Umfrage für ARD-Reportage - Menschen im Osten sehen sich seltener als "Deutsche" als im Westen

Mi 27.09.23 | 10:47 Uhr
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Jessy Wellmer neben dem Flugzeugmechaniker Pierre Bartholomäus. (Quelle: NDR Presse und Information)
Bild: NDR Presse und Information

In Ostdeutschland identifizieren sich 40 Prozent explizit als "Ostdeutsche" und nur 52 Prozent als "Deutsche". Das hat eine repräsentative Umfrage von Infratest Dimap für die ARD-Reportage "Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen" ergeben. In Westdeutschland sehen sich dagegen 76 Prozent als "Deutsche" und nur 18 Prozent als "Westdeutsche".

Knapp die Hälfte der Ostdeutschen fühlen sich demnach als "Bürger zweiter Klasse". 43 Prozent der Befragten beantworteten die Frage mit "Ja", 49 Prozent mit "Nein".

Osten sieht Deutschland weniger stark zusammengewachsen als der Westen

Auf die Frage, wie stark Ost und West inzwischen zusammengewachsen sind, antworten 62 Prozent der Ostdeutschen mit "weniger stark/gar nicht" und 35 Prozent mit "sehr stark/stark". In Westdeutschland antworteten auf die Frage 56 Prozent mit "weniger stark/gar nicht" und 40 Prozent mit "sehr stark/stark".

Auf die Frage, ob die AfD eine Gefahr für die Demokratie darstelle, sagten 54 Prozent der Ostdeutschen "auf jeden Fall/eher ja" und 43 Prozent "auf keinen Fall/eher nein". In Westdeutschland sagten 67 Prozent "auf jeden Fall/eher ja" und 29 Prozent "auf keinen Fall/eher nein".

ARD-Mediathek

Für die repräsentative Umfrage von Infratest Dimap wurden zwischen dem 28. und 30. August 1.310 Menschen befragt (781 Telefoninterviews und 529 Online-Interviews), davon kamen 410 Befragte aus Ostdeutschland und 900 Befragte aus Westdeutschland.

Die Reportage "Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen" mit ARD-Journalistin und Moderatorin Jessy Wellmer läuft am Mittwochabend um 22 Uhr im rbb-Fernsehen und ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Sendung: Hört uns zu! Wir Ostdeutsche und der Westen, 27.09.2023, 22 Uhr

119 Kommentare

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  1. 119.

    Was überhaupt nicht angesprochen wurde und das ganze (diskriminierende) Denken widerspiegeln würde:
    Die strukturelle (!) Benachteiligungen bei Stellenausschreibungen für Spitzenjobs, wo ostdeutsche Biographien seit über 30 Jahren (!) keinen Platz finden.
    Das führt zu einer Besetzung von Führungskräften die aus der „3. oder 4. Liga“ kommen. Das in Brandenburg alle Großprojekte scheitern ist eine Tatsache. Der Zusammenhang zwischen borniertem Denken und Misserfolg ist auch eine Tatsache, ja fast logisch. Das jeder ostdeutsche Staßenbaumeister weiß, welche Kiesgrube er meiden muss, um den Betonkrebs zu verhindern, ist auch bekannt. Geschätzt wurde das nie.

  2. 118.

    Kaum kritische Analysen über und in der BRD? Von wegen. Die Zeitungen haben über etliche Missstände und Skandale berichtet. Regelmäßig! Es gab also eine kritische Öffentlichkeit, die das auch sein durfte und sogar sollte (Stichwort: Erziehung zum mündigen Bürger in einer Demokratie).

  3. 117.

    Ich habe mir diese Sendung bewusst noch nicht angesehen und werde es vermutlich lassen nach den Kritiken z.b.hier. Eine Reportage zum RU/UA-Konflikt und die sogenannte „Ostdeutsche Sicht“ darauf von ihr war ähnlich gestrickt.
    Sie war 12, als die DDR sich auflöste. Ähnlich wie der sogenannte „Ostbeauftragte“ nicht glaubwürdig als „Sprachrohre“ des Ostens.

  4. 116.

    Biedenkopf hat Netzwerke mitgebracht. Und er hat etwas gemacht, was in Brandenburg nur einmal gemacht wurde oder nur einmal geklappt hat: Man muss dahin gehen wo die begehrten Investoren sitzen, statt abzuwarten und auszuwählen. Das „Türklinkenputzen“ ist der Job, für den sich jeder „Verkäufer“ nicht zu Schade sein darf.
    Frage: Wie lockt man in Berlin Wohnungsbauer an und wie vertreibt man sie?

    P.S. Die Moderatorin in der Reportage hat sofort von der Chancenungleichheit abgelenkt und ist immer wieder gleich auf das gekommen was sie hören wollte. Und das waren nicht die guten Bildungsabschlüsse, längere Arbeitszeiten, weniger Rente und Pensionen ... Sie wollte ganz was anderes hören. So schien mir das.

  5. 115.

    Die Sendung hat die Chancenungleichheit, schlechtere Bezahlung, längere Arbeitszeiten kurz angesprochen. Doch die Moderatorin hat sofort, mit den nächsten Fragen, versucht davon abzulenken um in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Sie wollte es. Hören das die rechte Einstellung mangelndes Demokratieverständnis ist. So ist es aber nicht. Weil das Sein das Bewusstsein prägt. Es bleibt nicht ohne Folgen... die Chancenungleichheit.

  6. 114.

    Ach so, und heute gibt es keine Ministerpräsidenten aus dem Westen, außer Ramelow. Und die Ministerpräsidenten die heute regieren sind Ur-Ossis, auch mit Parteibuch SPD, CDU etc. Von daher, lege ich das als Arroganz aus weil es damals nicht wenigstens versucht wurde. Und wenn es nicht funktioniert hätte, wie bei Verkehrsminister Krause, wusste man sich dagegen auch zu wehren! Tut mir Leid aber ich kann Ihre Meinung nicht teilen.

  7. 113.

    "Warum musste ein West-Deutscher Ministerpräsident in Sachsen oder anderen Neuen-Bundesländern sein?".
    Das lag vielleicht daran, dass die ortsansässigen Parteimitglieder diese Personen nominiert haben und die ortsansässige Bevölkerung (ferngesteuert?) die entsprechenden Parteien gewählt hat. Die Partei mit der 40-jährigen Ostkompetenz und dem entsprechenden Personal war ja aus irgendwelchen Gründen zu der Zeit nicht so beliebt.
    Für mich persönlich blieb immer die Frage der Kompetenz entscheidend.
    Abschottung und Wir-bleiben-lieber-uns-Mentalität kannte man in alten Zeiten aus sehr isolierten ländlichen Gebieten. Früher oder später führte das dann unweigerlich zu genetischen Problemen und geistiger Verarmung.

  8. 112.

    >"Der RBB ist meines Erachtens teil des problems, warum es so auseinanderdividiert. Einige Strukturen gehören kritisch auf den Prüfstand."
    Ach echt? Der rbb vermittelt ein nur Ost-Lebensgfühl? Und welche Strukturen im rbb sind so typisch Ost, dass diese so rüberkommt? Das müssen Sie jetzt aber mal konkretisieren!

  9. 111.

    Leider wurden von Anbeginn zu gravierende Fehler gemacht. Warum musste ein West-Deutscher Ministerpräsident in Sachsen oder anderen Neuen-Bundesländern sein? Hat man keinen Einheimischen Ortsansässigen dieses Amt zugetraut? Sowas hat es im Westen nie gegeben das ein Ministerpräsident aus NRW musste, weil es in Bayer niemanden gab für dieses Amt. So wurde der erste Grundstein gelegt für einen Besser-Wessi. Weil das so war musste das Amt eines Ost-Beauftragen geschaffen werden. Nicht nur unter Menschen, auch wirtschaftlich zu viele Fehler gemacht. Schade, lässt sich nie mehr Rückgängig machen!

  10. 110.

    Den Einzelnen und ganz sicher der Gesellschaft um Ganzen ginge es so viel besser, wenn aufgehört eürde in der Staatsangehörigkeit oder der regionalen Zuordnung identitätsstiftendes zu suchen. Es wird sich nichts finden lassen, außer einer Leerstelle, die dann gefüllt wird mit Ausgrenzung, Chauvinismus, Frustration und Haß.
    Identität als etwas zutiefst persönliches und individualistisches zu betrachten wäre ein gesellschaftlicher Fortschritt und Zugewinn!

  11. 109.

    Wann fragen sich die verantwortlichen Politiker eigentlich mal was sie so in den 33 Jahren alles falsch gemacht haben ?
    Kulturbanausen haben ostdeutsche Künstler, Fernsehschaffende , Architekten und die fleißigen DDR - Fachkräfte herabgewürdigt. TV- Abwicklung, Bilderstürmerei,
    was es nicht alles gab was diese BRD über uns gebracht hat.
    Das Maß vollgemacht haben die Praktiken der sogenannten Treuhand, die es fertig brachte eine Volkswirtschaft, die unter den ersten 20 Staaten der Erde rangierte in einen Schuldenberg zu verwandeln. Das ist alles dokumentiert.

  12. 108.

    Der RBB ist meines Erachtens teil des problems, warum es so auseinanderdividiert. Einige Strukturen gehören kritisch auf den Prüfstand.

  13. 107.

    „Für die repräsentative Umfrage von Infratest Dimap wurden zwischen dem 28. und 30. August 1.310 Menschen befragt (781 Telefoninterviews und 529 Online-Interviews), davon kamen 410 Befragte aus Ostdeutschland und 900 Befragte aus Westdeutschland.“
    Das soll eine repräsentative Umfrage sein, das ist eine Beleidung meiner Intelligenz!

  14. 106.

    >"Na ja, nicht ganz richtig. Die wurden solange hochgerechnet bis die Rentenpunkte in Ost und West gleich hoch waren."
    Was so gesehen auch richtig war. Denn: Ein Lehrer bekam zu DDR Endzeiten knapp 900 Ostmark, im Westen als Lehrer wieviel DM? Wenn man die 900 Ostmark als Grundlage Rentenpunkte genommen hätte, wäre es noch ungerechter geworden. Daher die Hochrechnung auf ähnliche Westgehälter und ähnliche Renten für die Arbeitsjahre in diesen Berufsgruppen.
    >"Wurde mit der Zeit natürlich immer weniger. "
    Ab Währungsunion DM und der Umstellung der Einkommen auf DM in der ehemal. DDR gelten die Rentenpunkte und Wertigkeiten im Osten wie für alle je nach Einkommen. Da nach der Umstellung Gehälter auf DM diese zwar auch gleich stiegen (wer dann noch Arbeit hatte!), aber geringer als im Westen waren, haben jetzt Neurentner und zukünftige sowieso weniger Rente als die jetzt noch Rentner aus DDR Zeiten oder kurz nach der Währungsunion Rentner gewordene.

  15. 105.

    "Damals wurde bei Demonstrationen "Kommt die DM nicht zu uns, gehen wir zu ihr" skandiert. Vergißt man heute gerne."

    Wer hat das gerufen, vor allem: wie viele? Es wird auch gern vergessen, dass sehr viele gar nicht vom Westen vereinnahmt werden wollten, auch weil sie ahnten, dass das alles nicht so glatt über die Bühne gehen würde. Und nicht nur die Bürgerrechtler wollten eine andere, eine wirklich demokratische DDR, die wollten gar nicht alle in den goldenen Westen.

  16. 104.

    Typisch verkürzte Darstellung der Ereignisse von 89.
    Anfänglich wurde für Reformierung des Systems und nicht für Abschaffung demonstriert. Erst ab Dezember, als sich die Bundesrepublik immer stärker einmischte, begann der Meinungsumschwung.

  17. 103.

    Bei über 80 Mio Menschen empfinde ich 1310 Befragte nicht als repräsentativ.

  18. 102.

    Als gesellschaftliche Spaltung würde ich ein spezielleres Lebensgefühl nicht deuten. Die allermeisten fühlen sich ihrer Heimat verbunden, speziell der Heimatregion. Dass der Überbau drüber im Osten oder im Westen ist, ist nur ein Detail. Ich bin zuerst Brandenburger, dann Deutscher im Sinne von ganz Deutschland (mit allen Menschen!) und ja auch ostsozialisiert. Das hat im Alltag auch Vorteile bei unkomplizierteren Problemlösungen und dem angelernten Organisationstalent. Dies ist jetzt aber kein Alleinstellungsmerkmal für eine Spaltung, sondern reineweg nur ein eigenes Lebensgefühl.

  19. 101.

    >"Damals wurde bei Demonstrationen "Kommt die DM nicht zu uns, gehen wir zu ihr" skandiert. Vergißt man heute gerne. "
    Genau. Mein Empfinden seinerzeit war, dass die die dies gleich gefordert haben, nicht richtig in Staatsbürgerkunde zum Thema Kapitalismus aufgepasst haben. Ein Jahr mehr Übergang hätte schon geholfen. Aber es war seinerzeit historisch nur ein sehr kleines Zeitfenster, um wieder ein Deutschland zu werden. Was wir auch feststellen müssen ist, dass sich jetzt so 30 Jahre später für die allermeisten eine doch brauchbare Gesellschaft zusammengerauft hat. Klar gibts aktuell einige Probleme und gefühlte Unsicherheiten für viele. Aber hey... das war bis zur Wende in der BRD auch so und die DDR hatte auch ihre gesellschaftlichen Probleme. Jetzt haben alle dieselben Unsicherheiten und Probleme. Das sollte doch zusammenschweißen - auf welcher politischen Richtung ist dann jedem sein Gutdünken.

  20. 100.

    Na ja, nicht ganz richtig. Die wurden solange hochgerechnet bis die Rentenpunkte in Ost und West gleich hoch waren.
    Wurde mit der Zeit natürlich immer weniger.

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