Grünheide (Oder-Spree) - Polizei sichert Fällung Tausender Bäume nahe Tesla-Protestcamp ab
Rund um das Tesla-Protestcamp in Grünheide sind am frühen Dienstagmorgen Bäume gerodet worden. Eine etwa drei Kilometer lange Baustraße soll dafür entstehen. Die Polizei sicherte die Fällungen ab.
In der Nähe des Protestcamps gegen das Tesla-Werks in Grünheide (Oder-Spree) sind am frühen Dienstagmorgen unter Polizeischutz Bäume gefällt worden. Gerodet wurden rund 3.000 Bäume, wie Steffen Streu vom Landesbetrieb Straßenwesen dem rbb sagte. Die Rodungsarbeiten seien inzwischen abgeschlossen und die Bäume abtransportiert.
Wie Mitglieder der Initiative "Tesla Stoppen" angaben, starteten die Arbeiten gegen 2 Uhr. Mitten in der Nacht seien Bahn-Mitarbeiter in Warnwesten und Polizeibeamte erschienen. Eine Sprecherin der Initiative sagte: "Sie haben angefangen, die Versammlungsfläche einzuzäunen, Flutlichter und Baumaschinen aufzubauen und erste Bäume zu roden."
Land: Straße für Bau-Transporte gedacht
Laut dem Brandenburger Verkehrsministerium will die Bahn eine knapp drei Kilometer lange Baustraße zwischen der Landesstraße L23 und der Autobahn errichten. Diese Straße solle zur Vorbereitung weitreichender Baumaßnahmen am Industriestandort Freienbrink entstehen.
Die Baustraße soll den Materialtransport erleichtern und den Verkehr in der Gegend entlasten, erklärte Steffen Streu vom Landesbetrieb Straßenwesen. An der Autobahnanschlussstelle Freienbrink-Nord soll perspektivisch der Bau der neuen Landesstraße 386 als Ergänzung zum schon vorhandenen Straßennetz beginnen. Außerdem wird der Bahnhof Fangschleuse ausgebaut und die Bahn errichtet einen Güterbahnhof.
Initiativen kritisieren nächtliche Arbeiten
Mitglieder der Initiative "Tesla Stoppen" und der Bürgerinitiative Grünheide zeigten sich verstört über den nächtlichen Einsatz. Waldbesetzer gaben an, sie hätten den nächtlichen Einsatz mit großem Polizeiaufgebot, Baumfällungen, Flutlichtern und einem in der Luft kreisenden Helikopter als Provokation empfunden. Baumaschinen passierten demnach den Weg unmittelbar am Camp. "Wir wussten erst mal gar nichts", sagte eine Sprecherin der Initiative "Tesla stoppen". Der Hauptzugang zur Versammlung sei außerdem gesperrt worden, sagte die Sprecherin.
Bahn begründet nächtliche Arbeiten mit Zeitdruck
Von der Deutschen Bahn hieß, die Arbeiten hätten so schnell wie möglich beginnen sollen. Dabei sei es auch darum gegangen, große Maschinen wie Harvester zum Fällen von Bäumen zum
Einsatzort zu bringen. "Wir müssen das Material und die Menschen vor Ort haben", sagte
Michael Klein, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Der nächtliche Beginn habe keine Provokation sein sollen.
Ein Sprecher der Polizei sagte zu dem Einsatz: "Im Rahmen von Baumaßnahmen der Deutschen Bahn wurde die Polizei Brandenburg zur Absicherung um Unterstützung gebeten." Die Beamten hätten den Baustellenbereich gesichert, um sicherzugehen, dass von den Arbeiten keine Gefahr für Unbeteiligte ausgehe und die Arbeiten ungehindert stattfinden könnten. Man wolle zudem "anlassbezogene Straftaten" gegen die genehmigten Bauarbeiten verhindern, so ein Sprecher der Polizeidirektion Ost den Polizeieinsatz.
Bürger stimmten gegen Erweiterung
Eine Sprecherin von "Tesla Stoppen" widersprach. "Die Polizei versucht uns einzuschüchtern, doch wir tragen diesen notwendigen Protest mit umso stärkeren Willen weiter", sagte sie. Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide sagte, er sei entsetzt. Kurz nach der Landtagswahl würden an dem Tesla-Werk Fakten geschaffen.
Seit Februar protestieren Aktivisten gegen eine Erweiterung der Werksfläche Teslas. Das Protestcamp ist als Versammlung angemeldet. Zwischenzeitlich stand eine Räumung des Camps im Raum. Die Legitimität der Versammlung wurde aber durch zwei Gerichtsurteile bestätigt. Die Polizei gab am Dienstag auf Nachfrage keine Zahl der Einsatzkräfte bekannt. "Solange alles friedlich bleibt, haben wir keinen Grund zu räumen", ergänzte eine Sprecherin der Polizei.
Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide hatte die deutliche Mehrheit gegen die Erweiterung gestimmt. Der Bebauungsplan wurde geändert, sodass weniger Wald gerodet werden muss. Die Gemeindevertreter des 9.000-Einwohner-Ortes stimmten schließlich für die Erweiterung.
Zuletzt fanden auf der Erweiterungsfläche Arbeiten des Kampfmittelräumdienstes statt. Diese wurden weitestgehend abgeschlossen. Mehrere alte Weltkriegskampfmittel wurden gefunden und
entschärft. Vor der geplanten Erweiterung müssen die Flächen von Tesla erworben werden. Aktuell ist das Land im Besitz der entsprechenden Waldstücke.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 24.09.2024, 19:50 Uhr
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