Vermeintliche Knappheit vor Ostern - Das Ei, die Henne und eine gefühlte Krise

Mi 19.03.25 | 06:30 Uhr | Von Andre Kartschall
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Symbolbild: Bäuerin präsentiert eine Palette frisch aus dem Nest gesuchter brauner Hühnereier. (Quelle: imago images/countrypix)
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Audio: Antenne Brandenburg | 19.03.2025 | Hans Peter Goldnick | Bild: imago images/countrypix

Die Preise für Eier sind gestiegen. Dafür gibt es viele Gründe - die Eierversorgung zu Ostern sei aber nicht in Gefahr, so Branchenkenner. Mit dem gravierenden Eiermangel in den USA habe die Situation in Deutschland nur am Rande zu tun. Von Andre Kartschall

Lasse Brandt packt 10er-Packungen Eier in einen großen Karton und erzählt, dass in seiner Branche gerade keine Normalität herrscht: Der sogenannte "Eiermangel" macht sich auch in der Eierpackstation Hoppenrade (Havelland) bemerkbar. Brandt ist hier der Chef und sagt: "Bei uns äußert sich das so, dass die Nachfrage nach Weihnachten einfach nicht weniger geworden ist."

Das ist unnormal. Üblicherweise gibt es zu jedem Jahresanfang eine Nachfragedelle. Gefragter sind Eier dann erst wieder ein paar Wochen vor Ostern. Dieses Jahr aber ist alles anders. "Wir müssen unsere Liefermengen reduzieren, weil wir nicht voll lieferfähig sind", sagt Brandt. 40.000 Eier pro Woche werden von hier aus ausgeliefert.

Eiernachfrage bricht nach Weihnachten regelmäßig ein

Die Ware stammt von Landwirtschaftsbetrieben in der Region. Diese haben - wie jedes Jahr im 1. Quartal - ihre Produktion heruntergefahren. Wegen der traditionell schwächeren Nachfrage zu dieser Zeit bieten sich dafür Januar und Februar an, Hühner "auszustallen" - also ältere Legehennen schlachten zu lassen. Bis neue Hühner soweit sind, dass sie zuverlässig Eier legen, können mehrere Monate vergehen.

Hans-Peter Goldnick vom Bundesverband Ei erklärt die Preissteigerungen mit mehreren Faktoren. Einerseits sei das Angebot etwas geringer als üblich: "Wir haben eine Sondersituation, dass in diesem Januar verhältnismäßig viele Hühnerställe ausgestallt wurden und neue Hühner reingekommen sind."

Bundesverband: "Es gibt keinen Eiernotstand"

Vereinzelt hat es in Europa auch Ausbrüche der Vogelgrippe gegeben. Die Folge: Zwangsschlachtungen und weniger Eier. Hinzu komme, dass jetzt bereits Eier von Färbereien aufgekauft würden, um diese dann zu Ostern auf den Markt zu bringen. "Und diese Eier fehlen dann im Konsum", so Goldnick.

Die Jahresnachfrage pro Kopf ist laut Goldnick signifikant angestiegen: "Von 238 auf 244 Eier, also wir haben pro Bundesbürger acht mehr aufgegessene Eier. Das sind 640 Millionen Eier."

In Anbetracht der vielen Schlagzeilen in den vergangenen Wochen ist Goldnick bemüht, abzuwägen. "Es gibt keinen Eiernotstand", sagt er. Die großen Lebensmittelketten hätten allesamt langfristige Lieferverträge zu festgelegten Preisen. "Die werden erst im August wieder neu ausgehandelt", so Goldnick.

Lediglich am Spotmarkt - also dem Großhandelsmarkt, an dem Händler kurzfristig Eier kaufen können - gebe es derzeit starke Preissprünge. "Da ist es tatsächlich so, dass wir eine richtige Preisexplosion haben." Von denen würden Endverbraucher aber nur im seltensten Fall etwas mitbekommen.

Sprunghafter Anstieg der Eierpreise in den USA

Weitgehende Entwarnung also vom Branchenverband. Eine erhöhte Nachfrage bei gleichzeitiger leichter Unterdeckung des Angebots führt nun einmal - zumindest zeitweise - zu höheren Preisen. Höhere Preise aber führen normalerweise zu mehr Angebot.

Eine Situation wie in den USA ist laut Branchenverband für Europa und Deutschland derzeit nicht absehbar. In den Vereinigten Staaten mussten Millionen Hennen gekeult werden - wegen großflächiger Ausbrüche der Vogelgrippe. Dort stieg der Spotpreis für ein Dutzend Eier von knapp über zwei US-Dollar im Oktober 2024 auf zwischenzeitlich acht US-Dollar Anfang März. Seitdem ist er aber bereits wieder auf unter fünf US-Dollar gefallen.

In den vergangenen Wochen waren US-Produzenten und Zwischenhändler gezwungen, auf dem Spotmarkt Eier dazu zu kaufen, weil die zugesicherten Lieferungen teils ausblieben. Nur ein kleiner Teil dieser Nachfrage aber reicht über den Atlantik und kommt in Europa an. Der Grund ist einfach: Eier sind ein verderbliches Gut und zudem zerbrechlich. Daher wird vor allem Eipulver nach Amerika exportiert. Als einen der Hauptgründe für die Preissteigerungen hierzulande sieht Goldnick die US-Eierkrise nicht.

"Wenn jeder jetzt zwei Schachteln Eier kauft, ist der Markt leer"

Und er verspricht: Auch zu Ostern werde es genügend Eier in Deutschland geben. Falls lokal mal ein Supermarkt ausverkauft sein sollte, heiße das nicht, dass es einen Markt weiter nicht noch welche gebe.

Goldnicks einzige Sorge: eine Überreaktion der Kunden. "Wir müssen nur aufpassen, dass wir nicht in diese Corona-Diskussion kommen mit den Eiern wie damals mit dem Klopapier. Wenn jeder statt einer Schachtel nun zwei Schachteln kauft, dann ist der Markt leer, das ist so."

Profitieren können von der - noch überschaubaren - Eierknappheit diejenigen Lieferanten, die ihre Produktion nicht vollständig an preislich fixierte Lieferverträge gebunden haben. Lasse Brandt von der Eierpackstation Hoppenrade berichtet, dass die Anfragen nach kurzfristigen Lieferungen steigen: "Bei uns wird häufiger an die Tür geklopft. Wenn die großen Wertschöpfungsketten versagen, dann können vielleicht doch die Kleinen und die Regionalen helfen."

Wer Eier übrig hat, kann gute Geschäfte machen. So meldet die deutsche Eiervertriebsgesellschaft für die Kalenderwoche 10: "Erneut ein neues Allzeitpreishoch!" Und appelliert an die Hersteller, ihre Bestände bestmöglich gegen die in Europa noch immer umlaufende Vogelgrippe zu schützen. Von einer Normalisierung der Marktsituation sei vorerst nicht auszugehen.

 

Mit Material von Roman Garthoff und Markus Reher

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.03.2025, 13:15 Uhr

Beitrag von Andre Kartschall

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25 Kommentare

  1. 25.

    Ist denn schon Sommerloch?
    Eierknappheit, echt jetzt?
    Kann mich kaum erinnern das letzte mal Eier im Supermarkt gekauft zu haben.
    Muss halt jeder selber wissen.
    Frohe Ostern

  2. 24.

    So Ein Schwachsinn um sie Preise in die Höhe tu treiben!

  3. 23.

    Mir geht’s heute so gut wie gestern mit eigenen Hühnern und Eiern. Wir haben nie Eier kaufen müssen, irgendwie gehört es auf dem Land dazu, ein paar Hühner zu hegen. Eier von gesunden Hühnern und einer artgerechten Haltung und Fütterung schmecken tatsächlich gut. Hier bei uns haben alle ihre eigenen Hühner, ob damals im Osten oder nach der Wende. Jetzt wird der Brüter wieder bestückt.
    Auch heute beinhalten Eier Dioxin, PFAS, Fipronil, jedenfalls gibt es unendlich viele Skandale um die Eier, die Deutschland auch nur importiert. (Niederlande, Polen, Dänemark)

  4. 21.

    Nicht mitbekommen oder gelesen?
    Habe lediglich auf
    Antwort auf [Dieselkraft ] vom 19.03.2025 um 10:44
    reagiert.
    Oder war da noch einer ein KIM-Ei-Konsument?

  5. 20.

    Altnatura, Bio-Company, Händler auf Märkten. Noch Fragen? Ich gehe mit meiner leeren "Mehrweg-Eierkiste" hin und fülle sie. So einfach ist das.

  6. 18.

    Und bekloppt haben die gemacht!
    Mir geht es seit der Wiedervereinigung wieder um Einiges besser dank der Westeier und -Hühner.
    Nur den Oldstyle-Broiler vermisse ich, war irgendwie viel magerer und trotzdem saftig!

  7. 17.

    Soweit ich weiß nicht in Malls.
    Aber vielleicht ist der Gedanke recht verwegen, aber eventuell auf den diversen berliner Frischemärkten mal einher laufen!
    Nur glaube ich das das für Fischeier gilt diese einzeln zu kaufen.

  8. 15.

    "Sie meinen jetzt aber nicht die KIM-Eier aus "DDR"-Zeiten? Die waren furchtbar." waren ja schließlich aus dem Osten und haben die Lebenserwartung um 30-40 Jahre reduziert.
    Wird mich auch bald treffen.

  9. 14.

    Soweit ich weiß nicht in Malls.
    Aber vielleicht ist der Gedanke recht verwegen, aber eventuell auf den diversen berliner Frischemärkten mal einher laufen!
    Nur glaube ich das das für Fischeier gilt diese einzeln zu kaufen.

  10. 13.

    Sie meinen jetzt aber nicht die KIM-Eier aus "DDR"-Zeiten? Die waren furchtbar. Und ausserdem, wenn Sie immer nur superbillig kaufen, gibt's auch nur superbillige Qualität, nämlich keine. Logisch oder?

  11. 12.

    >"Wer verkauft denn Eier noch lose? Hab' Ich was verpasst?"
    Ja. Sie haben einen ganz normalen kleinen Wochenmarkt in den Städten Brandenburgs verpasst. Da gibts Verkaufsstände von Hühnerhöfen, die Eier auch einzeln verkaufen. Natürlich ist im Dutzend billiger als 8 einzelne Eier. ;-)

  12. 10.

    Soso, der Donald hat keine Eier und will deshalb uns an die Selbigen? Ich dachte, der hat riesengrosse...:-) Hey Mr President, was biste bereit zu zahlen für die 10er-Schachtel? Sind zwar nicht Bio-zertifiziert, aber von glücklichen Freiland-Hühnern. Sogar 3-farbig, braun, grün und weiss. Brauchste nicht mal färben.

  13. 9.

    >"Also dann besser doch keine Solaranlage auf dem Balkon, sondern Hühner halten, bringt mehr!?"
    Da warten Sie ruhig noch etwas. Kann morgen schon wieder anders sein. Dann gehts vielleicht um Mören, Leberwurst oder Tampons. Wie war das immer mit dem jede Woche eine neue Sau durchs Dorf treiben?... ;-))

  14. 8.

    >"Ich befürchte, wenn die vermeintliche Eier-Knappheit weiterhin in den Medien thematisiert wird, werden die Leute erst recht animiert, diese auf Vorrat zu kaufen !"
    Grundsätzlich gilt: Wenn was gehypt wird, dann wird es immer erstmal teuer, weil auch die gefühlte Nachfrage steigt. War schon beim Toilettenpapier so, der Butter, den Tomaten usw. Kennen wir doch.
    Etwas mehr Gelassenheit würde solchen Auswüchsen der hektischen Reaktionen am Handelsmarkt vorbeugen.

  15. 7.

    Also dann besser doch keine Solaranlage auf dem Balkon, sondern Hühner halten, bringt mehr!?

  16. 6.

    Nur die Eier, wo die Hühner mit billigem Fischmehl gefüttert werden, stinken nach Fisch. Einfach einen Cent mehr ausgeben und schon schmecken die Eier wieder.

    Klar, beim "Superbillig"-Discounter gibt es keine einzelnen Eier und auch keine ohne Fischmehl.