Berlin - Studie beziffert Modernisierungskosten für Infrastruktur auf 108 Milliarden Euro

Do 03.04.25 | 11:27 Uhr
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Symbolbild: Ein Arbeiter steht auf der gesperrten Ringbahnbrücke der A100. (Quelle: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: rbb24 Inforradio | 03.04.2025 | Johannes Frewel | Bild: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Straßen, Schienen, Brücken: Notwendige Investitionen sind zuletzt oft wegen leerer Kassen auf der Strecke geblieben. Eine Studie beziffert jetzt den den Nachholbedarf in Berlin und zeigt Wege auf, wie ein Teil der Kosten finanziert werden könnte.

Mindestens 108 Milliarden Euro sollten in den kommenden zehn Jahren in die Sanierung und Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur von Berlin investiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) [uvb-online.de], der Investitionsbank Berlin (IBB) und des Ostdeutschen Bankenverbandes, die am Donnerstag in Berlin vorgelegt wurde. Diese Summe sei nötig, um Straßen, Schienen, Brücken, Schulen, Universitäten, Wasser- und Wärmenetze und vieles mehr auf den aktuellen Stand zu bringen, heißt es.

Mammutaufgabe für Berlin

Allein 48 Milliarden Euro sind demnach für öffentliche Gebäude wie Rathäuser nötig, 17 Milliarden Euro für den Nahverkehr, 13 Milliarden Euro für Universitäten, Schulen und Kitas, 11 Milliarden Euro für landeseigene Wasser-, Energie- und Wärmenetze.

"Wer sich mit offenen Augen durch die Stadt bewegt im Moment, der kann ja den Investitionsbedarf und den Investitionsstau mit Händen greifen. Also es ist nicht so viel investiert worden, wie es erforderlich gewesen wäre", kritisierte Alexander Schirp, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes Berlin-Brandenburg (UVB). Berlins Infrastruktur laufe schon zu lange auf Verschleiß. "Hier kommt eine Mammutaufgabe auf uns zu", betonte Schirp. Auch wenn Berlin einen Teil des fehlenden Geldes aus einem milliardenschweren Investitionspaket des Bundes erhalten sollte, reicht das laut Studie bei Weitem nicht.

Refinanzierung über Kapitalmarkt vorgeschlagen

Stefan Brandt, Vorstandsmitglied der landeseigenen Investitionsbank IBB, rät daher, Geld von Anlegern einzusammeln: "Ein sehr großer Teil unserer Bilanzsumme, den refinanzieren wir auf dem Kapitalmarkt. Das heißt, wir nehmen in der Tat Anleihen auf und haben unsererseits Investoren, die diese Anleihen zeichnen und uns damit Geld zur Verfügung stellen. Was wir dann in Kredite investieren, beispielsweise in diese Art von Infrastruktur-Krediten. Bei diesem Modell der öffentlich-öffentlichen Partnerschaft: Die öffentliche Hand gibt damit nicht Tafelsilber weg, sondern behält es."

Eine Finanzierung koste Zinsen, räumte Schirp ein. Aber die öffentliche Infrastruktur auf modernen Stand zu bringen, werde ohne staatlich abgesichertes Geld von privaten Anlegern kaum gehen, so seine Überzeugung. "Weil wir sonst gar keinen Weg sehen, auch nur in die Nähe dieses notwendigen Betrages zu kommen. Es sind unheimlich viele Kapitalgeber unterwegs und wir werden nie so gut ausgestattet sein, dass wir es uns leisten können, in Berlin zu sagen, privates Kapital lehnen wir aus Prinzip ab."

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10 Kommentare

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  1. 10.

    Auffällig am geschätzten Kapitalbedarf, dass nahezu 50% für die Rathäuser anfallen sollen. Die Bürokratie also überwiegend für sich selbst ausgegeben soll und den zu leistenden Service.
    Die andere Hälfte für die wirklich wichtigen Dinge.
    Diese Aufteilung vom 100 Mrd Euro Investitionskapital empfinde ich als krasses Missverhältnis.

  2. 9.

    "Stefan Brandt, Vorstandsmitglied der landeseigenen Investitionsbank IBB, rät daher, Geld von Anlegern einzusammeln: "

    Brandt war bis 2012 Mitglied des Vorstands der Weberbank.

    "Die Weberbank bietet Dienstleistungen aus dem Bereich Vermögensmanagement, zum Beispiel Vermögensverwaltung, Family-Office, Steuer- und Nachfolgeplanung, Immobilienfinanzierung, Stiftungsmanagement, sowie aus den Geschäftsfeldern Vermögensaufbau, nachhaltige Geldanlage, Vorsorge und Finanzierungen. "

    Nachtijall, ick hör dir trapsen...

    Man will Berlin also ein zweites Mal verramschen.

  3. 8.

    Ich teile Ihre Bedenken. Tierschutz und Denkmalschutz sind nötig. Aber es geht vor allem um die Menschen, die jetzt und künftig in der Stadt leben. Und dahinter müssen das 100. Industriedenkmal und der Sperling dann auch mal zurücktreten. Früher hieß die Parole mal „Im Mittelpunkt steht der Mensch“. Das scheint immer mehr in Vergessenheit zu geraten.

  4. 6.

    Erschreckend: massiver Sanierungsstau, Klimawandel, fehlende Generationsgerechtigkeit. Was kommt da noch auf die zukünftigen Generation zu? Wieso können wir jetzt nicht wenigstens endlich alle (inklusive Rentner, Boomer etc.) alle zusammenrücken und eine Zukunft schaffen?

  5. 5.

    "Allein 48 Milliarden Euro sind demnach für öffentliche Gebäude wie Rathäuser nötig"
    Und diese Gebäude haben Fenster. Viiieeele Fenster. Und dahinter sitzen dann viiieeele Leute, deren einziger Lebenszweck es ist, viiieeel Geld aus ebendiesen Fenstern rauszuwerfen. Mit läppischen 108 Mrd. kommt man da nicht weit...

  6. 4.

    Ein Interessantes Thema wäre,was die Abschaffung der Straßenbahninfrastruktur und die Umgestaltung in ein Busnetz mit zusätzlichen Stadtautobahnen und U Bahnstrecken als Ersatz vorhandener aber politisch geschmähter SBahnlinien in Westberlin gekostet hat,wenn man sich dauernd über die Kosten beschwert.
    Und was kostet es,die fertig geplante Tram zum Potsdamer Platz jetzt nicht zu bauen und später die neue Mühlendammbrücke straßenbahntauglich umzubauen,ganz unabhängig von den positiven Effekten der Tram auf Straßenverkehr und Klima.

  7. 3.

    ... eine Frage der Einflussnahme der Kapitalgeber... Interessen und Konsequenzen... für Berlin und jeden Einzelnen der hier lebt und arbeitet... privates Kapital im öffentlichen Sektor... kein weiterer Kommentar nur noch Kopfschütteln!

  8. 2.

    Die Öffentliche Infrastruktur
    am Kapitalmarkt
    verramschen ?
    Was für Fach-Schubladen-Schädlinge, Mutterlandesverratende !
    Die Deutsche Reichs- Monopol- Post ?
    Verramscht, zerschlagen, ausgeweidet, Funktionsunfähig.
    Die Deutsche Reich- Staats- Bahn ?
    Verramscht, in 1000 Teile zerschlagen, ausgeweidet, bringen nix ein, Börsengang abgeblasen, Funktionsunfähig.
    Die Reichs- Autobahnen ?
    Bringen nix ein, ausgeweidet, Funktionsunfähig.
    Die Staatlichen Krankenhäuser ?
    Verramscht ausgeweidet, zerschlagen, 'umstrukturiert' ausgeweidet, verramscht, immernoch zu teuer, immernoch gebraucht, Umstrukturierung in Erwartung.
    Rentenversicherung,verramscht, geplündert, Kasse leer.
    Pflegeversicherung, verramscht, geplündert, Kasse leer.
    Arbeitslosenversicherung, umstrukturiert,
    ausgeweidet, Kasse leer.
    Öffentliche Gebäude und Grundstücke, verramscht, verkommen, ruiniert.
    Hab ich etwas vergessen ?
    Sonder-Kredit 100 Milliarden € /
    12 Jahre /
    16 Bundesländer
    = 500Tausend € / Jahr !
    LOL

  9. 1.

    Große Zahlen! Jetzt bitte konkret die Umsetzung planen, d.h. prüfen, welche qualifizierten Unternehmen wann in der Lage sind, die Milliarden zu verbauen. Gibt es überhaupt ausreichende Kapazitäten? Wie geht man mit den zu erwartenden Klagen um? Es wird also lange dauern.