Warnstreik - Verdi bestreikt ab Donnerstag 48 Stunden Berliner Nahverkehr

Mo 17.02.25 | 16:35 Uhr
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Archivbild: Streik bei der BVG, Strassenbahnen im Betriebshof Lichtenberg, am 05.03.2008 in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Caro/Heinrich)
Video: rbb24 Abendschau | 17.02.2025 | B. Hermel | Bild: Picture Alliance/Caro/Heinrich

Seit fünf Wochen verhandeln Verdi und die BVG übers Geld. Nun kündigt die Gewerkschaft einen neuen Warnstreik an. Am Donnerstag und Freitag will Verdi den Berliner Nahverkehr 48 Stunden lang bestreiken.

Im Tarifstreit mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) hat die Gewerkschaft Verdi zu einem weiteren Warnstreik ab Donnerstagmorgen aufgerufen. Mit Schichtbeginn gegen 3.00 Uhr morgens soll der Bus-, Tram- und U-Bahnverkehr in der Hauptstadt für rund 48 Stunden weitgehend zum Erliegen kommen, teilte Verdi mit.

Es ist der dritte und bisher längste Ausstand im laufenden Tarifstreit mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG). Die bisherigen Warnstreiks dauerten jeweils 24 Stunden.

BVG legt verbesserten Vorschlag vor

Mit dem zuletzt verbesserten Angebot der BVG sei das landeseigene Unternehmen den Forderungen der Gewerkschaft zwar entgegengekommen, teilte Verdi mit. Die BVG hatte unter anderem eine Lohnerhöhung von 17,6 Prozent in den kommenden vier Jahren angeboten. Das aber habe die Tarifkommission von Verdi als zu niedrig bewertet. "Die BVG hat immer noch nicht verstanden, dass die Beschäftigten keine Reallohnsenkung akzeptieren werden", erklärte Jeremy Arndt, Verdi-Verhandlungsführer bei der BVG. "Deshalb erhöhen wir jetzt weiter den Druck."

Zuletzt saßen die Tarifparteien am vergangenen Mittwoch zusammen am Verhandlungstisch. In den Tagen danach befragte die Gewerkschaft die eigenen Mitglieder zum weiteren Vorgehen. Auf Basis der Rückmeldungen entschied sich die Tarifkommission nun für den nächsten Warnstreik.

BVG: Warnstreik völlig überzogen

Die BVG kritisierte den erneuten Arbeitskampf der Gewerkschaft. Dass Verdi gegen das Angebot der BVG streike, zeige, dass die Gewerkschaft die Lage des Unternehmens nicht ernst nehme und die Realitäten verkenne, teilte das Unternehmen mit. "Wir appellieren an die Gewerkschaft Verdi, den völlig überzogenen 48-Stunden-Streik zurückzunehmen und am Verhandlungstisch gemeinsam an einem guten Ergebnis zu arbeiten."

Fahrgäste müssten damit rechnen, dass in der Zeit des Warnstreiks alle U- und Straßenbahnen sowie die meisten Buslinien ausfielen, hieß es weiter. Die Berliner S-Bahn ist vom Warnstreik nicht betroffen.

Verdi hat Ultimatum gestellt

Die nächste Verhandlungsrunde ist für nächste Woche Mittwoch angesetzt. Verdi hat der BVG ein Ultimatum bis zum 21. März gestellt. Sollte das Unternehmen die Forderungen der Gewerkschaft bis zur fünften Verhandlungsrunde an diesem Tag nicht erfüllen, werde es unbefristete Streiks geben, hieß es.

Die Gewerkschaft fordert für die rund 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem verlangt sie ein 13. Monatsgehalt, eine Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage in Höhe von 300 Euro sowie eine Schichtzulage von 200 Euro.

Die Arbeitgeberseite hatte zuletzt das eigene Angebot erweitert und bietet seither 17,6 Prozent mehr Geld über eine Laufzeit von vier Jahren bis Ende 2028. Sie will Mitarbeitenden rückwirkend zum 1. Januar 2025 einen Festbetrag von 225 Euro pro Monat zusichern. In den Folgejahren erhöhe sich das Monatsgehalt dann jeweils um 2,5 Prozent.

Verdi weist das Angebot zurück. Zwar komme die BVG den eigenen Forderungen etwas entgegen - etwa mit dem Angebot eines Festbetrags. Als Knackpunkt gilt für die Gewerkschaft aber die außergewöhnlich lange Laufzeit von 48 Monaten. Verhandlungsführer Jeremy Arndt hat einen derart langen Tarifvertrag ausgeschlossen.

Entscheidung wegen Anschlags zuvor verschoben

Eigentlich wollte die Verdi-Tarifkommission bereits am Freitag über das weitere Vorgehen im Tarifstreit entscheiden. Das Treffen wurde aufgrund des Anschlags in München auf eine Verdi-Kundgebung im Rahmen der Tarifrunde im öffentlichen Dienst aber um einige Tage verschoben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.02.2025, 16:20 Uhr

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136 Kommentare

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  1. 136.

    Immer an der Seite der Arbeitnehmerrechte, eine solidarische Selbstverständlichkeit. Da gibt es auch nichts zu diskutieren. Das ist ein Teil des Rechtes und der Freiheit von uns allen.

  2. 135.

    Ich bin als schwerbehinderter Rentner in aller Regel mit dem BVG Personal zufrieden. Da wird schon mal gewartet, gefragt ob ich die Rampe brauche, oä.
    Wenn ich mir angucke durch welch Verkehr ein BVGer seinen Bus täglich steuern muss, kann ich nur sagen: Hut ab!
    Ein Streik liegt immer auch daran, das das Angebot der Arbeitgeber nicht ausreicht. Also bitte auf die schimpfen!
    Für undemokratische Ausfälle gegen das Streikrecht habe ich keinerlei Verständnis!

  3. 134.

    Deshalb verhalte ich mich solidarisch mit denen, die vom Streik betroffen sind. Wäre schön, wenn dies viel mehr täten und nicht nur jammern würden.

  4. 133.

    Kurzes OT: Ich stehe auch bald in Rente, kann Sie und auch meine Schwester gut verstehen - finde aber auch, dass die Rentenbezieher, zu denen ich mich auch bald zähle, von den Abschlüssen allerdings, zwar mit Verspätung von ein bis zwei Jahren, auch profitieren, da die Rentenerhöhungen an die Lohnentwicklung gekoppelt sind. Schade, dass unsere Politik den Zug zu einem gerechten Rentensystem hat abfahren lassen. Noch verdiene ich recht gut, wieß aber auch um die Einschränkungen ab Rentenbezug - und hoffe auf gute Abschlüsse und Erfolg für die Streikenden. Sie kämpfen nicht nur für sich....

  5. 132.

    "Marius" hat recht: Befragt wurden und werden alle Beschäftigten, auch wenn die ver.di-Tarifkommission mit Blick auf das Ergebnis dann Beschlüsse fasst. Schließlich gilt ein Abschluss für alle, und ein Streik kann nur erfolgreich sein, wenn auch die Nicht-Gewerkschafter diesen unterstützen.

  6. 131.

    Du findest, dass Menschen für ihr Recht auf gute Bezahlung nicht streiken dürfen? Absurd!

  7. 130.

    Die ticken doch alle nicht mehr ganz richtig mit ihren ständigen Forderungen. Ich möchte auchmal 750 € mehr Rente im Monat bekommen und noch dazu einen 13. Monat.

  8. 129.

    Endlich mal eine realistische Einschätzung! Auch wenn mich als BVG-Beförderungsfall der Streik hart trifft (Meine morgendliche Fahrzeit verlängert sich um eine Stunde) stehe ich dennoch fest zur Forderung von Verdi und den BVG-Beschäftigten! Streikt biss zum Sieg!

  9. 128.

    Viel Erfolg und auf das die hoffetnich schnell folgenden Verhandlungen endlich zu vernünftigen Ergebnissen führen. Da ich bei diesen Temperaturen leider auf´s Auto angewiesen bin (glücklicherweise mit Tiefgaragenplätzen!) biete ich im Vorfeld in der vom Streik betroffenen Kollegenschaft Mitfahrgelegenheiten an. Und sollte ich Platz haben, halte ich an den Tagen an Haltestellen an und frage Wartende nach ihrem Ziel - wenns passt, können sie gerne mitfahren :-)

  10. 127.

    Ist es so wie die BVG sagt, dass man die Forderungen nicht bezahlen kann, also nicht genug Geld da ist, wo solls Geld herkommen? Forderungen hin oder her....greif maln "nackten Mann in die Tasche".
    Mehr Geld für die Beschäftigten schön und gut, aber zahlt die BVG tatsächlich mehr und gibt nach, gehts nur über weitere Erhöhungen bei den Fahrpreisen. Das wird letztlich alles nur weitergegeben.....
    Der Vorstand wird sein Geld socher haben.

  11. 126.

    Ver.di befragt immer seine Mitglieder. Die entscheiden darüber, ob gestreikt wird oder nicht

  12. 125.

    Spitzenidee - 2 Tage Streik bei Minusgraden und Glätte. Seien wir gespannt, wieviele Radfahrer verunglücken und dann am Arbeitsplatz fehlen werden. Ich plädiere für Streik an Wochenenden. Die BVG würde dennoch geschädigt, aber die Auswirkungen für die Bürger wären nicht so krass.

  13. 124.

    In den Text wurde geschrieben das die Gewerkschaft die eigenen Mitglieder befragt hat. Dies ist jedoch falsch. Bei den Rückkopplungen werden alle Beschädigten befragt.

  14. 123.

    Wenn die Forderungen der Arbeitnehmer zu 100% erfüllt werden würden (womit niemand rechnet), wäre der neue Tarifvertrag knapp besser als der des Nahverkehrs in NRW (der dieses Jahr ebenfalls neu verhandelt wird, also nochmal steigen wird).
    Die Forderungen sind also nicht überzogen.

    Das Geld ist auch da, aber es wird stattdessen lieber für Quatsch wie Pendlerpauschale, Dienstwagenprivileg, Benzinpreisbremse, Autobahnausbau durch Naturschutzgebiete, Ausschüttungen an VW-Aktionäre, etc. aus dem Fenster geworfen.

  15. 122.

    Verdi in Regress nehmen.
    Meine Familie ist unter Umständen gezwungen, Bahntickets, die bereits gekauft sind , nicht nutzen zu können.

  16. 121.

    Mitschuld an der Krise ist vor allem Führung des Unternehmens. Die Gehälter ist eins. Es gibt aber noch vieles mehr, was ungeregelt, chaotisch und scheinbar ahnungslos geführt wird. Beispiel: die Dauerbaustellen der U-Bahn. Es ist nicht zu fassen, wie lange Bismarckstraße umgebaut wurde. Besichtigen Sie bitte die Bahnhöfe Kaiserdamm und Blissestr. - Stillstand, Chaos und auch Gefahr für die Gäste, sollte was passieren.

  17. 120.

    SCHWEINEREI!!! Am Freitag ist die Beisetzung einer sehr guten Bezugsperson von mir und ich komme nicht dorthin. Der Friedhof ist in der Liesenstraße. Zwischen U-Bhf. Schwarzkopfstraße und Reinickendorfer Straße. Wie soll ich dorthin kommen? Bekomme ich, wenn ich ein Taxi nehmen würde, das Geld von VERDI erstattet?

  18. 119.

    Also an erster Stelle sollte man das WARN aus dem Wort Warnstreik entfernen!
    Oder ab wieviel Stunden gilt ein Streik nicht mehr als Warnstreik?
    Steht das irgendwo in den Verdi-Statuten?
    Auch ist rätselhaft, wie Verdi nachweisen bzw. prognostizieren kann, "dass die Beschäftigten eine Reallohnsenkung" erleiden müßten.
    Auf den Entwicklungen der letzten vier Jahre berufend oder der des vergangenen Jahres?

    Und traurig auch, wie auch schon ein anderer Kommentar anführte, das die Schwachen Bürger am meisten darunter zu leiden haben da schon immer auf den ÖPNV/BVG angewiesen.

    1 fünftel mehr Lohn, schon recht vermessend/anmaßend!
    Aber klar, mehr Geld mindert Stress bzw. Belasstung und verbessert die Gesundheit.

  19. 118.

    Ja, ja, toll, wenn man gehbehindert oder älter ist, die nächste S-Bahnstation mehrere Kilometer entfernt, und von da zu Termin etc. auch nochmal einige Kilometer Fußweg.
    Nicht jeder kann zu Fuß oder, am Freitag bei angekündigtem Glatteis, mit dem Rad fahren.
    Oder eben aus körperlichen Gründen nicht.

  20. 117.

    Ich wollte auch schreiben, das man sich nur das leisten kann, was man auch Bezahlen kann.