Die Weltfestspiele der Jugend 1973 in Ost-Berlin gingen als "Woodstock des Ostens" in die Geschichte ein.

So war das aber eigentlich nicht gedacht.

Kurz vor Aufnahme beider deutscher Staaten in die UN im September 1973 veranstaltete die DDR vom 28. Juli bis zum 5. August 1973 die "X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten".

Die DDR wollte Weltoffenheit demonstrieren und für gute Stimmung sorgen. Dafür hatte der Arbeiter- und Bauernstaat mächtig die Werbetrommel gerührt.

Und so reisten Delegationen aus aller Welt nach Ost-Berlin. Rund 500.000 Gäste aus 140 Ländern nahmen am dem internationalen Treffen teil. Darunter auch die Bundesrepublik.

"Da hatte man auf einmal ein internationales Gefühl", erzählt die Sängerin Angelika Mann [rbb24 Abendschau] "Weil die Stimmung so toll war, dachte man, das wird jetzt freier."

Die damals 24-jährige Sängerin covert auf dem Alexanderplatz Tina Turner. "Es war glaube ich nie so gute Laune in der DDR wie zu diesem Zeitpunkt." [zdf]

Für neun Tage war Feierstimmung in Ost-Berlin, es gab Foren, Straßenfeste, Konzerte. Acht Millionen Besucher bevölkerten den Ostteil der Stadt.

Und auf der Straße wurde auch freier diskutiert. Selbst die Reisefreiheit konnte angesprochen werden: "Zur Erweiterung der Zusammenarbeit ist die schrittweise Beseitigung der Behinderungen von Reisen und des Austausches notwendig", sagte etwa der Vorsitzende der westdeutschen Jusos, Wolfgang Roth, vor über 50.000 Menschen auf dem Bebelplatz.

"Die Offenheit und Fröhlichkeit, die in Berlin geherrscht hat, die ist irgendwann wieder verloren gegangen", erzählt der Kabarettist Helmut Fensch, damals Student [rbb24 Inforadio]...

"Spätestens mit dem Ausweisen von Biermann 1976 war diese Aufbruchsstimmung wieder vorbei"... "Ich denke die Staatsführung hat Angst bekommen vor der Vitalität, die im Volke herrscht."

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.07.2023, 9:00 Uhr | weitere Bildergalerien