Brandenburger Kommunalwahlen - Beeskow und Wittstock bekommen neue Bürgermeister

Sa 23.09.23 | 12:21 Uhr
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Rathaus in Beeskow (Quelle: imago images/F. Berger)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.09.2023 | Michael Lietz | Bild: imago images/F. Berger

In mehreren Brandenburger Gemeinden wird am Sonntag gewählt. Fest steht: Die Kreisstadt Beeskow wird danach ein anderer oder eine andere leiten, ebenso Wittstock/Dosse. Dort kandidiert unter anderem ein mehrfach vorbestrafter Neonazi.

Beeskow (Oder-Spree)

Gut 8.200 Menschen leben in der Kreisstadt von Oder-Spree, etwa 30 Kilometer südwestlich von Frankfurt (Oder), verteilt auf die Kernstadt und sieben Ortsteile. Fest steht: Sie werden in jedem Fall einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin bekommen - entweder bereits am kommenden Sonntag oder bei einer möglichen Stichwahl am 8. Oktober. Drei Männer und zwei Frauen wurden zur Wahl zugelassen.

Seit 2010 leitete der Bürgermeister Frank Steffen (SPD) das Rathaus. Zuletzt hatte er die Wahl 2017 gewonnen und wäre üblicherweise acht Jahre bis 2025 im Amt geblieben. Nun trat er vorzeitig ab - und musste seinen Arbeitsweg kaum verändern: Im vergangenen April wurde Steffen zum neuen Landrat von Oder-Spree gewählt, seit August ist er im Amt.

(v.l) Petra Albrecht-Schulz (BOB), Ralf Hörich (parteilos), Sven Wiebicke (SPD), Robert Czaplinski (CDU), Karolin Ring (parteilos)
Die Beeskower Kandidatinnen und Kandidaten: Petra Albrecht-Schulz, Ralf Hörich, Sven Wiebicke, Robert Czaplinski und Karolin Ring (v.l.n.r.). | Bild: Tony Schönberg/ rbb

Der parteilose Kandidat Ralf Hörich stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl als Bürgermeister. Der 60 Jahre alte Geschäftsführer und Inhaber einer Firma für Sicherheitstechnik war 2017 der einzige Herausforderer des amtierenden Bürgermeisters.

Für die SPD tritt der Beeskower Bauingenieur Sven Wiebicke (62) an, der amtierender Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung ist. Der 35 Jahre alte Wirtschaftsjurist Robert Czaplinski stellt sich für die CDU zur Wahl. Er arbeitet als Teamleiter bei der Agentur für Arbeit und engagiert sich im Beeskower Bau- und Umweltausschuss.

Petra Albrecht-Schulz geht als parteilose Kandidatin für die Wählervereinigung BOB an den Start. Die 61-Jährige Zollbeamtin arbeitet seit mehr als 30 Jahren im öffentlichen Dienst. Die zweite Herausforderin ist Karolin Ring, ebenfalls parteilose Kandidatin. Die 39 Jahre alte ehemalige Journalistin der "Bild am Sonntag" arbeitet als Koordinatorin des Projekts "Kinderfreundliche Kommune Beeskow".

Fredersdorf-Vogelsdorf (Märkisch-Oderland)

Die Stadt im Berliner Speckgürtel, Kreis Märkisch-Oderland, boomt, das zeigt der Zuzug: Innerhalb der vergangenen 30 Jahre hat sich die Einwohnerzahl verdoppelt, auf aktuell gut 14.150 Einwohner. Am Sonntag haben die rund 11.000 Wahlberechtigten die Wahl zwischen drei Männern und einer Frau. Das vorläufige Endergebnis dürfte in Fredersdorf-Vogelsdorf bereits kurz nach 19 Uhr vorliegen. Eine mögliche Stichwahl wäre am Sonntag, 8. Oktober 2023.

Der seit 2015 amtierende hauptamtliche Bürgermeister Thomas Krieger (CDU) stellt sich am Sonntag wieder zur Wahl - der 51-Jährige möchte seine zweite Amtszeit als Bürgermeister antreten. Allerdings will mehr als die Hälfte der Gemeindevertretung einen von Krügers Herausforderern unterstützen.

Thomas Krieger (CDU) (Quelle: www.julia-otto.net)
Der amtierende Bürgermeister von Fredersdorf-Vogelsdorf, Stefan Krieger. | Bild: www.julia-otto.net

Dazu zählt Janina Meyer-Klepsch. Eigentlich SPD-Mitglied, tritt die 47-jährige Neuenhagenerin als parteilose Kandidatin an, weil sie in der Gemeinde sowohl von linken als auch von konservativen Vertretern unterstützt wird. Sie leitet das Bauamt der Gemeinde Panketal.

Janina Meyer-Klepsch (parteilos) (Quelle: Stephanie Holzer)
Janina Meyer-Klepsch | Bild: Stephanie Holzer

Ebenfalls parteiloser Herausforderer ist Falk Wilhelm. Der 45-jährige Unternehmensberater aus Vogelsdorf hat seinen ersten Wahlkampf fast hinter sich, er engagiert sich bereits im Bürgerbeirat Vogelsdorf.

Falk Wilhelm (parteilos) (Quelle: Mario Schwenker)
Falk Wilhelm | Bild: Mario Schwenker

Stephan Henf stellt sich für die Wählergruppe W.I.R. zur Wahl. Wie Wilhelm ist auch er Unternehmensberater und kandidiert zum ersten Mal. Der 56-Jährige lebt in Berlin, besitzt aber das Haus seiner verstorbenen Eltern in Fredersdorf-Vogelsdorf, wo er auch aufgewachsen ist.

Stephan Henf (W.I.R.) (Quelle: Dirk Martin Heinzelmann)
Stephan Henf | Bild: Dirk Martin Heinzelmann

Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin)

In Wittstock/Dosse stellen sich insgesamt vier Kandidaten zur Wahl für den Bürgermeisterposten. Falls eine Stichwahl nötig ist, findet diese am 15. Oktober statt. Der bisherige, parteilose Bürgermeister Jörg Gehrmann tritt nach zwei Amtszeiten nicht mehr an.

Ihm nachfolgen will Phillipp Wacker. Der promovierte Chemiker, für die CDU und Freie Wähler im Rennen, möchte das Rathaus der 14.400-Einwohner-Stadt leiten. Wacker sitzt seit 2014 für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung und ist dort Vorsitzender des Finanzausschusses. Im Bürgermeisterwahlkampf wird er auch von der Freien Wählergemeinschaft Prignitz-Ruppin unterstützt.

Philipp Wacker (CDU) (Quelle: Philipp Wacker)
Phillipp Wacker | Bild: Philipp Wacker

Für die SPD tritt der Wittstocker Rechtsanwalt Ralf-Thomas Schulz an. Der bald 57-Jährige engagiert sich seit 2014 in der Wittstocker Kommunalpolitik, zuletzt unter anderem im Hauptausschuss der Stadtverordnetenversammlung.

Ralf-Thomas Schulz (SPD) (Quelle: Andreas Müller)
Ralf-Thomas Schulz | Bild: Andreas Müller

Als Einzelbewerber tritt Karsten Simon an, er ist AfD-Mitglied. Der 59-jährige Fahrzeugschlosser begründete seine Kandidatur als Einzelbewerber im Gespräch mit der "Märkischen Allgemeinen" damit, Parteipolitik habe auf kommunaler Ebene wenig zu suchen, hier gehe es um Sachpolitik. Seinen Wahlkampfplakaten wolle er aber AfD-Aufkleber hinzufügen.

Karsten Simon (AfD) (Quelle: Karsten Simon)
Karsten Simon | Bild: Karsten Simon

Der vierte Kandidat ist der mehrfach vorbestrafte Rechtsextremist Sandy Ludwig. Er betreibt ein Tattoo-Studio in Wittstock, mit einem Reichsadler im Logo, er wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Seine Kandidatur hatte Wittstock Berichte in überregionalen Medien beschert. Ludwig war unter anderem Gründer einer inzwischen verbotenen Gruppierung militanter Neonazis. Im Jahr 2017 wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er Jugendliche in Neuruppin angegriffen und schwer verletzt hatte. Er stellte, anders als die anderen Bewerber, auf Anfrage kein Foto zur Verfügung.

Am Mellensee (Teltow-Fläming)

In der Gemeinde Am Mellensee in Teltow-Fläming haben die Wählerinnen und Wähler die erste Runde schon hinter sich, dort kommt es am Sonntag zu einer Stichwahl zwischen dem Einzelbewerber Tobias Krüger und Volker Eilenberger, dem Kandidaten der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG).

Krüger hatte bei der Wahl vor drei Wochen am Sonntag, 3. September laut Wahlleitung mit 2.021 (49,7 Prozent) die meisten abgegebenen Stimmen erhalten. Eilenberger kam mit 1.546 Stimmen auf 38 Prozent. Der bisherige Bürgermeister Frank Broshog (parteilos), wollte nach 16 Jahren im Amt nicht nochmal antreten, weil er erkrankt ist.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 21.09.2023, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Laut Presse wurde die Zugangsvoraussetzungen von der Stadt bereits geprüft.
    Also es bleibt dabei. Es ist Sache der Bürger ihren Bürgermeister aus der Kandidatenliste in einer freien Wahl zu wählen, ob einem das nun passt oder nicht.
    So sind die Spielregeln und andere kann es in freien Demokratien auch nicht geben.

  2. 11.

    Guter Hinweis - falls die Anfechtung dieser Wahl beim Wahlerfolg des Vorbestraften nötig würde.

  3. 10.

    Ich freue mich, wenn endlich neuer Wind ins Rathaus einzieht und hoffentlich die rote lang anhaltende Ära endet.

  4. 8.

    Strafgesetzbuch, §45, bundesweit gültig:
    "(1) Wer wegen eines Verbrechens zu Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt wird, verliert für die Dauer von fünf Jahren die Fähigkeit, öffentliche Ämter zu bekleiden und Rechte aus öffentlichen Wahlen zu erlangen."
    D.h. nach Ablauf der fünf Jahre kann er/sie sich wieder zur Wahl aufstellen lassen.
    Die Wahlberechtigten werden hoffentlich klug entscheiden.

  5. 7.
    Antwort auf [Georg.Hemzal] vom 24.09.2023 um 09:46

    Was genau möchten Sie uns jetzt damit sagen? Wer "der Richtige" ist, ist logischerweise Ansichtssache in einer Demokratie. Was für Sie richtig ist, muss für mich und jeden anderen nicht der Fall sein, und umgekehrt. Hat mit Vorurteilen übrigens rein gar nichts zu tun.

  6. 6.

    Ich hoffe,daß der vierte Kandidat mit Vorstrafen durchfällt.Bei Arbeitsnehmern mit Straftaten werden zu hart durchgegriffen z.b.Kündigung und Strafverfahren.

  7. 5.

    Keine, außer 40 unterstützende Unterschriften und wahrscheinlich Wohnsitz in der Region und deutsche Staatsbürgerschaft. Als Bürgermeister zu kandidieren impliziert ja, dass keine Haftstrafe droht. Denn sonst könnte er sein Amt ja schlecht ausführen.
    Das ist eben Demokratie. Für die Nichtausübung des Bürgermeisteramts von solchen Gestalten ist alleine der Wähler zuständig.
    Es gibt ja kein Naturgesetz, dass dieser Kandidat auch Bürgermeister wird.

  8. 4.

    Ich erwarte auch nicht, daß der Land sieht. Aber es wäre schon mal interessant, was die Zulassungsbeschränkungen bezüglich Vorstrafen für Kandidaten eigentlich sind.

  9. 3.

    So schwer ich mich auch damit tue, einen Artikel der BILD Zeitung zu empfehlen, aber hier ergibt's mal Sinn, Björn.

    https://www.bild.de/regional/berlin/berlin-aktuell/in-wittstock-brandenburg-neonazi-will-buergermeister-werden-84911378.bild.html

  10. 1.

    "Der vierte Kandidat ist der mehrfach vorbestrafte Rechtsextremist Sandy Ludwig." Scheint aber kein Hindernis zu sein und die Kandidatur wurde zugelassen. Ab welcher Strafhöhe wäre denn eine Kandatur nicht zulassungsfähig bzw. welche Art Vorstrafen würden denn eine Zulassung verhindern?

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