Strom- und Fernwärmeproduzent -
59.000 Haushalte hängen in Potsdam an der Fernwärme. Der Versorger und die Stadtverordneten wollen auf erneuerbare Ernergien umsteigen, aber noch immer ist die Finanzierung nicht geklärt. Die Zeit drängt aber.
Maximal fünf Jahre geben Experten der Turbine 1 des Potsdamer Kraftwerks noch. Die zweite Turbine erreicht 2035 ihr Laufzeitende. Dann wird das Risiko für einen Totalausfall zu hoch. Der kommunale Versorger, die Energie und Wasser Potdam (EWP), hat bereits einen Plan für den Ersatz des Kraftwerks. Dank heißer Wasservorkommen im Untergrund sol inl Potsdam die Wärme in Zukunft zu 60 Prozent aus Tiefengeothermie kommen. Die erste von sechs Anlagen soll bald in Betrieb gehen.
Doch das Gesamtprojekt ist noch nicht finanziert. Die Debatte darum läuft seit Monaten. Dabei geht es um die sichere Wärmeversorgung, aber auch um bezahlbare Mieten und die Querfinanzierung des Stadtwerkeverbunds.
EWP will Fördermittel vom Bund nutzen
"Das müssen wir jetzt machen, weil das Kraftwerk eine endliche Laufzeit hat", sagt Eckard Veil, Geschäftsführer vom Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP). "Und parallel dazu haben wir jetzt auch Fördermittel auf Bundesebene, die wir nutzen wollen."
Diese Förderzusagen vom Bund könnten jedoch in den nächsten Monaten verfallen, wenn die Finanzierung nicht steht. Jeder zeitliche Verzug sorge dafür, dass das Versorgungsrisiko steige, weil Versorgungsausfälle wahrscheinlicher werden könnten. Zudem könne die Finanzierung durch Zeitverzögerungen teurer werden – für die EWP und damit für die Einwohner von Potsdam. "Das wollen wir beides nicht", sagt Veil.
OB Schubert verweist auf Haushaltsdefizit
Doch die Stadtspitze, die die Energieversorgung sicherstellen muss, schien dafür lange Zeit taub. Sie verwies immer wieder auf zu knappe Finanzmittel, erwägte zwischenzeitlich sogar das Kraftwerk länger als empfohlen laufen zu lassen.
"Weil es über eine Finanzierung von mehreren Hundert Millionen geht", sagt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Der städtische Haushalt ist Schubert zufolge aktuell mit knapp 60 Millionen Euro strukturell belastet. "Wir haben finanzielle Zuschüsse in allen Bereichen erhöhen müssen und das muss austariert werden."
Vielen dauert das zu lang. Mit mehreren offenen Briefen wandten sich Bürgerinnen und Bürger sowie Initiativen wie "Potsdam Zero" an den Oberbürgermeister und den Kämmerer. "Obwohl Ihnen alle Fakten seit langem vorlagen und Sie den eindeutigen Auftrag der Stadtverordneten hatten, die EWP bei ihren Bemühungen zu unterstützen [...], sind Sie auch 2024 noch untätig geblieben. [...]", warf "Potsdam Zero" der Stadt bereits Anfang Dezember 2024 vor. "Nach elf Monaten ohne Lösungsansätze von Ihrer Seite schieben Sie nun die gesamte Verantwortung in Richtung Stadtwerke."
Gewinne der EWP haben bisher Bäder und Nahverkehr subventioniert
Die EWP ist Teil des Stadtwerkeverbunds, zu dem auch die Bäder und der Nahverkehr gehören. Bisher wurden Gewinne aus dem Energiegeschäft genutzt, um die anderen Bereiche zu subventionieren. Aber auch den Stadtwerken fehlt das Geld für den Ersatz des Kraftwerks. Noch dazu macht auch die Wohnungswirtschaft in Potsdam Druck. Denn die Bundesgesetze zwingen sie, ihre Gebäude zukünftig erneuerbar zu beheizen.
"Alles, was über die Energieerzeugung optimiert werden kann, hilft bei der Dämpfung der Mietentwicklung", teilte dazu der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) in einer Stellungnahme, die dem rbb vorliegt, den Potsdamer Stadtverordneten mit. "Investitionen in die CO2-Einsparung bei der Energieerzeugung sind fünf mal wirkungsvoller als Investitionen in das Gebäude", heißt es weiter seitens des BBU.
Die Zeit drängt, auch angesichts des Haushaltslochs und des neuen Abwahlantrags gegen das Stadtoberhaupt. "Ich arbeite intensiv daran, dass ich die strategischen Themen, dass wir unsere Wärmeversorgung sichern, zu Ende bringe", sagt Schubert . Ende Januar habe die Stadt "mit der Einbringung der Wirtschaftspläne des Aufsichtsrates der Verkehrsbetriebe und in die Stadtwerke und mit dem Haushalt unsere Hausaufgaben gemacht."
Das Potsdamer Heizkraftwerk Süd produziert 75 Prozent des Stroms und 85 Prozent des Fernwärmebedarfs der Stadt. 2030 muss es aus Altersgründen ersetzt werden. Der Betreiber EWP will das durch einen Mix aus Tiefengeothermieanlagen und weiteren erneuerbaren Quellen schaffen, da die Bundesgesetze ein neues Gaskraftwerk nicht mehr erlauben.
Ob und wie das Geld für Potsdams Wärmewende zustande kommt, wird sich demnach frühestens Ende Januar bei der nächsten Stadtverordnetensitzung zeigen.
Mit Material von Stefanie Otto
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.01.2025, 19:30 Uhr