Potsdamer Rechtsextremismus-Forscher -
Potsdamer Rechtsextremismus-Forscher halten es für unwahrscheinlich, dass sich der Zuspruch für die AfD kurz- oder mittelfristig abschwächen wird. Eine aktuelle Analyse des Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäisch-jüdische Studien sieht ein relativ stabiles Wählerpotenzial für die Rechtsaußen-Partei.
Ein Grund: Sorge vor dem Verlust des sozialen Status
Als ausschlaggebnde Gründe dafür, dass Menschen die AfD wählen, nannten die Forscher die Sorge vor dem Verlust des sozialen Status sowie ein oft gefestigtes rechts-nationalistisches Weltbild der Wähler.
Die Emil-Julius-Gumbel-Forschungsstelle des Mendelssohn Zentrums hat sich in ihrer Untersuchung eingehend mit verschiedenen Studien und Umfragen der vergangenen Jahre befasst. Zusammengefasst heißt es: "Statusverlustängste, Zukunftssorgen, vor allem aber rigide, autoritär-nationalistische Einstellungen im Bereich der Migration, Identität und innere Sicherheit, kennzeichnen die Wählerschaft der Partei."
In einigen Kreisen in Brandenburg, in denen "ungünstige ökonomische und demografische Bedingungen mit einer Kultur zusammenfallen, in der sich Demokratieskepsis und teils offener Rechtsextremismus stärker normalisieren konnten, muss auch weiterhin von einem hohen, möglicherweise noch steigenden Zuspruch für die AfD ausgegangen werden", heißt es weiter.
Für "demokratische Wahlangebote nur noch schwer erreichbar"
Es gebe deutliche Hinweise in den Daten, dass vor allem Wähler, die früher NPD, DVU, Pro Deutschland oder Republikaner wählten, in der AfD eine akzeptable Alternative gefunden hätten, so die Wissenschaftler weiter. In der Interpretation heißt es, dass zumindest ein Teil der AfD-Wähler auf absehbare Zeit für "demokratische Wahlangebote nur noch schwer erreichbar" zu seien scheinen. Die Übernahme von Rechtsaußenpositionen stärke zudem in der Regel die AfD zulasten der demokratischen Parteien.
Das Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien ist ein Institut an der Universität Potsdam. Es beschäftigt sich seit den 1990er Jahren unter anderem mit der Erforschung von Antisemitismus und Rechtsextremismus.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.09.2023, 19:30 Uhr