. Ein wahres Problem ist die Logistik für den Auf- und Abbau, wenn der AWUS-Parkplatz durch die geplanten Bauarbeiten an der A100 wegfällt. Aber Tempelhof wäre da noch schlimmer.

  15. 12.

    "Das sinnlose rumgejammere dass das Feld frei bleiben soll ist einfach mit der Lage Berlins sozial vereinbar."

    Danke, Sie haben es erfasst! Genau so isses!

  16. 11.

    Erstmal ein neues Rathaus und noch 2 Einkaufscenter. Davon hat Berlin... zu wenig :P

  17. 10.

    Die Bebauung des Tempelhofer Feldes ist nur eine Frage der Zeit. Das sinnlose rumgejammere dass das Feld frei bleiben soll ist einfach mit der Lage Berlins sozial vereinbar. Natürlich ist das unangenehm für die Anwohner aber das ist wirklich ein Anteil der Bevölkerung der zu vernachlässigen ist. Man kann da zehntausende Wohnungen errichten. Das ist im Ring und kann die Wohnungsknappheit in Berlin stark lindern.

    Findet euch damit ab. Es wird kommen.

  18. 9.

    Ergeht doch nicht um ein zweites Messegelände wenn das erste wegen Sanierungsarbeiten der Hallen und der Avus nicht zur Verfügung steht.

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